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Tierverhalten Fünf Gründe, warum Ihr Hund an Ihnen knabbert

Knabbernde Hunde
Insbesondere junge Hunde knabbern beim Spielen gern an ihren Bezugspersonen. Dieses Verhalten zeigen sie auch bei der Interaktion mit Artgenossen
© Kristin Gründler / Adobe Stock
Manchen Menschen entfährt dabei ein belustigter Laut, andere empfinden es als unangenehm – wenn ein Hund an seinem Lieblingsmenschen knabbert, ruft dies häufig Irritationen hervor. Doch das Knabbern an Händen oder Armen ist Teil der natürlichen Kommunikation des Tiers. Fünf Situationen – wie das Knabbern gemeint ist und was zu tun ist, wenn es schmerzhaft wird

Wer mit einem Hund zusammenlebt oder regelmäßig mit einem Vierbeiner zusammen ist, wird es wahrscheinlich in der ein oder anderen Situation schon erlebt haben: Viele Hunde knabbern ihre Bezugspersonen hin und wieder an. Dieses Verhalten zeigen die Tiere auch untereinander – oft als Zeichen der Zuneigung. Für das Knabbern kann es – wie auch beim Abschlecken oder Anstarren – noch viele weitere, ganz unterschiedliche Gründe geben. Eines möchte ein Hund damit aber stets bezwecken: Er versucht sich mitzuteilen. 

Doch wo hört Knabbern auf und fängt Beißen an? Und sollte man das Knabbern generell unterbinden? Die häufigsten Situationen, in denen Hunde ihre Bezugspersonen anknabbern, wie das Verhalten zu verstehen ist und wie Hundehalter damit am besten umgehen, erklären wir im Folgenden.

1. Streben nach Aufmerksamkeit

Hunde sind äußerst soziale Wesen, die im Laufe der Evolution zahlreiche Strategien entwickelt haben, um mit dem Menschen zu kommunizieren. Wenn ein Hund leicht an der Hand oder dem Bein seines Besitzers knabbert, kann dies ein Versuch sein, dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Dies geschieht oft dann, wenn der Hund sich langweilt. Durch das Knabbern signalisiert er: "Kümmere dich um mich! Lass uns spielen!" Menschen reagieren auf diese Art der Kommunikation häufig mit Blickkontakt oder einer Bewegung, was den Vierbeiner in seinem Verhalten bestätigt.

2. Erkundung der Umwelt

Insbesondere für junge Hunde ist das Knabbern ein wichtiger Bestandteil ihres Spielverhaltens. Welpen erkunden ihre Umgebung und ihre sozialen Partner oft mit dem Maul. So wie Kinder dazu neigen, Objekte in den Mund zu nehmen, um die Welt um sie herum zu begreifen, tun Welpen dies ebenfalls.

Aber auch viele ältere Hunde behalten dieses Verhalten bei, besonders in spielerischen Situationen. Sie knabbern leicht an Menschen, weil sie gelernt haben, dass dies Teil eines interaktiven Spiels ist. Es kann mitunter wie eine Art Necken verstanden werden.

3. Ausdruck von Zuneigung

Wenn alle Bedürfnisse eines Hundes erfüllt sind, er genügend geistige Auslastung erfahren hat und in einer entspannten Haltung damit beginnt, an Herrchen oder Frauchen herumzuknabbern, dann tut der Vierbeiner das aus dem wohl schönsten Grund: Zuneigung. Mit dem liebevollen Knabbern an der Hand oder dem Arm möchte der Vierbeiner ausdrücken: "Du bist alles für mich."

Denn ähnlich wie Hunde gegenseitig an ihren Ohren, Pfoten oder Beinen knabbern, können sie dieses Verhalten auch bei ihren menschlichen Gefährten zeigen. Diese Art des Knabberns ist sanft und spielerisch und lässt sich als ein Zeichen der engen Bindung zwischen Hund und Mensch verstehen.

