Es ist der 7. Mai 1954. Im französischen Militärlager von Dien Bien Phu im Nordwesten Vietnams rammen Infanteristen am späten Nachmittag ihre Gewehre in den Boden und feuern eine letzte Kugel ab, damit der Lauf reißt. Panzerbesatzungen lassen das Motoröl ab und geben Vollgas, bis die Maschine sich festfrisst. Kanoniere zertrümmern die Zielvorrichtungen der Haubitzen, sprengen die Rohre. Stabspersonal vernichtet Unterlagen.
Ein Oberst verbrennt sein rotes Fallschirmjäger-Barett. Acht Wochen haben seine Männer das ausgedehnte Lager verteidigt, das in einem Tal liegt, aus Stützpunkten auf Hügeln, Artillerie-Nestern, Bunkern, Schützengräben besteht und von Minenfeldern und Sprengfallen umgeben ist. Längst sind fast alle äußeren Posten aufgerieben.
Nun fällt auch der Kern der Festung. Eine der noch verbliebenen Stellungen nach der anderen ergibt sich den anstürmenden Kämpfern der Vietminh-Volksarmee. Viele der Vietnamesen sind sehr jung, nervös. Ein Stoßtrupp läuft zu dem Kommandobunker der Franzosen. Ohne Gegenwehr lässt der befehlshabende General sich abführen. Gegen 17.40 Uhr hissen die Volksarmisten über dem Kommandostand der Franzosen ihre rote Flagge mit dem eingestickten goldenen Stern.
Es gab zu wenig zu essen, Krankheiten grassierten
Etwa 9000 Soldaten gehen in Gefangenschaft. Noch am Abend treiben die Sieger jeden, der zumindest humpeln kann, aus dem Lager hinaus. Nach rund 15 Kilometern lassen sie die Männer campieren, teilen sie in Kolonnen ein und setzen sie in Richtung zahlreicher Lager in Marsch, einige davon mehr als 700 Kilometer entfernt. 20 Kilometer sollen die Kolonnen am Tag bewältigen, nicht viel. Doch das Gelände ist oft unwegsam, zudem herrscht Regenzeit. Die Gefangenen sind erschöpft von der wochenlangen Belagerung, ein Drittel ist krank oder verwundet; manche müssen getragen werden.