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Sommer in Deutschland Urlaub an der Nordsee - 33 Tipps für Küstenliebhaber

Echtes Nordseefeeling: Erst ins Meer springen, dann mit Salz und Sand auf der Haut ein Krabbenbrötchen verspeisen
Echtes Nordseefeeling: Erst ins Meer springen, dann mit Salz und Sand auf der Haut ein Krabbenbrötchen verspeisen
© Gulliver Theis/laif, Olaf Deharde
Wir haben den Seesack gepackt und den Ostfriesen unseres Vertrauens vorausgeschickt, um zwischen Borkum und Sylt den schönsten Naturstrand, die umwerfendsten Gastgeber und das ultimative Fischbrötchen zu suchen
von Olaf Deharde

1: Windigster Ort: St. Peter-Ording

Windig, windiger, Sankt Peter-Ording. Nicht umsonst treffen sich hier Jahr für Jahr so viele zum Windsurfen, Surfen, Kiten und Drachensteigen auf dem bis zu zwei Kilometer breiten Strand, wo der Wind auch schon mal mit bis zu 180 km/h über den Sand jagen kann.

Dann sollte man sich allerdings nicht mehr aufs Surfboard wagen, den Drachen gleich im Kofferraum lassen und eine sturmfreie Bude aufsuchen. Alternative für weniger Windfeste, die sich aufs Wasser wagen wollen: der Königshafen am Lister Ellenbogen, dem nördlichsten Zipfel von Sylt – ein geschütztes Stehrevier auf der Ostseite der Insel.

Mehr Infos:st-peter-ording.de, Kurse und Material: x-h2o.de, strandsegeln-spo.de

2: Naturmuseum Tönning

Das "Multimar Wattforum" in Tönning, das größte und eindrucksvollste Meeresmuseum an der Nordseeküste, ist Science-Center, Abenteuerspielplatz und Großaquarium in einem – nur ein Geheimtipp ist es nicht. Trotzdem unbedingt empfehlenswert. Am besten besuchen Sie es nicht bei Schietwetter, sondern an einem Sonnentag. Dann haben Sie im "Multimar" ausreichend Platz und Ruhe, um Nordsee und Wattenmeer wortwörtlich auf den Grund zu gehen.

Wal-Modelle im Multimar Wattforum
Mit den riesengroßen Wal-Modellen gibt das Multimar Wattforum in Tönning Einblick in die Welt der Meeressäuger
© picture alliance/dpa | Marcus Brandt

"Lernbecken" machen die Entstehung von Ebbe und Flut und deren Folgen für die Seebewohner sicht- und begreifbar. Beim Schlendern entlang der 37 Aquarien kommen Sie kleinen und großen Fischen verblüffend nah, Seewölfen und Hausbesetzern wie dem Einsiedlerkrebs, der fremde Gehäuse bewohnt. Im Sommer 2023 ziehen übrigens auch ins "Multimar" neue Mitbewohner ein: Fischotter. Schon jetzt lässt sich ihre große, menschengemachte Burg während spannender Baustellenführungen besichtigen.

Mehr Infos: multimar-wattforum.de
Klein, trotzdem fein: das Erlebniszentrum Naturgewalten auf Sylt: naturgewalten-sylt.de sowie das Naturkundemuseum Niebüll: nkm-niebuell.de

3: Campingplatz Wittdün

Wer beim Dünencamping auf Amrum morgens das Zelt aufzippt, den begrüßt die Nordsee. Sie rauscht gleich hinter dem Kniepsand heran, dem wunderbar weichen, fast weißen Sandstreifen, der gerade zu einem der "Best Beaches" weltweit gekürt worden ist. Vom breitesten Strandabschnitt an der Südspitze bei Wittdün zieht er sich an der gesamten Amrumer Westküste entlang.

Fußweg auf dem Campingplatz mit Zelten im Naturschutzgebiet Amrumer Dünen mit einem kleinen Nadelwald
Der Campingplatz Wittdün verspricht Campen im Einklang mit dem Weltnaturerbe Wattenmeer
© picture alliance / Michael Narten | Michael Narten

Ein größerer Badestrand ist weit und breit nicht zu finden. Macht also nichts, wenn man ein paar Körnchen davon in den Camper mitnimmt, den man einfach auf dem Sand parken darf. Kein Beton oder Rasengittersteine. Keine Parzelle! Und als ob die Nordsee-Idylle damit nicht schon perfekt wäre: Der örtliche, wie sich das gehört, rot-weiß-geringelte Leuchtturm ist ein idealer Zeltnachbar. Dünenlodges für Glamping-Fans gibt es auch.

Weitere Infos: camping-amrum.de

4: Strandsauna auf Föhr

Saunen in der Nähe vom Meer? Gibt es viele – in Bäder und Thermen integriert. Direkt am Strand aber kann man nur an wenigen Orten schwitzen. Unschlagbar in Sachen Strandsauna ist Föhr: Ohne Schnickschnack, aber mit Panoramablick, wird hier etwa im neuen, feschen Tiny House mit nur sechs Sitzplätzen eingeheizt. Zum Sauna-Erlebnis gehören zwei Strandkörbe, in denen Mann und Frau nach den Saunagängen abgeschieden von Blicken am Strand ruhen können.

