Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an sechs Bürgerinnen

Ministerpräsident Wüst: Mit der Verleihung des Landesverdienstordens am Vorabend des Weltfrauentags machen wir auf die großen Verdienste von Frauen in unserer Gesellschaft aufmerksam, aber auch auf die nach wie vor bestehenden Ungleichheiten

7. März 2023
Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an sechs Bürgerinnen

Um die gesellschaftlichen Verdienste von Frauen besonders zu würdigen, hat Ministerpräsident Hendrik Wüst am Vorabend des internationalen Frauentags den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an sechs engagierte Bürgerinnen verliehen.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Um die gesellschaftlichen Verdienste von Frauen besonders zu würdigen, hat Ministerpräsident Hendrik Wüst am Vorabend des internationalen Frauentags den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an sechs engagierte Bürgerinnen verliehen. Seit mehr als 100 Jahren wird am 8. März weltweit auf Frauenrechte, bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten aufmerksam gemacht und dazu aufgerufen, sich für Gleichberechtigung einzusetzen.

Mit dem Verdienstorden ehrt die Landesregierung traditionell ehrenamtlich besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger für ihren herausragenden Einsatz für das Gemeinwohl und das Land Nordrhein-Westfalen. Die Verleihung fand in der Staatskanzlei in Düsseldorf statt.

Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Frauen leisten in unserer Gesellschaft wertvolle Arbeit, das gilt es, angemessen zu würdigen. Noch immer sind es häufig die Frauen, die sich um die Erziehung der Kinder oder die Pflege von Familienangehörigen kümmern – und ihr Engagement geht weit darüber hinaus. Sie stellen ihre Zeit und ihre Tatkraft in den Dienst der Gesellschaft. Mit der Verleihung des Landesverdienstordens am Vorabend des Weltfrauentags wollen wir aufmerksam machen auf diese großen Verdienste, aber auch auf die nach wie vor bestehenden Ungleichheiten. Gleichstellung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der jede und jeder einen Beitrag leisten kann.“ Der Ministerpräsident weiter: „Deshalb freue ich mich besonders, heute sechs Frauen für ihr vielfältiges Engagement auszuzeichnen und in den Mittelpunkt zu stellen. Sie sind Vorbilder für viele junge Menschen in unserem Land und sorgen beständig dafür, unsere Heimat noch lebenswerter zu machen.“  

Über den Landesverdienstorden
Der Verdienstorden des Landes ist eine der höchsten Auszeichnungen und wurde 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau gestiftet. Als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit wird er an besonders engagierte Persönlichkeiten verliehen.

Ausgezeichnet mit dem Landesverdienstorden wurden am 7. März 2023:

Heidrun Brieskorn, Eitorf
Seit gut vier Jahrzehnten kümmert sich die Musikerin – oft mit großem eigenen finanziellen Einsatz – um den Schutz seltener Schmetterlingsarten, Fledermäuse, Salamander, Wildvögel und Orchideen. Vor 15 Jahren gründete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann die „Maculinea-Stiftung NRW“ für den Erhalt geschützter Schmetterlingsarten. Frau Brieskorn organisiert Fledermaus-Wanderungen und Führungen durch die Natur, insbesondere für Kinder und Jugendliche.

Claudia Kleinert, Köln
Die beliebte Moderatorin, Buchautorin, Rednerin und Coachin setzt sich seit vielen Jahren für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung ein. So ist sie seit 15 Jahren Botschafterin der „Lebenshilfe NRW“. Außerdem unterstützt sie die Kinderhilfsorganisation „Save the children“, ist Patin eines äthiopischen Kindes und engagiert sich für die Kindernothilfe, die jungen Menschen in der sogenannten „Dritten Welt“ die bestmöglichen Startchancen in ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht.

Irith Michelsohn, Bielefeld
In Tel Aviv geboren, engagiert sich die heutige Vorsitzende der „Union progressiver Juden in Deutschland“ seit vielen Jahren an der Spitze der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld. Die Einweihung des neuen Gemeindezentrums und der Synagoge im Jahre 2008 gehören zu Irith Michelsohns wichtigsten Erfolgen für das jüdische Leben in Nordrhein-Westfalen. Auch als Gründungsmitglied des Vereins „begegnen e.V.“ setzt sie sich gegen Antisemitismus, Rassismus und für das Miteinander der Religionen ein.

Michaela Noll, Haan
Die frühere langjährige Bundestagsabgeordnete engagiert sich seit vielen Jahren für benachteiligte Menschen und Familien. Bereits seit 2005 ist sie Schirmherrin des Franziskus-Hospizes Hochdahl in Erkrath, seit 2007 Präsidentin des Förderkreises ZNS Langenfeld e.V., der zahlreichen Menschen nach einem Schädelhirntrauma den Weg in ein möglichst selbstständiges Leben ermöglicht. Als engagierte Schirmherrin zahlreicher sozialer Projekte setzt sie sich vor allem für Kinder und Jugendliche ein.

Heidi van Thiel, Essen
Die erfolgreiche Reitsportlerin startete Mitte der 80er Jahre ihre zweite Karriere im Reitsport. Bis heute ist sie Landesjugendwartin des Landesverbandes Rheinland der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. Zwischenzeitlich übte sie ehrenamtlich und als erste Frau überhaupt das Amt der Bundesjugendwartin des Verbandes aus. Ein besonderer Schwerpunkt ihres herausragenden Engagements war und ist die Arbeit mit jungen Menschen, die sie seit Jahrzehnten für den Reitsport zu begeistern weiß.

Karin Welder, Bottrop
Seit 20 Jahren betreut die gelernte Einzelhandelskauffrau in der „Kontaktstelle Borsigweg“ in Bottrop obdachlose, erkrankte Menschen, ebenso Asylbewerberinnen und -bewerber. Das Spektrum ihres Engagements reicht von der Beratung in wichtigen Fragen des täglichen Lebens bis hin zu ganz praktischen Hilfestellungen im Haushalt oder der Organisation von Feiern und Festen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Kontaktstelle.

Die Laudationes an die neuen Ordensträgerinnen im Wortlaut

Es gilt das gesprochene Wort.

Heidrun Brieskorn aus Eitorf

Gibt es schönere Tiere als Schmetterlinge, mit ihren vielfältigen und prächtigen Farben und Zeichnungen?

Kein Wunder, dass so viele Musiker und Bands Songs über Schmetterlinge geschrieben haben und Menschen jeden Alters sich für sie begeistern können. Doch leider gehören auch sie zu den gefährdeten Tierarten. Manche Arten sind bereits verschwunden, andere kommen immer seltener vor. Vielen Menschen ist das nicht bewusst. Heidrun Brieskorn aber weiß das seit vielen Jahren. Schmetterlinge zu schützen ist für sie zur Lebensaufgabe geworden, und noch mehr als das:

Die Naturschätze unserer Heimat mit ihrer Artenvielfalt zu erhalten, dafür setzt sie sich mit Leidenschaft, Begeisterung, Kraft und auch Geld aus der eigenen Tasche ein. Das ist alles andere als selbstverständlich.

Schon Anfang der 80er Jahre erkennt Heidrun Brieskorn, welchen Gefahren und Belastungen unsere Natur ausgesetzt ist. Sie will nicht zusehen. Sie will selber etwas tun. Ganz besonders der Schutz bedrohter Schmetterlingsarten liegt ihr am Herzen. Aber sie weiß, dass man gemeinsam mit anderen hier viel mehr erreichen kann.

Deshalb gründet sie im Jahr 2008 gemeinsam mit Ihrem Ehemann die „Maculinea-Stiftung NRW“, um neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen, Spenden zu sammeln und noch wirksamer für ihr Ziel arbeiten zu können: die natürlichen Lebensgrundlagen geschützter Schmetterlingsarten im Siegtal zu verbessern. Denn viele von ihnen brauchen ganz spezifische Bedingungen, um überleben zu können. Dafür erwirbt die Stiftung Flächen. Ihre Gründerin selber legt eigens neue Wiesen an. Auch nach dem viel zu frühen Tod ihres Ehemanns setzt sie diese Arbeit mit unverminderter Kraft fort.

