Eigentlich hatte Natalya Saprunova die große Kälte längst hinter sich gelassen. Diese sibirische Kälte, in die sie 1986 hineingeboren wurde und in der sie aufgewachsen war. In der sie als Fotografin für eine Tageszeitung in Murmansk gearbeitet hatte. Aus der größten Stadt nördlich des Polarkreises war sie im Jahr 2008 nach Paris gezogen. Dort hatte sie Kommunikation und Marketing studiert. Und die französische Staatsbürgerschaft erhalten. Es sah nach einem gänzlich neuen Leben aus.
Aber es war etwas in ihr, das sie zurück zog. Zur Fotografie zunächst, 2016. Und dann, wenige Jahre später, zurück in das Eis. Eine alte Frau vom Volk der Ewenken erwärmte Natalya Saprunova noch einmal ganz neu für das Leben im Permafrost: Galina Lasarewa. Die Fotografin fand sie mit Kopftuch und Kittelkleid in einer kargen Küche vor. Blumentapete. Eine Tasse mit Weihnachtsmann-Motiven, Brot, Butter, Wurst auf dem Tisch. Kein Drama-Bild. Nur melancholisch.