Weitere Infos zu den Inseln: Föhr: wander-wagen.de/tiny-house-sauna-wyk

5: Inselhopping: Amrum, Föhr und die Halligen

Auf der Landkarte sieht das alles so naheliegend aus: Wie Trittsteine ragen die Inseln vor der Küste aus der Nordsee, als könnte man von der einen zur nächsten hüpfen, schwimmen oder doch wenigstens schippern. Tatsächlich sind die Distanzen größer als gedacht, die Tiden tückisch, fast alle Fährverbindungen ans Festland gekoppelt. Ein bisschen Inselhopping ist trotzdem möglich, in Nordfriesland. Dort fährt die Wyker Dampfschiffs-Reederei von Dagebüll aus nacheinander zwei der schönsten Nordseeinseln an: Föhr und Amrum.

Am besten besteigt man die erste Fähre früh um fünf, um in den Sonnenaufgang zu gleiten und dann noch einsam Föhrs Promenade abzuschreiten. Kapitänshäuser zu bestaunen, sich die Füße im karibisch anmutenden Strand zu vertreten. Und dann weiter, nach Amrum, wo es so viel Watt, Weite und dazu Wind gibt, der den Kopf freipustet. Wer noch am Abend oder nächsten Morgen ans Festland zurückkehrt, hat darum trotz allem Hin und Her das Gefühl, runter- und angekommen zu sein. Und vielleicht bereit für ein Hallig-Hopping? Start ist das nahe Schlüttsiel.

Weitere Infos: faehre.de

6: Gastgeber Martin Benecke in Bremerhaven

"Wenn man uns einen Rumpf drunter bauen würde, könnten wir sofort los", sagt Martin Benecke über seine Kneipe am Alten Bananenpier des Bremerhavener Kaiserhafens. Und das ist nicht mal Seemansgarn. Nebenan legen in der größten deutschen Stadt an der Nordseeküste Passagierkreuzer, Containerriesen oder auch Autotransporter ab. Im "Treffpunkt" selbst wurden echte Rettungsringe, Taue und Galionsfiguren über die Jahre von Seeleuten angeschleppt und ins Interieur integriert. Selbst die Tische inklusive ihrer Schlingerleisten stammen von einer Fähre, die einst über den Ärmelkanal schipperte. "Jedes Stück hat seine Geschichte", sagt Benecke nicht ohne Stolz, und man merkt gleich: Bei ihm in der "letzten Kneipe vor New York" gibt es weit mehr als legierte Fischsuppe, Labskaus und Kutterscholle mit Kartoffelsalat. Benecke ist auch Geschichtenerzähler und Seelentröster. Wenn er nicht gerade alle Hände voll hat (mit Bierkrügen), ist ein Plausch am Tresen ein Muss.

Weitere Infos: treffpunktkaiserhafen.de

7: Strand Schillig

Natürliche Strandabschnitte an der deutschen Nordseeküste? Sind selten geworden. Jedes Jahr reißt das Meer während der Winterstürme massenhaft Sand mit sich fort, der dann künstlich wieder aufgeschüttet werden muss. In Schillig, oberhalb des Jadebusens im friesischen Wangerland, gibt es aber noch so einen Naturstrand: drei Kilometer lang, mit feinem, weißen Sand und Dünen; der letzte seiner Art an der niedersächsischen Nordseeküste – und ganz schön chillig.

Naturstrand Schillig
Über insgesamt drei Kilometer erstreckt sich der schöne Sandstrand Schillig an der Küste
© Olaf Deharde

Ein Ort, um zur Ruhe zu kommen, Vögel zu beobachten und ganz großes Wolkenkino. Die großen Schiffe am Horizont nehmen Kurs auf Wilhelmshaven, direkt vor den Füßen liegt das Watt. Wem das zu beschaulich ist: Auch einen Strandabschnitt für Familien gibt es mit Strandkörben und Spielplätzen, einen FKK- und Hundebereich (im benachbarten Hooksiel) sowie den traditionsreichen Campingplatz. Im Sommer geht es lebhafter zu, im Herbst und Winter gleicht Schillig eher einem Lost Place.

Mehr Infos:wangerland.de

8: Ostfriesenkrimi auf Wangerooge

In einer Ferienwohnung auf Wangerooge wird die Leiche eines Mannes gefunden. Der Anruf erreicht Kommissarin Ann Kathrin Klaasen beim Spaziergang am menschenleeren Strand. Kurz darauf geschieht in einem Tierpark ein weiterer Mord. Unter Hochdruck durchsucht die Polizei leerstehende Ferienwohnungen, nachdem alle Touristinnen und Touristen Ostfriesland verlassen mussten. Wo versteckt sich der Killer?

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Wer "Ostfriesensturm" von Klaus-Peter Wolf liest, wird ganz sicher keinen langweiligen Urlaub in der Region verbringen. Wolf ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller des Landes, von seinen Ostfriesenkrimis hat er über 13 Millionen verkauft. Seine Werke sind in 26 Sprachen übersetzt, mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt – viele für den "Tatort" und "Polizeiruf 110". Als Kind kam der 1954 in Gelsenkirchen geborene Autor zum ersten Mal an die Nordsee. "Das Meer, die Deiche, der Wechsel der Gezeiten und das Kreischen der Möwen haben mich nie wieder losgelassen", sagt er. Heute lebt Wolf in der ältesten ostfriesischen Stadt, in Norden, im selben Viertel wie Kommissarin Klaasen. Alle Orte in seinen Romanen sind real. Wer ausgelesen hat, kann an Bus- und Fahrradtouren zu den Schauplätzen teilnehmen.

