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Politskandal Der Spion und sein Kanzler: Heute vor 50 Jahren flog Günter Guillaume auf. Eine Rekonstruktion der Affäre

Willy Brandt
Günter Guillaume (mit Sonnenbrille) steigt 1972 zum persönlichen Referenten von Bundeskanzler Willy Brandt (vorn) auf. Bereits seit den 1950er-Jahren spioniert der Agent im Auftrag der DDR im Westen. Zwar bekommt er so gut wie keinen Zugang zu sensiblen Informationen. Trotzdem bringt die Affäre Brandt im Mai 1974 zu Fall
© picture alliance / Fritz Rust
"Ich bitte, meine Offiziersehre zu respektieren." Diesen Satz sagt Günter Guillaume, als Beamte ihn am frühen Morgen des 24.April 1974 in Bad Godesberg festnehmen. Damit beginnt ein für die Bundesrepublik beispielloser Politskandal: der persönliche Referent des Kanzlers ist ein DDR-Spion. Für seine Gegner verkörpert Willy Brandt eh schon Verrat am eigenen Land. Und so ist Guillaume-Affaire das letzte Drama seiner Kanzlerschaft

I. Aufstieg

Er ist einer der beliebtesten deutschen Politiker nach dem Zweiten Weltkrieg, verehrt im Westen wie im Osten des geteilten Landes. Und einer der meistgehassten, am tiefsten verachteten, wütend verunglimpft. Er führt eine Regierung, die der Bonner Republik eine neue Richtung gibt, ein freieres Lebensgefühl, ein anderes Gesicht. Bis sein Kabinett in einer schweren Wirtschaftskrise den Schwung verliert. Und er über eine geradezu lächerliche Verkettung von Zufällen, Tölpeleien, leichtfertigen Fehlentscheidungen stürzt: Willy Brandt, vierter Kanzler der Bundesrepublik Deutschland.

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