Bio-Säfte im Handel – aktuelle Entwicklungen und Trends

Bio-Säfte im Handel – aktuelle Entwicklungen und Trends

Nachdem die privaten Haushalte im Zuge der Corona-Pandemie verstärkt zu Frucht- und Gemüsesäften in Bio-Qualität gegriffen haben, ging deren Einkaufsmenge 2023 leicht zurück. Insbesondere Bio-Orangensaft wurde angesichts der angespannten Marktversorgung in kleinerer Menge gekauft.

Nachdem die Coronajahre 2020 und 2021 von einer vergleichsweise hohen Einkaufsmenge an Bio-Frucht- und Gemüsesäften geprägt waren, haben sich die privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2023 in Kaufzurückhaltung geübt. Die Bio-Saftkäufe gingen zwar um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, im Vergleich zum Fünfjahresmittel zeigte sich jedoch ein Plus von vier Prozent.

An den gesamten Saftkäufen legte der Bio-Anteil zwischen den Jahren 2017 und 2023 von sechs Prozent auf neun Prozent zu, bezogen auf den Umsatz zeigt sich ein Anstieg von zehn Prozent auf 14 Prozent. Bio liegt also weiterhin im Trend, wie die AMI-Analyse auf Basis des CPS GfK-Haushaltspanels zeigt. Während Apfelsaft der meistgekaufte Fruchtsaft in Bio-Qualität ist, liegt Orangensaft bei den Fruchtsäften aus konventioneller Erzeugung seit Jahren an der Spitze.

Vergleich der Saftkäufe im Jahr 2023

 Biokonventionell
Menge in Litern/Haushalt1,920,1
Ausgaben in Euro/Haushalt4,828,71
Preis in Euro/Liter2,51,43
Käuferreichweite in Prozent2975

Markteinblicke

Bio-Säfte werden überwiegend in Discountern gekauft

Die Verbraucherinnen und Verbraucher kauften 2023 Bio-Frucht- und Gemüsesäfte häufig bei den Discountern ein. Über 40 Prozent der gesamten Einkaufsmenge wurden über diese Einkaufsstätte abgesetzt, die Vollsortimenter und SB-Warenhäuser kamen zusammen auf einen Marktanteil von 30 Prozent. Die restlichen Bio-Säfte wurden bei den sonstigen Einkaufsstätten, wie dem Naturkostfachhandel oder in der Direktvermarktung, gekauft. Während die verkaufte Menge in den Discountern zuletzt um knapp acht Prozent und in den sonstigen Einkaufsstätten um knapp vier Prozent zurückging, legte sie in den Vollsortimentern um mehr als drei Prozent zu.

Saftwissen

Saft ist nicht gleich Saft. Wie viel Fruchtin einem Saft stecken muss und wie die genaue Getränkebezeichnung lautet, ist in der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung festgelegt.

  • Fruchtsaft weist grundsätzlich einen Fruchtgehalt von 100 Prozent auf. Unterschieden wird dabei zwischen Direktsaft und Saft aus Konzentrat.
  • Fruchtnektar weist einen Mindestfruchtgehalt zwischen 25 und 50 Prozent auf. Ihm darf zudem Zucker oder Honig zugefügt werden.
  • Bei Fruchtsaftschorlen liegt der Fruchtgehalt ebenfalls zwischen mindestens 25 und 50 Prozent. Die Erfrischungsgetränke können Fruchtsaft, Fruchtsaftkonzentrat, Fruchtmark beziehungsweise Mischungen daraus enthalten sowie Trinkwasser, Mineralwasser und Kohlensäure.
  • Den geringsten Fruchtgehalt weisen Fruchtsaftgetränke auf. Bei diesen liegt der Mindestfruchtgehalt zwischen 6 und 30 Prozent. Als weitere Zutaten können diesen Getränken Wasser, Zuckerarten und Aromen zugefügt werden.