Mehr Infos:klauspeterwolf.de, norden.de

9: Hallig Hooge

Katja Just, aufgewachsen in München, zog vor 22 Jahren allein auf das winzige Eiland mitten im Nordfriesischen Wattenmeer, das sie als Kind in den Ferien kennenlernte. Die 47-Jährige lebt in einer historischen Reetdachkate, hat einen liebevoll angelegten Bauerngarten, vermietet Ferienwohnungen und ist seit vier Jahren Bürgermeisterin von Hallig Hooge. Nebenbei, im wahrsten Sinne des Wortes, schreibt sie Bestseller ("auf der Fähre, im Zug oder nachts, wenn die Gäste im Bett sind") über ihr Leben auf der Hallig, das dritte Buch ist in Planung.

Hallig Hooge Luftbild
Hooge ist die zweitgrößte der zehn Halligen im Nordfriesischen Wattenmeer der Nordsee
© Luftbildwerk / Adobe Stock

Und natürlich weiß sie auch, warum gerade Hooge so glücklich macht: "Die Weite der Landschaft inspiriert und schärft die Sinne. Ich gehe deshalb gern allein spazieren, wenn ich nicht gerade mit den Gästen schnacke. Mein Tipp: Quartieren Sie sich gleich für 10 bis 14 Tage ein, um richtig abschalten zu können. Stellen Sie sich gegen den Sturm, lassen Sie Ihren Körper durchpusten und spüren die salzige Gischt auf der Haut. So geht Urlaub für die Seele."

Weitere Infos: hooge.de, landsende.deBuch: Frische Brise auf dem Sommerdeich, Eden Books, 14,95 €

10: Teestube Carolinensiel

Etwas suchen muss man schon, um diese unostfriesischste aller ostfriesischen Teestuben an der Harle in Carolinen‑siel zu finden. Denn ausgerechnet der überzeugten Kölnerin Sandra Maaßen, die 2016 mit Kind und Kegel an der Nordsee landete, ist diese Insel der Urgemütlichkeit zu verdanken: der Tüdelpott, der sogar einen eigenen Song hat: "Moin, Tüdelpott, hier triffste den lieben Gott. Bei Friesentorte und Kaffee, ab und an nimmt er auch Tee".

Teestube "Tüdelpott" am Siel
Die Teestube "Tüdelpott" verspricht Gastfreundschaft mit Tradition
© picture alliance / Artcolor | -

Wie es sich gehört, steht aber auch hier vor allem die klassische Teezeremonie im Mittelpunkt: Ein Kluntje – hochdeutsch Kandis – kommt in die Tasse. Assam-Tee dazu, dann wird Sahne mit einem speziellen Löffel von rechts nach links eingegossen. "So entstehen nicht nur die herrlichen Wulkjes, die Wölkchen in der Tasse", sagt Sandra Maaßen, die mittlerweile Tee-Sommelière ist. "Beim Einschenken gegen den Uhrzeigersinn bleibt auch die Zeit stehen." Dem kann man inmitten von Teesorten wie Ostfriesischem Creamtee, Sternenhimmel und Allerfeinster Auslese nur beipflichten. Wer gar nicht mehr weg will: Die Maaßens vermieten auch Ferienwohnungen Tür an Tür mit Tee und Torte.

Weitere Informationen: tuedelpott.de

11: Sichere Robbenbank auf Neuwerk

Diese Geschichte ist zum Heulen schön: Anfang der 1970er Jahre war die Nordsee nahezu robbenfrei. Jagd und Krankheiten hatten Seehunde und die etwas plumperen Kegelrobben auf ein paar Tausend Exemplare dezimiert. Wahrhaft im letzten Moment stellte man die Übriggebliebenen unter Schutz: verbot die Jagd und ins Meer treibende Insektizide, einigte sich mit Fischern.

Hüben wie drüben gilt: Abstand halten! Sonst ist es wirklich zum Heulen – weil panische Robbenmütter ihren Nachwuchs zurücklassen, der dann kläglich ruft
Hüben wie drüben gilt: Abstand halten! Sonst ist es wirklich zum Heulen – weil panische Robbenmütter ihren Nachwuchs zurücklassen, der dann kläglich ruft
© imageBROKER/Getty Images

Prompt wuchsen die Populationen, 2021 gab es gar einen Geburtenrekord. Die Chancen, die Räuber mit den Kulleraugen zu erblicken, stehen an der Nordsee darum gut. Wohl am besten: an Hamburgs einstigem Piraten-Ausguck Neuwerk. Dort können Gäste heute vom Strand aus Seehunde beim Faulenzen beobachten. Der kleine Naturschutz-Verein Jordsand bietet regelmäßig "Kiek-Wanderungen". Fast ebenso aussichtsreich sind die Sandbänke ringsum die nördlich gelegene Insel Pellworm.

Weitere Infos: jordsand.eu

12: Drachensteigen in Otterndorf

Klar, das Drachenfest in St. Peter-Ording (24.–26. Juni) kennen die meisten. Mindestens genauso schön aber ist das im Nordseebad Otterndorf (9.–11. September). Drachenfans aus ganz Deutschland lassen dort auf der grünen Strandwiese gigantische bunte Robben, Hummer, Krebse, Wale, Kraken, Frösche, Quallen oder Kugelfische in den Himmel steigen – ein Spektakel, das die niedersächsische Stadt an der Elbmündung im Landkreis Cuxhaven da jedes Jahr veranstaltet. Tipp: Den Elbe-Radweg von Cuxhaven nach Otterndorf (etwa 36 km) zum Drachenfest radeln, immer am Wasser entlang. Zurück dann im Zug und ganz ohne Gegenwind.

