Die Lage macht’s, beim Wein und beim Wandern. Südlich von Spay zieht der Rhein einen gewaltigen Bogen. An den Hängen über dem Rheinknie türmen sich Weinbergterrassen. Bopparder Hamm heißt diese Spitzen- und Steillage, durch die ein gut drei Kilometer langer Abschnitt des Traumpfads Rheingoldbogen verläuft. Er ist so etwas wie die Königsetappe dieses Wanderwegs.
Winzer wie Matthias Müller aus Spay haben den sonnenverwöhnten Riesling aus dem Bopparder Hamm wieder ins Rampenlicht gehoben. In seiner hypermodernen Vinothek probiere ich mich am Vorabend meiner Wanderung durch das Terroir. »Steillagen-Riesling aus dem Bopparder Hamm hält eine gute Balance zwischen temperamentvoller Säure und zarter Süße«, erklärt Winzer Müller und wünscht einen sonnigen Traumpfadtag.
Tags drauf brütet die Sonne tatsächlich über dem Rheingoldbogen. Mauereidechsen nutzen den warmen Schiefer zum Sonnenbaden und wieseln beim Näherkommen davon. Reben stemmen sich in den Steilhang, das Laub leuchtet golden, feuerrot, quittengelb. 70 Prozent und mehr neigt sich der Hang.
In Brey, dem Weindorf, starte ich meine Wanderung. An der Hauptgasse stehen herausgeputzte Fachwerkhäuser Spalier. Aus einer Scheune duftet es nach Heu. An einer anderen sind die Schwalbennester bereits verlassen. Dann wird der Traumpfad vom pumperlgesunden Mischwald verschluckt.
Wo der Wald endet, beschützen Holzstaketenzäune einen Gemüsegarten. Gartenstühle stehen durcheinander, dahinter beginnt das Breyer Hämmchen. Vor ein paar Jahren hat die Winzerbruderschaft aus Brey die Lage mit Reben bestückt und 150 rote Weinbergpfirsiche gepflanzt. Genau dort, wo der Blick auf das Turmgebirge der Marksburg am gegenüberliegenden Ufer des Stroms geht. Es ist ein Ort von magischer Schönheit – nur einer von vielen längs der Strecke.
Ein Gräberhügelfeld links, ein Pilgerkreuz mit an den Eichenstamm genagelter Jakobsmuschel rechts, der Weg umrundet das ehemalige Kloster Jakobsberg. 1960 hat der Bonner Unternehmer und Haribo-Chef Hans Riegel das Anwesen gekauft und in ein Gutshotel mit Golfplatz, Skulpturenpark und – gerade wegen Umbau geschlossener – Haribo-Ausstellung umgemodelt.
Ein paar Wegkehren weiter steht eine Bank am Steilhang über dem Rheinknie. Lastkähne schuften sich durchs Wasser. Weiße Ausflugsschiffe schippern durch den burgenreichsten Abschnitt des Mittelrheins. Gegen so viel Rheingoldromantik kommt kein Goldbär an.