Das Wichtigste in Kürze:
- Pink Tax, deutsch: "pinke Steuer", ist keine echte Steuer. Der Begriff beschreibt das Phänomen, dass speziell für Frauen vermarktete Produkte teurer sind als solche für Männer oder neutrale Produkte.
- Pflegeprodukte aber auch Dienstleistungen wie Friseurleistungen sind am häufigsten von Pink Tax betroffen.
- Die Verbraucherzentrale Hamburg führt seit 2015 immer wieder Marktchecks durch und stellt fest: Bei Pflegeprodukten wird der Preisunterschied inzwischen geringer, mit ein paar Ausnahmen.
- Es gibt keine Gesetze, die Pink Tax verbieten. In einigen Fällen verstößt sie gegen das Gleichstellungsgesetz. Was hilft: Für das Thema sensibel sein und Unzufriedenheit äußern.
Was ist Pink Tax?
Die Pink Tax ist keine tatsächliche Steuer. Der Begriff beschreibt das Phänomen, dass Frauen oft mehr für Produkte zahlen, die speziell für sie vermarktet werden. Diese Produkte unterscheiden sich häufig nur geringfügig von denen, die an Männer gerichtet sind, etwa durch eine andere Farbe oder Verpackung – oft ist ihre Verpackung pink. Andere Bezeichnungen sind Women Tax oder Gender Pricing.
Beispiele für Pink Tax
Die Verbraucherzentrale Hamburg führt seit 2015 regelmäßig Marktchecks durch. Dabei stellt sie anhand von Rasierprodukten (Einwegrasierer, Rasierschaum und –gel) und Parfüms fest, dass diese für Frauen oft teurer sind – obwohl sie sich von den Produkten für Männer in Bezug auf Inhaltsstoffe oder Bauart kaum unterscheiden.
Während die Preise für Einwegrasierer für Männer und Frauen sich 2024 im Vergleich zu 2015 angeglichen haben, zahlen Frauen bei Rasierschaum immer noch bis zu 80 Prozent mehr. Auch bei Parfum liegen die Preise teilweise weit auseinander.
Eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat 2017 ergeben, dass der überwiegende Teil der Produkte und Dienstleistungen in Deutschland für beide Geschlechter zum gleichen Preis angeboten wird.
Nur zwei Segmente fielen in der Studie deutlich aus dem Rahmen: Reinigungen und Frisierdienstleistungen. Fast 90 Prozent der Friseur:innen verlangten zum Beispiel für einen gleichartigen Kurzhaarschnitt von Frauen einen höheren Preis als von Männern. Ein Drittel der Reinigungen setzten für Damenblusen pauschal höhere Preise an als für Herrenhemden.
Auch Medikamente können betroffen sein, wie ein aktuelles Beispiel zeigt: Der Pharmakonzern Sanofi brachte im Sommer 2024 ein auf den ersten Blick neues Produkt auf den Markt: "Buscopan Plus Pink".
Dieses Medikament gegen Regelschmerzen kommt in pinker Verpackung daher – ansonsten entspricht es dem Original "Buscopan Plus". Die Inhaltsstoffe sind identisch, die Packungsbeilage ist gleich, nur der Preis liegt bei der pinken Variante bei 82 Cent pro Tablette, während das Original nur 70 Cent pro Tablette kostet.
Tipps für Verbraucherinnen: Was können Sie gegen Pink Tax tun?
- Bewusst einkaufen: Vergleichen Sie Preise und wählen Sie Produkte, die geschlechtsneutral oder für Männer gekennzeichnet sind, wenn sie günstiger sind.
- Unterstützen Sie Initiativen, die sich gegen Pink Tax positionieren und melden Sie Fälle von Pink Tax bei der Verbraucherzentrale Hamburg.
- Sagen Sie es weiter: Seien Sie sich der Pink Tax bewusst und machen Sie andere darauf aufmerksam.
Grundsätzlich können Unternehmen ihre Produkte frei gestalten, der Handel legt die Preise fest. Allerdings verstößt es gegen das Diskriminierungsverbot, wenn eine Person nur aufgrund Ihres Geschlechts mehr zahlen muss. Wenn Sie also beim Friseur aufgrund ihres Geschlechts mehr zahlen müssen, dann können Sie sich auf das Gleichbehandlungsgesetz berufen und den günstigeren Preis einfordern.
Ein großer Hebel ist es, andere auf Pink Tax aufmerksam zu machen und gemeinsam gegen geschlechterdiskriminierende Preise vorzugehen.