Mehr Infos unter: drachenfest-otterndorf.de

13: Küstenbier Varel

Leicht, süffig und feinherb – so muss bestes Küstenbier schmecken. Im Vareler Brauhaus läuft es direkt aus den Braukesseln in die Zapfanlage, wo Heinrich Tepe, der Chef, es ausschenkt. Dafür, dass in den Kesseln nie Ebbe ist, sorgt Braumeister Kai Cornelius, auch liebevoll "der Herr der Tide" genannt, der seit dem 08.08.08 an den Gärbottichen und Kesseln Wunder wirkt. Zum bio-zertifizierten Kernsortiment zählen die Sorten TIDE Bio-Pils, Bio-Trüb, Bio-Dunkel und Bio-Weizen, die wöchentlich frisch abgefüllt werden und eine deutlich kürzere Haltbarkeit als klassische Industriebiere haben. Auch Spezialitäten wie Maibock oder Winterbier werden gebraut – und mittlerweile auch weit vom Heimathafen entfernt hoch geschätzt. Führungen möglich.

Mehr Info:vareler-brauhaus.de

14: Frühlingsfeuer am Norddeich Strand

Was in Nordfriesland am 21. Februar der alte Brauch des Biikebrennens, ist in Ostfriesland das Paaskefüür (Paasken = plattdeutsch für Ostern) am Ostersamstag: ein Haufen Spaß. Der wird von Freiwilligen Feuerwehren, Dorfgemeinschaften oder Sportvereinen in oft tagelanger Arbeit aufgeschichtet, aus Zweigen, Ästen, Holz. Und dann in der Dämmerung angezündet. Das Funkenspektakel soll den Winter vertreiben und macht Lust auf Frühling und Sommer! Am Strand von Norddeich, übrigens zu jeder Jahreszeit ein heißer Tipp, ist das Paaskefüür besonders schön. Gefeiert wird oft bis zum frühen Morgen.

Weitere Infos:norddeich.de

15: Schnaps in Nordenham

Was einem so alles beim Spaziergang auf Salzwiesen einfallen kann. Birthe Vowinkel und ihr Mann Dirk hatten 2020 im Langwarder Groden spontan Lust, die heimischen Salz-Pflanzen zu probieren. Nach mehreren Runden stand ihr Gewinner fest: der Queller, auch Meeres-Spargel oder Salicorn genannt. Als dann ein Destillierkurs anstand, waren die beiden so clever, ihre Lieblings-Zutat aus den Salzwiesen einzupacken. Weil das Ergebnis selbst den gestandenen Kursleiter vom Hocker gehauen hat, ist der erste Gin mit einem Hauch von Wattenmeer in Serie gegangen. Ein Jahr später regnete es Auszeichnungen für ihn, der mit einer leichten Brise Salzigkeit in die Nase steigt und eine eindeutig zweideutige Botschaft ans Gehirn sendet: Meer!

Mehr Infos unter:norgin.de

16: Cuxhaven - Schick mit Schlick

Ein Haufen Schlick? Der wird wohl von den wenigsten mit Schönheit assoziiert. Ein Fehler, wie man bei "La mer Cosmetics" in Cuxhaven erkannt hat: Das Unternehmen produziert als einziges weltweit Kosmetik- und Pflegeprodukte mit Schlick aus dem Wattenmeer. Der wird von Hand ausgebuddelt, mitsamt der in ihm enthaltenen Spurenelemente, Salze, Mineral- und Schwefelstoffe. Das Meeresschlick-Extrakt schließlich ist Grundlage der gesamten, nicht kleinen Produktpalette von "Beauty Creme Tag" bis "Marine Breeze Handpflege", die online oder in gut sortierten Apotheken zu haben ist.

Die besten Spa-Anwendungen damit gibt es im "Strandhotel Duhnen" in Cuxhaven, im "Inselloft" auf Norderney sowie im "Friesischen Landhotel NAKUK" in Horumersiel.

17: Nordseekrabben auf Büsum

Unbestritten: Büsum ist die Krabbenhauptstadt Deutschlands. Jede dritte in der Nordsee gefischte Krabbe, die irgendwann auf einem unserer Teller landet, war bereits in dem Hafenort. Wurde hier angelandet und sortiert. Die Zehnfußkrebse, die zoologisch den Garnelen zugerechnet werden, waren früher Armeleuteessen. Heute bekommt man sie am Fischereihafen bei Hanne Bösche nicht unter sieben Euro den Liter, ungepult. Bei der charmanten 78-Jährigen gibt es allerdings noch die besten Pul-Tipps gratis dazu: "Prosecco ins Glas und nicht stressen lassen." So geht norddeutsche Entspanntheit.

Je kleiner der Krabbenkutter, desto kleiner übrigens auch der Topf, in dem die frischen Krabben direkt an Bord gekocht werden. Je kleiner der Topf, desto schneller garen die Krabben. Je schneller sie garen, desto einfacher lassen sie sich schließlich pulen. Klaro! Fix und fertig gibt es das Ganze als frisches Krabbenbrötchen ein paar Kutter weiter bei André Claußen.

