Anzeige

Studie Stadt oder Land? Hunde fühlen sich auch in urbaner Umgebung wohl

Labrador geht an der Leine mit seinem Besitzer in der Stadt spazieren.
Asphaltierte Straßen, Chaos, Lärm: Hunde scheint das weniger zu stressen als Menschen
© Africa Studio / Adobe Stock
Viele Menschen sind davon überzeugt, dass es für Hunde einen Unterschied ausmacht, ob man mit ihnen in dicht besiedelten Vierteln oder im Grünen Gassi geht. Doch eine wissenschaftliche Untersuchung kommt zu dem Schluss: Urbanes Chaos scheint die Vierbeiner nicht zu stressen

Keine Frage: Für das psychische und physische Wohlbefinden eines Hundes ist es essenziell, dass er mindestens einmal am Tag ausgeführt wird. Bedauernswert jene Vierbeiner, die nur kurz vor die Tür kommen, um ihre natürlichen Bedürfnisse auszuleben. Regelmäßige und vor allem längere Spaziergänge helfen den Tieren, sich auszutoben, ihre Umgebung zu erkunden, zu schnüffeln, mit anderen Menschen und Tieren zu interagieren.

Häufig heißt es jedoch, dass es ein Unterschied ist, wo ein Hund Auslauf erhält: ob auf den Straßen einer Stadt oder in der natürlichen Umgebung eines Parks, eines Waldes, einer Wiese. Streifzüge im Grünen reduzieren den Stresslevel der Tiere, fördern ihre Erholung – so die Argumentation. Als "Dekompressionsspaziergänge" bezeichnen manche Befürworter dieser These bewusste Ausflüge in die Natur. Städtische Kläffer sollen so Lärm und Chaos entkommen. Und Reize erleben dürfen, die für ihre evolutionären Vorfahren alltäglich waren.

Tut Hunden gut, was uns guttut?

Überzeugend klingt die Vorstellung nicht zuletzt deshalb, weil wir Menschen den wohltuenden Effekt der Natur nur allzu gut selbst kennen. Beispielsweise schlägt unser Herz nach einem Spaziergang im Wald nachweislich ruhiger, der Blutdruck ist niedriger, und es zirkulieren weniger Stresshormone im Körper. Studien belegen gar, dass bestimmte Duftstoffe, welche die Bäume ausdünsten, unser Immunsystem stärken. 

Doch profitieren Hunde, die im Grünen streunen, in ähnlicher Weise? So plausibel die Vermutung erscheinen mag, wissenschaftliche Untersuchungen gab es dazu bislang nicht. Ein Team um die US-Amerikanerin Glenna Cupp von der Virginia Tech University beschloss deshalb, die Wirkung verschiedener Spaziergänge auf Hunde experimentell zu überprüfen. Über einen Zeitraum von zwölf Wochen wurden 15 Hunde unter zwei Bedingungen getestet: beim Gassigehen in ihrer gewohnten urbanen Nachbarschaft (an einer 1,8 Meter langen Leine) und beim Ausflug in ein Naturgebiet (an einer sechs Meter langen Leine).

Hormonspiegel zeigt Stresspegel an

Um zu überprüfen, wie sich der Stresslevel der Tiere jeweils verändert, sammelten die Halterinnen und Halter vor, während und nach den circa 30-minütigen Spaziergängen mit Auffangbehältern Urinproben von ihren Gefährten. Die Proben wurden später im Labor auf Cortisol untersucht – der Spiegel dieses Hormons steigt bei Mensch und Tier in verschiedenen Körperflüssigkeiten an, sobald ihr Organismus psychische Belastung erlebt.

Die Ergebnisse zeigen: Im Laufe eines Tages schwankten die Cortisolwerte der untersuchten Vierbeiner durchaus deutlich. Doch entgegen der Erwartung hatte die Art des Spaziergangs keinen Einfluss darauf. Ob ein Versuchstier auf Straßen unterwegs war oder im Unterholz, machte für seinen Cortisolspiegel – anders als bei uns Zweibeinern – keinen Unterschied. Wer mit seinem Hund in der Stadt spazieren geht, setzt ihn also offenbar keinem erhöhten Stress aus. 

Hauptsache raus!

Demnach müssten Hundebesitzende, die in dicht besiedelten Gebieten leben, auch nicht unbedingt ins Grüne fahren, damit ihre tierischen Freunde vom Gassigehen profitieren. So jedenfalls deutet die Autorin der Studie ihre Ergebnisse. Die Beobachtung, dass viele Hunde offenbar voller Begeisterung durch Laubhaufen toben, im Gestrüpp Witterung aufnehmen und neugierig Baum- und Erdhöhlen beschnuppern, ist natürlich genauso richtig. Nur scheinen – und das ist die gute Nachricht – befahrene Straßen, Müllcontainer, Laternen und Fahrradständer für alle Fellnasen nicht minder spannend (und erholsam) zu sein. 

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel