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Tod am Berg 1973 verunglücken Alpinisten am Aconcagua. 50 Jahre danach taucht ihre Kamera auf und offenbart die letzten Bilder

EIne Person klettert den Berg hoch und hinterlässt dabei Fußabdrücke im Schnee
Nur noch ein paar Schritte. Als der Gipfel bereits in Sicht ist, merken McMillen und Zeller: Johnson ist hinter ihnen zusammengebrochen. Sie müssen aufgeben. Doch beim Abstieg bleibt die entkräftete Alpinistin allein zurück
© Janet Johnson
Im Januar 1973 bricht eine Gruppe amerikanischer Bergsteiger nach Argentinien auf, um den Andengipfel Aconcagua zu erklimmen. Nur sechs der acht Alpinisten kehren zurück. Fast 50 Jahre danach taucht die Kamera der verunglückten Janet Johnson im Eis auf: Bringen ihre Fotos endlich die Wahrheit über das Drama am Berg ans Licht?
von John Branch

Hoch oben auf dem Aconcagua, dem höchsten Berg außerhalb Asiens, spuckt der schrumpfende Gletscher aus, was er einst verschlang. Diesmal eine 50 Jahre alte Kamera, eine Nikomat, mit Zoomobjektiv.

Zwei Träger hatten in der dünnen und trockenen Luft eines klaren Februartages im Jahr 2020 Seile gesichert, sie bereiteten sich auf eine Expedition vor. In Argentinien war Hochsommer, die Kamera glitzerte in der Sonne, so wurde sie bemerkt. Die Frontlinse war gesprungen. Eine Zählscheibe auf der Oberseite der Kamera zeigte an, dass 24 Fotos gemacht worden waren. Die Nikomat steckte in einer abgenutzten Lederhülle mit dickem Riemen. Unten auf der Hülle standen in blauem Prägeband aus Plastik ein amerikanischer Name und eine Adresse in Colorado.

Im jahreszeitlichen Zyklus von Eis und Schnee in den Bergen werden jeden Sommer Ausrüstungsgegenstände gefunden, zurückgelassene oder verlorene: zerfledderte Zelte, heruntergefallene Eispickel, einzelne Handschuhe. Gelegentlich eine Leiche.

Eine Nikomat Kamera mit zersprungener Linse
Zersplitterte Erinnerung: In rund 6000 Meter Höhe finden Bergsteiger im Jahr 2020 am Aconcagua die Kamera der Expeditionsteilnehmerin Janet Johnson. Darin: ein belichteter Film mit 24 Fotos
© Max Whittaker / NYT / Redux / Laif

Aber dies war nicht einfach eine weitere Kamera, obwohl die Träger das noch nicht wussten. Einer von ihnen trug sie zum Lager hinunter. Dort kochte der erfahrene Bergführer Ulises Corvalán gerade das Mittagessen. Corvalán blickte auf. Er fragte beiläufig nach dem Namen auf der Unterseite der Kamera. "Janet Johnson", kam die Antwort. Corvalán schnappte nach Luft. Dann fluchte er und rief: "Janet Johnson!?"

Die Aufregung kochte sofort hoch. Janet Johnson, die Lehrerin? Habt ihr von John Cooper, dem NASA-Ingenieur gehört? Über die tödliche amerikanische Expedition von 1973? Kennt ihr die Geschichte?

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