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Tierverhalten Die häufigsten Ängste bei Hunden – und wie sich gegensteuern lässt

Hund hat Angst und blickt nach oben
Angst und Stress können sich bei Hunden auf unterschiedliche Weise zeigen – zum Beispiel in Form von Zittern, Hecheln, Jaulen oder Verstecken
© Anton Papulov / Adobe Stock
Nicht nur wir Menschen, auch Hunde verspüren hin und wieder Angst. Wenn das Angstgefühl jedoch zu mächtig wird und im Alltag Probleme bereitet, sollte man sie angehen. Tipps, wie Herrchen und Frauchen Ängste beim Vierbeiner lindern können

Inhaltsverzeichnis

Dass Hunde ebenso wie wir Menschen in manchen Situationen Angst verspüren, ist völlig normal. Das Gefühl ist eine Art Schutzreflex und soll vor gefährlichen Situationen bewahren. Manche Ängste sind bei Hunden genetisch bedingt, sie können aber auch das Ergebnis einer falschen oder fehlenden Sozialisierung sein oder als Folge vorangegangener negativer Erfahrungen auftreten.

Treten die Ängste nur in kurzen Situationen auf und der Hund kann sich schon bald darauf wieder entspannen, besteht kein großer Handlungsbedarf. Anders sieht es aus, wenn das Angstgefühl beim Vierbeiner so stark wird, dass es im Alltag zu Problemen führt. Im Folgenden stellen wir die verbreitetsten Ängste bei Hunden vor und erklären, wie Herrchen und Frauchen vorbeugen oder diese lindern können.

Angst vor Gewitter

Hunde verfügen über sehr scharfe Sinne, zum Beispiel riechen und hören die Verbeiner deutlich besser als wir Menschen. Was Hunden evolutionsbedingt beim Überleben hilft, macht sie andersherum aber auch sensibler bei Umwelteinflüssen, was Ängste wie die vor Gewitter auslösen kann.

Hunde sind dazu fähig, Luftdruckveränderungen wahrzunehmen. Druckabfall ist ein deutliches Zeichen für ein bevorstehendes Unwetter. Wenn sich dazu noch der Himmel verdunkelt und Donnergeräusche ertönen, kann dies Angst auslösen.

Noch dazu können Hunde aufgrund ihres hervorragenden Gehörs ein aufziehendes Gewitter viel eher wahrnehmen als wir Menschen. Die Tiere geraten daher bereits in Stress, bevor Herrchen oder Frauchen das kommende Unwetter überhaupt bemerken.

Neigt ein Hund bei Gewitter zu Angst oder panischen Zuständen, lautet das wichtigste Gebot: Ruhe ausstrahlen! Bei Unsicherheit orientieren sich viele Vierbeiner an ihrer Bezugsperson. Bleibt diese ruhig und verhält sich normal, hilft das auch dem Vierbeiner. Auch geschlossene Fenster und Türen, ein sicherer Rückzugsort und Musik, die das Donnergrollen übertönt, können helfen. Leidet der Hund stark an Gewitterangst, können spezielles Training oder individuelle Verhaltenstherapie eine mögliche Lösung sein.

Angst vor Feuerwerk

Feuerwerk zählt zu den häufigsten und größten Angstauslösern im Tierreich – denn nicht nur Hunden, auch zahlreichen anderen Tierarten jagen gleißende Lichtblitze und das laute Knallen von Böllern und Raketen einen riesigen Schrecken ein. So zeigte eine Studie bei Wildgänsen im Jahr 2022 beispielsweise, dass die Folgen der Silvesternacht bei den Vögeln noch Tage nachhallen. Die aufgeschreckten Vögel legten in der Silvesternacht teilweise extreme Distanzen von mehr als 500 Kilometern zurück und erholten sich danach nur langsam von den Strapazen.

Auch viele Hunde geraten insbesondere zum Jahreswechsel, wenn traditionell sehr viel geböllert wird, in panikähnliche Zustände. Schon der spezielle Brandgeruch des Feuerwerks kann Stress bei den Vierbeinern auslösen, der sich oft auch mehrere Tage danach noch in der Luft hält und für eine ständige Alarmbereitschaft bei den Vierbeinern sorgt.

Setzt das Feuerwerk ein, sollte man das Tier nicht alleine lassen, denn dann fühlt es sich schutzlos ausgeliefert. Fenster und Türen sollten geschlossen bleiben. Etwas Musik oder gewohnte Geräusche wie ein laufender Fernseher können dabei helfen, die Geräusche zu übertönen und für eine ablenkende Geräuschkulisse zu sorgen.

Zugezogene Vorhänge oder Rollläden können außerdem Irritationen durch blitzende Lichter verhindern. Ein sicherer Rückzugsort, der bestenfalls dunkel und möglichst lärmgeschützt ist, sollte für den Vierbeiner immer verfügbar sein. Neigt das Haustier zu starken Panikattacken, kann in Absprache mit dem Tierarzt ein Beruhigungsmittel helfen.

Angst vor dem Tierarzt

Niemand geht gern zum Arzt oder zur Ärztin – und unsere Haustiere schon gar nicht. Schon die Anfahrt zur Tierarztpraxis kann für manchen Vierbeiner zur echten Belastungsprobe werden. Neben der Erfahrung, dass Tierarztbesuche in der Regel mit unangenehmen Situationen wie Spritzen oder der Behandlung einer schmerzenden Körperstelle zusammenhängen, bedeutet der Aufenthalt in der Praxis für die meisten Hunde auch eine sensorische Überbeanspruchung.