Wer in einer solchen Situation "angeknabbert" wird, sollte das Tier nicht rüde zurückweisen – das könnte zu Missverständnissen führen. Möchte man nicht, dass der Hund Hände oder Arme anknabbert, bietet man ihm am besten eine Alternative an, um die Aufmerksamkeit umzulenken. Ein Spielzeug zum Beispiel.

4. Nervosität oder Angst

Nicht nur in entspannten, sondern auch in hektischen Situationen beginnen manche Hunde zu knabbern. Das Knabbern ist dann ein Zeichen der Nervosität und dient dem Stressabbau, es wirkt auf die Tiere entspannend und beruhigend. Manche Hunde entwickeln es in diesem Fall als Übersprungshandlung. Die Faktoren für Stress können dabei vielfältig sein: Ungewohnte Geräusche, ein fremder Artgenosse oder eine unangenehme Situation, in der sich der Hund nicht wohlfühlt.

5. Zahnen bei Welpen

Bei Welpen lässt sich häufig beobachten, dass sie intensiver knabbern, wenn sie zahnen – ihre Milchzähne also durch bleibende Zähne ersetzt werden. Diese Phase durchlaufen junge Hunde zwischen dem dritten und achten Lebensmonat, sie dauert in der Regel etwa zwölf Wochen und beginnt bei größeren Rassen meist früher und ist schneller erledigt als bei kleineren.

Das Zahnen führt bei den Vierbeinern zu Unbehagen und Juckreiz im Zahnfleisch, weshalb Welpen instinktiv an Dingen knabbern – und auch an Menschen. Der leichte Druck, den die Tiere durch das Knabbern ausüben, lindert den Juckreiz und hilft den neuen Zähnen, durchzubrechen. Damit die eigenen Hände nicht zu sehr unter dem Zahnen leiden, können Hundehalter ihrem Haustier ein Kauspielzeug anbieten, an dem es sich austoben kann. Insbesondere kühlende Kauartikel lindern den Juckreiz. Wer selbst aktiv werden will und Karotten oder Bananen im Haus hat: Schälen, kurz zum Erhärten einfrieren und dem Welpen zum Kauen anbieten.

Knabbern und Beißen: der feine, aber wichtige Unterschied

Auch wenn das Knabbern zum natürlichen Verhalten von Hunden zählt und seine Berechtigung hat, sollte es selbstverständlich nie so intensiv werden, dass es wehtut oder gar Verletzungen verursacht. Gerade Junghunde müssen häufig noch lernen, dass die Hände von Herrchen und Frauchen kein Spielzeug sind. Und auch schnelles Schnappen nach den Händen oder Zubeißen hat nichts mehr mit liebevoller Kommunikation zu tun. Derartiges Verhalten birgt Verletzungspotenzial.

Die gute Nachricht: Hunde sind sehr gelehrige Tiere. Zu starkes Knabbern oder gar Schnappen lässt sich abtrainieren. Was Herrchen und Frauchen nicht gutheißen, wird ein Hund tunlichst versuchen zu vermeiden. Hat man erkannt, in welchen Situationen der Hund beginnt zu knabbern und welche Ursache dem zugrunde liegt, kann man gegensteuern und das Verhalten umlenken.

Anstatt dem Hund also beispielsweise zu erlauben, aus Langeweile an den Händen zu knabbern, kann man ihn mit einem Spielzeug zum Spielen auffordern. Auf diese Weise wird er schnell verstehen, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht zum Erfolg führt.

Schaffen Herrchen und Frauchen es trotzdem nicht, ihrem Hund das Knabbern abzugewöhnen, kann ein geeignetes Hundetraining weiterhelfen. Da es in Deutschland noch kein einheitliches Gütesiegel für Hundetrainer und -trainerinnen gibt, sollten Interessierte vorher genaue Referenzen und Ausbildungsinformationen einholen oder in der Tierarztpraxis nach Empfehlungen fragen.

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