Weitere Infos: krabbenkutter-andrea.de

18: Deich-Radtour von Husum nach Nordstrand

Ja, natürlich, an der Küste kann man allerorts auf Radtouren kommen. Besonders schöne 61,3 Kilometer starten am Binnenhafen von Husum. Über den Außenhafen rollt es sich Richtung Nordstrand und weiter über den Deich von Lüttmoorsiel und zurück nach Husum. Das Reifenrunde an der Sache: Die Nordsee ist bei der Tour ständiger Begleiter, wie es auch Schafe sind. Mehr Meerblick geht kaum, und mit Glück sieht man sogar Robbenbabys auf der Sandbank. Mindestens so eindrucksvoll: Ganze 6000 Kilometer führt der Nordseeküstenradweg immer an der Küste entlang, durch acht Länder: Dänemark, Schweden, Norwegen, Schottland, England, Belgien, Niederlande und, genau, Norddeutschland.

Weitere Info: outdooractive.com – Radeln am Wattenmeer von Husum nach Nordstrand

19: Hotel mit Blick auf Büsum

Frau am Fenster im Hotelzimmer im Hotel Lighthouse
Besonderheit des Lighthouse auf Büsum: Keine Suite gleicht der anderen, jede hat einen prominenten Kreativpaten von Guido Maria Kretschmer über den italienischen Designer Gervasoni bis zum Hamburger Feinkostladen "Mutterland".
© Olaf Deharde

Sie hassen es, in einem Hotel am Meer nicht aufs Meer zu blicken? Dann liegen Sie im jungen " Design- und Spa-Hotel Lighthouse" genau richtig. Die meisten der 100 Zimmer und Suiten bieten schöne Perspektiven aufs Wasser, ob auf den Museumshafen und seine historischen Schiffe, die Nordsee im Breitbildformat – wie auch aus der Panorama-Sauna – und aufs Watt. Besonderen Meerwert haben etwa die Zimmer 122 und 204. Und natürlich das hauseigene Restaurant "Landgang" mit seiner gläsernen Räucherei, in dem man Nordseescholle probiert haben sollte.

Mehr Infos: hotel-lighthouse.de , DZ ab 139 Euro

20: Hafenromantik in Greetsiel

Cuxhaven, Wilhelmshaven, Carolinensiel, Neuharlingersiel, Fedderwardersiel – an der 621 Kilometer langen deutschen Nordseeküste reiht sich ein sehenswerter Hafen an den nächsten. Seehäfen, an denen Containerriesen mit Fracht aus fernen Ländern einlaufen, kleine Sielhäfen, an deren Molen historische Kähne schaukeln und man Kutters un Schippe kieken kann.

Hafenromantik: Hier sieht man vieles nicht, was an anderen Bilderbuchhäfen im Norden nervt. Staunen und genießen
Hafenromantik: Hier sieht man vieles nicht, was an anderen Bilderbuchhäfen im Norden nervt. Staunen und genießen
© Olaf Deharde

Besonders überzeugt hat uns Greetsiel, weil dessen 600 Jahre alter historischer Hafen meist doppelt schön ist: Die 25 Krabbenkutter, die hier regelmäßig mit frischen Nordseekrabben, Schollen und Scharben (Eisflundern) anlegen, spiegeln sich samt der hinter ihnen stehenden schnuckeligen Giebelhäuser im Wasser. Stimmt, ist kein Geheimtipp. Aber hier sieht man vieles nicht, was an anderen Bilderbuchhäfen im Norden nervt. Stattdessen kann man aufs Schönste das Zeitgefühl in den Gassen des Dorfes verlieren.

Mehr Infos:greetsiel.de

21: Schafskäse in Tetenbüll

Überall an Norddeutschlands Küsten sind sie die besten Deichpfleger: Schafe. So auch in Tetenbüll, einem Bilderbuchdorf mit Kopfsteingassen, Backsteinkaten und weißen Friesenhäusern im Norden der Halbinsel Eiderstedt. Über 130 Ostfriesische Milchschafe halten dort nicht nur die Landschaft in Schuss, sondern liefern auch seit fast zwei Jahrzehnten den Rohstoff für die Schafskäse-Spezialitäten von Monika und Redlef Volquardsen. Tierwohl steht für beide an erster Stelle: Lämmer dürfen bei ihren Müttern groß werden, Frischkäse, Feta oder Weichkäse entstehen nur, wenn Milch übrig bleibt. Bis Oktober jeweils dienstags Hofführung, Schafekraulen und Käseverkostung inklusive.

Weitere Infos:friesische-schafskaeserei.de

22: Tiny House in Hooksiel

Urlaub im Kleinen ist mittlerweile auch an der Nordsee ein großer Trend. Im Wangerland, genauer gesagt in Hooksiel, steht ein besonders schönes Raumwunder: Auf 22 Quadratmetern (plus Terrasse) ist hier vereint, was in Sachen "Grünes Wohnen" möglich ist – von der Fassade aus Superwood-Holz, die ohne giftige Lacke und Klebstoffe auskommt, über die Dämmung aus unbehandeltem Seegras und den Naturkork-Boden bis zur wassersparenden Astronautendusche. Ein paar Kilometer nordöstlich auf dem Campingplatz Harlesiel haben die Tiny-Häuser schon ordentlich Nachwuchs bekommen, fast zwei Dutzend bilden hier ein ganzes Dorf. Und auch einen nagelneuen Schlaf-Strandkorb gibt es. Nah und kostenlos zu nutzen ist das beheizte Meerwasserfreibad, die Cliner Quelle bietet Indoor-Becken. Und: Ebenfalls in Harlesiel legt die Fähre nach Wangerooge ab – einer von vielen möglichen Tagesausflügen.

