Die natürlichen Bestände dieser Wildarten sind allerdings zunehmend durch die Klimakrise und andere Ursachen gefährdet. Die Erhaltung von Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft erfolgt am besten, wenn Populationen an ihren natürlichen Standorten, das heißt in situ, erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Dann haben sie die Möglichkeit, sich auch weiterhin an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Dadurch wird die Erhaltung ihrer genetischen Vielfalt gewährleistet, und sie stehen auch in Zukunft als Ressource für die Pflanzenzüchtung zur Verfügung.
Die In-situ-Erhaltung wird durch naturschutzfachliche Maßnahmen, wie zum Beispiel genaue Bestimmung des Mahdzeitpunkts, Ausmagern des Bodens durch Entfernen des Mahdguts, Beweidung oder Bodenabtrag gewährleistet. Um den Zugang zu dieser Vielfalt zu erleichtern, werden Sammelproben dieser Populationen nach Möglichkeit in Saatgutbanken ex situ erhalten und stehen so den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung.
Die In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft erfolgt am sinnvollsten durch die Einrichtung genetischer Erhaltungsgebiete (GenEG). Ein GenEG ist eine Fläche, die für aktive und dauerhafte Erhaltungsmaßnahmen ausgewiesen wird und auf der Management sowie Monitoring der genetischen Vielfalt natürlich vorkommender WEL-Populationen erfolgen. Für die Erhaltung der genetischen Diversität einer Art ist meist eine größere Anzahl von Wuchsorten beziehungsweise Vorkommen notwendig, die in ihrer Summe die Diversität einer Art möglichst umfassend repräsentieren.
Gründung des "Netzwerks Genetische Erhaltungsgebiete Deutschland"
Um bestehende und zukünftige WEL-Erhaltungsmaßnahmen besser koordinieren zu können, wurde 2019 das "Netzwerk Genetische Erhaltungsgebiete Deutschland" mit den ersten Erhaltungsgebieten für die vier einheimischen Wildselleriearten eingerichtet. Für Wildsellerie gibt es mittlerweile bereits über 20 Genetische Erhaltungsgebiete (GenEG) verteilt in ganz Deutschland. Die dafür eingerichtete Fachstelle beim Julius Kühn-Institut in Quedlinburg koordiniert diese Gebiete und ist Ansprechpartner für die Flächeneigentümer der GenEG.
Seit August 2023 gibt es auch das Netzwerk Arnika für Hessen, das bereits acht genetische Erhaltungsgebiete für die gefährdete Echte Arnika (Arnica montana) eingerichtet hat. Wie im Falle des Wildselleries wurden und werden auch hier die genetischen Erhaltungsgebiete im Rahmen eines vom BMEL geförderten Modell- und Demonstrationsvorhabens eingerichtet. Die Koordination wird durch den Botanischen Garten Marburg als Fachstelle betrieben.
Auch für die Europäische Wildrebe (Vitis gmelinii Buttler) wird auf der Rheininsel Ketsch ein genetisches Erhaltungsgebiet eingerichtet.