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BMEL legt Zukunftsprogramm Pflanzenschutz vor

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat am 4. September nach einem ausführlichen Beteiligungsprozess sein "Zukunftsprogramm Pflanzenschutz" vorgelegt. Darin werden Wege aufgezeigt, wie ein nachhaltiger Pflanzenschutz in der Landwirtschaft und im Sonderkulturanbau in Einklang gebracht werden kann mit hoher Produktivität und guten Einkommen für die Betriebe. Vom Bio-Verband Bioland gibt es allerdings Kritik.

Striegel am Traktor

Für das Zukunftsprogramm wurden von Anfang an Agrar-, Wirtschafts- und Umweltverbände eng beteiligt genauso wie Wissenschaft oder landwirtschaftliche Praktikerinnen und Praktiker aus dem Dialognetzwerk Zukunftsfähige Landwirtschaft, dessen 2023 erarbeitete Vorschläge ebenfalls berücksichtigt wurden. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, sagt dazu:

Unser Zukunftsprogramm Pflanzenschutz zeigt, dass wir unsere Lebensgrundlagen wie Artenvielfalt, fruchtbare Böden und sauberes Wasser für unsere kommenden Generationen schützen können – und gleichzeitig unseren Landwirtinnen und Landwirten weiterhin ein gutes Einkommen und hohe Erträge sichern. Unser Weg zu einem nachhaltigen Pflanzenschutz heißt: Zusammenarbeit, wirtschaftliche Anreize und landwirtschaftliche Vernunft. Ich bin überzeugt, dass wir ein Programm mit Maß und Mitte gefunden haben. Mit unserem Dreiklang aus Innovation, Kooperation und Alternativen unterstützen wir unsere Landwirtschaft dabei, den beschrittenen Weg zur Pflanzenschutzmittelreduktion fortzusetzen. Ich freue mich übrigens, dass auch der Strategiedialog der EU-Kommission zu einem ähnlichen Ergebnis kommt.

Selbstverständlich sollen unsere Landwirtinnen und Landwirte auch künftig ihre Pflanzen schützen und behandeln können, wenn das nötig ist. Erfolgreich sind wir nur, wenn wir Nachhaltigkeit und Erträge sowie Einkommenssicherung zusammendenken. Vergessen wir nicht, vor welchem Dilemma wir stehen: Die menschengemachte Klimakrise stellt uns vor Aufgaben, die wir ohne Pflanzenschutzmittel nicht werden bewältigen können. Die vergangenen Ernteberichte zeigen erschreckend, wie sehr Unwetter sich auf die Erträge auswirken. Auf der anderen Seite macht nicht zuletzt das Schwinden der Artenvielfalt deutlich, dass wir etwas ändern müssen. Dieses Spannungsfeld müssen wir lösen.

Das BMEL folgt mit dem Zukunftsprogramm Pflanzenschutz maßgeblich auch den Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL), die Auswirkungen von Pflanzenschutzmaßnahmen auf Umwelt, Artenvielfalt und Gesundheit so gering wie möglich zu halten und resiliente Agrarökosysteme zu schaffen – ganz im Sinne eines integrierten Pflanzenschutzes.

Mehr zum Zukunftsprogramm Pflanzenschutz

Quelle: Pressemitteilung des BMEL


Kritik am Programm durch die Bio-Verbände

Trotz der engen Beteiligung der Verbände und der von Özdemir gelobten Zusammenarbeit gibt es Kritik am Zukunftsprogramm Pflanzenschutz, beispielsweise von Bioland. Wie Gerald Wehde, Geschäftsbereichsleiter Agrarpolitik beim Bioland e.V. in der Bioland-Pressemeldung schreibt: "Der im März dieses Jahres vorgelegte Entwurf zum Zukunftsprogramm Pflanzenschutz war bereits enttäuschend – die überarbeitete und jetzt vorgestellte Fassung frustriert nun aber gänzlich."

In Deutschland werden laut Bioland zu viele chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Das sei auch auf politischer Ebene bekannt – und trotzdem sind die Absatzzahlen seit Jahrzehnten gleichbleibend. Daran würde auch das neue "Zukunftsprogramm Pflanzenschutz" des Bundesagrarministeriums nichts ändern.

Statt im Sinne der Umwelt und Menschen nachzuschärfen, wurden laut Bioland weitere Abschwächungen am Papier vorgenommen: Im Entwurf wurden Überlegungen angestellt, wie sich externe Kosten internalisieren ließen, etwa über eine Pflanzenschutzmittel-Abgabe oder andere Steuerungselemente wie Lizenz-Systeme. Diese Überlegungen sind im final vorgestellten Programm nicht mehr vorhanden.

Quelle: Pressemittleilung von Bioland

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