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Astrohighlights im Mai Faszination Erdscheinnächte: Die Erde lässt zurzeit den Mond erstrahlen

Mond mit Schein
Hell leuchtet die Sichel, jener Teil des Mondes, den die Sonne direkt beleuchtet. Im Frühjahr ist aber auch die restliche Mondscheibe sichtbar, denn das Sonnenlicht nimmt einen Umweg über die Erde
© Georg A / Zoonar / picture alliance
Voller Vorfreude blicken Sternenfreunde in den kommenden Wochen zum Himmel, denn wahrscheinlich wird sich eine seltene Nova ereignen. Und schon jetzt lässt der Erdschein den Frühlingshimmel besonders leuchten. Die Astrophysikerin Mariana Wagner vom Planetarium Hamburg erklärt, wann sich der Blick zum Firmament besonders lohnt

Erdscheinnächte im Frühjahr

Im Frühjahr sehen wir die gesamte runde Mondscheibe nicht nur zum Vollmond an unserem Himmel. Bei guter Witterung erschafft der Erdschein ein malerisches Phänomen: In diesen Nächten können wir neben der hellen Mondsichel auch den Rest des Mondes betrachten, der in einem gräulichen Licht schimmert.

Üblicherweise erkennen wir nur den Teil unseres Trabanten, der direkt vom Sonnenlicht beleuchtet wird. Beim Erdschein erscheint auch die übrige Mondscheibe in einem fahlen Licht, das zuvor von der Erde reflektiert wurde. Sie erstrahlt sozusagen im "Schein der Erde". Dazu kommt es insbesondere rund um die Neumondphase, da zu dieser Zeit besonders viel Licht von der Erde auf die uns zugewandte Mondseite trifft. Wäre an diesen Tagen eine bemannte Mondmission auf dem felsigen Himmelskörper beschäftigt, könnten die Astronautinnen und Astronauten den Anblick einer nahezu voll beleuchten Erdkugel genießen. Diese erhellt die Mondnacht um einiges stärker als der Vollmond die dunklen Stunden auf unserem Planeten. Natürlich ist dies nicht nur im Frühling der Fall. Aber während dieser Zeit steigt die Mondbahn steil am Westhorizont empor, wodurch die Mondsichel deutlich höher steht und der Horizontdunst unsere Beobachtung weniger beeinträchtigt.

Nova im Sternbild Nördliche Krone erwartet

In den Wochen bis zum September, eventuell auch später, wird sich in der Nördlichen Krone ein besonderes Highlight ereignen – eine seltene Nova. Das hübsche Sternbild befindet sich zwischen den Sternbildern Herkules und Bärenhüter und damit "links" vom markanten Frühlingsdreieck. Sieben Sterne bilden einen funkelnden Halbkreis, deren auffälligster Stern Gemma aus dem lateinischen übersetzt so viel wie Edelstein bedeutet. Die Nova ereignet sich jedoch im lichtschwachen Doppelsternsytem T Coronae Borealis, das wir normalerweise nicht ohne optisches Hilfsmittel erkennen können, da es rund 3.000 Lichtjahre von uns entfernt ist. 

Astrohighlights im Mai: Nahe der "Nördlichen Krone" könnte bald eine Nova zu beobachten sein
Nahe der "Nördlichen Krone" könnte bald eine Nova zu beobachten sein
© Planetarium Hamburg

Bei der Nova werden wir  für einige Tage den Eindruck erhalten, als hätte die Nördliche Krone einen achten Stern dazugewonnen. Denn die Nova leuchtet in etwa so hell wie der Polarstern. Ein genaues Datum für dieses besonderes Naturschauspiel lässt sich leider nicht nennen. Tatsächlich kann es jederzeit bis in den kommenden September hinein soweit sein – im Zweifel sogar noch später. Leider steht die Nördliche Krone nur bis Anfang August günstig an unserem Himmel.

Funkelnde Vorboten des Sommers

Auch der Sternenhimmel im Wandel der Jahreszeiten bietet uns manch hübschen Anblick. Tief im Westen nimmt der Winter endgültig seinen Abschied. Von den markanten Formationen der vergangenen Jahreszeit halten sich nur noch die Zwillinge und der Kleine Hund wacker über dem Horizont. "Rechts" von der Nördlichen Krone finden wir die Frühlingssternbilder Bärenhüter (Bootes), Jungfrau und Löwe, deren helle Hauptsterne das auffällige Frühlingsdreieck bilden. 

Das Frühlingsdreieck bietet einen guten Startpunkt, um jene Sternbilder zu erkunden, die in diesem Monat besonders gut sichtbar sind
© Planetarium Hamburg

Um den orange-rot funkelnden Arktur im Bärenhüters zu finden, verlängern wir den Schwung der Deichsel des Sternbilds Großer Wagen, der aktuell senkrecht über unseren Köpfen am Himmel steht. Die bläuliche Spica in der Jungfrau leuchtet unterhalb von Arktur und Regulus im Löwen weiter "rechts" in südwestlicher Richtung unterhalb der vorderen Deichsel des Großen Wagens. In nordöstlicher Richtung zeigen sich bereits Wega in der Leier und Deneb im Schwan. Sie werden in der kommenden warmen Jahreszeit gemeinsam mit Atair im Adler das markante Sommerdreieck bilden, das den Himmel der kurzen Sommernächte ziert. Mit Antares präsentiert sich uns ein weiterer typischer Sommerstern. Er gehört zum Skorpion, der nun im Südosten erscheint. Er ist das wohl hübscheste Sternbild der warmen Jahreszeit, steigt in nördlichen Breitengrad aber leider nie komplett über den Horizont. Daher gilt er als besonderer Tipp für Himmelsbeobachtungen während des Sommerurlaubs im Mittelmeerraum.

Wonnemond bei Antares

Zur Monatsmitte, am 15. Mai, bietet uns der Himmel eine wunderschöne Kulisse: Im Süden erstrahlt das Frühlingsdreieck, der helle Halbmond prangt über dem rötlich leuchtenden Regulus im Löwen und weiter östlich funkelt der Sternenhalbkreis der Nördlichen Krone mit Gemma. Gut eine Woche später nähert sich unser Trabant dem rostrosten Stern Antares. Gleichzeitig erreicht er seine Vollmondphase, sodass er am 23. Mai als runder "Wonnemond" am Himmel steht. Der Begriff Wonne ist ein Synonym für Freude und stammt aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen, dem auch der Mai seine geläufige Bezeichnung als Wonnemonat verdankt. Am 24. Mai rückt unser voller Trabant besonders eng an den Hauptstern des Skorpions heran, was sehr eindrucksvoll zu beobachten ist.

Nachdem sich zunächst Venus und anschließend Jupiter von unserem Himmel verabschiedet haben, sind nur noch wenige Planeten zu sehen. Im letzten Monatsdrittel entdecken wir endlich wieder unseren roten Nachbarn Mars. Wir finden ihn tief in östlicher Richtung in der Morgendämmerung. Auch Gasriese Saturn ist Planet des Morgenhimmels. Er gewinnt langsam an Helligkeit und erhält am 31. Mai Besuch vom abnehmenden Halbmond. Wer das Duo betrachten möchte, blickt gegen drei Uhr nachts zum Osthimmel. Leider stehen die beiden Himmelskörper recht tief, sodass freie Horizontsicht erforderlich ist. 

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