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AllgemeinMitarbeit - Jobs

Betriebsnachfolge

By 22. Juli 20246 Comments
Schnelles Grünzeug - Betriebsnachfolge - Foto von Martin Egbert

Update zur Betriebsnachfolge vom 22.07.2024

Ich habe mich entschlossen, meiner Freude am Unternehmen noch für ein paar Jahre freien Lauf zu lassen. Ich will es noch ein wenig weiter entwickeln, noch ein paar Projekte umsetzen. Die Betriebsnachfolge ist darum derzeit doch noch kein Thema für mich.

Zwischenzeitlich gab es mehrere Interessentinnen und Interessenten. Aber es passt natürlich in den seltensten Fällen sofort …

Der Text unten behält weiter seine Gültigkeit – nur ist er eben ein Blick in die Zukunft.

Sollte hier allerdings jemand mit ganz starkem Interesse mitlesen und es vielleicht sogar gut finden, noch ein paar Jahre mit mir zusammen zu arbeiten, dann melden Sie sich gern. Reden kann man ja mal!

Alles hat seine Zeit. Auch ich bei “Schnelles Grünzeug”. Ich suche eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger. Mir ist klar, dass die Suche nicht in 2 Wochen erfolgreich abgeschlossen sein wird. Auch sie braucht ihre Zeit. Ich bin nun – im Juli 2024 58 Jahre alt. Eigentlich noch kein Alter aufzuhören, aber vom Aufhören spreche ich auch noch nicht. Ich spreche von Übergängen und davon, dass die Suche an sich Zeit benötigen wird. Findet sich schnell jemand – umso besser. Dann kann ich meine weiteren Pläne schneller umsetzen. Doch der Reihe nach:

Was war

Ich habe diese Gärtnerei 1998 gegründet. Damals noch unter dem Namen “Essbare Landschaften“.

Viele Auszeichnungen und vor allem der exklusive Kundenstamm in der Top-Gastronomie sind Zeichen der Innovationsfähigkeit und der Zuverlässigkeit, für die wir standen.

Am 1.7.2014  gründete ich die Gärtnerei neu und gab ihr den Namen “Schnelles Grünzeug”. Die Kunden folgten mir und weitere Auszeichnungen sowie zahlreiche Presseberichte zeugen davon, dass die Innovationsfähigkeit nicht gelitten hat.

Was ist

Heute kann ich sagen, dass dieser Neubeginn ein sehr erfreulicher war. Mittlerweile gliedert sich der Betrieb in 3 Bereiche, die bestens aufeinander abgestimmt sind. Diese werden unten im Einzelnen beschrieben.

Die Kundschaft setzt sich aus drei loyalen Gruppen und Absatzwegen zusammen: Wir liefern frische Kräuter und Gemüsespezialitäten an Top-Gastronomen und fermentiertes Gemüse über den eigenen Online-Shop an Privatkunden und ausgesuchte Einzelhändler.

“Schnelles Grünzeug” ist als Unternehmen sehr präsent in den Medien und in verschiedenen Szenen perfekt integriert: Erzeugerseitig besteht eine gute Verbindung in das Netzwerk der Marktgärten und des regenerativen Anbaus. Verbraucherseitig gibt es engste Verbindungen, zum Beispiel in “Die Gemeinschaft“.

Aus diesen Verbindungen ziehen wir große Stärke und Möglichkeiten. Natürlich wird die Vermittlung in dieses Netzwerk Teil des Übergangs sein.

