Wacken-Festival mit nachhaltigem Seafood und Bio-Fritten

Wacken-Festival mit nachhaltigem Seafood und Bio-Fritten

Auf dem Wacken Open Air traut sich das Team von sustain seafood etwas und setzt an seinem Gastro-Stand auf nachhaltiges Seafood mit Bio-Fritten. Doch wie kommt das bei den Heavy Metal-Fans im Holy Land an?

Das Wacken Open Air ist inzwischen eines der weltweit größten Festivals für Heavy Metal: Rund 85.000 Metalheads reisen regelmäßig Anfang August zur großen Party in das kleine Dorf in Schleswig-Holstein und feiern ihre Musik unter freiem Himmel. Wie kommen nachhaltige Seafood-Snacks mit Wildfisch und Bio-Fritten bei ihnen an? "Für Bio und Naturland interessiert sich niemand auf dem Festival", räumt Nicole Knapstein ganz offen ein. "Aber die Metalheads kommen gezielt zu unserem Stand, weil wir gutes und geschmackvolles Essen anbieten".

Und genau darum ging es ihr und ihrem Team auf dem Wacken Open Air Anfang August 2024: Vier Tage lang gab es an ihrem Stand im Infield auf dem Holy LandFish & Chips aus nachhaltigen Zutaten: Naturland Wildfisch zertifizierter Seelachs aus der Nordsee zusammen mit in Bio-Rapsöl frittierten Bio-Fritten plus Bio-Mayonnaise. Ebenfalls alles in Naturland Qualität. Mit diesem Angebot will sich die selbstständige Expertin für nachhaltigen Fisch vom häufig eher mäßigen Food-Angebot auf Festivals abheben. "Mit 11,50 Euro pro Portion lagen wir noch im unteren Mittel der Preise", so Nicole Knapstein. "Keiner hat den Preis moniert – aber viele haben die Qualität gelobt und sind am nächsten Tag wieder gekommen".

Das nachhaltige Seafood kommt an – weil der Geschmack zählt. Für die studierte Historikerin steht dabei nicht die Höhe des Umsatzes im Vordergrund. Vielmehr möchte sie Menschen erreichen, die sonst eher nicht in den Bio-Fachhandel gehen oder im Lebensmitteleinzelhandel gezielt nach Bio-Produkten greifen. "Wir kommen hier mit ganz anderen Zielgruppen in Kontakt. Das ist für uns jedes Mal eine spannende Herausforderung".

Ich wünsche mir, dass auf mehr solcher Festivals auch ökologische Produkte angeboten werden. (Nicole Knapstein, sustain seafood)

Mit 1409 verkauften Portionen "Fish & Chips" und 245 Portionen Fritten ist sie am Ende zufrieden. Damit schreibt sie trotz hoher Standgebühren und Kosten schwarze Zahlen. Doch aus ihrer Sicht wäre durchaus mehr möglich gewesen. "Ich hätte gerne noch weitere Produkte in Bio-Qualität verkauft, wenn der Hauptlieferant für das Festival – Chefs Culinar – ein breiteres Bio-Sortiment anbieten würde".

Denn nur bei diesem Hauptlieferanten kann sie je nach Nachfrage kurzfristig Produkte von einem Tag auf den anderen nachbestellen. Natürlich kann sie auch Bio-Produkte bei kleineren Lieferantinnen und Lieferanten einkaufen. Aber damit kann sie mit ihrem Angebot nicht so flexibel auf die Nachfrage reagieren und hat einen höheren logistischen Aufwand. Hier bestehe auf Seiten des Handels durchaus "noch Luft nach oben".

Bio-Zertifizierung bei Veranstaltungen

Die neue Bio-AHV-Verordnung regelt in § 14 auch die Bio-Zertifizierung für gastronomische Angebote bei Veranstaltungen.

Sofern das AHV-Unternehmen noch nicht über eine Bio-Zertifizierung verfügt, muss es sich spätestens vier Wochen vor Beginn der Veranstaltung bei einer Öko-Kontrollstelle und der zuständigen Kontrollstelle des Bundeslandes melden.

Die Kontrollstelle führt dann eine Dokumentationsprüfung durch. Stichprobenartig werden auch Vor-Ort-Kontrollen durchgeführt. Auf dieser Basis ausgestellte Zertifikate gelten nur für die Dauer der Veranstaltung. Verfügt das ausrichtende AHV-Unternehmen bereits über eine Bio-Zertifizierung, muss es kein zusätzliches Veranstaltungszertifikat erwerben.

Keine Warenfluss-Kontrollen mehr

Damit die Bio-Zutaten auch als solche ausgelobt werden können, brauchen gastronomische Stände wie hier auf dem Festival eine Veranstaltungszertifizierung nach der neuen Bio-AHV-Verordnung (siehe Info-Kasten). Nach den Erfahrungen von Nicole Knapstein wurde durch die neuen Regelungen der bürokratische Aufwand spürbar minimiert. Das bestätigt auch Christian Fink, der als Leiter der ÖkoP Zertifizierungs GmbH die Vor-Ort-Kontrolle auf dem Festival durchgeführt hat. "Der Aufwand für die Kontrolle ist geringer geworden, weil es weniger Dokumentationspflichten gibt und keine Warenfluss-Kontrolle mehr durchgeführt werden muss".


Letzte Aktualisierung 22.08.2024

Nach oben
Nach oben