Laut Richtlinien deutscher Bio-Verbände wie Bioland und Demeter ist die Herstellung von Bio-Fruchtsaft aus Konzentrat nicht zulässig, ebenso der Zusatz von Zucker. Zudem ist der Einsatz von Klär- und Filterhilfsmitteln sowie Enzymen nur eingeschränkt möglich. Bei Bio-Fruchtnektaren und -Fruchtsaftgetränken sind nur natürliche Süßungsmittel wie Honig, Fructose oder Ahornsirup in beschränktem Maße zur Süßung zugelassen.

Fruchtsaftbranche steht vor Herausforderungen

Nach Angaben des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V. (VdF) haben sich die Fruchtsaftunternehmen in Deutschland im Jahr 2023 mit Ernteausfällen als Folgen der Wetterextreme und Kostensteigerungen auseinandersetzen müssen. Mit 241 Millionen Litern, davon 41 Millionen Litern als Bio-Ware, wurde im vergangenen Jahr die kleinste Menge an Apfelsaft seit zehn Jahren gekeltert.

Auch bei Orangensaft zeigte sich eine anspannte weltweite Versorgungslage. Zumindest bei Äpfeln prognostiziert der Verband in diesem Jahr mit 500.000 Tonnen eine durchschnittliche Streuobsternte, wenngleich die Schätzung starke regionale Unterschiede aufweist. Im Allgemeinen haben die Bäume auf den Streuobstwiesen in den zurückliegenden Jahren unter den Dürresommern gelitten, was das Auftreten von Frucht- und Blütekrankheiten begünstigt hat.

Bio-Säfte bedienen Trends und Lifestyle

Mit Thomas Maier, Geschäftsführer der Beutelsbacher Fruchtsaftkelterei, und Boris Voelkel, geschäftsführender Einkäufer bei der Voelkel GmbH, geben zwei Fachleute Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen und Trends am Markt für Bio-Säfte.

Oekolandbau.de: Ernteausfälle und Kostensteigerungen stellen die Herstellenden von Obst- und Gemüsesäften vor Herausforderungen. Wie gehen Sie damit um?

Thomas Maier: Ernteausfälle treffen uns vor allem bei Orangen, weil es neben Äpfeln die wichtigsten Früchte sind. Orangensaft ist eine Zutat in sehr vielen Mehrfruchtsäften. Ebenfalls treffen uns Ernteausfälle bei Schwarzen Johannisbeeren, Sauerkirschen und Rhabarber. Besonders im Fall von Schwarzen Johannisbeeren und Rhabarber führt dies dazu, dass es Überlegungen gibt, einzelne Produkte leider einstellen zu müssen.

Boris Voelkel: Wir verfolgen im Einkauf seit Jahren den Weg des empathischen Wirtschaftens. Das heißt, dass wir gemeinschaftlich mit den Landwirtinnen und Landwirten einen Weg gehen, der nicht von kurzfristiger Gewinnausschöpfung, sondern von einer gemeinsamen Perspektive geprägt ist. Wir haben schon immer auf langfristige Partnerschaften gesetzt und Preise gezahlt, die nicht den zerstörerischen Mechanismen des freien Marktes folgen, sondern der Landwirtschaft Planbarkeit und Erträge sichern, die ihnen langfristiges Überleben ermöglichen. Wovon letztendlich wir am meisten profitieren. Das hieß häufig über dem Marktpreis zu zahlen, oder Landwirtinnen und Landwirten damit zu helfen, dass wir ihnen Mengen oder alternative Kulturen abnahmen, die wir vielleicht in dem Moment gar nicht benötigt haben.

Die Extreme des Marktes auszugleichen, schafft Resilienz auf beiden Seiten. Denn aktuell profitieren wir davon, dass unsere Partnerinnen und Partner nur moderat die Preise erhöhen und vor allem uns weiterhin verlässlich Ware liefern, obwohl sie diese woanders zu höheren Preisen verkaufen könnten. Landwirtinnen und Landwirten mit starken Ernteausfällen bieten wir aktuell finanzielle Unterstützung an, damit sie mit den langfristigen Verträgen nicht gestraft sind. Wir glauben, dass die anstehenden Herausforderungen nur gemeinschaftlich bewältigt werden können, und das praktizieren wir täglich. Wir schaffen durch ständige Innovationen sowohl bei Produkten als auch bei Absatzkanälen neue Absatzchancen für Bio, und durch neue Rezepturen Vielfalt in den Flaschen und dadurch auch auf den Äckern.