Doch nicht nur die Falter, auch der Schutz der Fledermäuse liegt Heidrun Brieskorn schon lange am Herzen. Seit über zehn Jahren betreut sie die Kolonie der Großen Mausohren in Eitorf und beteiligt sich am Umbau und an der Erweiterung des Fledermausquartiers. Auch nächtliche Ausflugskontrollen und Zählungen übernimmt sie. Dadurch können wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung der Fledermauspopulation im Siegtal gewonnen werden.

Zur Stelle ist Heidrun Brieskorn auch, wenn es um den Schutz von Amphibien geht. Hier kümmert sie sich zum Beispiel darum, dass die kleinen Tiere in der Zeit der Laichwanderung sicher die Straße überqueren können, ohne von Autos oder Lkws getötet zu werden.

Natur- und Artenschutz ist ein Generationenprojekt. Auch das hat Heidrun Brieskorn erkannt.

Seit über 20 Jahren engagiert sie sich in der Bildungsarbeit im Bereich Naturschutz, führt Fledermaus- und Naturwanderungen durch. Wie ich höre, gelingt es ihr damit, Kinder und Jugendliche mit der eigenen Begeisterung für unsere Natur anzustecken.

Liebe Heidrun Brieskorn,

es ist beeindruckend, mit welcher Weitsicht, Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft Sie sich seit Jahrzehnten um den Schutz und um die Bewahrung unserer Natur bemühen.

Ihr herausragendes Engagement für Artenvielfalt und Naturschutz ist vorbildlich und kommt uns allen zugute.

Dafür sagt Ihnen Nordrhein-Westfalen ein herzliches Dankeschön und ehrt Sie mit dem Verdienstorden unseres Landes.

 

Claudia Kleinert aus Köln

Claudia Kleinert ist den meisten hier Anwesenden als Moderatorin der Wettervorhersage bekannt. Mehrmals wöchentlich und auf unterschiedlichen Kanälen versorgt sie uns ebenso kurzweilig wie anschaulich mit den Aussichten zum Wetter.

Weniger bekannt ist, dass Claudia Kleinert auch jenseits des Wetterstudios ein sehr vielfältiges Berufsleben hat, nämlich als Coachin, Buchautorin und Gastrednerin. Wer sie aber noch etwas besser kennt, weiß, dass sie sich seit vielen Jahren ehrenamtlich im sozialen Bereich engagiert. Insbesondere die Unterstützung von Menschen mit Behinderung ist ihr ein Herzensanliegen.

Deshalb ist Claudia Kleinert seit 2008 Botschafterin des Vereins „Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen“. So wirbt sie für die Einführung des Bundesteilhabegesetzes, das Menschen mit Behinderung mehr Selbstbestimmung ermöglichen soll.

Außerdem moderiert sie die Parlamentarischen Abende der Lebenshilfe und macht die Abgeordneten mit charmantem Nachdruck auf die Belange der Menschen mit Behinderung und deren Angehörige aufmerksam. Daneben engagiert sich Claudia Kleinert im Kuratorium der „Stiftung Lebenshilfe NRW zur Förderung von elternlosen und behinderten Menschen“.

Zudem ist Claudia Kleinert seit mehr als zehn Jahren Botschafterin der „Kindernothilfe“ und setzt sich hier für die weltweite Umsetzung von Kinderrechten ein. Ihr ist es sehr wichtig, dass vor allem Kinder aus Entwicklungsländern Schulen oder Bildungseinrichtungen besuchen können.

Als Moderatorin des Kindernothilfe-Medienpreises „Kinderrechte in der Einen Welt“ machte sie auf den Missstand der Kinderarbeit und ihre bitteren Folgen für Kinder in Äthiopien aufmerksam.

