Wenn man Mediziner fragt, wo im heutigen Arbeitsalltag die größten Gefahren lauern, würden viele antworten: im Sitzen. Denn nicht das Hantieren in luftiger Höhe verkürzt das Leben von Arbeitnehmern. Skurrilerweise ist es gerade das scheinbar sichere Herumsitzen im Büro, das der Gesundheit der Werktätigen schadet - und unser Leben verkürzt.
Viele Menschen versuchen darum schon heute, entweder am Stehpult zu arbeiten oder zwischen Sitzen und Stehen abzuwechseln. Gesünder ist das allemal. Aber hilft es auch beim Denken?
Der Test mit der „falschen“ Druckfarbe
Um das herauszufinden, benutzten israelische Forscher den besonderen Test, den so genannten Stroop-Test. Sie zeigten ihren Probanden Wörter für Farben (zum Beispiel „blau“), die mal in der passenden (blau), mal in einer anderen Farbe (zum Beispiel gelb) gedruckt waren. Und baten sie, die Druckfarbe zu benennen.
Die Erfahrung mit diesem Test lehrt, dass Menschen etwas länger brauchen, um die Farbe korrekt zu benennen, wenn Schrift und Druckfarbe nicht übereinstimmen. Weil das Gehirn den Widerspruch zwischen der Bedeutung des gelesenen Worts und dem tatsächlichen Sinneseindruck der Farbe erst erkennen und verarbeiten muss.
Tatsächlich erwiesen sich die Stehenden als die schnelleren Blitzmerker, wenn auch nur mit einem olympiaverdächtigen Unterschied von zwei Hundertstelsekunden gegenüber den Sitzenden. Um die Farben richtig zu benennen, brauchten sie im Schnitt 100 Millisekunden, also eine Zehntelsekunde. Die Vergleichsgruppe brauchte durchschnittlich 120 Millisekunden.
Wer steht, balanciert ständig
Als Erklärung bieten die Forscher den leichten Stress an, den das Stehen verursacht. Denn wer steht, ist nie vollkommen unbeweglich, sondern ist ständig unbewusst damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten. Das scheint den Geist nicht abzulenken, sondern, im Gegenteil, anzuregen.
Ob dieser Unterschied das Stehen zum Konzentrations-Booster macht, sei dahingestellt. Forscher empfehlen jedenfalls, mindestens jede halbe Stunde aufzustehen und sich zu bewegen. Einfach nur, um gesund zu bleiben. Noch besser: zwischendurch spazieren gehen.