Das zeigt auch der Fall "Buscopan Plus Pink": Auf Social Media teilten zahlreiche Influencer Videos, in denen sie den Fall anprangerten. So entstand eine breite Aufmerksamkeit und der Hersteller wurde vielfach mit der Kritik von Verbraucher:innen konfrontiert. Letztendlich führte das dazu, dass Sanofi eine Anpassung des Preises ankündigte.
Verschiedene Organisationen engagieren sich gegen Pink Tax. Zum Beispiel Pinkstinks, eine Initiative, die sich gegen starre Geschlechterrollen in Medien und Werbung einsetzt, oder der Goldene Zaunpfahl, ein Award für absurdes Gendermarketing. Bei der Verbraucherzentrale Hamburg können Sie Fälle von Pink Tax melden.
Warum existiert Pink Tax?
Unternehmen profitieren davon, Männer und Frauen in zwei getrennte Zielgruppen aufzuteilen. Gendermarketing nennt man diese geschlechtsspezifische Form des Marketings. Frauen sind im Schnitt eher dazu bereit, mehr Geld für bestimmte Produkte auszugeben.
Rollenklischees und gesellschaftliche Erwartungen beeinflussen, welche Produkte als "typisch männlich" oder "typisch weiblich" gelten – aber eben auch die Werbung. Vor allem Produkte für Kinder werden in die pinke und die blaue Schublade gesteckt: rosafarbene Glitzereinhörner für Mädchen, Dinosaurier und Bagger für die Jungen – und das auf Pullovern, Fahrradhelmen, Tassen und Zahnpasta.
Problematisch daran ist, dass mit den verschiedenen Farben und Objekten auch unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale, Vorlieben und Fähigkeiten verknüpft werden. Und wem von Kindesbeinen an eingeredet wird, dass das äußere Erscheinungsbild besonders wichtig für ihn bzw. in dem Fall sie ist, investiert möglicherweise im Erwachsenenalter mehr Geld in Cremes, Shampoos und Co.
Unternehmen profitieren so von einer möglichst frühen Trennung der Geschlechter in zwei Zielgruppen.
Auswirkungen der Pink Tax auf Verbraucherinnen: Warum ist Pink Tax ein Problem?
Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer und müssen gleichzeitig für einige Produkte und Dienstleistungen tiefer in die Tasche greifen. Diese Preisunterschiede tragen zur wirtschaftlichen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei und verstärken bestehende Ungerechtigkeiten.
Außerdem können Gendermarketing und Pink Tax Geschlechterstereotype verstärken. Der höhere Preis für Pflegeprodukte, Haarschnitte und Reinigung kann den Eindruck festigen, dass Frauen mehr für ihr Aussehen und ihre Pflege ausgeben müssen.
Häufige Einwände gegen die Pink-Tax-Problematik
Einige Argumente werden oft gegen die Kritik an der Pink Tax vorgebracht:
- Unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse: Es wird argumentiert, dass Männer und Frauen unterschiedliche Ansprüche an Design und Funktionalität haben, und daher unterschiedliche Preise gerechtfertigt sind. Außerdem sei der Aufwand zum Beispiel bei einem Haarschnitt für Frauen größer, weil sie mehr Beratung einforderten. Im Fall der Textilreinigung erfolgt häufig der Einwand, dass Herrenhemden automatisch gebügelt werden können, während Damenblusen von Hand gebügelt werden müssen.
- Freiheit der Wahl: Frauen könnten einfach die günstigeren "Männer-Produkte" kaufen, wenn sie nicht bereit sind, mehr zu zahlen.
Diese Argumente übersehen, dass Gendermarketing die Wahrnehmung von Bedürfnissen und Vorlieben formt und schon früh festlegt, welche Produkte für welches Geschlecht vermeintlich "geeignet" sind. Wahlfreiheit wird Verbraucher:innen damit gerade nicht nahegelegt.
Und auch das Argument der unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnisse, wie im Friseursalon oder der Textilreinigung zieht nicht: Nicht das Geschlecht bestimmt die Anforderungen, sondern die einzelne Person bzw. das Kleidungsstück. Angemessen wäre es, den konkreten Aufwand zu bepreisen.
Auch sind sich viele Verbraucher:innen der Pink Tax nicht bewusst. Preisvergleiche erschwert der Handel oft, indem Produkte für Frauen und Männer in unterschiedlichen Regalen im Geschäft platziert werden, die oft weit auseinanderstehen.
Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Hamburg und Nordrhein-Westfalen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.