Hoch oben auf dem Aconcagua, dem höchsten Berg außerhalb Asiens, spuckt der schrumpfende Gletscher aus, was er einst verschlang. Diesmal eine 50 Jahre alte Kamera, eine Nikomat, mit Zoomobjektiv.
Zwei Träger hatten in der dünnen und trockenen Luft eines klaren Februartages im Jahr 2020 Seile gesichert, sie bereiteten sich auf eine Expedition vor. In Argentinien war Hochsommer, die Kamera glitzerte in der Sonne, so wurde sie bemerkt. Die Frontlinse war gesprungen. Eine Zählscheibe auf der Oberseite der Kamera zeigte an, dass 24 Fotos gemacht worden waren. Die Nikomat steckte in einer abgenutzten Lederhülle mit dickem Riemen. Unten auf der Hülle standen in blauem Prägeband aus Plastik ein amerikanischer Name und eine Adresse in Colorado.
Im jahreszeitlichen Zyklus von Eis und Schnee in den Bergen werden jeden Sommer Ausrüstungsgegenstände gefunden, zurückgelassene oder verlorene: zerfledderte Zelte, heruntergefallene Eispickel, einzelne Handschuhe. Gelegentlich eine Leiche.
Aber dies war nicht einfach eine weitere Kamera, obwohl die Träger das noch nicht wussten. Einer von ihnen trug sie zum Lager hinunter. Dort kochte der erfahrene Bergführer Ulises Corvalán gerade das Mittagessen. Corvalán blickte auf. Er fragte beiläufig nach dem Namen auf der Unterseite der Kamera. "Janet Johnson", kam die Antwort. Corvalán schnappte nach Luft. Dann fluchte er und rief: "Janet Johnson!?"
Die Aufregung kochte sofort hoch. Janet Johnson, die Lehrerin? Habt ihr von John Cooper, dem NASA-Ingenieur gehört? Über die tödliche amerikanische Expedition von 1973? Kennt ihr die Geschichte?