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Königin Parysatis Persiens mächtigste Frau - raffiniert und skrupellos

Königin Parysatis: Parysatis, Tochter, Gattin und Mutter von Großkönigen, berät ihren Mann in politischen Fragen, später auch ihren Sohn
Parysatis, Tochter, Gattin und Mutter von Großkönigen, berät ihren Mann in politischen Fragen, später auch ihren Sohn
© Marianna Gefen für GEO EPOCHE
Sie beging Hochverrat, gab Morde in Auftrag und blieb dennoch eine hochgeschätzte Person. Königin Parysatis war mehr als nur die Frau des großen Herrschers Dareios II., sie vereinte Skrupellosigkeit mit diplomatischer Raffinesse. Um der Macht willen förderte sie sogar einen Krieg zwischen ihren eigenen Söhnen

Parysatis hat gekämpft, und sie hat verloren. Alles hat sie in diesen Monaten des Jahres 401 v. Chr. versucht, um ihren Sohn auf den Thron zu heben. Hat sogar die Truppen für seinen Putsch aus eigenen Mitteln versorgt. Aber nun bleibt ihr nichts, als dem Leichnam ihres Sprösslings das letzte Geleit zu geben. Ihr gemeinsamer Umsturzversuch gegen den amtierenden König ist gescheitert.

Und doch bleibt die über 40-Jährige auch weiterhin Persiens mächtigste Frau. Nicht mal eine schwere Strafe wird sie für ihren Hochverrat erhalten. Im Gegenteil: Der König wird wohl auf ihren Rat hören. Denn er ist ebenfalls ihr Sohn.

Gleich über drei Generationen ist Parysatis mit Herrschern verwoben: Sie ist nicht nur Mutter, sondern auch die Tochter und Gattin eines Großkönigs. Und an der Seite ihres Ehemanns, Dareios II., zeigt die außergewöhnlich tatkräftige, willensstarke und skrupellose Frau wohl schon früh ein besonderes Gespür für die Mechanismen der Macht.

Persiens Herrscherinnen sind weit mehr als schmückendes Beiwerk

Die Herrscher Persiens sind meist mehreren Gattinnen und Konkubinen verbunden, doch am Hofe Dareios II. ist nur sie die offizielle „Frau des Königs“.

Zwar haben Persiens Herrscherfrauen ohnehin eine für jene Zeit recht starke Stellung; sie nehmen an Audienzen des Monarchen teil, setzen sich bei ihm für Bittsteller ein, erreichen, dass Todesurteile abgewendet, Richtersprüche gemildert werden. Doch ist vermutlich keine jemals so einflussreich wie Parysatis: Oft berät sie Dareios in wichtigen Fragen, hilft ihm sogar, seinen Thronanspruch gegen seine Brüder durchzusetzen.

Wie andere weibliche Adelige auch verfügt die Königin über eigene Ländereien und beschäftigt auf ihren gewaltigen, wirtschaftlich höchst lukrativen Gütern (die ihr vermutlich von ihrem Ehemann aus dem Kronbesitz zugesprochen wurden) Hunderte von Arbeitern, die für sie pflügen, säen, ernten, Holz schlagen.

Traditionell können in Persien selbst einfache Frauen Karriere machen, etwa zu Vorsteherinnen aufsteigen und Gruppen von Arbeiterinnen beaufsichtigen. Dafür erhalten sie monatlich besonders große Lohnrationen: 50 Liter Getreide, 30 Liter Wein und üppige Mengen Schaffleisch – genauso viel wie die Männer.

Die Machtfülle von Parysatis aber ist außerordentlich: Sie hat ein eigenes Siegel, das sie eigenmächtig unter Verträge und Anweisungen setzt, und wenn sie ihre Besitztümer kontrollieren will, begibt sie sich gleich mit ihrem gesamten Hofstaat auf Inspektionsreise.

Die Königin befeuert einen Krieg zwischen ihren eigenen Söhnen

Vermutlich verleiht ihr all das ein ungewöhnlich großes Selbstbewusstsein. Und bringt sie dazu, eine radikale Entscheidung zu treffen: Nach dem Tod ihres Gatten im Jahr 404 v. Chr. widersetzt sie sich dessen Beschluss, dem ältesten Sohn den Thron zu überlassen – und fördert stattdessen eine Revolte ihres jüngeren Sprösslings, den sie wohl für den fähigeren Herrscher hält. Nördlich von Babylon kommt es zwischen den verfeindeten Brüdern schließlich zur Schlacht, in deren Verlauf der jüngere getötet wird.

Und wenn es etwas gibt, das die besondere Stellung von Parysatis bezeugt, ihre Fähigkeiten, auch ihr diplomatisches Geschick, dann ist es die Tatsache, dass es ihr gelingt, anschließend weiter am Hof ihres siegreichen Sohnes zu leben. Er lässt sie sogar Rache an einem seiner königlichen Eunuchen nehmen, der zuvor den Leichnam ihres getöteten Sohnes geschändet hatte. Der Mann wird grausam hingerichtet.

Auch nach ihrem Tod lenkt Parysatis die Geschicke ihrer Dynastie

Vielleicht steigt Parysatis ihre offenbar unzerstörbare Autorität irgendwann zu Kopf, vielleicht ist sie aber auch nur entschlossen, alles zu tun, um die Dynastie zu schützen: Jedenfalls lässt sie eines Tages die Frau des Königs, ihre Schwiegertochter, beim Essen vergiften. Damit will sie zum einen vermutlich ihre größte Konkurrentin um die Vormacht bei Hofe ausschalten, zum anderen den Einfluss einer Adelsfamilie zurückdrängen, welcher die Getötete angehörte. Diesmal allerdings lässt der König die Tat nicht ungesühnt und verbannt seine Mutter aus seiner Umgebung auf ihre Besitztümer bei Babylon.

Doch Parysatis wird tatsächlich noch ein weiteres Mal rehabilitiert. Sie kehrt zurück an den Hof und nimmt erneut Einfluss auf die Handlungen ihres Sohnes. Auch nach ihrem Ableben wirkt die Macht der Matriarchin bei Hofe weiter. Denn zwei weitere Gattinnen des Königs gewinnen nun an Bedeutung. Er soll sie auf Empfehlung von Parysatis geheiratet haben, der mächtigsten Frau Persiens.

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