Regen in Flandern. Unaufhörlich, Tag um Tag. Er prasselt auf die überschwemmten Wiesen an der Kanalküste – hier, wo die belgische Armee vor zwei Monaten die Fluttore der Deiche geöffnet hat, um die andrängenden deutschen Verbände aufzuhalten, irgendwie. Er hüllt die Mauern der alten Stadt Ypern in graue Schleier und plätschert in den Festungsgraben. Trommelt auf die aufgerissenen Straßen, spült den Staub von Trümmerhaufen, rinnt durch das zerschossene Dach der einst prächtigen gotischen Tuchhalle und zieht Schlieren über die rußigen Wände ausgebrannter Häuser.
Es ist der 20. Dezember 1914, und in den Hügeln um Ypern sowie im weiter südlich gelegenen Tal des Flusses Lys lässt der Regen die Feldgräben überlaufen, tropft von den Zweigen der Hecken, füllt Granattrichter bis zum Rand und verwandelt die Äcker in zähen Morast. Er strömt in die Ruinen zerstörter, verlassener Dörfer, durchnässt das Fell umherirrender Kühe, fällt auf aufgedunsene Pferdekadaver und durchweicht die Uniformen der toten Soldaten, die unbeerdigt auf den Schlachtfeldern verwesen.