Und als Botschafterin der Kinderrechtsorganisation „Save the Children“ macht Claudia Kleinert die Folgen der Klimakrise insbesondere für die Kinder zu ihrem Thema.

Bei YouTube oder Twitter erklärt sie ebenso eindrucksvoll wie verständlich die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Extremwetter-eignissen und dem Klimawandel. Auf einer Veranstaltung von „Save the Children“ im vergangenen Jahr fand sie dazu deutliche Worte: „Wir sind alle aufgerufen, uns einzusetzen für ein friedliches Miteinander, für Klimaschutz, damit zu Kriegs- nicht noch unzählige Klimaflüchtlinge kommen und für mehr Gerechtigkeit um uns herum und überall auf der Welt.

Und dürfen diejenigen nicht vergessen, die auch jetzt weit weg von ihrem Zuhause unsere Unterstützung und unser Interesse brauchen“.

Liebe Claudia Kleinert, Sie sind nicht nur eine allseits beliebte Wetterexpertin, sondern viel mehr als das:

Sie sind eine großartige Kämpferin

•          für die Belange von Menschen mit Behinderung,

•          für die Rechte von Kindern in Entwicklungsländern und

•          für die Hilfe für Kinder in Kriegs- und Katastrophengebieten.

Dafür bedanke ich mich heute bei Ihnen sehr herzlich mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Irith Michelsohn aus Bielefeld

In Tel Aviv geboren, kommt Irith Michelsohn als Dreijährige nach Deutschland. Als junge Frau zieht sie nach Bielefeld. Vor mehr als zwanzig Jahren beginnt sie sich ehrenamtlich für den Wiederaufbau der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld zu engagieren. Zu diesem Zeitpunkt zählt die Gemeinde nur noch 25 Mitglieder. Irith Michelsohn wird zur Vorsitzenden gewählt. Ein Amt, das sie bis heute innehat. In ihrer Amtszeit wächst die Gemeinde von 25 auf rund 350 Mitglieder an.

Von Anfang an setzt sie auf ein aktives Gemeindeleben. Irith Michelsohn etabliert viele Einrichtungen, von der Kinder- und Jugendgruppe über eine engagierte Sozialabteilung bis hin zum Seniorentreff.

Schon bald wird die Kultusgemeinde über die Landesgrenzen hinaus als fortschrittliche und soziale Vorzeigegemeinde bekannt. Aber auch mit heftigen Widerständen muss sie zurechtkommen.

Dennoch gelingt es ihr, die frühere evangelische Paul-Gerhardt-Kirche in Bielefeld zu erwerben und in ein jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge umbauen zu lassen. Beide werden im Jahr 2008 eingeweiht und gelten bis heute als wegweisend.

Nun wäre das schon eine große Leistung. Irith Michelsohns Engagement reicht aber noch viel weiter. Sie wird zur Vermittlerin zwischen orthodoxen und liberalen Juden, zwischen den Alteingesessenen und den Zugewanderten, insbesondere den Spätaussiedlern. Zugleich unterstützt sie aktiv den Dialog der Religionen in Bielefeld. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins „begegnen e.V.“ und wird dort Schatzmeisterin.

Der Verein wendet sich gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus. Mit Vorträgen, Bildungsveranstaltungen und Reisen wird das Verständnis füreinander gestärkt, werden Vorurteile abgebaut und der Respekt zwischen den Religionen gefördert.

Irith Michelsohn wird zur Generalsekretärin der „Union progressiver Juden in Deutschland“ gewählt, dem Dachverband von mehrheitlich reformjüdischen Gemeinden. Seit Dezember ist sie Vorsitzende des Verbandes.

Irith Michelsohn ist eine Frau der Tat. Als sie ein ambulantes Kinder- und Rehazentrum in Beit Jala in Palästina besucht, erfährt sie, dass dort zwei dringend benötigte Aufzüge fehlen. Kurzerhand betreibt Irith Michelsohn dank ihrer zahlreichen Kontakte erfolgreich Spendenakquise:

2021 geht der erste Aufzug in Betrieb; der zweite soll auf gleiche Weise folgen.