Weitere Informationen:greentinyhouses.com, Tiny House ab 300 Euro/2 Nächte

23: Leuchttürme von Obereversand

Eines ist klar: Leuchttürme gehören an die Küste wie Spiegelei auf das Labskaus. Vor allem angesichts des höchsten deutschen Leitfeuers im nordwestlichen Zipfel Ostfrieslands ist das einleuchtend, denn nicht nur seine Größe (63,50 Meter, Platz 14 der Weltrangliste), sondern auch seine Konstruktion ist bemerkenswert: 1891 als Stahlfachwerkturm gebaut, ähnelt der Leuchtturm Campen so sehr einem berühmten Verwandten, dass er ostfriesischer Eiffelturm genannt wird.

Dorum Leuchtturm
Ein Spezialexemplar ist vor allem Obereversand im Hafen von Dorum-Neufeld. Nicht mehr in Betrieb, aber mit originalgetreu eingerichteten Wohn- und Diensträumen früherer Leuchtturmwärter
© Olaf Deharde

Allerdings sieht man oben nicht die Dächer von Paris, sondern hat einen großartigen Rundumblick hinüber zur Insel Borkum und über Krummhörn bis nach Emden, wo die Ems in die Nordsee mündet. Ein Spezialexemplar ist vor allem Obereversand im Hafen von Dorum-Neufeld. Nicht mehr in Betrieb, aber mit originalgetreu eingerichteten Wohn- und Diensträumen früherer Leuchtturmwärter. Und mit einem Blick über die Schifffahrtsstraßen von Weser und Elbe mit ihren vielen alten und neuen Leuchttürmen.

Mehr Infos:greetsiel.de (Leuchtturm Campen), obereversand.de

24: Bernsteine finden in St. Peter-Ording

Eine Erfolgsgarantie können wir leider nicht geben. Wer Bernstein finden möchte, braucht immer Sammlerglück, strammen Wind aus westlicher Richtung und einen aussichtsreichen Spot. Den aber können wir liefern – St. Peter-Ording. Genauer: die Ausläufer des Tümlauer Koog im Norden sowie die Sandbank Hitzsand im Süden der Halbinsel. Vor rund 50 Millionen Jahren rauschte hier wie überall auf dem Gebiet, wo nun Nord- und Ostsee schwappen, ein gewaltiger Urwald. An den Stämmen dicker Fichten und Kiefern perlten Harztropfen hinab, wurden später überflutet und zu Bernstein gepresst.

Boy Jöns mit Bernstein
Boy Jöns, Betreiber des Bernstein- Museums, zeigt eine am Strand St.Peter Ordings gefundene mindestens 6000 Jahre alte Bernstein-Bärenfigur, bei der es sich um ein Jagdamulett oder eine Grabbeigabe handeln könnte
© picture alliance/dpa | Markus Scholz

Wühlen heute heftige Herbststürme den Meeresboden auf, tragen Wellen die meist goldglänzenden Relikte an die Sandküsten, von denen St. Peter-Ording so viele hat. Bernsteinfischende sollten früh und vorsichtig unterwegs sein, gerade bei stürmischem Wetter! In jedem Fall lohnt anschließend ein Besuch bei der lokalen Bernstein-Koryphäe Boy Jöns. Dort kann man den eigenen Findling einfassen lassen, sich mit einem fremdgefangenen trösten – und Jöns privates Bernsteinmuseum bestaunen.

Mehr Infos zum Bernsteinmuseum: bernsteinmuseum.de

25: Gummistiefel shoppen in Neßmersiel

Eindeutig, dem Gummistiefel kann im Allgemeinen kein anderes Schuhwerk an der Nordseeküste das Wasser reichen. Der gelbe Klassiker gehört zum ostfriesischen Gesamtensemble und ist der natürliche Freund vom Friesennerz. Dafür gemacht, schlechtes Wetter einfach abperlen zu lassen. Modelle gibt es mit griffiger Outdoor-Sohle, Rand- und Kappenverstärkung, extra hoch und aus wasserdichtem Naturkautschuk. Besonders bei Wattwanderungen sind Stiefel trotz und gerade wegen all dem Schnickschnack nicht die erste Wahl.

Zwar gilt vielerorts: Bloß nicht barfuß in den Schlick, um die Füße vor Schnittverletzungen etwa durch Sandklaffmuscheln zu schützen. Mit Stiefeln aber hat man ebenfalls schnell schwerwiegende Probleme: Sie bleiben stecken, saugen sich fest, laufen voll. Tipp von erfahrenen Wattführern wie Johann Behrends, der etwa von Neßmersiel loswattwandert: eng anliegende, halbhohe Leinenturnschuhe für um die zehn Euro, Neoprenschuhe (Surfschuhe) oder Beachies (Socken mit Silikonsohle).

Weitere Infos:wattwandern-johann.de, wattlopen.de

26: Rote Grütze: Rezept der Ostfriesischen Inseln

In früheren Zeiten wurde der fruchtige Beerenpudding, ein norddeutscher Rezeptklassiker, nicht als Nachspeise, sondern als hochsommerliche Hauptmahlzeit zubereitet. Zum Andicken verwendete man Buchweizen- oder Hafergrütze, damit es auch richtig satt machte.

