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Kryptozoologie Doch nicht ausgestorben? Einzelnes Haar verrät Java-Tiger

Einer der Letzten seiner Art? Dieses Foto von 1938 zeigt einen Java-Tiger im Nationalpark Ujung Kulon an der Südwestspitze der Insel
Einer der Letzten seiner Art? Dieses Foto von 1938 zeigt einen Java-Tiger im Nationalpark Ujung Kulon an der Südwestspitze der Insel
© Andries Hoogerwerf
Der Java-Tiger, eine Unterart des Tigers, gilt seit 2003 als ausgestorben. Doch er könnte noch leben. Darauf deuten zumindest DNA-Spuren hin – gewonnen aus einem einzelnen, an einem Zaun entdeckten Haar

Der Java-Tiger, eine Unterart des Tigers, war auf der indonesischen Insel einst weit verbreitet. Doch durch das Bevölkerungswachstum und die Zerstörung seines Lebensraums für die Landwirtschaft geriet die Großkatze immer mehr unter Druck. Viehhirten machten schließlich Jagd auf den Räuber, der nachts ihre Herden bedrohte. Der Niedergang der Subspezies Panthera tigris sondaica schien unausweichlich: Lebten in den 1970er-Jahren noch etwa ein Dutzend der Großkatzen in Wildreservaten und in Nationalparks der Insel, verlor sich in den folgenden Jahren jegliche Spur. Im Jahr 2003 erklärte die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) die Unterart für ausgestorben.

Seither gab es zwar angebliche Sichtungen von Einheimischen – die allerdings nie bestätigt werden konnten. Zudem gingen einige der dokumentierten Angriffe auf Haustiere, wie sich später herausstellte, auf das Konto von ebenfalls vom Aussterben bedrohten Java-Leoparden.

Doch nun haben Fachleute offenbar eine heiße Spur: Im August 2019 berichtete ein Einheimischer, in der Nähe eines Dorfes in West-Java einen Tiger gesehen zu haben. Ein Regierungsbeamter und ein Biologe gingen der Sache nach – und fanden verdächtige Fußabdrücke und Kratzspuren. Zudem sicherten sie ein weiteres vielversprechendes Beweismittel:  An einem Zaun hatte sich das gesuchte Tier ein Haar ausgerissen. Das schickten die beiden zur Analyse an das Biologie-Forschungszentrum für nationale Forschung und Innovation Indonesiens (BRIN).

DNA-Vergleich liefert den entscheidenden Hinweis

Dort verglich man die mitochondriale DNA mit der des ebenfalls vom Aussterben bedrohten Sumatra-Tigers und weiteren Tiger-Unterarten, außerdem mit einem fast 100 Jahre alten ausgestopften Museumsexemplar des Java-Tigers und dem Java-Leoparden.

Das Ergebnis der Analyse, veröffentlicht im Fachmagazin Oryx, ließ aufhorchen: Die genetische Abweichung vom Sumatra-Tiger betrug zwar drei Prozent – zur Haarprobe des ausgestopften Java-Tigers aber nur 0,3 Prozent. Das Haar stamme, so die Autoren, nicht nur von einem Tier, das im Jahr 2019 gelebt habe. Es gehöre auch zur gleichen Gruppe wie das Museumsstück.

Die tatsächliche Existenz des Java-Tigers müsse nun aber durch weitere genetische Analysen, Feldstudien und Beobachtungen bestätigt werden. Und durch fotografische Beweise: All das fehlt bislang.

Sollte der Java-Tiger sich in unzugänglichen Teilen des Dschungel behauptet haben, stünde es schlecht um ihn. Sehr wahrscheinlich hätten nur wenige Exemplare überlebt, und die Subspezies wäre – erneut – vom Aussterben bedroht: Von den ursprünglichen Tieflandwäldern der Insel, dem Lebensraum der Java-Tiger, sind Fachleuten zufolge nur zwei Prozent erhalten geblieben.

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