Doch nun zu den drei Betriebszweigen:

Gärtnerei

Ich habe den Neuaufbau der Gärtnerei unter ein paar Prämissen gesetzt, die ich für zukunftsweisend halte:

  • regenerativ – die Anbauflächen müssen humusbildend bewirtschaftet werden
  • Vielfalt fördernd – der Anbau und das Betriebsumfeld müssen so gestaltet werden, dass die biologische Vielfalt beständig wächst.
  • smarte low tech – ich bin kein Technologiefeind, aber die biologischen Abläufe haben Priorität. Die Technik muss innerhalb dieser biologischen Systeme Probleme lösen, die Abläufe erleichtern. Ich will keine Technik einsetzen, nach der sich mein Anbausystem richtet. Technik muss sich in mein Anbausystem einfügen.
  • niedrige Investitionen – ich bin auch kein Feind von Investitionen. Ich mag moderne Geräte und Technologie – aber moderne Technik kann auch eine rein mechanische und sie braucht nicht teuer zu sein. Im Zweifelsfall erhöht das die Ausfallsicherheit.
  • hoch intensiv – ich nutze lieber kleine Flächen. Die aber in sehr intensiv geführten Systemen. Die Kulturen sollten in sich geschachtelt sein (zeitlich und räumlich) und ich liebe die dritte Dimension.
  • wenige Stoffimporte – Anbausysteme, die auf große Stofftransporte angewiesen sind, halte ich nicht für zukunftstauglich. Wir setzen weder künstliche Düngemittel noch große Kompostmengen ein.
  • “essbare Landschaft” – Auch wir vitalisieren unsere Pflanzen. Dazu verwenden wir Gesteinsmehle, selbst angesetzte Fermente und Komposttees. Wenn wir das ausbringen duftet unser Garten. Eigentlich sollte nichts auf die Gartenbeete, was man nicht selbst auch zu sich nehmen würde.

Fermentations-Manufaktur

Der Aufbau einer Verarbeitungsstrecke im Jahr 2017 war eine sehr gute Entscheidung. Sie erfolgte aufgrund permakultureller Überlegungen. “Jedes wichtige Element eines Systems muss mehrfach abgesichert sein” – dies ist ein Permakultur-Grundgedanke. Wie richtig es war, die Einkommensquellen zu vervielfältigen, zeigte sich schon bald – mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Denn die Vermarktung der verarbeiteten Produkte war von Beginn an nicht auf die Gastronomie gerichtet, sondern auf Privatkunden. Unser Online-Shop-System war mit Beginn der Pandemie schon längst lauffähig und erprobt.

Auch die Wahl der Verarbeitungsart war genau richtig: Die Milchsäure-Fermentation von Gemüse passt genau in unsere Zeit: Die Produkte sind vegan, roh und trotz bester Haltbarkeit frei von Konservierungsmitteln.

Fortbildung

Schon eine ganze Weile gebe ich mein Wissen zu den Themen (veganer) Gartenbau, Humusaufbau und zur Verarbeitung von Gemüse weiter. Die Covid-Pandemie hat mich dazu gezwungen, dies in Online-Formate zu überführen. Dazu habe ich ein spezielles Format entwickelt, das diese Online-Kurse sehr lebendig werden lässt.

Diesen Fortbildungsbereich werde ich weiter ausbauen. Nach über 25 Jahren Selbstständigkeit habe ich das sichere Gefühl, hierzu einiges sagen zu können ;-).

Die Nachfolge

Dies ist mein erster Betrieb, den ich übergeben möchte. Darum habe ich in dieser Hinsicht noch keinerlei Erfahrungen. Da ich Beratungsdienstleistungen generell skeptisch gegenüberstehe, wird es wohl auf das Hinauslaufen, womit ich in den Jahren die besten Erfahrungen gemacht habe: Wenn es geeignete Interessenten gibt, werden wir gemeinsam ein Nachfolgekonzept erarbeiten. In aller Offenheit wird so ein individuell passender Übergang geplant und beständig weiterentwickelt. Vielleicht gibt es zum Schluss einen schlichten Verkauf, vielleicht etwas anderes. Wichtig ist, dass es für beide Seiten passt.

Wer ist geeignet?