Oekolandbau.de: Welche Konsumtrends gibt es am Markt für Bio-Säfte?

Thomas Maier: Als Konsumtrend muss man nach wie vor die Shots bezeichnen. Speziell mit den Gewürzen Ingwer und Kurkuma sind Shots gefragt. Zusätzlich sehen wir einen Trend zu Kombucha-Getränken, die gerne als Wellness-Getränk konsumiert werden. Wir haben deshalb einen klassischen Kombucha und einen Kombucha-Cassis als neue Artikel bei der Biofach 2024 präsentiert.

Boris Voelkel: Ganz wichtig ist das Thema Zuckerreduktion. Darum haben wir eine ganze Range an neuen zuckerreduzierten Limonaden auf den Markt gebracht. Aber auch Limo-Alternativen wie Kombucha-Mixgetränke erfreuen sich großer Beliebtheit. Außerdem funktionale Säfte mit zusätzlichem Gesundheitsnutzen. Der demographische Wandel geht am Markt nicht spurlos vorbei. Wir sehen mehr Single-Haushalte mit einem höheren Gesundheitsbewusstsein. Das ist einer der Gründe für den Erfolg unserer Ingwershorts. Im Ganzen wird Bio lifestyliger: Das heißt Individuelle Rezepturen, die auf aktuelle Trends setzen. Ein Beispiel dafür sind unsere vorgemixten alkoholfreien Longdrinks.

Oekolandbau.de: Zum Thema Verpackung: Welche Entwicklungen zeichnen sich in diesem Bereich ab?

Thomas Maier: Bei den Verpackungen sehen wir bei Bio-Konsumierenden den Fokus eindeutig auf Mehrwegverpackungen. Die mittlerweile in Deutschland wieder eingeführte Dose ist bisher glücklicherweise in den meisten Bio-Fachgeschäften nicht gelistet. Dass Mehrweg-Glasflaschen im Trend sind, bestätigt auch die seit kurzem stattfindende Abfüllung von Speiseöl in Mehrwegflaschen aus Glas. Glas ist weiterhin optimal für die Inhaltsstoffe, da es geschmacksneutral ist und die Migration von Verpackungsstoffen in das Produkt im Gegensatz zu anderen Verpackungsstoffen verhindert. Hier ist zu bemerken, dass der Anteil an Mehrweggebinden in den Naturkostfachgeschäften höher ist als in anderen Lebensmittelmärkten. Mehrweg und Bio gehören einfach zusammen!

Boris Voelkel: Individuelle Anwendungszwecke verlangen eine größere Bandbreite an Gebindeformen. Die Flaschen werden kleiner, da die Inhalte hochwertiger werden. Massive Ernteausfälle bei Volumensäften wie Organgensaft werden sich auch in Verpackungen widerspiegeln. Darum bringen wir zum Beispiel bald eine 0,5 Liter Glasmehrwegflasche auf den Markt.

Der gesellschaftliche Nutzen von Bio findet sich nicht mehr nur im Produkt an sich, sondern auch im Design wieder. Die Zeiten, in denen Bio-Säfte recht bieder vor allem auf Tradition und Regionalität im Design gesetzt haben, sind endgültig vorbei. So haben wir aktuell beispielsweise einen Wacken Ingwershot in schwarzem Keramikdruck auf den Markt gebracht. Bio-Marken stehen im Lebensmitteleinzelhandel in Konkurrenz zu konventionellen Marken und müssen ihre Differenzierung stärker auch mittels Verpackung und Design kommunizieren.


Letzte Aktualisierung 08.08.2024

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