Deutsche und europäische Umweltschutzinteressen in der Arktis

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Umweltschutz mit wirtschaftlichen Interessen in Einklang zu bringen ist ein kontroverses Thema
Quelle: Tracy King / Fotolia

Die Arktis ist eine Region im Wandel. Angesichts des voranschreitenden Klimawandels und der raschen wirtschaftlichen Entwicklung der Arktis ist es besonders wichtig, sich den Herausforderungen des Umweltschutzes zu stellen und eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Dieser Aufgabe stellen sich sowohl Deutschland als auch die Europäische Union.

Treibhausgase und Schadstoffe machen nicht an Ländergrenzen Halt: Vor allem über die Luft- und Wassermassenbewegungen werden die Stoffe aus EU-Ländern in die Arktis transportiert. Bis zu zwei Drittel der arktischen Luftverschmutzung sind auf europäische Emissionen zurückzuführen – die EU und damit auch Deutschland haben daher einen entscheidenden Anteil an den Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis.

Wirtschaftliche Interessen Deutschlands in der Arktis liegen vor allem in der Erschließung von Öl- und Gasvorkommen. Deutschland importiert fast 50 Prozent seines benötigten Erdöls aus arktischen Anrainerstaaten (Russland und Norwegen) und ist aufgrund seiner technologischen Expertise gleichzeitig Partner für russische und norwegische Energieunternehmen. Im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik der Europäischen Union (EU) betreibt Deutschland Fischerei in der Arktis. Die EU ist ein wichtiger Abnehmer für arktischen Fisch, wobei nur ein geringer Anteil durch europäische Schiffe gefangen wird. Für Deutschland als Handelsnation spielen auch die neuen Schifffahrtsrouten eine große Rolle. Eine um ca. 40 Prozent verkürzte Strecke über die Arktis wäre insbesondere für den Transport in die Pazifikregion von wirtschaftlichem Vorteil – hat allerdings derzeit noch keine praktische Relevanz. 

Die Umweltsituation in der Arktis ändert sich schnell. Unter den zahlreichen umweltrelevanten Problemfeldern, sind die durch die Klimaerwärmung verursachten Auswirkungen derzeit am gravierendsten. Die durch den ⁠Klimawandel⁠ verursachte rasante Eisschmelze macht zukünftig eine wirtschaftliche Nutzung in der Arktis möglich. Die damit verbundenen Chancen sind jedoch mit hohen Risiken für die arktische Umwelt verbunden. Um die konkreten Interessen Deutschlands in Bezug auf die Wirtschaft, den Umweltschutz und die nachhaltige Entwicklung in der Arktis näher zu bestimmen, hat die Bundesregierung im Jahr 2013 „Leitlinien der deutschen Arktispolitik“ erarbeitet und verabschiedet. Sie legen höchste Schutzstandards und die Haftung für Umweltschäden als wichtigen Bestandteil einer von der Bundesregierung angestrebten friedlichen, umwelt- und naturverträglichen sowie nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung der Arktis fest. Sie legen dabei ein besonderes Gewicht auf die Beachtung des Vorsorgeprinzips. So darf ein Mangel an vollständiger wissenschaftlicher Gewissheit nicht Grund dafür sein, Maßnahmen zur Vermeidung von Umweltverschlechterungen z. B. aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen aufzuschieben. 

Der rasche Wandel in der Arktis bildet die Grundlage für das Engagement der EU zum Schutz der Umwelt und zur Bekämpfung der Folgen des Klimawandels in der Region. Die EU sieht sich als Partner bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen. In der „Europäischen Arktisstrategie“ befürwortet die EU stärkere internationale Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels durch die Entwicklung alternativer Energiequellen, Ressourceneffizienz und Klimaschutzforschung. Als wichtiger Absatzmarkt für Ressourcen und Güter aus der Arktis haben die Politik und vielfältige Rechtsvorschriften der EU auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die beteiligten Akteure in der Arktis. Aus diesem Grund strebt die EU eine stärkere Zusammenarbeit mit ihren arktischen Partnern an.

 

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 Leitlinien deutscher Arktispolitik  Europäische Arktisstrategie  Klimawandel  Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung  Vorsorgeprinzip