  • Menschen, die sich jung genug fühlen, einen Neustart zu wagen.
  • Menschen, die die Vorpommersche Weite mögen
  • Menschen, die sich selbst zu organisieren verstehen
  • Menschen, die gern im kleinen Team arbeiten, denn es gibt mindestens 2 tolle Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen, die sicher gern übernommen werden würden. Zumindest wäre das meine dringende Empfehlung.
  • Menschen, die es mögen zu Gärtnern.
  • Menschen, die es mögen zu Kochen.
    Eine Ausbildung auf diesen Gebieten ist sicher nützlich – aber wichtiger sind echtes Interesse und Neugier.
  • Menschen, die es mögen zu kommunizieren.
  • Menschen, die sich als selbstbewusste Dienstleistende begreifen.

Wie kann das gehen, dieser Übergang?

Wir erarbeiten gemeinsam einen Plan.

  • Dazu kommen alle Zahlen auf den Tisch. Meine und Ihre.
  • Ich erwarte und biete absolute Ehrlichkeit. Merke ich hier Unstimmigkeiten, wird es keine Nachfolge geben.
  • Ferner hilft Offenheit gegenüber eventuell unorthodoxen Verfahren. Keine Ahnung, welche das sein könnten – ich weiß nur eins: Versteifung führt zu Brüchen.
  • Es gibt viele Möglichkeiten: der schlichte Verkauf der Gärtnerei, der Verkauf der »Fermentebude«, der Verkauf von beidem.

Oder auch fließende Übergänge sind denkbar: Zum Beispiel, dass der Wert des Unternehmens zu einem gemeinsam bestimmten Stichtag ermittelt wird und dieser Wert wird zur Grundlage eines Tilgungsplans.
Übergänge können auch darin bestehen, dass ich den Alltag noch eine Weile aktiv begleite und dann peu à peu aussteige.

Wichtig wäre ein mindestens zweimonatiges Praktikum bei »Schnelles Grünzeug«. So lernen wir uns kennen und Sie den Betrieb, die Umgebung und die Menschen.

Olaf Schnelle

Ich bin Gärtner. Für mich hätte es keinen besseren Beruf geben können. So eng mit der Natur zu arbeiten und dabei sinnvoll Produktives zu tun, ist ein richtig schönes Ding. Nahrungsmittel zu schaffen, die diesen Namen im wörtlichen Sinne verdienen, ist ein essentieller Prozeß. Mein Anliegen ist, dies so zu tun, dass kreative Köche damit etwas schaffen, das für mich viel mit Kunst zu tun hat.

6 Comments

  • Jürgen Wilhelm sagt:

    Sehr interessanter Bericht.

    Ja, in der Landwirtschaft muss ein Umdenken erfolgen.

    Sie sind ein Visionär!

    Hoffentlich finden Sie eine Nachfolge

  • Rene Miottke sagt:

    Guten Abend, ich sah grad dem MDR Beitrag – Hauptsache gesund in der ihr Betrieb vorgestellt wurde. Es hat mich sehr gefreut ihr Tun zu sehen und nun im Blog zulesen wie alles anfing und wo es hingehen soll. Ich drücke die Daumen das alles gut geht.
    Gruß Rene

  • Wolfram Männel sagt:

    Guten Morgen Olaf,
    es war gut, Dich in Wilhelmsaue kennengelernt zu haben und nun noch mehr im Netz über Dich und Dein Unternehmen zu erfahren- sehr interessant und eine Erweiterung meines Horizonts. Als Nachfolger komme ich wohl aus mehreren Gründem nicht in Betracht. aber Erfolg kann ich wenigsten wünschen.
    Gruß aus Erfurt natürlich auch an A.
    Wolfram

  • Daniel Barg sagt:

    Moin Moin Olaf,

    toll mit der Fermentationsbude ! Echt spannendes Projekt. Prima auch einmal von anderen Gemüse-Gärtnerisch tätigen zu hören.
    Seit sich meine Projektfläche in einem alten Gewächshaus verdoppelt hat, sauge ich gewissermassen alles auf was mit Gemüsebau zu tum hat.
    Mache im Herbs gern einmal einen Kurs mit .. 🙂
    Danke für die Eindrücke

    Daniel

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