Sicher arbeiten im Schadholz
Geschädigte Bäume haben ein hohes Gefahrenpotenzial durch Totholz in der Krone. Hier erfahren Sie mehr über Maßnahmen zur Risikoreduzierung.
Vor allem der Borkenkäfer und die Buchenkomplexkrankheit setzten dem Holzbestand in den letzten Jahren erheblich zu. Die Fällung kann mitunter lebensgefährlich sein.
Die Unfallstatistik der SVLFG macht deutlich, wie gefährlich die Holzernte und das Arbeiten im Schadholz nach wie vor sind: 4.302 Arbeitsunfälle im Forst ereigneten sich im Jahr 2022 im Versichertenkreis der SVLFG (2021: 4.048). Die rund 6 Prozent mehr Unfälle gegenüber dem Vorjahr ereigneten sich bei der Holzaufarbeitung und nicht bei den eigentlichen Fällarbeiten. Diese sind um 81 Unfälle oder rund 10 % weiter gesunken, obgleich für jeden erkennbar die Gefährdungen im Wald klimabedingt zunehmen.
Ein hoher Technisierungsgrad bei der Aufarbeitung von Schadholz und wohl auch eine effektive Sensibilisierung des Versichertenkreises im Sinne der Prävention scheinen hier zu wirken. Die verhaltene Unfallzunahme um 6 % ist augenscheinlich auf eine erhöhte Brennholzaufarbeitung zurückzuführen. Im März 2022 ist ein sprunghafter Anstieg der Unfälle um 189 gegenüber dem Vorjahr festzustellen.
Ein Zusammenhang mit der zu dieser Zeit gesellschaftspolitisch vorherrschenden Energiediskussion scheint gegeben.
Befallene Bäume haben ein hohes Gefahrenpotential durch Totholz in der Krone, das sich schon bei leichter Erschütterung lösen und zu schweren Unfällen führen kann.
Besonders große Sorgen bereitet die Buche. Im belaubten Zustand sind Trockenschäden relativ gut erkennbar. Jedoch ist eine sichere Baumansprache nach dem Laubabfall faktisch nicht mehr möglich. Die geschädigten Bäume sollten daher unverzüglich gekennzeichnet werden, auch wenn der zeitnahe Einschlag aufgrund anderer Arbeitsspitzen nicht möglich ist. Dies ermöglicht es später beim Aufsuchen des Baumes klar zu erkennen, welcher Baum besonders geschädigt ist.
Eine zusätzliche Gefahr stellen Grünastabbrüche dar. Auch an vermeintlich gesunden Bäumen kann durch die Belastung des Laubes oder durch Fäulnisstellen an den Astansätzen keine ausreichende Holzstabilität vorhanden sein.
Viele Waldbesitzer stellen derzeit Überlegungen an, bei sehr stark geschädigten Beständen das Schadholz einfach stehen zu lassen. Es muss dann aber klar sein, dass in diesen Beständen eine Bewirtschaftung in einem längeren Zeitraum von teilweise über zehn Jahren nicht mehr möglich ist, da die Gefahr von zusammenbrechenden Bäumen mit der Zeit immer größer wird. Dies bedeutet, dass Pflanzung, Jungbestandspflege, Maßnahmen zur Bestandessicherung und auch die Jagd in diesem Zeitraum komplett ruhen.
Hinsichtlich der Verkehrssicherungspflicht würde dies zudem die Vollsperrung des kompletten Waldes bedeuten.
Ohne Fachkunde geht es nicht
Als wichtigste Voraussetzung für sicheres Aufarbeiten von Schadholz ist die Fachkunde des Ausführenden zu nennen.
Eine gesonderte Schulung und anlassbezogene Unterweisung sind vor Arbeiten im Schadholz unumgänglich.
Den Film zum Download finden Sie hier:
Maßnahmen zur Risikoreduzierung
Beurteilung des verbleibenden Restrisikos in letzter Minute
Vor jeder Maßnahme steht die situative Gefährdungsbeurteilung an, die bestandsbezogen zu erfolgen hat. An jedem einzelnen Baum muss eine gesonderte Baumbeurteilung durchgeführt werden. Die Abwägung objektbezogener Aufarbeitungsalternativen ist stets erforderlich.
Das Personal entscheidet, ob ein Baum stehen bleibt, wenn er mit der zur Verfügung stehenden Ausrüstung nicht sicher bearbeitet werden kann.
Für die Beurteilung stellen wir Ihnen hier eine Checkliste zum Download zur Verfügung.
Schadholz ist Maschinenholz
Bei der Bearbeitung von stehendem Schadholz, insbesondere von Laubschadholz und anbrüchigem Nadelholz, ist am Baum weitestgehend erschütterungsfrei zu arbeiten. Beim eigentlichen Zufallbringen des Baumes sind Arbeitsverfahren anzuwenden, die technisch sicher sind oder den Abstand zum fallenden Baum ermöglichen. In der Reihenfolge des Sicherheitsniveaus sind das:
- Vollmechanisierung (Harvester, Bagger, Fällkran)
- Seilwindenunterstütztes Fällen und Umziehen
- Fällung mit fernbedienbaren technische Fällkeilen
Die erste Wahl beim Einschlag von Schadholz ist immer ein vollmechanisiertes Verfahren. Es gilt der Grundsatz: Schadholz ist Maschinen-Holz. Ist eine vollmechanisierte Aufarbeitung aufgrund der Erreichbarkeit nicht möglich, stehen die beiden Alternativverfahren zur Auswahl.
Arbeitsverfahren nach Risiokoabstufung
Schadholz ist Maschinenholz
Vollmechanisierung mit Harvester, Bagger, Fällkran ist das sicherste Arbeitsverfahren und daher generell vorzuziehen.
