Bei Demenz scheint ein Heim oft der einzige Ausweg. Doch es gibt Alternativen: In einer Berliner WG leben Erkrankte wie in einer Familie zusammen. Jede und jeder hat ein separates Zimmer. Der Alltag wird geteilt – unter der umsichtigen Betreuung eines Pflegeteams. Unser Autor Andreas Wenderoth hat sich das unkonventionelle Konzept angeschaut
Mit Trippelschritten bahntsich Marion * den Weg über den langen Flur. Ihr Zimmer ist mit 19 Quadratmetern eines der größten in der WG und hat einen riesigen Balkon, auf dem ein Frosch mit einer Krone sitzt. "Weiß nicht, wer das ist", sagt Marion, 68, "kenn ich nicht." Die ehemalige technische Zeichnerin spricht ausschließlich in kurzen Hauptsätzen, die merkwürdig unbetont sind. Ein bisschen wie ein Computer. "Ihre Siri-Stimme", nennt es der Pfleger Ibrahim. Wenn man etwas sagt, wiederholt sie es und schaut einen dabei durchdringend an. Als habe man eine Prüfung zu bestehen.