Neben den vielen Geräuschen und Gerüchen und der regen, manchmal hektischen Betriebsamkeit in der Praxis nehmen Hunde über ihre Sinne auch Stress und Angstzustände der anderen Tiere wahr. Oft sind auch Herrchen und Frauchen angespannt, was die Vierbeiner sofort spüren. Aus diesem Grund ist der wichtigste Ratschlag: Selbst entspannt bleiben! Bewahren Herrchen und Frauchen Ruhe, so überträgt sich dies automatisch auf den Hund.

Vorbeugend kann es helfen, bereits im Welpenalter mit dem Vierbeiner harmlose Tierarztbesuche zu absolvieren, bei denen keine unangenehme medizinische Behandlung nötig ist. Beispielsweise im Rahmen eines allgemeinen gesundheitlichen Check-ups oder bei der Abholung von Prophylaxe-Mitteln wie dem Zeckenschutz. Bestenfalls endet der Besuch mit Streicheleinheiten und Leckerlies vom Praxisteam. Das schafft Vertrauen und der erste "ernste" Tierarztbesuch wird sicher nicht ganz so angsteinflößend sein.

Ist der Hund schon älter, hat bereits unangenehme Erfahrungen mit dem Tierarztbesuch gemacht und ist entsprechend nervös, ist es ratsam, den Aufenthalt in der Praxis möglichst kurz zu halten – also nur nach vorheriger Terminabsprache zu erscheinen. So lässt sich allzu langes Warten vermeiden und der Stresspegel des Tieres wird nicht allzu groß. Denn je höher der Stresspegel, desto schwieriger wird es, den Vierbeiner zu beruhigen. Wird die Wartezeit zu lang, kann nach Absprache mit der Praxis ein kleiner Spaziergang vor der Tür entspannend wirken, um die Zeit bis zur Behandlung zu überbrücken.

Da Hunde den Stress anderer Tiere riechen können, ist es außerdem am besten, direkt morgens einen der ersten Termine in der Praxis zu bekommen, wenn die Räume noch neutral riechen. Und nicht zuletzt spielt auch die Sympathie zwischen Tier und Mensch eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Wenn Herrchen oder Frauchen dem Tierarzt vertrauen und sich dort wohlfühlen, hat auch der Vierbeiner eine größere Chance, sich wohlzufühlen.

Angst vor dem Alleinsein

Hunde sind von Natur aus Rudeltiere, ausgesprochen sozial und fühlen sich in der Gruppe am wohlsten – das Alleinsein hingegen mögen sie nicht. Je nach Charakter, Veranlagung und Vorgeschichte kann eine zeitweise Trennung vom "Rudel" bei Vierbeinern Angst, Stress und sogar Panik auslösen.

Manche Hunderassen wie Border Collie oder Deutscher Schäferhund scheinen besonders empfänglich dafür zu sein, eine solche Trennungsangst zu entwickeln. Grundsätzlich kann aber jeder Vierbeiner Stress oder Panik verspüren, wenn er alleingelassen wird.

Das Alleinbleiben lernen die Vierbeiner am besten und entspanntesten in kleinen Schritten. Für das Training sollte man also Geduld und ausreichend Zeit mitbringen. Dabei wird das Tier zunächst nur für ein paar Sekunden, dann ein paar Minuten allein gelassen. Ist der Moment des Alleinseins nur sehr kurz, hat der Hund kaum Zeit, Angst oder Stress zu entwickeln. So lernt er langsam und ganz automatisch, dass er sich auch in Ihrer Abwesenheit entspannen kann.

Danach wird das Tier in immer länger werdenden Intervallen allein gelassen. Auf diese Wiese lernt der Hund, dass seine Menschen immer wieder zu ihm zurückkehren und er in Folge keine Ängste entwickelt. Hilfreich beim Training können Haustierkameras sein. Die besten Modelle stellen wir Ihnen hier vor.

Angst vor Objekten

Ebenfalls eine Angst, die sich häufig bei Hunden beobachten lässt, ist die vor unbekannten Gegenständen. Auf alles, was die Vierbeiner nicht kennen, reagieren sie erstmal skeptisch. Macht das unbekannte Objekt dann noch Geräusche oder bewegt sich sogar, sind Gejaule und Gebell schon fast vorprogrammiert.

In diesem Fall ist eine gute, vertrauensvolle Mensch-Hund-Beziehung die beste Hilfe, um dem Vierbeiner die Angst vor dem unbekannten Objekt zu nehmen. Am besten nähert man sich dem angstauslösenden Gegenstand langsam, geht in die Hocke und berührt ihn. Dann lockt man den Hund zu sich heran, belohnt ihn dann bestensfalls noch mit einem Leckerchen oder einen anderen positiven Bestärkung. Der Vierbeiner erkennt auf diese Weise, dass die vermeintliche Gefahr gebannt ist, er sich also ebenfalls dem Objekt nähern und es ohne Risiko "kennenlernen" kann.

Dazu kommt die Angst vor Objekten, die Hunde zwar kennen, aber aufgrund der unangenehmen Geräuschkulisse nicht mögen. Typische Beispiele hierfür sind der Staubsauger, platzende Ballons oder aber der laut klappernde Schlüsselbund. Viele Hunde (und übrigens auch Katzen) leiden im Alltag unter dieser Art von Geräuschangst.

Viele Hundetrainerinnen und Hundetrainer raten deshalb, Vierbeiner bereits im Welpenalter auf spielerische Art und Weise an unterschiedliche Geräusche heranzuführen und verschiedenen Reizen auszusetzen. Je eher sich ein Hund an unterschiedlichste Geräuschkulissen gewöhnt, desto weniger groß ist die Gefahr, dass diese später einmal Angst und Stress auslösen.

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