Am Mittag des 7. Februar 1985 fällen Rafael Caro Quintero und Ernesto Fonseca Carrillo eine Entscheidung, die sie den Thron des mexikanischen Drogenhandels kosten wird. Die beiden Männer treffen sich in einer Stadtvilla im Zentrum Guadalajaras, die als Operationsbasis ihres Kartells dient. In dem Haus mit Patio, Pool und etlichen Zimmern, manche davon reserviert für Prostituierte, treiben sie seit Jahren ihre Geschäfte voran, zelebrieren ihre milliardenschweren Erfolge in tagelangen Orgien, bei denen stets ein Arzt anwesend ist, um bei Überdosen erste Hilfe leisten zu können.
Heute aber gibt es nichts zu feiern, und es geht auch nicht um alltägliche Themen wie Schmuggelrouten oder Kilopreise: Caro Quintero und Fonseca Carrillo beraten über die Entführung von Enrique "Kiki" Camarena, einem Ermittler der US-amerikanischen Drug Enforcement Administration (DEA). US-Beamte zu bestechen ist gang und gäbe für Mexikos Drogenbarone, auch sie zu bedrohen, einzuschüchtern. Aber einen von Washingtons Männern zu entführen, das wäre eine neue Dimension der Konfrontation.
Doch mehr denn je hat die DEA in letzter Zeit die Geschäfte der Kartellbosse torpediert, sie haben Milliarden von Dollar verloren. Und Agent Enrique Camarena, ein ehemaliger US-Marine, ehrgeizig und unbestechlich, ist mitverantwortlich dafür. Erst drei Monate zuvor hat er dafür gesorgt, dass Caro Quinteros Marihuanaplantage abgefackelt wurde, die größte Anlage dieser Art weltweit. Und Caro Quintero ist niemand, der einen solchen Rückschlag auf sich sitzen lässt. Der 33-Jährige mit gewelltem Haar, hohen Wangenknochen und breitem Lächeln, Spitzname El Príncipe, "der Prinz", sieht sich selbst als charmanten Frauenhelden – doch mindestens ebenso berüchtigt wie für Affären ist er für seinen Stolz, seine fast kindlichen Wutausbrüche und eine maßlose Brutalität.