Kartoffelvielfalt
In diesem Beitrag finden Sie
- Inhaltsstoffe
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Kartoffeln in der Küche
- Kochtypen
- Empfehlenswerte Zubereitungsvarianten
- Mit Schale verzehren oder ohne
- Kennzeichnungsvorschriften
- Lagerung
Ursprünglich stammt die Kartoffel aus Peru und wurde von Mönchen nach Europa gebracht. In Deutschland war es unter anderem Friedrich der II der 1756 n. Chr. die Kartoffel verbreitete. Doch "Pilgramsreuther Bauern waren mit die ersten, die in Deutschland den unschätzbaren Wert der Kartoffel als Nahrungsmittel erkannten. Entscheidend ist, dass sie als erste dieses Wissen in die Praxis umsetzten und ab 1647 mit dem feldmäßigen Anbau von Kartoffeln begannen." So kann man es auf der Internetseite der Stadt Rehau in Oberfranken nachlesen.
In München war es Graf von Rumford, der Gründer des Englischen Gartens, der die Kartoffel einführte. Er kreierte seine „Rumfordsche Kartoffelsuppe" die als Armensuppe berühmt wurde. Außerdem mussten seine Soldaten Kartoffeln anbauen und zubereiten um die Militärverpflegung aufzuwerten.
Inhaltsstoffe
Die Kartoffel ist kalorienarm, da sie einen Wassergehalt von knapp 80 Prozent hat. Außerdem ist sie kohlenhydratreich, enthält hochwertiges Eiweiß und bietet viele Vitamine und Mineralstoffe. Damit ist sie ideal für eine gesunde ausgewogene Ernährung.
Ihre Kohlenhydrate sind sogenannte Mehrfachzucker (Polysaccharide). Das wichtigste Polysaccharid ist Stärke. Mehrfachzucker lassen den Blutzuckerspiegel nach dem Essen langsamer ansteigen und versorgen den Menschen lange mit Energie, Heißhunger-Attacken bleiben aus.
Bei den Vitaminen ist besonders das Vitamin C hervorzuheben. Die Kartoffel enthält fast ebenso viel Vitamin C wie ein Apfel. Aber auch Thiamin B1, Riboflavin B2, Pyridoxin B6 und Niacin sind in größeren Mengen vorhanden.
Mineralstoffe:
Die Kartoffel ist ein wichtiger Kaliumlieferant und enthält auch kleine Mengen an Magnesium und Eisen.
Da sie nahezu Natrium frei ist, ist sie auch für Babynahrung gut geeignet.
Inwieweit Nährstoffe beim Zubereiten verloren gehen, hängt u.a. von der Kochtemperatur, dem Zerkleinerungsgrad und der Kochzeit ab. Wasserlösliche Vitamine (B-Vitamine und Vitamin C) und Mineralstoffe wie Kalium sitzen direkt unter der Schale. Sie gehen beim Kochen zum Teil in das Kochwasser über. Diese Nährstoffverluste lassen sich dadurch vermeiden, dass man die Kartoffeln mit der Schale kocht und später für den Verzehr schält.
Kartoffeln in der Küche
Dieses Grundnahrungsmittel bildet die Basis für viele schmackhafte Gerichte. Doch die Vorlieben für Kartoffelgerichte haben sich verändert. Früher waren es eher selbstgemachte Gerichte wie Klöße, gekochte Kartoffeln oder Bratkartoffeln. Heute überwiegen Snacks, wie Kartoffelchips und vorgefertigte Lebensmittel, die meist nur noch erhitzt werden müssen. Pommes Frites, Kartoffelpuffer, Kartoffelbreipulver, Klöße und selbst bereits vorgegarte Kartoffeln bietet der Handel an.
Je stärker bearbeitet das Lebensmittel ist, desto mehr Konservierungsstoffe oder Antioxidationsmittel müssen eingesetzt werden.
Tipp: Schauen Sie auf die Zutatenlisten und wählen Sie möglichst Fertiggerichte mit wenigen Zusatzstoffen.
