Nicht immer lebten Kaiser, Könige und Regenten in Städten. Im Mittelalter zogen viele Würdenträger mit ihrem Gefolge umher, um ihre Untergebenen von verschiedenen Höfen, den so genannten Pfalzen, aus zu kontrollieren. Erst in der frühen Neuzeit ließen sich Könige, Kaiser und Stadthalter in größeren Orten nieder. So wurden gewöhnliche Städte in den Status einer Residenzstadt erhoben.
Im Deutschen Kaiserreich gab es schließlich um die 20 Haupt-Residenzstädte, die sich als Herrschaftsmittelpunkte über das ganze Land verteilten. In vielen dieser Städte lässt sich ihr einstiger Status noch heute erkennen.
Dresden besticht noch heute mit seiner wunderschönen Stadtsilhouette am Elbufer mit dem Schloss, der Katholischen Hofkirche und der unverwechselbaren Kuppel der Frauenkirche. Die Stadt wurde im Augusteischen Zeitalter nach den Vorstellungen des Barocks ausgebaut.
Ganzer Stolz Schwerins ist damals wie heute das wunderschöne Schloss, wo früher die mecklenburgischen Herzöge residierten. Mit seinen goldenen Türmchen und den weitläufigen Parkanlagen bezaubert es Besucherinnen und Besucher aus dem ganzen Land.
In Coburg erinnern Kunstschätze und Baudenkmäler an vergangene Epochen, als die Stadt als Aufenthaltsort zahlreicher Herzöge aus der Linie Sachsen-Coburg diente. Gleich vier Schlösser laden heute noch Interessierte ein, auf den Spuren des Adels zu wandeln.
In Nordrhein-Westfalen prägten die Fürsten aus dem Hause Lippe das Stadtbild Detmolds, dessen Fürstliches Residenzschloss aus dem 16. Jahrhundert sich auch heute noch besichtigen lässt. Münchens Prachtboulevards versetzen Gäste in die Zeit der Kaiser und Könige. Im Jahr 1255 wurde München unter Herzog Ludwig II. zur Hauptstadt des Teilherzogtums Oberbayern ernannt.
An den Ausläufern der Bückeberge findet sich ein weiteres Kleinod: Bückeburg. Die ehemalige Residenzstadt des Fürstentums Schaumburg-Lippe trumpft mit wunderbar erhaltenen Bauwerken aus dem 17. Jahrhundert auf. Thüringens Theaterstadt Meiningen präsentiert sich mit schmuckem Fachwerk und breiten Parkanlagen. In die einstige Residenzstadt investierten die Herzöge von Sachsen-Meiningen ein echtes Vermögen.
Dass auch Stuttgart einst Haupt- und Residenzstadt des früheren Königreichs Württemberg war, lässt sich bis heute erkennen. Mit dem "Neuen Schloss", einst die Residenz der württembergischen Herzöge und Könige, wollte Herzog Carl Eugen von Württemberg die Stadt zu einem zweiten Versailles erheben.
Im hübschen Oldenburg lässt sich noch heute klassizistische Baukunst bewundern. Gebäude und Fassen scheinen sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen. Besonders in der Fußgängerzone, eine der ältesten Deutschlands, finden sich viele Baudenkmäler.
Kaum eine andere deutsche Stadt vereint auf so engem Raum so viel deutsche und europäische Kulturgeschichte wie Weimar. Als einstige Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach lockte sie die bedeutendsten Dichter und Denker an, von hier aus trugen die Künstler ihre Ideen und Werke in die Welt.