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Verhalten Grummeln und Anstupsen: So umsichtig begrüßen sich Elefanten

Elefanten im Serengeti-Nationalpark, Tansania: Der Rüssel spielt nicht nur bei der Nahrungsaufnahme, sondern auch bei der Begrüßung von Artgenossen eine große Rolle
Elefanten im Serengeti-Nationalpark, Tansania: Der Rüssel spielt nicht nur bei der Nahrungsaufnahme, sondern auch bei der Begrüßung von Artgenossen eine große Rolle
© Artur Illenseer / Adobe Stock
Elefanten pflegen ein hochkomplexes Sozialleben. Und sie begrüßen einander mit verblüffender Umsicht, wie ein Forschungsteam jetzt in Afrika beobachtet hat

"Hey, guck mal, wer hier ist!" – wenn wir Menschen einen Familienangehörigen, eine Freundin oder einen Bekannten zufällig auf der Straße treffen, müssen wir ihn oder sie manchmal erst auf uns aufmerksam machen. Erst dann können wir uns zunicken, anlächeln, die Hände drücken oder uns umarmen. Bei Elefanten, so das Ergebnis einer aktuellen Studie, ist das genauso: Sie folgen nicht nur einem komplexen Begrüßungsritual, bei dem Gesten und Laute kombiniert werden – sie registrieren auch, ob sie beim Versuch zu grüßen von ihrem Gegenüber gesehen werden. Und machen, wenn nötig, durch Laute oder Berührungen erst einmal auf sich aufmerksam. Das berichtet ein Team um die Forscherinnen Vesta Eleuteri und Angela Stöger im Fachmagazin "Nature Communications Biology".

Verhalten: Grummeln und Anstupsen: So umsichtig begrüßen sich Elefanten
© Vesta Eleuteri, Angela Stöger

Video: Begrüßungsrituale der Elefanten

00:57 min

Um ihre Begrüßungsrituale zu entschlüsseln, haben die Verhaltensforschenden im Jafuta-Reservat in Simbabwe eine Gruppe der Dickhäuter zwei Monate lang genau beobachtet. Sie registrierten 89 Begrüßungen, die ihrerseits aus mehr als 1200 Verhaltensweisen bestanden, davon rund 1000 körperliche Aktionen und 268 Lautäußerungen.

Der häufigste Gruß: Grummeln und Ohrenanlegen

Die Auswertung der Beobachtungen zeigte, dass die Tiere sich mit bestimmten Kombinationen von so verschiedenen Verhaltensweisen begrüßen wie einem tiefen Grummeln und gleichzeitigem Anlegen oder Abspreizen der Ohren, außerdem mit weniger auffälligen Gesten wie Schwanzanheben oder -wedeln. Am häufigsten war demnach eine Kombination von Grummeln und Ohrenanlegen: eine Art der Begrüßung, die Weibchen allerdings öfter pflegten als Männchen.

In mehr als zwei Dritteln der Begrüßungen spielten zudem Düfte eine Rolle: Neben Urin und Kot setzten die Tiere auch ein Sekret der sogenannten Temporal- oder Schläfendrüsen als Botenstoff ein. Sie befinden sich beidseitig des Kopfes zwischen Auge und Ohr, und im Tierreich verfügen nur die Elefanten darüber.

Art der Begrüßung richtet sich nach dem Blickkontakt

Und noch etwas fiel dem Forschungsteam auf: Offenbar richtete sich die Art der Begrüßung danach, ob der oder die Angesprochene schon Augenkontakt aufgenommen hatte. War das der Fall, herrschten visuelle Gesten vor – also etwa das Abspreizen der Ohren, Rüsselstrecken oder -schwingen. Galt es, zuerst die Aufmerksamkeit des Gegenübers zu erhaschen, verlegten sich die Grüßenden eher auf Lautäußerungen oder Berührungen, darunter das Klatschen mit den Ohren oder ein Anstupsen mit dem Rüssel. Ein so differenziertes Begrüßungsverhalten ist im Tierreich sonst nur von Schimpansen und anderen Affenarten bekannt, schreiben die Autor*innen.

Frühere Forschungen haben gezeigt, dass die sozial lebenden Elefanten nicht nur komplexe Begrüßungsrituale pflegen – sie geben einander sogar Namen. Allerdings nicht im menschlichen Sinn, sondern als unverwechselbare Signaturen in ihrem Grummeln. Sollten sich die Beobachtungen bestätigen, wären sie der erste Beweis dafür, dass Tiere Artgenossen ansprechen, ohne den oder die Angesprochene zu imitieren.

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