Kochtypen
Gourmets haben mehrere Sorten Kartoffeln zu Hause. Für jedes Gericht die passende Sorte, da sich die Knollen sowohl im Geschmack als auch in der Kocheigenschaft unterscheiden. Deshalb dürfen Speisekartoffeln nur verkauft werden, wenn sie folgenden 3 Kochtypen zugeordnet wurden.
Kochtyp |
Eigenschaft
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Sortenbeispiele
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festkochend |
Schale platzt nicht auf, gut für Kartoffelsalat geeignet
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Adelina, Belana, Cilena, Hansa, Nicola, Renate, Selma und Sieglinde, Linda, Forelle
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vorwiegend festkochend |
Schale platzt leicht auf Geschmack mild bis kräftig. Kann für fast alles verwendet werden
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Agria, Berber, Gala, Granola, Marabel, Quarta, Rita, Solara
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mehlig |
Kochen locker, zerfallen leicht, besonders gut geeignet für Eintöpfe und Kartoffelpüree
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Adretta, Afra, Karlena, Likaria, Pirol
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Diese EU-weit gültige Angabe auf der Verpackung erleichtert es, die richtige Kartoffel mit der gewünschten Kocheigenschaft auszuwählen. Ideal ist es, wenn auch noch die Sorte angegeben ist.
Empfehlenswerte Zubereitungsvarianten
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In der Schale gekochte Kartoffeln oder Ofenkartoffeln sind praktisch fettfreie und ausgesprochen nährstoffreiche Lebensmittel und passen perfekt beispielsweise zu Quark, verschiedenen Dips oder Matjes.
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Kartoffelbrei ist ebenfalls kalorienarm und kann durch Gemüse oder Kräuter gefärbt und geschmacklich verändert werden.
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Kartoffeleintöpfe mit unterschiedlichen Gemüsesorten und Kartoffelgulasch schmecken lecker, benötigen ebenfalls kein Fett und sind daher gesund.
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Auch Kartoffelklöße sind keine Dickmacher, wenn die Soße dazu eher sparsam gereicht wird.
Kartoffelgerichte, die mit Fett zubereitet werden, bringen mehr Kalorien mit und sollten deshalb seltener verzehrt werden. Dazu gehören beispielsweise Kartoffelpuffer, Bratkartoffel oder Pommes Frites. Beim Zubereiten ist zu beachten, dass das Gargut nicht zu dunkel wird. Je dunkler die Kruste wird, desto mehr Acrylamid entsteht. Dieses gilt als krebserregend.
Mit Schale verzehren oder ohne
Die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs und bildet Bitterstoffe aus, sogenannte Steroide (Glycoalkaloide), in der Kartoffel ist es das Solanin. Dieses sitzt hauptsächlich in der Schale, den grünen Stellen und in den Keimen. Der Verzehr kann zu Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu neurologischen Ausfällen führen.
Die Solanin-Menge in der Kartoffel ist abhängig von der Sorte und nicht vom Anbauverfahren, das heißt auch Bio-Kartoffeln bilden Solanin.
Da noch zu wenige Untersuchungen vorhanden sind und der Verbraucher auch nicht erkennen kann, welche Kartoffel viel Solanin gebildet hat, rät das Max-Rubner-Institut, (Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel) zur Vorsicht. Zitat:" In jedem Fall ist die Regel richtig, wonach ergrünte Stellen weggeschnitten werden sollten. Immerhin lässt sich der Glycoalkaloid-Gehalt durch das Schälen deutlich, um durchschnittlich etwa 75 Prozent, verringern. Die Bitterstoffe werden weder durch Hitze zerstört noch von menschlichen Verdauungsenzymen abgebaut. Jedoch lösen sie sich teilweise beim Kochen und gehen ins Kochwasser über. Das Kochwasser bei Pellkartoffeln sollte darum nicht verwendet werden".
Da auch nicht-grüne Kartoffelknollen erhöhte Gehalte aufweisen können, raten die Wissenschaftler des Max Rubner-Instituts vom Verzehr der Kartoffelschale grundsätzlich ab.
Lassen sich die grünen Stellen mit einer einfachen Schälung nicht entfernen, sollten diese Knollen nicht gegessen werden. Das ergänzt die Empfehlung, dass von Kartoffeln, die mit Keim- oder Schimmelhemmungsmittel behandelt wurden, die Schalen nicht verzehrt werden sollen.
