Die Süßkartoffel hat sich in Deutschland zu einem Trendgemüse entwickelt. Bisher wird der Bedarf fast ausschließlich über relative preiswerte Importe gedeckt, vor allem aus den USA und Spanien. Doch mit wachsendem Verbraucherbewusstsein ist die Nachfrage nach regional erzeugter Ware gestiegen, auch von Seiten des Handels. Das macht die Kultur für heimische Betriebe interessant, insbesondere im Öko-Bereich.
"Schon vor zwei Jahren herrschte deshalb große Euphorie bei den Betrieben", berichtet Birgit Rascher, Gartenbauingenieurin bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Bamberg. Sie hat sich drei Jahre lang intensiv mit dem Potenzial der Kultur für den heimischen Anbau beschäftigt. "Aber viele Erzeugerinnen und Erzeuger sind dann schnell wieder abgesprungen, weil der Anbau einige Herausforderungen bereithält." Zurzeit schätzt Rascher die Anbauflächen der Nischenkultur in Bayern auf etwa 60 bis 80 Hektar.
Wirtschaftliche Erträge sind möglich
Dabei lassen sich mit der wärmeliebenden Süßkartoffel grundsätzlich auch in Deutschland wirtschaftliche Erträge erzielen. In den Versuchen der LWG erntete Rascher zwischen 30 und 50 Tonnen pro Hektar. Von dieser Menge kann nach Aussortierung von Über- und Untergrößen sowie beschädigten oder angefressenen Knollen etwa die Hälfte vermarktet werden.
Für den ökologischen Anbau ist die Süßkartoffel durch ihren geringen Bedarf an Stickstoff attraktiv, der bei etwa 60 Kilogramm pro Hektar liegt. Zu beachten ist allerdings der große Bedarf an Kali, den die LWG mit gut 250 Kilogramm pro Hektar kalkuliert. Als Standort sind leichtere Böden zu empfehlen, optimal ist sandiger Lehm. Für die Ertragsbildung ist eine ausreichende Wasserversorgung elementar, weshalb laut Rascher eine Beregnung vorhanden sein sollte.
"Frost geht gar nicht"
Beim Anbau muss zudem die Anfälligkeit der tropischen Kultur gegenüber niedrigen Temperaturen berücksichtigt werden. "Frost geht gar nicht", betont Rascher. Aber auch längere Phasen mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt beeinträchtigen die Qualität der Knollen, vor allem in Bezug auf ihre Lagerfähigkeit. Deshalb rät sie dringend dazu, die etwa 90-tägige Wachstumszeit auf dem Feld möglichst zwischen Juni und September zu legen.
Das größte Hindernis beim Einstieg in den Süßkartoffelanbau ist die passende Erntetechnik. Anders als bei Speisekartoffeln pflanzt man bei Süßkartoffeln keine Knollen, sondern sogenannte Grünstecklinge. Diese Stecklinge müssen in der Regel aus Israel oder Irland bezogen werden, zu Preisen von etwa 30 bis 40 Cent pro Jungpflanze. Das schränkt nicht nur die im ökologischen Anbau gewünschte Regionalität ein, sondern macht den Anbau auch sehr teuer. Schließlich werden pro Hektar bis zu 30.000 Stecklinge benötigt.