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von GEO EPOCHE

Privatisierung Verkauf eines Landes: Die Treuhand und das Ende der DDR-Wirtschaft

Der Manager Detlev Karsten Rohwedder gestikuliert auf einer Pressekonferenz in Berlin
Der westdeutsche Manager Detlev Karsten Rohwedder leitet die Treuhandanstalt, die sämtliche volkseigenen Betriebe privatisieren soll (hier auf einer Pressekonferenz Ende März 1991 in Berlin). Seine Aufgabe wird ihm zum Verhängnis

 
© AP / dpa / picture alliance
Mit dem Untergang der DDR beginnt zugleich ein wirtschaftlicher Neuanfang. Eine mächtige Institution überführt ab 1990 die marode Staatswirtschaft des Ostens in die kapitalistische Ökonomie des Westens. Doch die Härten sind gewaltig. Und der Hass auf jene "Treuhand" wirkt bald tödlich

Düsseldorf, 1. April 1991. Ein ruhiger Ostermontagabend im Ortsteil Niederkassel, einer gehobenen Wohngegend auf dem linken Rheinufer. Hier steht am Kaiser-Friedrich-Ring 71 die "Villa Maximilian", ein gediegener Klinkerbau; gegenüber liegt hinter einer Reihe winterlich kahler Pappeln eine Kleingartenanlage. Aus einem Fenster im Oberstock fällt noch Licht. Es ist das häusliche Arbeitszimmer von Detlev Karsten Rohwedder, dem Chef der "Treuhandanstalt". Jener Organisation, die in der ehemaligen DDR volkseigene Betriebe an Investoren verkauft, sie saniert oder stilllegt. Gegen 23.30 Uhr steht Rohwedders hochgewachsene Gestalt gut sichtbar in dem erleuchteten Fenster.

Da fallen in rascher Folge drei Schüsse. Die erste Kugel durchschlägt die Scheibe, trifft Rohwedder in den Rücken, zertrümmert seine Wirbelsäule, zerreißt die Hauptschlagader, Luft- und Speiseröhre. Die zweite zerschmettert den linken Ellenbogen seiner herbeieilenden Frau. Die dritte dringt in ein Bücherregal. Die Alarmanlage des Hauses schrillt.

Die RAF bekennt sich zum Anschlag auf den Treuhand-Chef

Minuten später halten Polizeiwagen vor der Villa, der Notarzt. Blaulicht flackert. Von den Tätern ist nichts mehr zu sehen. Doch in der Kleingartenanlage finden sich Spuren: drei Patronenhülsen, Zigarettenkippen, ein Fernglas, ein Campingstuhl. Und ein auf der Maschine getipptes Schreiben. Darin nimmt die Terrorgruppe "Rote Armee Fraktion" (RAF) den Anschlag auf sich. Wenige Tage später taucht eine weitere, sechs Seiten lange Erklärung der RAF auf.

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