Mit Thomas Maier, Geschäftsführer der Beutelsbacher Fruchtsaftkelterei, und Boris Voelkel, geschäftsführender Einkäufer bei der Voelkel GmbH, geben zwei Fachleute Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen und Trends am Markt für Bio-Säfte.
Oekolandbau.de: Ernteausfälle und Kostensteigerungen stellen die Herstellenden von Obst- und Gemüsesäften vor Herausforderungen. Wie gehen Sie damit um?
Thomas Maier: Ernteausfälle treffen uns vor allem bei Orangen, weil es neben Äpfeln die wichtigsten Früchte sind. Orangensaft ist eine Zutat in sehr vielen Mehrfruchtsäften. Ebenfalls treffen uns Ernteausfälle bei Schwarzen Johannisbeeren, Sauerkirschen und Rhabarber. Besonders im Fall von Schwarzen Johannisbeeren und Rhabarber führt dies dazu, dass es Überlegungen gibt, einzelne Produkte leider einstellen zu müssen.
Boris Voelkel: Wir verfolgen im Einkauf seit Jahren den Weg des empathischen Wirtschaftens. Das heißt, dass wir gemeinschaftlich mit den Landwirtinnen und Landwirten einen Weg gehen, der nicht von kurzfristiger Gewinnausschöpfung, sondern von einer gemeinsamen Perspektive geprägt ist. Wir haben schon immer auf langfristige Partnerschaften gesetzt und Preise gezahlt, die nicht den zerstörerischen Mechanismen des freien Marktes folgen, sondern der Landwirtschaft Planbarkeit und Erträge sichern, die ihnen langfristiges Überleben ermöglichen. Wovon letztendlich wir am meisten profitieren. Das hieß häufig über dem Marktpreis zu zahlen, oder Landwirtinnen und Landwirten damit zu helfen, dass wir ihnen Mengen oder alternative Kulturen abnahmen, die wir vielleicht in dem Moment gar nicht benötigt haben.
Die Extreme des Marktes auszugleichen, schafft Resilienz auf beiden Seiten. Denn aktuell profitieren wir davon, dass unsere Partnerinnen und Partner nur moderat die Preise erhöhen und vor allem uns weiterhin verlässlich Ware liefern, obwohl sie diese woanders zu höheren Preisen verkaufen könnten. Landwirtinnen und Landwirten mit starken Ernteausfällen bieten wir aktuell finanzielle Unterstützung an, damit sie mit den langfristigen Verträgen nicht gestraft sind. Wir glauben, dass die anstehenden Herausforderungen nur gemeinschaftlich bewältigt werden können, und das praktizieren wir täglich. Wir schaffen durch ständige Innovationen sowohl bei Produkten als auch bei Absatzkanälen neue Absatzchancen für Bio, und durch neue Rezepturen Vielfalt in den Flaschen und dadurch auch auf den Äckern.
Oekolandbau.de: Welche Konsumtrends gibt es am Markt für Bio-Säfte?