Kennzeichnungsvorschriften
Handelsklassen gibt es für Kartoffeln nicht mehr. Es dürfen aber die Qualitätsangaben „Qualität 1“ und „Qualität Extra“ gemäß den so genannten Berliner Vereinbarungen gemacht werden, die den ehemaligen Handelsklassen I und Extra entsprechen.
Auch die Pflicht zur Sortenkennzeichnung ist entfallen.
Pflichtangaben bei verpackten Kartoffeln sind:
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Verkehrsbezeichnung, zum Beispiel „Speisekartoffeln, festkochend“
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Angabe des Herstellers oder Verpackers
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Die Füllmenge nach Gewicht
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Preis: Grundpreis /pro Kg oder 100 g und Endpreis (am Regal oder auf einem Schild)
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Losnummer
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Ggf. die Behandlung mit keimhemmenden Mitteln als „nach der Ernte behandelt“
Um eine längere Haltbarkeit zu erzielen, dürfen Kartoffeln nach der Ernte mit einem Keim- oder Schimmelhemmungsmittel behandelt werden. Diese Behandlung ist mit der Angabe "nach der Ernte behandelt" kenntlich zu machen. Der Hinweis steht bei verpackten Kartoffeln auf der Verpackung oder einem Etikett und bei loser Ware auf einem Schild neben der Ware.
Freiwillige Angaben
Speisefrühkartoffeln
Die Kartoffelsaison ist ganzjährig. Kartoffeln, die vor dem 10. August erstmalig verladen werden, sind Speisefrühkartoffeln. Spargelfans erwarten sie sehnsüchtig. Gab es diese früher ausschließlich aus Zypern, Ägypten oder Marokko, so bieten heute auch deutsche Kartoffelbauern frühe Sorten an.
Diese Sorten enthalten wenig Stärke und sind zum Lagern nicht geeignet. Auch Gerichte, wie Kartoffelbrei oder Klöße gelingen damit nur schlecht. Dafür kauft man besser gut gelagerte Herbstware.
Daneben können verschiedene Logos auf den Verpackungen aufgedruckt sein. Die Verwendung ist freiwillig. Werden sie jedoch verwendet, dann werden bei Kontrollen die zugrundeliegenden Kriterien ebenfalls überprüft. Eine Auswahl:
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das EU-Bio-Logo, garantiert die biologische Erzeugung des Lebensmittels
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das Bio-Siegel Bayern, garantiert die bayerische Bio-Herkunft und eine besondere Qualität.
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das „Geprüfte Qualität Bayern“ Logo (GQ-Bayern), garantiert die bayerische Herkunft und eine besondere Qualität
Logos des Handels, zum Beispiel pro Planet, sind nicht staatlich geregelt und überprüft und sind vorwiegend eine Eigenwerbung. Es muss im Einzelfall immer der Hintergrund erfragt werden.
Lagerung
Der ideale Lagerort ist ein kühler, dunkler Keller, denn Kartoffeln mögen es kühl, so um die 6° C. Ist es ihnen warm oder zu hell, so ergrünt die Schale und es bildet sich das giftige Solanin. Wer Kartoffeln länger aufheben möchte, sollte möglichst keine gewaschenen Knollen kaufen, diese verlieren zu schnell ihre Frische.
Leider gibt es immer weniger Keller mit geeigneten Temperaturen. In diesem Falle nur kleinere Mengen kaufen und nicht einlagern. Der klassische Kühlschrank ist kein Ersatz für einen Keller, im Mehrzonenkühlschrank ist dagegen Platz für Kartoffeln.
Wer keinen Mehrzonenkühlschrank hat, sollte die Kartoffeln aus der Plastikverpackung nehmen und so kühl und dunkel wie möglich in der Wohnung lagern. 15 °C sind für kurze Zeit akzeptabel.
- Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft: Kennzeichnung von Speisekartoffeln im Handel ab dem 1.7.2011
- Deutsche Kartoffelgeschäftsbedingungen - Berliner Vereinbarungen
- Code-Knacker Kartoffeln
- Geschichte der Kartoffel Stadt Rehau, Suchwort Kartoffel
- Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse
Weitere Themen
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