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Paläontologie: Vierbeiniger Wal

Wie und wann eroberten die Säuger das Meer? Ein bemerkenswerter Fossilienfund in Pakistan erzählt vom frühen Leben der Wale

Die Geburt stand kurz bevor, da brach eine Naturkatastrophe über das Land herein – die hochschwangere Mutter kam ums Leben. 47,5 Millionen Jahre später entdeckten Paläontologen ihre fossilen Überreste in einer Gesteinsschicht in Pakistan. Und nur einen Kilometer entfernt fand man ein ausgewachsenes, etwa 2,6 Meter langes männliches Tier, das ebenfalls bei der Katastrophe sein Leben ließ.

Das verheerende Ereignis der Vorzeit entpuppt sich als Segen für die Wissenschaft. "Noch nie wurde ein so vollständiges Fossil eines Urwals entdeckt", sagt Philip Gingerich von der University of Michigan, der den Fund ausgewertet hat. Und nie zuvor fanden sich Überreste eines ungeborenen Urwals.

Maiacetus inuus, so der wissenschaftliche Name der Spezies, hatte vier Beine und ist ein Bindeglied zwischen den heutigen Meeressäugern und ihren landlebenden Vorfahren. Vermutlich stammen die Wale von Paarhufern ab und haben damit die gleichen Urahnen wie Flusspferde, Hirsche und Schweine. Der neue Fund legt nahe, dass sich der Übergang ins Meer im mittleren Eozän, vor rund 50 Millionen Jahren, vollzogen hat.

Maiacetus konnte auf seinen Beinen zwar noch stehen und laufen, lebte aber meist im Wasser. Seine langen Fingerund Zehenglieder eigneten sich besser zum Schwimmen und Tauchen als zur Fortbewegung an Land. Vermutlich hat er mit ihnen gepaddelt und sich noch nicht, wie heutige Wale, graziös durch das Wasser bewegt.

Zum Gebären aber ging das Säugetier offenbar an Land: Sein Junges sollte nämlich mit dem Kopf voran geboren werden, unter Wasser wäre es so ertrunken. Heutige Wale kommen mit dem Schwanz voran zur Welt, was ihnen erlaubt, sofort zum Luftschnappen an die Meeresoberfläche zu schwimmen. Wie seine Nachfahren aber hatte der Urwal bereits als Embryo gut ausgebildete Zähne. Die Forscher folgern daraus, dass die Tiere schon bald nach der Geburt nach Nahrung jagten und neben Muttermilch auch von Fisch und Fleisch lebten.

GEO Nr. 05/09 - Gute Ärzte, schlechte Ärzte

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