Dabei ist auf die Kabinenschutzklasse zu achten. Insbesondere bei Baggern muss das Führerhaus mit einem Abbruch- oder Steinbruch FOPS gesichert sein. (OPS-Schutz bei Sägeaggregat)
Eine Alleinarbeit des Maschinenführers ist hinsichtlich der Arbeitserfordernisse wie gemeinsame Baumbeurteilung und Hilfestellung zur Positionierungseinweisung des Aggregats sowie ggf. Vorbereitungsarbeiten mit der Motorsäge zu prüfen.
Erschütterungsfrei und mit Abstand zum Baum
Bei der Variante seilunterstützte Fällung ist vorrangig der Einsatz von Baumzugseilen im Zusammenhang mit dem KAT Verfahren (Königsbronner Anschlagtechnik) zu wählen. Es ist grundsätzlich anzustreben, dass sich keine Personen im Gefahrenbereich unterhalb der Baumkrone aufhalten, wenn diese durch Arbeitsmaßnahmen Erschütterungen ausgesetzt ist. Dies kann bereits beim Vorspannen des Windenseils geschehen. Die „Sicherheits- oder Totholzkralle“ (siehe Bild) ermöglicht ein Anziehen des Seiles, ohne dass das Baumzugseil händisch am Baum hochgehalten wird. Durch das Anstellen der Schubstange kann bei astfreien Stämmen so bis zu 4 Meter Höhe am Baum angeschlagen werden.
In Verbindung mit der Sicherheitsfälltechnik mit stark (15 - 20 cm) unterschnittenem Sicherheitsband als Regelfälltechnik ist dies eine sehr sichere Variante für Problembaumfällungen. Auch die seilunterstützte Fällung von stärkeren Rückhängern ist so möglich. Hierbei ist die Fälltechnik mit negativer Bruchstufe mittlerweile Stand der Technik.
Wichtig ist es, den einzuhaltenden Gefahrenbereich zu beachten und ggf. weiter zu fassen. Bei der Baumbeurteilung von Schadholz ist immer ein mögliches Umziehen zu prüfen (starke Anbrüchigkeit bzw. Fäule prüfen).
Mit Abstand zum Baum beim Zufallbringen
Falls eine seilunterstützte Fällung nicht möglich ist (aufgrund fehlender Feinerschließung, Gelände) bietet sich ein weiteres Verfahren mittels fernbedienbarem technischen Fällkeil an. In der Praxis finden derzeit zwei Modelle Anwendung. Beide Modelle haben einen lebensrettenden Vorteil: Abstand zum Baum, wenn dieser sich beim Zufallbringen zu bewegen beginnt.
Auch hier wird mit der Sicherheitsfälltechnik mit leicht (ca. 5 cm) unterschnittenem Sicherheitsband als Regelfälltechnik gearbeitet. Die Nutzung des FFK erfolgt entsprechend der Bedienungsanleitung, also immer produktbezogen.
Die Fällung mit FFK ist nur für normalerweise keilbare, normal stehende Bäume anwendbar. Es ist sicherzustellen, dass der Baum auch durch Fernbedienung fällt! Die Holzfasern müssen hierfür im Druckbereich des Keils noch stabil sein.
Wir beraten Sie gern!
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zum Download
Broschüren
In unserer Broschüre Waldarbeit haben unsere Fachleute ausführliche Informationen zur sicheren Arbeit in Forst und Wald zusammengestellt. Die Präventionsbroschüre können Sie kostenlos in Deutsch, Polnisch und Rumänisch herunterladen.
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B 10 Broschüre Waldarbeit
Stand 05/2017
PDF, nicht barrierefrei, 8.44 MB -
F 37 Flyer Entscheidungshilfe Schadholzeinschlag
Stand 06/2022
PDF, nicht barrierefrei, 3.78 MB -
B47 Broschüre Baumbeurteilung
Stand 04/2022
PDF, nicht barrierefrei, 6.37 MB -
B10p Broschüre Waldarbeit polnisch
Praca w lesie, Stand 10/2016
PDF, nicht barrierefrei, 11 MB -
B10r Broschüre Waldarbeit rumänisch
Forestiere Lucrari, Stand 07/2016
PDF, nicht barrierefrei, 4.39 MB
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Broschüre Handlungshilfe Stockfibel
Stand 10/2016
PDF, nicht barrierefrei, 1.06 MB -
Broschüre Handlungshilfe Im Windwurf mit der Motorsäge
Handlungshilfe für den fachkundigen Anwender, Stand 10/2021
PDF, nicht barrierefrei, 13.5 MB -
DGUV-Broschüre Notrufmöglichkeiten für forstlich allein arbeitende Personen
Stand 07/2017
PDF, nicht barrierefrei, 934 KB
Flyer
Unsere Flyer informieren Sie zu ausgewählten Themen der Forst- und Waldarbeit. Der Download ist kostenlos.
Infoblatt
In unserem Infoblatt sehen Sie auf einem Blick, was Sie bei der Arbeit und beim Betreten von Schadholzflächen beachten müssen. Der Download ist kostenlos.
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Kranke Bäume sicher fällen
Auszug aus LSV kompakt 03/2019
PDF, nicht barrierefrei, 383 KB -
Wenn die Fachkunde fehlt
Auszug LSV kompakt 03/2019
PDF, nicht barrierefrei, 2.27 MB -
Aus dem Unfallgeschehen
Auszug LSV kompakt 04/2019
PDF, nicht barrierefrei, 168 KB -
Schadholzeinschlag - Unfallrisiko senken
Auszug LSV kompakt 04/2019
PDF, nicht barrierefrei, 156 KB