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von GEO EPOCHE

Rote Armee Fraktion Der Weg in den Untergrund: Wie der RAF-Terror seinen Anfang nahm

RAF Mitglieder bei der Urteilsverkündung
Wegen des Brandanschlags auf ein Frankfurter Kaufhaus werden die Täter zu je drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Ein zweites Attentat kann ihnen nicht nachgewiesen werden: Während sich Thorwald Proll und Horst Söhnlein später von der Gewalt distanzieren, gründen Andreas Baader und Gudrun Ensslin (v. l. n. r.) die Terrororganisation "Rote Armee Fraktion"
© Manfred Rehm / dpa
Gelangweilt von den intellektuellen Debatten der linken Studentenbewegung, setzt eine Gruppe um Andreas Baader und Gudrun Ensslin auf gewaltsame Aktion. Am 2. April 1968 brennen zwei Kaufhäuser, und schon bald werden Menschen sterben. So beginnt die Geschichte der RAF – und die der staatlichen Jagd auf die Terrororganisation

Der Krieg beginnt in der Vorstadt, an einem Frühlingstag. Er platzt in die Ruhe einer von Ahornbäumen, Buchen und Kiefern gesäumten Straße im Westberliner Villenviertel Dahlem. In ein Idyll aus dreistöckigen Herrschaftshäusern der Jahrhundertwende, umgeben von weitläufigen Gärten, umfriedet von Hecken, Natursteinmauern und schmiedeeisernen Zäunen. In einem dieser Häuser, Miquelstraße 83, residiert seit 1962 das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen.

Am 14. Mai 1970 führen zwei Justizwachtmeister um 9.45 Uhr einen Häftling der Strafanstalt Tegel in den Lesesaal im Erdgeschoss des Instituts. Der Gefangene heißt Andreas Baader und hat wegen versuchter menschengefährdender Brandstiftung noch 22 Monate Haft abzusitzen.

Die Gefangenenakte beschreibt den 27-Jährigen als 176 Zentimeter groß, "schlank, Kopf oval, hohe Stirn, vorspringendes Kinn, Haar braun, Ohrläppchen freihängend, Zähne lückenhaft".

Baaders Anwalt Horst Mahler hat für ihn die Genehmigung erwirkt, in dem Institut Material für ein Buchprojekt zur "Organisation randständiger Jugendlicher" zu sichten. Der Vertrag eines Verlags liegt vor. Die Journalistin Ulrike Meinhof soll Baader bei der Arbeit helfen und wartet bereits im Saal. Die Beamten nehmen ihm die Handschellen ab. Ein Institutsangestellter bringt Pulverkaffee und heißes Wasser.

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