Als Jüdin setzt sich Irith Michelsohn persönlich für eine Einrichtung in Palästina ein – eine starke und bewegende Botschaft. Sie tut das aus voller Überzeugung und wissend, dass nicht alle Menschen in den jüdischen Gemeinden ihr Vorgehen befürworten.

In der schwierigen Zeit der Pandemie sorgt sie dafür, dass es dennoch ein Gemeindeleben geben kann – mit Online-Gottesdiensten und regelmäßigen virtuellen Kaffeetrinken.

Irith Michelsohn kümmert sich darum,

•          dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialabteilung der Jüdischen Kultusgemeinde den Kontakt zu allen Gemeindemitgliedern aufrechterhalten,

•          dass die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten sichergestellt wird und

•          dass die älteren Gemeindemitglieder zu den Impfzentren gefahren werden.

Liebe Frau Michelsohn,

Sie tragen seit vielen Jahren unbeirrbar und mit großem Erfolg dazu bei, dass jüdisches Leben bei uns in Nordrhein-Westfalen einen festen Platz hat, dass es blühen und gedeihen und unsere Gesellschaft bereichern kann.

Dafür sind wir sehr dankbar.

Für Ihre vielfältigen Verdienste danken wir Ihnen heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Michaela Noll aus Haan

Dass selbst hohe politische Ämter und ehrenamtliches Engagement einander nicht ausschließen, sondern zum Wohl vieler Menschen ideal ergänzen können, das hat Michaela Noll über viele Jahre gezeigt. Von 2002 bis 2021 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages und in dieser Zeit zum Beispiel Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Präsidentin der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft. Und dennoch fand sie immer wieder die Zeit, sich für benachteiligte Menschen einzusetzen.

So ist sie seit 2005 Schirmherrin des Franziskus-Hospiz Hochdahl in Erkrath, das Menschen mit einer nicht heilbaren Krankheit auf ihrem letzten Weg begleitet. Dieses Hospiz hatte schon in den frühen Anfängen der Hospizbewegung mit seinen ambulanten, stationären und teilstationären Angeboten bundesweit Modellcharakter erlangt.

Von Hochdahl gingen wichtige Impulse für die Sozialgesetzgebung aus – mit der tatkräftigen Unterstützung von Michaela Noll. Auf Veranstaltungen wirbt sie dafür, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Würde auch des schwerstkranken und sterbenden Menschen zu stärken.

Aber auch in anderen Bereichen engagiert sich Michaela Noll: So unterstützt sie von 2006 bis 2021 das „Schulmüdenprojekt Zündstoff“ des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer Erkrath, das sich um Schulverweigerer und schulmüde Jugendliche kümmert. Sie sorgt mit dafür, dass das Projekt lange Zeit vom Bund unterstützt wird. Und es gelingt ihr, das Handwerk für eine Zusammenarbeit zu gewinnen.

Etwa 250 junge Menschen werden zu Fachkräften im Handwerk, in Industrie und Handel ausgebildet. Michaela Noll ist wichtig, das Thema ‚Schulverweigerung‘ aus der Tabuzone zu holen.Jungen Menschen etwas zuzutrauen und sie dabei zu unterstützen, Vertrauen in sich selbst zu finden –  darum geht es ihr.

[Liebe Michaela Noll, ich wurde gebeten, Ihnen heute einen herzlichen Gruß vom „Zündstoff-Team“ zu übermitteln, was ich hiermit gerne tue.

Viele Jahre engagiert sich Michaela Noll als Schirmherrin für den Verein „Förderkreis KIPKEL e.V.“ in Haan, ein Projekt für Kinder psychisch kranker Eltern.

