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Kaufverhalten Wann Konsum glücklich macht – und wann nicht

Eine Illustration zeigt einen Mann von hinten mit einer Einkaufstausche
Status, Identität, Frust, Nachahmung: Viele Motive befeuern unseren Konsum. Doch nachhaltig zufrieden machen längst nicht alle
© kkgas / Stocksy
Von Prime Day bis Summer Sale: Derzeit versuchen wieder viele Händler, mit vermeintlichen Schnäppchen den Konsum anzukurbeln. Eine gute Gelegenheit, um sich Wünsche zu erfüllen und so die eigene Stimmung zu heben? Fachleute haben untersucht, welche Konsummuster die Zufriedenheit steigern – und welche Käufe wir uns besser verkneifen sollten

Glück kann man sich nicht kaufen? Und Konsum ist ohnehin überwertet? Diese weit verbreitete Auffassung stimmt aus Sicht der Forschung nicht ganz. Demnach kommt es sehr darauf an, wozu wir uns etwas gönnen und was wir uns gönnen. Wer sich von Konsumgütern also in erster Linie gute Gefühle verspricht, sollte Kaufentscheidungen sehr bewusst treffen.  

Gar nicht so trivial: Schließlich werden wir ständig dazu verführt, immer neue Dinge anzuhäufen – ob per Schnäppchenangebot im Schaufenster oder Shopping-App aus Fernost. Doch die wenigsten würden behaupten, dass die Euphorie, die ein vermeintlich toller Fang auslösen mag, lange anhält. Der Grund ist, dass die Freude an neu erworbenen Dingen zumeist generell schnell verfliegt – vor allem, wenn sie nur dazu dienen, Frust zu kompensieren. 

Oft ist die Vorfreude am größten

Hinzu kommt, dass die Vorfreude, die Sehnsucht, etwas Bestimmtes zu besitzen, für viele das eigentliche Glücksgefühl ausmacht. Ist das Ding dann da, erfüllen sich die damit verbunden Fantasien häufig gar nicht, kommt Enttäuschung auf. Von dieser notorischen Unzufriedenheit lebt im Grunde ein großer Teil der Konsumgüterindustrie: Mit der ständigen Erneuerung und Neuentwicklung von Produkten weckt sie immer neues Begehren.  

Beispiel Kleidung: 60 Prozent der Deutschen sagen von sich selbst, dass sie zu viele Mäntel, Hosen, Shirts oder Schuhe besitzen; etwa die Hälfte aller Fast-Fashion-Teile hat nach weniger als einem Jahr ausgedient. Vieles, das wir kaufen, landet schon nach kurzer Zeit im Müll – was den Frust im Zweifel noch erhöht. "Konsum beginnt immer dann unsere seelische Balance zu bedrohen, wenn er wahllos wird", sagt der Konsumforscher Frank Trentmann.

Lieber gezielt, aber dafür leidenschaftlich konsumieren

Allerdings kann man mit dem Kauf von Konsumgegenständen die Chance auf langfristiges Glück durchaus erhöhen. Aus der Wissenschaft ist bekannt, dass wir immer dann besonders zufrieden sind, wenn wir unser eigenes Selbst verwirklichen können. Dafür ist aber häufig Konsum nötig, in welcher Form auch immer. 

Angenommen, jemand findet seine Erfüllung darin, ein Computerspiel zu entwickeln. Dann benötigt er vermutlich einen ziemlich teuren Rechner mit entsprechender Software. Jemand anderes, der sein Selbst dadurch zum Ausdruck bringt, dass er gern malt, mag vielleicht ein Faible für besondere Farben oder Pinsel haben. "Wer erkennt, welche Beschäftigung, welches Hobby ihn wirklich tief berührt und Energie schenkt statt raubt, der darf dafür auch Geld aufwenden, investieren – ja leidenschaftlich konsumieren", so Trentmann.

Der Faktor Zeit ist nicht zu unterschätzen

Auch sollten wir uns klarmachen, dass Konsum nicht nur materielle Ressourcen erfordert, sondern auch Zeit. Jeder Einkauf, jeder Ausflug in die Onlineshops kostet wertvolle, unwiederbringliche Lebenszeit. Und jedes neue Ding braucht Zeit, um sich daran zu erfreuen. 

Wer ständig von einem Shoppingerlebnis zum nächsten hastet, in der Annahme, dabei sein Glück zu maximieren, wird sich wahrscheinlich eher zunehmend getrieben und rastlos fühlen. Ein Grund mehr, seinen Konsum stärker dahin zu lenken, wo er einem die größte Befriedigung verschafft. Und vor dem nächsten Klick auf „Jetzt kaufen“ innezuhalten.  

 

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