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Peru Mit Pfeil und Bogen: Isoliertes Volk greift Holzfäller an

Indigene Mashco Piro  am Strand
Die Mashco Piro leben weitgehend isoliert im Amazonas-Regenwald im Südosten Perus. Ihr Lebensraum wird jedoch zunehmend durch Rodungen bedroht
© Cover Images | © Survival International/Cover Images / picture alliance
In Peru ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen dem isoliert lebenden Volk der Mashco Piro und illegalen Holzfällern gekommen. Rodungen bedrohen den Lebensraum der indigenen Gesellschaft, Menschenrechtsorganisationen warnen vor dem "Auslöschen" der Mashco Piro

Es ist ein Kampf um Land – und ums Überleben: Im peruanischen Amazonas-Regenwald haben Angehörige der isoliert lebenden Gruppe Mashco Piro illegale Holzfäller angegriffen, berichtet die Menschenrechts- und Umweltschutzorganisation Fenamad. Bis zu 100 Angehörige des indigenen Volkes sollen an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen sein, mindestens ein Holzfäller wurde verletzt. Zunächst hatte der "Guardian" über den Vorfall berichtet.

Erst im Juli 2024 gerieten die Mashco Piro international in die Schlagzeilen: Angehörige des Volkes waren am Fluss Rio las Piedras nahe dem Dorf Monte Salvado im Südosten Perus aufgetaucht und wurden dabei gefilmt. Es waren die ersten Bilder der zurückgezogenen lebenden Gesellschaft seit Jahren.

Jeder Kontakt kann für Angehörige der Mashco Piro lebensgefährlich sein

Der Lebensraum der Mashco Piro wird zunehmend durch Rodungen bedroht: Zwar hatte die peruanische Regierung 2002 ein Reservat – ungefähr so groß wie das Saarland – eingerichtet, um den Wald des Volkes zu schützen. Allerdings, so kritisiert Fenamad, umfasse dieses Gebiet nur ein Drittel der Fläche des eigentlichen Mashco-Piro-Territoriums. Auf dem ungeschützten Gebiet fräsen sich sowohl Holzunternehmen mit staatlichen Lizenzen als auch illegale Holzfäller durch die Wälder.

Auch der Angriff auf die Holzfäller ereignete sich nun innerhalb des Lebensraums der indigenen Gruppe, aber außerhalb der offiziell anerkannten Schutzzone. Laut Fenamad kam es in jüngster Zeit immer wieder zu Zwischenfällen, da die Mashco Piro die Holzfäller als Eindringline betrachteten.

Bedrohter Lebensraum: Keine guten Nachrichten: Seltene Aufnahmen zeigen isoliert lebendes Volk

Keine guten Nachrichten: Seltene Aufnahmen zeigen isoliert lebendes Volk

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"Wenn die Holzfällenden weiterhin den Wald roden, wird das Gebiet der Mashco Piro immer weiter zerstört", warnt Niklas Ennen von der Organisation Survival International, die sich weltweit für indigene Völker einsetzt. "Wenn der Wald verschwindet, werden die Mashco Piro ausgelöscht." Gleichzeitig birgt auch der Kontakt zu Holzfällern ein hohes Gefahrenpotenzial für die Gesellschaft, selbst ohne Waffengewalt. "Für die Angehörigen des indigenen Volkes ist jedes Aufeinandertreffen mit Außenstehenden aufgrund von Krankheitserregern, gegen die sie keine Abwehrkräfte besitzen, lebensgefährlich", so Ennen. Bereits eine Grippe könne isoliert lebende Gruppen dahinraffen. 

Weltweit gibt es gut 100 "unkontaktierte" Völker 

Rund 750 Menschen sollen, schätzt Survival International, zu den Mashco Piro gehören. Damit gelten sie als größtes "unkontaktiertes" Volk der Welt: So bezeichnen Menschenrechtsorganisationen Gesellschaften, die den regelmäßigen Kontakt mit Außenstehenden meiden und sich selbst versorgen. Niklas Ennen: "Viele unkontaktierte Völker haben vermutlich schlechte Erfahrungen durch Kolonialisierung gemacht und sich bewusst dafür entschieden, ein Leben ohne regelmäßigen Kontakt mit uns zu führen." 

So sind die Mashco Piro vermutlich Nachkommen jener Indigenen, die sich Ende des 19. Jahrhunderts auf der Flucht vor Versklavung und Zwangsarbeit durch die berüchtigten "Kautschukbarone" in abgelegene Gebiete zurückzogen.

Vollständig abgeschottet von der Außenwelt leben die meisten dieser Völker nicht: Die Mashco Piro etwa pflegen sporadisch Kontakt mit den benachbarten Yine, deren Sprache der ihren verwandt ist. 

Sandige Strasse die durch einen Wald führt
Auf dem Vormarsch: Der Menschenrechtsorganisation Fenamad zufolge zeigt das Bild, wie Holzunternehmen eine Straße mitten durch das Gebiet der Mashco Piro geschlagen haben. Fenamad und andere Organisationen fordern von der peruanischen Regierung, gegen illegale Rodungen vorzugehen und das Schutzgebiet der indigenen Gesellschaft zu erweitern
© Cover Images | © Survival International/Cover Images / picture alliance

Indigene Menschenrechtsorganisationen fordern von der peruanischen Regierung, Rodungslizenzen zurückzuziehen, das Schutzgebiet der Mashco Piro zu erweitern – und dessen Grenzen gegenüber Eindringlingen zu sichern.

Insgesamt gibt es weltweit noch mehr als 100 "unkontaktierte" Völker, schätzt Survival International, die meisten im Amazonasgebiet und in Indonesien. Oftmals bedrohen Landraub, Umweltzerstörungen und Krankheiten ihr Überleben.

mop

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