Das Projekt arbeitet seit Jahren als präventives Beratungsangebot für Familien mit minderjährigen Kindern, in denen ein Elternteil an einer Psychose erkrankt ist oder an einer Persönlichkeitsstörung leidet.

Mit diesem Projekt soll die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder in einem schwierigen familiären Umfeld unterstützt werden.

Michaela Noll nutzt ihre zahlreichen Verbindungen zu Politik und Gesellschaft, um neue Unterstützerinnen und Unterstützer von KIPKEL zu gewinnen.

Als Präsidentin des „Förderkreises ZNS Langenfeld e.V.“ setzt sich Michaela Noll mit Erfolg für Menschen ein, die Schäden am zentralen Nervensystem erlitten haben und die den Weg zurück in ein möglichst selbst-bestimmtes Leben finden sollen. Auch mit ihrem Engagement ist es dem Verein gelungen, Spendengelder in sechsstelliger Höhe zu akquirieren, so dass damit zahlreichen Menschen geholfen werden konnte.

Liebe Michaela Noll, mit Ihrem vielfältigen Engagement beweisen Sie ein großes Herz – insbesondere für Kinder, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind.

Und die haben Sie dank Ihnen auch bekommen.

Dafür danke ich Ihnen mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Heidi van Thiel aus Essen

„Das größte Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“

Münsterländer wie ich wachsen mit diesen wahren Worten des Dichters Friedrich von Bodenstedt auf. Und manche Menschen machen aus dieser Lebenserfahrung eine Lebensaufgabe. Zu diesen Menschen gehört Heidi van Thiel.

Schon als junge Frau war sie aktive Reiterin im Springen, in der Vielseitigkeit und in der Dressur. Bereits mit 14 Jahren nahm sie an Deutschen Junioren-Vielseitigkeitsmeisterschaften, acht Mal insgesamt an den Deutschen Meisterschaften im Reitsport teil. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Vor genau 55 Jahren gewann sie die Deutsche Junioren-Meisterschaft im Springen in Kiel.

Der Reitsport ist Heidi van Thiels Berufung. Aber die ausgebildete Röntgenassistentin machte ihn nicht zu ihrem Beruf, sondern kümmerte sich um ihre beiden Töchter. Und fand eine andere Möglichkeit, sich für den Reitsport zu engagieren und vor allem junge Menschen für das Glück auf dem Rücken der Pferde zu gewinnen und zu begeistern.

Mitte der 80er Jahre startet Heidi van Thiel ihre zweite Karriere im Reitsport – dieses Mal im Ehrenamt. Sie wird Sportwartin im Verein für Reitsport in Essen und Jugendwartin im Kreisreiterverband Essen.

Nur wenig später wird sie erst zur stellvertretenden und später zur Landesjugendwartin des Landesverbandes Rheinland der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. gewählt. Ein Amt, dass sie bis heute ausfüllt.

Das Vertrauen in ihre Fähigkeiten ist so groß, dass sie sogar zur Bundesjugendwartin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung gewählt wurde. Damit war sie die erste Frau in diesem so wichtigen Amt für den deutschen Reitsport.

Dass Heidi van Thiel dem Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung angehört, wird niemanden überraschen. Als Bundesjugendwartin und Chefin der Equipe begleitete Heidi van Thiel zahlreiche deutsche U21-Nachwuchsteams zu den Europameisterschaften im Springreiten.

Engagiert kümmerte sie sich um das Reiten im Schulsport und überhaupt um die Nachwuchsförderung. Im Verband setzte sie ganz eigene Akzente und kümmert sich auch um Themen, die für Außenstehende so gar nicht zu der glanzvollen, ästhetischen Welt des Pferdesports zu passen scheinen. Dazu gehören „Sexualisierte Gewalt“ oder „Alkohol bei Reitsportveranstaltungen“, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Heidi van Thiel ist in ihrem ehrenamtlichen Einsatz ebenso erfolgreich, wie sie es als Sportlerin gewesen war. Als sie in einem Interview einmal gefragt wurde, was sie denn motivieren würde, sich so intensiv zu engagieren, antwortete sie: „Ich arbeite gerne mit jungen Leuten zusammen.

