Briefing am Donnerstagmorgen

Die Rad-WM, neue Attacken gegen den Hizbullah, der US-Leitzins und unsere Empfehlungen: Das Wichtigste zum Start in den Tag

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Das Wichtigste am Morgen: Ärger rund um die Rad-WM und weitere explodierte Kommunikationsgeräte in Libanon

Und das lesen Sie nur in der NZZ: Das Medienhaus Tamedia hat ein radikales Sparprogramm verkündet. 55 Journalisten werden entlassen, zwei der drei Druckereien geschlossen. Journalistische Folgen hat der Kahlschlag vor allem für die Regionalmedien. Der «Landbote», die «Zürichsee-Zeitung» und der «Zürcher Unterländer» werden zu Aussenbüros des «Tages-Anzeigers» degradiert. In der Politik wird die Entwicklung mit Sorge beobachtet. Der Publizist Karl Lüönd sagt: «Die Filetstücke waren längst weg. Der Rest kommt jetzt vor die Hunde.» Zum Hintergrund

Das Wichtigste am Morgen

Wegen der Rad-WM und einer Velo-Demo wird Zürich unter Verkehrseinschränkungen ächzen

Das ist passiert: Kommenden Sonntag findet in Zürich mit dem Einzelzeitfahren der erste Höhepunkt der diesjährigen Rad-Weltmeisterschaft statt. Hunderttausende Fans werden erwartet. Es wird massive Einschränkungen für den Verkehr geben, die Strassen dürften allgemein überlastet sein. Dennoch hat die Stadtzürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart entschieden, an diesem Tag auch noch eine Velo-Demo zu bewilligen. Zum Bericht

Darum ist es wichtig: Dass die Genehmigung für die Demo unter dem Motto «Vision Zero für Züri – Mobilität nicht auf Kosten von Menschen­leben!» erteilt wurde, ist aussergewöhnlich. Eigentlich dürfen an Sonntagen gar keine Demonstrationen stattfinden. Rykart hat eine Ausnahmeregelung anlässlich des internationalen autofreien Tags erteilt. Kritiker sprechen von einer Sonderbehandlung der eigenen Klientel.

Das sagt der Chef der Rad-WM: Als Veranstalter ärgert Olivier Senn sich über «falsche Annahmen, Behauptungen und Übertreibungen» zur Verkehrsplanung. Man habe für Anwohner und Gewerbler etliche Erleichterungen durchgesetzt und sich dafür sogar mit dem Weltverband UCI angelegt. Zum Interview

Erneute Attacke: Explodierende Walkie-Talkies töten mindestens 20 Personen in Libanon

Das ist passiert: Einen Tag nach den Pager-Angriffen sind in zahlreichen Orten in Libanon wieder Kommunikationsgeräte explodiert. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums wurden am Mittwochnachmittag mindestens 20 Personen getötet und 450 verletzt. Diesmal sollen tragbare Funkgeräte von Hizbullah-Mitgliedern das Ziel gewesen sein. Am Vortag waren Tausende von Pagern explodiert. Zu den neusten Entwicklungen

Darum ist es wichtig: Die Angriffe stürzen den Hizbullah in eine Krise. Es scheint klar, dass Israel hinter den Attacken steckt. Die Frage bleibt, welches strategische Kalkül der jüdische Staat damit verfolgt – und wie die Schiitenmiliz auf diese Demütigung reagieren wird. Der Nahe Osten wartet auf die nächste Drehung der Eskalationsspirale. Zum Bericht

Das ist der Hintergrund: Die Spur der mit Sprengstoff präparierten Pager führt nach Taiwan und Ungarn – und verliert sich dort. Die Geräte tragen das Logo einer taiwanischen Firma. Diese weist alle Verantwortung von sich und nennt einen fragwürdigen Partner in Budapest. Welchen Weg die 5000 fraglichen Pager nach Libanon genommen haben, bleibt unklar. Zum Bericht

So ist die Lage im Nahen Osten: Zu den neusten Entwicklungen

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Corona ihren Leitzins

Das ist passiert: Nach der Senkung um 0,5 Prozentpunkte liegt das US-Leitzinsband nun bei 4,75 bis 5 Prozent. Damit gibt das Gremium um Fed-Chef Jerome Powell dem Druck von aussen nach und erfüllt die Erwartungen des Finanzmarkts. Zum Bericht

Darum ist es wichtig: Man habe grössere Zuversicht gewonnen, dass sich die Teuerungsrate nachhaltig in Richtung des 2-Prozent-Ziels entwickle, so das Fed. Erstmals seit langem sind die Notenbanker zudem der Ansicht, dass die Risiken, die sich aus beiden Seiten ihres Mandats ergeben, die Waage halten: höhere Arbeitslosigkeit einerseits und ein erneuter Inflationsschub andererseits.

