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Ölförderung in Europa In den Höllengruben Albaniens: Sie träumen vom besseren Leben

Im Dorf Zharrëz erobern Kinder sich die Relikte der Vergangenheit als Spielplatz neu: Viele alte Anlagen der Ölindustrie sind stillgelegt. Doch die Verschmutzung ist noch nicht zu Ende   
Im Dorf Zharrëz erobern Kinder sich die Relikte der Vergangenheit als Spielplatz neu: Viele alte Anlagen der Ölindustrie sind stillgelegt. Doch die Verschmutzung ist noch nicht zu Ende
 
© JONAS KAKO
Für Tausende ist die Heimat eines der dreckigsten Ölfelder Europas. Wiegt ein wenig Geld Umweltzerstörung und Krankheit auf? In den Dörfern Südalbaniens beginnen die Menschen, von einem anderen Leben zu träumen – und sich zu wehren gegen die Ausbeutung ihres Landes

Qani Rredhi steht am Rand eines Grabens und blickt auf ein schillernd buntes Rinnsal. Es stinkt nach Gummi und faulen Eiern. Der Umweltaktivist, ein Mann mit spärlichen grauen Haaren und meist mit einer Zigarette zwischen den Fingern, hat das verdächtig farbenfrohe Bächlein ein paar Stunden zuvor entdeckt. 

Sofort fotografierte der 68-Jährige den Bewässerungskanal im Dorf Zharrëz, in den der Graben mündet: schwarz verschmiertes Schilf, Falten, die sich aufstauendes Öl an der Wasseroberfläche wirft. Dann verständigte er die Umweltaufsicht und ein paar Journalisten, mit flinken Fingern auf seinem Smartphone.

Qani Rredhi, anenvironmentalistfrom the AssosiationZharreza. He is anoutspoken activistcampaigning againstoil pollution in thePatos Marinza oilfield. In 2017 he led ahunger strike thatresulted in thehalting of frackingactivities in the fieldand compensa...
2015 bebte im Erdölfeld die Erde, Gasfontänen schossen aus dem Boden in den Himmel. Dutzende Häuser wurden schwer beschädigt. Entschädigungen für die Anwohner blieben aus – bis Qani Rredhi 2017 einen Protestmarsch der Anwohner bis nach Tirana führte
© JONAS KAKO

Jetzt beobachtet Rredhi, wie ein Umweltingenieur in den Graben hinabsteigt. Rechtes Bein voran, an die Grabenwand, linkes Bein hinterher. Die lockere Erde gibt nach, beinahe rutscht der Ingenieur mit seinen Stadtschuhen in die Brühe. Schnell macht er einen Ausfallschritt über das Rinnsal, dann steht er breitbeinig darüber. Polizisten schauen zu.

Direkt neben dem Graben beginnt das Gelände des staatlichen Ölunternehmens Albpetrol. Tanks mit Dutzenden Metern Durchmesser stehen hier, die Wände nass und voller rostdurchsetzter Schlieren.

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