Die geben mir Impulse. Das ist wunderbar. Da bleibt man zukunftsorientiert. Ehrenamt hält jung und fit!“

Das ist allerbeste Werbung für das Ehrenamt. Sie, liebe Heidi van Thiel, sind bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Und nun gehören Sie auch zu den Trägerinnen und Trägern des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen.

Herzlichen Glückwunsch!

 

Karin Welder aus Bottrop

Der ganz persönliche Einsatz für den sozialen Frieden und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft findet häufig unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Menschen, die sich in sozialen Projekten engagieren, tun dies aus einer tiefen inneren Überzeugung, mit viel Selbstlosigkeit und einer Selbstverständlichkeit, die aus ihrem moralischen Kompass folgt.

Und oft engagieren sie sich in Bereichen, die mit ihrem sonstigen Leben nicht viel zu tun haben. Ihr Antrieb ist es, einen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten. Gerade dann, wenn sie Menschen helfen können, die mit einem schwierigen Schicksal zu kämpfen haben. Solch ein Mensch, der sich aufopferungsvoll um seine Mitmenschen kümmert, ist Karin Welder.

Sie ist das Herz und zugleich die gute Seele der „Kontaktstelle am Borsigweg“ in Bottrop. Seit mittlerweile 20 Jahren leistet die gelernte Einzelhandelskauffrau dort Großartiges. Die Kontaktstelle ist in einer Notunterkunftssiedlung eingerichtet. Hier finden vor allem obdachlose Menschen mit großen sozialen Schwierigkeiten sowie mit Sucht- oder psychischen Erkrankungen ein Zuhause. Manche bleiben nur einen Tag oder eine Woche – andere ein Jahr oder länger.

Auch Asylbewerber, die in den Notunterkünften einquartiert sind, suchen die Kontaktstelle regelmäßig auf.

Karin Welders Ehrenamt ist so mannigfaltig wie die Probleme jener Menschen, denen sie zur Seite steht. In ihrer Arbeit gilt nur eines: der Dienst am Nächsten. Süchtige Menschen können bei ihr gebrauchte gegen neue Spritzen eintauschen. Mehrmals wöchentlich organisiert sie Frühstück für die Bewohner, das sie selbst mitzubereitet. Außerdem hilft sie bei der Wäschepflege und bei der Verteilung der Kleiderspenden.

Als ausgezeichnete Köchin verwöhnt sie die Besucherinnen und Besucher der Kontaktstelle jedes Jahr zu Weihnachten und zu Ostern mit einem Festessen, das sie mit viel Liebe und Mühe zubereitet.

Ein echtes Highlight für Menschen, die sonst mit so wenig auskommen müssen.

Karin Welder ist für viele, die die Kontaktstelle aufsuchen, die erste Ansprechpartnerin. Manch einer braucht nur jemanden zum Reden – und dafür nimmt sie sich die Zeit. Gelegentlich muss sie bei Auseinandersetzungen zwischen den Besucherinnen und Besuchern eingreifen und Streit schlichten. Das tut sie auf ihre ruhige und zugleich durchsetzungsfähige Art. Und weil sie Werte wie Toleranz, Solidarität und Respekt vorlebt, genießt sie eine besondere Autorität am Borsigweg.

Diese Autorität hat sich Karin Welder über eine lange Wegstrecke erarbeitet, und das unter Umständen, die oft belastend sind und die sich Außenstehende wohl kaum vorstellen können.

Dass gerade Ihr Engagement, liebe Karin Welder, anders als das vieler anderer nicht unbemerkt geblieben ist und Sie für den Landesverdienstorden vorgeschlagen wurden, freut mich sehr.

Sie haben ein großes Herz für alle, die Hilfe brauchen.

Und dafür genießen Sie allseits außerordentliche Wertschätzung – auch die meine.

Als Dank für Ihr herausragendes Engagement verleihe ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

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