Von der Burg zur Festung

In der Römerzeit durchquerten zwei römische Straßen das aktuelle Gebiet der Stadt Luxemburg, welche sich am heutigen Marché-aux-Poissons kreuzten, an dem sich ein Wehrturm befand. Dieser Ort ging im Rahmen eines Tauschgeschäfts mit der Trierer Abtei St. Maximin im Jahr 963 in den Besitz von Graf Siegfried über. Beim „Bock“, nicht weit von diesem Kastell mit dem Namen „Lucilinburhuc“, ließ Siegfried seine Burg errichten, die heute als Wiege der Stadt, des Landes und der Nation gilt.

Im Laufe der Zeit erwies sich eine Vergrößerung der Ortschaft als unerlässlich und im 12. Jahrhundert wurde auf Höhe der heutigen Rue du Fossé eine zweite Stadtmauer errichtet, die parallel zur ersten, zum Schutz des Ortes errichteten Mauer verlief. Im Jahr 1244 stellte die Gräfin Ermesinde der Stadt ihren Freiheitsbrief aus. Im Jahr 1320 wurde in der Oberstadt unter der Herrschaft von Johann dem Blinden mit weiteren Befestigungsarbeiten begonnen, die erst 1398 abgeschlossen wurden. Die Unterstädte Grund und Pfaffenthal sowie das Plateau du Rham und die Abtei von Munster wurden in die Stadtmauer integriert. Im Jahr 1354 wurde Luxemburg zum Großherzogtum.

Ab der Übernahme der Festung im Jahr 1443 durch burgundische Truppen unter Philipp dem Guten nahm die Stadt Luxemburg, eine der sichersten Befestigungsanlagen des Kontinents, endgültig an den geostrategischen Machtkämpfen innerhalb Europas teil, die den Großmächten dieser Epoche zur Verteidigung ihrer Interessen dienten. Nach dem Tod von Maria von Burgund, der Tochter Karls des Kühnen und Enkelin Philipps des Guten, fiel Luxemburg 1482 in die Hände der Habsburger. Zwischen 1542 und 1544 wechselte die Festung mehrmals die Zugehörigkeit, bis die französischen Truppen von Franz I. 1544 abzogen und Luxemburg wieder an die Habsburger fiel.

Nach der Belagerung durch Ludwig XIV. zwischen 1683 und 1684 eroberten die französischen Truppen die Festung unter der Führung von Créqui zurück. Zwischen 1684 und 1698 nahm Vauban großangelegte Festungsarbeiten vor. Infolge des Friedens von Rijswijk stand die Stadt ab 1698 unter spanischer Verwaltung, die 1701 wieder von Frankreich übernommen wurde. Nach den Verträgen von Utrecht (1713) und Rastatt (1714) brachten die österreichischen Truppen die Festung und ihre Kasematten - zwei militärische Infrastrukturen, die später erweitert wurden - im Jahr 1715 wieder in Besitz und ließen sich dort für eine Dauer von 80 Jahren nieder.

Die Festung von Luxemburg stellte künftig eine der wichtigsten strategischen Säulen der Österreichischen Niederlande gegen eine mögliche Erweiterung durch Frankreich dar. Aus diesem Grund wurden die von Marschall Vauban errichteten Befestigungsanlagen verstärkt und vergrößert.

Im Jahr 1795 – die Festung war indessen von dem französischen Politiker und Ingenieur Carnot als der sicherste Ort der Welt mit Ausnahme von Gibraltar bezeichnet worden – erfolgte die Kapitulation vor den Armeen der französischen Republik nach einer Blockade und Belagerung von November 1794 bis Juni 1795. Unter der Bezeichnung „Département des forêts“ (Departement der Wälder) wurde das Herzogtum Luxemburg in die französische Republik und später in das französische Reich eingegliedert.

Souveränität, Neutralität, Unabhängigkeit

Drei Schlüsseldaten sind für den Geschichtsverlauf im 19. Jahrhundert prägend:

Im Jahr 1815 wurde während des Wiener Kongresses die Souveränität des Landes ausgerufen und Luxemburg zum Großherzogtum erhoben. Der König der Niederlande wurde in Personalunion zum Großherzog von Luxemburg ernannt. Zur gleichen Zeit wurde die Stadt zur Bundesfestung und nahm eine preußische Garnison auf.

In Folge der Belgischen Revolution wurde der wallonische Teil des Großherzogtums 1839 abgespalten und zur belgischen Provinz Luxemburg ernannt. Das Großherzogtum erlangte in seiner heutigen Form die Unabhängigkeit.

Bei der Konferenz von London im Jahr 1867 wurde die Neutralität Luxemburgs ausgerufen, worauf sich die preußische Garnison zurückzog und die Festung geschliffen wurde. Die Befestigungsanlage von Luxemburg erstreckte sich damals über 177 Hektar, während sich die Ausdehnung des eigentlichen Stadtgebiets nur auf 127 Hektar belief.

Der Rückbau der Festung zog sich über 16 Jahre bis 1883 hinweg und kostete über 1,8 Millionen Goldfranken. Mit dem Verschwinden der Befestigungsanlage in der Oberstadt – insbesondere an der Stelle des heutigen Stadtparks sowie an der Stelle des aktuellen Bahnhofviertels – entstanden neue Stadtviertel sowie Parks und Promenaden.

Ende der 1850er und in den 1860er Jahren entstanden in Luxemburg die ersten Eisenbahnlinien, die eine erste Bresche in die Stadtmauer schlugen. Auf Wunsch der Militärbehörden war der Hauptbahnhof – ursprünglich aus Holz gebaut – außerhalb der Stadt errichtet worden. Die Bahnlinien, die dorthin führten, passierten das Stadtgebiet in Reichweite der Kanonen der Garnison. Die Gleise wurden mit Viadukten über die Schluchten hinweg geführt, welche der Stadt Luxemburg auch heute noch einen besonderen Charme verleihen.

Ebenfalls in diesem Zeitraum – im 19. Jahrhundert – wurden in Luxemburg die ersten modernen öffentlichen Dienste bereitgestellt: Straßenbahnen, Gaswerk, Elektrizitätswerk, Schlachthof und Kanalisation. Im Jahr 1900 wurde der Bau der Adolphe-Brücke eingeleitet und somit ein bereits seit Jahrhunderten bestehendes, ambitioniertes Projekt umgesetzt: Die Vergrößerung der Stadt in Richtung der Felder des Plateau Bourbon, die ab dem Zeitpunkt ihrer Erschließung schnell besiedelt waren. Parallel dazu wurden die neuen Stadtviertel Belair und Limpertsberg entwickelt.

Zweimal erlebte die Entwicklung der Stadt Luxemburg noch erhebliche Rückschläge. Zwischen 1914 und 1918 sowie zwischen 1940 und 1944 besetzten die deutschen Truppen das Land und seine Hauptstadt. In der Zeit nach 1944 konnte die Stadt endlich ihre durch Kriege und Invasionen geprägte Vergangenheit hinter sich lassen und Neuem entgegenblicken.

heute

Heute ist die Stadt Luxemburg eine kosmopolitische, gesellige und moderne Stadt mit zahlreichen Stärken. Alles in allem handelt es sich um eine lebendige Stadt, die der heutigen Zeit entspricht und sich gleichzeitig eine humane Größe erhalten hat.

Stadtansichten von 2004 bis 2023