Der Klassiker, zubereitet von Olaf Deharde

Zutaten für 4 Personen:

  • 150 g Zucker
  • 250 ml roter Portwein
  • 500 ml Rotwein (trocken)
  • 500 ml Kirschsaft oder Schwarzer Johannisbeersaft
  • 3 Gewürznelken
  • 1 Stück Sternanis
  • 1–2 TL Vanillepuddingpulver zum Binden
  • 1 kg rote Sommerbeeren nach Geschmack (z. B. Johannisbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, auch TK möglich)

Zubereitung

1. Den Zucker in einem Topf hellbraun karamellisieren, mit Portwein und Rotwein ablöschen. Saft und Gewürze dazugeben und bei mittlerer bis niedriger Hitze köcheln lassen, sodass sich das Karamell auflöst und sich der Geschmack intensiviert.

2. Abschmecken und mit dem Puddingpulver abbinden. 3–5 Minuten kochen lassen, bis sich die Stärkeklümpchen aufgelöst haben. Die Konsistenz der Flüssigkeit sollte etwas dicker sein als die der fertigen Grütze, da die Beeren noch an Flüssigkeit verlieren.

3. Die etwas abgekühlte Flüssigkeit auf die Beeren gießen, alles behutsam vermengen.

4. Heiß, warm oder kalt servieren. Dazu passen: Schlagsahne, Vanillesoße, Vanilleeis und warme Waffeln.

27: Große Pötte gucken in Hochdonn

Klar … Um die ganz großen Containerschiffe aus der Nähe zu sehen, kann man einfach nach Bremerhaven fahren. Noch aufregender für Seh-Leute ist allerdings das schleswig-holsteinische Binnenland zwischen Kiel und Brunsbüttel. Jedes Jahr schieben sich hier bis zu 40 000 Pötte in einem grotesken Schauspiel durch den rund 100 Kilometer langen Nord-Ostsee-Kanal, der ihnen den langen Weg um die Nordspitze Dänemarks erspart.

Großer Pott im Hafen
Mit einen Fischbrötchen in der Hand den ganz großen Pötten zu sehen: Jedes Jahr schieben sich hier bis zu 40 000 Pötte in einem grotesken Schauspiel durch den rund 100 Kilometer langen Nord-Ostsee-Kanal
© Olaf Deharde

Welche wo genau aus der platten Ebene ragen, verrät in Echtzeit: schiffsradar-marinetraffic.de/schiffe-im-nok. Am besten, man setzt sich mit einem Fischbrötchen an die kleine Badestelle des Campingplatzes Klein Westerland in Hochdonn. Der ideale Beobachtungsposten an der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt.

Mehr Infos:campingplatz-klein-westerland.de

28: Strandgemüse in Rantum auf Sylt

Das Beste von der Küste? Für die Köche Olaf Deharde und Fabio Haebel sind das eindeutig schmackhafte Wildpflanzen. Aus ihrer Lust, Zutaten direkt vor der Haustür zu finden und zu verarbeiten, ist ein ganzes Kochbuch geworden. Ein Strand-Sammel-Guide darin erklärt, wie man neben Queller, dem wohl bekanntesten "Küstengemüse", auch Strandsode, Portulak-Keilmelde, Meersenf, Strandwermut sowie Sanddorn und Hagebutten erkennt, wie das alles schmeckt und was sich am Herd daraus zaubern lässt – etwa Gegrillte Makrele mit Möhren und Strandkräutern.

Reetdachhäuser in Rantum auf Sylt
Rantum ist einer der kleinsten Orte der Nordseeinsel - und einer der schönsten
© penofoto.de / Adobe Stock

Wer sich selbst ans unbekannte Kraut nicht herantraut, es aber gern erstklassig zubereitet probieren möchte: Der "Söl’ring Hof" in Rantum auf Sylt (direkt hinter der Düne) mit Sternekoch Jan-Philipp Berner dürfte dafür die allerbeste Adresse sein.

Mehr Infos: "Gefundenes Fressen. Wilde Zutaten erkennen, sammeln, zubereiten. In der Natur mit Jan Hrdlicka, Fabio Haebel, Olaf Deharde", Brandstätter Verlag, 35 €, soelring-hof.de

29: Fischbrötchen aus Ihlow

Ja, wir haben uns festgelegt, um nicht zu sagen festgebissen: Das ultimative Fischbrötchen kommt aus dem ostfriesischen Ihlow, einer kleinen Gemeinde zwischen Emden und Aurich, und für glatte 3,50 Euro auf die Hand. Hier räuchern Dieter und Andreas Janssen in vierter und sogar schon fünfter Generation Aale. Und genau diese kommen, cremig und nach sanftem Buchenrauch schmeckend, zwischen zwei frisch gebackene, fluffige Brötchenhälften. Denn genau … Für uns muss ein Fischbrötchen eigentlich nur zwei Zutaten haben: Fisch und Brötchen, jedenfalls, wenn beide Teile des Duos so zu überzeugen wissen wie in Ihlow. Salatblatt, Remoulade und Gurke lenken nur vom Wesentlichen ab. Und sollen dies nicht selten auch, wenn das Wesentliche qualitativ nicht auf der Höhe ist. Einzige Ausnahme: Zwiebeln. Als Begleitung von Matjes sind sie ein Muss. Aber Bismarckhering, Bratrollmops oder Krabben, die es bei Janssens natürlich auch gibt (1,80 bis 4,50 Euro), kommen auch gut ohne sie aus. Am besten online vorbestellen, dann wird ganz frisch belegt.

