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Wölfe und Biber sind willkommen Warum ich mich entschieden habe, meinen Wald zu spenden

Das wilde Ufer der Jagst ist stellenweise bewaldet, viele Vogelarten fühlen sich hier wohl
Das wilde Ufer der Jagst ist stellenweise bewaldet, viele Vogelarten fühlen sich hier wohl
© Steveblancampo/creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Der Verein GEO schafft Wildnis und die Loki Schmidt Stiftung verwandeln Wälder in Wildnis und schaffen so Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere. Edelgard Steudler will dem Verein ihren Familienwald an der Jagst spenden – damit dieser sich ungestört entwickeln darf

Es sind vor allem die Sonntagsausflüge in der Kindheit, die Edelgard Steudler an "ihren" Wald erinnern: Damals schnürten der Bruder, die Eltern und sie die Stiefel und wanderten los zum Familienwald. Voller Buchen, Eichen, Ahornen und Nadelbäumen ist er, fällt steil hinab zum Ufer der Jagst, wo Graureiher brüten. "Das war der klassische Sonntagsausflug", sagt Edelgard Steudler. "Wir haben geschaut, was sich im Wald tut, welche Pflanzen sich entwickeln und welche Vögel wir entdecken."

Einst, mitten im Ersten Weltkrieg, hatten die Großeltern und Urgroßeltern das Waldstück bei Crailsheim im Nordosten Baden-Württembergs zum Holz machen gekauft – eine gute Entscheidung, wie sich bald zeigt: Insbesondere in den entbehrungsreichen Jahren des Zweiten Weltkriegs ist Material zum Heizen knapp, und die Familie froh über den Wald voller Brennholz. Nach dem Krieg, mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, verliert der Wald als Holzlieferant an Bedeutung. Er wird zum Abenteuerspielplatz und Wanderziel. Bis es Steudler nach Berglen im Großraum Stuttgart zieht und die anderen Verwandten ebenfalls die Gegend verlassen. Der schwer zugängliche Wald am Ufer der Jagst wird immer mehr sich selbst überlassen.

Edelgard Steudler liebt es, in der Natur zu wandern: heute in den Anden ebenso wie in der Kindheit im Familienwald an der Jagst
Edelgard Steudler liebt es, in der Natur zu wandern: heute in den Anden ebenso wie in der Kindheit im Familienwald an der Jagst
© privat

Was also tun mit dem Waldstück, das inzwischen einer Erbengemeinschaft aus Steudler, ihrer Schwägerin und deren Söhnen gehört, die doch alle nicht in der Nähe wohnen oder im Rentenalter keinen Wald mehr bewirtschaften können? "Als meine Schwägerin auf den Artikel von GEO gestoßen ist und gelesen hat, dass Wälder für den Naturschutz gesucht werden, war das ein richtiger kleiner Aha-Moment für uns", sagt Steudler. "Wir hatten uns schon lange überlegt, was wir Sinnvolles mit dem Wald machen können."

Wildnisoasen vernetzen größere Wildnisgebiete

Gemeinsam mit der Loki Schmidt Stiftung sucht der Verein "GEO schafft Wildnis" Waldstücke, die mit Spendengeldern gekauft und anschließend sich selbst überlassen werden: Weil Wildnis in Deutschland bislang nur auf rund 0,6 Prozent der Landesfläche wuchern darf, obwohl diese überlebenswichtig für viele Tiere und Pflanzen ist – und bereits rund ein Drittel aller Vogelarten, Säugetiere und Wildpflanzen in Deutschland auf der roten Liste der gefährdeter Arten stehen. Damit ein gesundes Waldinnenklima entsteht, in dem sich die Natur ohne Einflüsse von außen ungestört entwickeln kann, muss ein passendes Waldstück für den großen GEO-Wald größer sein als jenes an der Jagst, das Steudler und ihre Verwandten besitzen. Und doch sind auch solche kleinen wilden Wälder von großer Bedeutung für den Naturschutz – weil sie größere Wildnisgebiete miteinander vernetzen und als Wildnis-Oasen zum Rückzugsort für Tiere und Pflanzen werden. 

Deshalb haben sich Edelgard Steudler und ihre Verwandten dazu entschlossen, ihr rund 0,5 Hektar großes Waldstück in Satteldorf bei Crailsheim zu spenden. Unter Obhut der Loki Schmidt Stiftung soll sich der Wald weiterhin ungestört entwickeln und dauerhaft für den Naturschutz gesichert werden. "Mir sind Wildtiere total wichtig", sagt Steudler. "Von mir aus dürften sich gerne viele davon im Wald ansiedeln, Bären und Wölfe und Biber. Durch die Jagst gibt es schon sehr viele Vögel und natürlich auch viele andere Waldbewohner." Die pensionierte Psychologin liebt die Natur, sie hat die Alpen überquert, ist in der Lüneburger Heide und in Kanada gewandert. Zuhause in Berglen geht sie fast täglich in den Wald, der den kleinen Ort wie das Meer eine Insel umgibt – zum Krafttanken, zur Erholung und um zur Ruhe kommen.

Solche Naturoasen entstehen auch an anderen Orten Deutschlands: Vor Edelgard Steudler haben bereits sechs weitere GEO-Leser*innen kleinere Waldstücke in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bayern gespendet. Sie alle werden nun zu kleinen Wildnis-Oasen, in denen sich die Natur ungestört entwickeln darf.

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