So ordnen wir es ein: Die US-Notenbank senkt den Leitzins in rasantem Tempo, obwohl sich die amerikanische Wirtschaft noch immer kerngesund präsentiert. Dieser Druck auf den Panik-Knopf war nicht nötig. Zum Kommentar

Was sonst noch passiert ist

  • Die US-Notenbank senkt erstmals seit Corona ihren Leitzins: Nach der Senkung um 0,5 Prozentpunkte liegt das Leitzinsband nun bei 4,75 bis 5 Prozent. Damit gibt das Gremium um Fed-Chef Jerome Powell dem Druck von aussen nach und erfüllt die Erwartungen des Finanzmarkts. Zum Bericht
  • Republikaner und Demokraten streiten in Washington wieder einmal über das nationale Budget: Obwohl seine Republikaner eine Mehrheit haben, scheitert der Plan von Speaker Mike Johnson im Repräsentantenhaus. Damit steht er vor einem Scherbenhaufen und muss wohl das Gespräch mit den Demokraten suchen. Sonst droht am 1. Oktober erneut ein Shutdown. Zum Bericht
  • Die Ukraine zerstört eines der grössten und modernsten russischen Munitionslager: Ein nächtlicher Drohnenangriff hat in Westrussland ein Inferno ausgelöst. Grosse Mengen Munition sollen detoniert sein. Das zeigt, wie schlagkräftig ukrainische Langstreckendrohnen geworden sind – und ist eine Blamage für den Kreml, der behauptet hatte, die Anlage sei selbst bei einer Atomexplosion sicher. Zum Bericht
  • Am Gotthard drohen neue Staus wegen einer Mega-Baustelle am Brenner: Wohl bis 2030 wird die Luegbrücke, die längste Brücke der Brennerautobahn, nur einspurig befahrbar sein. Experten befürchten eine Verlagerung des Schwerverkehrs von Österreich in die Schweiz. Zum Bericht
  • Für Alinghi platzt der Traum vom America’s Cup in Barcelona: Zwar war den Schweizer Seglern gegen die favorisierten Briten nach vier Niederlagen noch eine kleine Aufholjagd gelungen. Doch am Ende ging die Halbfinalserie mit 2:5 verloren. Zum Bericht
  • Harvey Weinstein plädiert in einem neuen Verfahren wegen sexueller Vergehen auf nicht schuldig: Es geht um eine Frau, die der frühere Hollywood-Produzent 2006 in einem Hotel in Manhattan sexuell angegriffen haben soll. Weinsteins Sprecher teilten mit, ihnen seien keine Einzelheiten über den angeblichen Vorfall bekannt. Sie würden aber mit allen Mitteln gegen die Vorwürfe vorgehen. Der 72-jährige Weinstein erschien zur Verlesung der Anklage im Rollstuhl vor Gericht in New York. Zu den neusten Entwicklungen

Das empfehlen wir heute

Ferien bei Fremden: Städte wie Luzern, Barcelona und New York werfen der Buchungsplattform Airbnb vor, die Wohnungsnot in ihren Zentren zu verschärfen, und schränken private Vermietungen zunehmend ein. Die Airbnb-Chefin für Zentral- und Osteuropa, Kathrin Anselm, wehrt sich gegen die Kritik. Sie sagt: «Es muss möglich sein, dass alle am Tourismus teilhaben können, die das wollen.» Zum Interview

Gefahr durch Investoren: Der Nationalrat hat beschlossen, dass der Staat künftig Übernahmen von Schweizer Unternehmen in heiklen Sektoren durch Ausländer kontrollieren soll. Das soll nicht nur im Fall von staatsnahen ausländischen Akteuren gelten, sondern auch bei rein privaten Käufern. Aber wie unterscheidet man «gute» von «bösen» Investoren? Zum Hintergrund

Entscheidung in Sri Lanka: Erstmals seit dem Sturz des Präsidenten vor zwei Jahren wird am Wochenende in dem Inselstaat wieder gewählt. Die Wirtschaft hat sich stabilisiert, doch die Wut auf das Establishment bleibt gross. Profitieren könnte davon ein Kandidat, der einen radikalen Wandel verspricht. Zum exklusiven «NZZ Pro»-Hintergrund

Unsere Empfehlung für «The Market»-Abonnenten

Familienunternehmen an der Börse: Kotierte Familiengesellschaften gelten als stabiler und krisenresistenter. Swatch Group beweist, dass auch das Gegenteil der Fall sein kann. Wie verhält es sich bei anderen Schweizer Familienunternehmen? Zur Analyse

Bevor Sie weitergehen

🎧 Hören: Im Frühling 2023 verabschiedete sich die junge Ukrainerin Jaroslawa von ihrem Mann. Olexander ging damals an die Front, um das Land gegen den russischen Angriff zu verteidigen. Es war der Beginn einer Odyssee. Von Jaroslawas verzweifelter Suche nach ihrem vermissten Ehemann erzählt unser Auslandredaktor Jonas Roth in der neuen Folge von «NZZ Akzent». Zum Podcast

❤️ Erleben: Die wichtigste Beziehung in unserem Leben ist die zu uns selbst. Wenn sie nicht stimmt, werden auch alle anderen Beziehungen komplizierter: zu Eltern, zu Freunden und zu (potenziellen) Partnern. Am Dienstag, dem 1. Oktober, sprechen wir bei «NZZ Live» mit dem Autor Michael Nast über die Frage, wie man erfüllende Beziehungen findet. Was ist eine gute Partnerschaft, und wie kann man sich aus ungesunden Mustern lösen? Zur Reservierung

✏️ Rätseln: Wie gut kennen Sie unsere Artikel? Testen Sie Ihr Wissen im NZZ-Kreuzworträtsel. Die Antworten auf alle Fragen finden Sie in unseren Berichten. Zum Kreuzworträtsel

Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Donnerstag.
Klaus Bardenhagen und Kathrin Klette

Das Briefing erscheint wochentags um 6 und 17 Uhr. Samstags gibt es eine Wochenendausgabe um 7 Uhr.