Weitere Infos:aal-janssen.de

30: Reetdach in Tönning

Das Erste, was einem bei Andresen in Tönning auffällt, ist das prächtige Reetdach, wohl eines der schönsten überhaupt. Dächer aus getrocknetem Schilfrohr wie jenes der ältesten Schankwirtschaft an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins sind wieder obenauf, sogar bei vielen Neubauten etwa auf Sylt. Und das, obwohl sie deutlich mehr als normale Ziegeldächer kosten.

Haus mit Reetdach
Dächer aus getrocknetem Schilfrohr wie jenes der ältesten Schankwirtschaft an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins sind wieder obenauf, sogar bei vielen Neubauten etwa auf Sylt
© Olaf Deharde

Aber die Vorteile! Einer der wichtigsten: Wegen der mit Luft gefüllten Hohlräume in den einzelnen Schilfrohren ist Reet für langsamen Temperaturausgleich bekannt und isoliert besonders gut. Ein Sturm fühlt sich bei Andresen in der warmen, mit Delfter Kacheln gefliesten Stube gleich viel weniger stürmisch an, selbst wenn man noch keinen der famosen hausgemachten Eiergrogs vor sich hat. Weiterer Tipp von der Karte: Trümmertorte mit Früchten, denn die hat ebenfalls ein besonderes Dach: aus Baiser und Mandeln.

Mehr Infos:schankwirtschaft-andresen.de

31: Austern in List auf Sylt

Die Europäische Auster ist vor der norddeutschen Küste ausgestorben. Zum Glück aber wird mittlerweile in der Blidselbucht vor List auf Sylt die einzige eingedeutschte Auster aufwendig kultiviert: die leicht nussig schmeckende "Sylter Royal", ursprünglich eine in Ostasien beheimatete Pazifische Felsenauster. Sie gedeiht in speziellen Netzsäcken auf Metallgestellen, die das Meer bei Flut durchspült. Und werden von Hand immer wieder gewendet und gerüttelt. Klassisch wird auch die Sylter Auster dann roh mit einem Spritzer Zitrone gegessen. Wer es weniger glibberig mag, findet im gleichnamigen Restaurant eine große Auswahl an gratinierten, geräucherten oder gedämpften Varianten. Das Ambiente ist unkompliziert: Ob Sie in Friesennerz und Gummistiefeln, mit Lackschuhen oder barfuß kommen, ist dem Betrieb herzlich egal. Tipp: Die Austern-Meerwasserbecken besichtigen!

Weitere Informationen:sylter-royal.de

32: Friesentorte in St. Peter-Ording

Die original Friesentorte hat nur drei Komponenten: Blätterteig, Schlagsahne, Pflaumenmus. Vielerorts wurde der Blätterteig allerdings durch Baiser ersetzt. Der lässt sich nicht nur schneller zaubern, sondern ist auch etwas leichter. Wobei "leicht" bei so viel Sahne natürlich relativ ist. In Vollendung wird die Torte von Sabrina Bartels in St. Peter-Ording gebacken und dann für 4,60 Euro das großzügige Stück in "Jup’s Friesencafé" direkt hinterm Deich serviert. Mit klassischer Pflaumenmus-Füllung, aber auch als Kirsch-, Stachelbeer- oder Apfelvariante. Da bleiben keine Fragen offen – bis auf die, wer denn eigentlich Jup gewesen ist. Antwort: Sabrina Bartels Großvater Jens Uwe Petersen, ein Ordinger Original, der mit seinem Campingplatz schon zur Institution der Gastfreundschaft avancierte, als sonst noch alles platte Wiese war.

Mehr Infos:koelfhamm.com/jup-s-friesencafé

33: Strandkorbvermietung in Norddorf auf Amrum

Strandkörbe gibt es fast wie Sand am Meer, aber Boyens am Norddorfer Badestrand in Amrum ist nicht einfach nur ein Strandkorbverleih, sondern eine Legende. Was 1956 mit 50 Strandkörben anfing, hat Firmengründer Pimo Boyens, 81, im nördlichsten Ort der nordfriesischen Insel mit seinen drei Söhnen beständig erweitert: Heute stehen rund 400 Sitz- und Liegekörbe bereit, die (auch online) reserviert und dann – je nach Wunsch und Wetter – am Strand oder in den Dünen platziert werden.

Düne mit Strand auf der Insel Amrum
Dünen, Meeresrauschen und ganz viel Weite: Amrums Strände sind zum Träumen
© Henry Czauderna / Adobe Stock

Surfen, Segeln, Kiten oder Wattwandern kann man bei Boyens ebenfalls. Klar, bieten andere an der Küste auch. Doch das eigentlich Kultige, Pimo Boyens selbst, den gibt es eben nur einmal. Noch immer radelt der gelernte Maurer zum Wachwerden und Fitbleiben frühmorgens am Watt entlang, danach schreibt er seine berühmte Tageslosung auf eine Tafel bei der Strandkorbvermietung. Sprüche wie "Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens" erfreuen sich bei den Gästen größter Beliebtheit und füllen bereits zwei Bücher. Danke für so viel Herz!

Weitere Informationen: boyens-amrum.de

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Erschienen in GEO Saison Nr. 7 (2022)

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