Es war eine Erfolgsgeschichte für den US-amerikanischen Artenschutz sondergleichen: der Endangered Species Act von 1973. Fast alle gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Tierarten, die es auf diese Liste schafften, konnten gerettet werden. So auch der Grizzly. Tummelten sich im riesigen Yellowstone-Nationalpark im Jahr 1975 nur noch 136 Bären, sind es heute rund 700.
Zu viele, sagt der US-Staat Wyoming, strich den Bären kurzerhand von der Liste - und gab 22 der Tiere zum Abschuss frei.
Erlegt werden sollen die Tiere von Jägern, unter denen je eine der 22 Lizenzen verlost wurde. Womit die Behörden wohl nicht gerechnet haben: Unter den mehr als 7000 Bewerbern für die Lizenzen war auch Thomas Mangelsen, ein leidenschaftlicher Grizzly-Fotograf und engagierter Tierschützer. Das Los Nummer 8 entfiel auf ihn.
Schießen ja – aber nur Fotos
Jagen will der 72-Jährige „seinen“ braunen Riesen schon – aber nur mit der Kamera. Und er fordert andere auf seiner Seite „Shoot‘em With A Camera“ auf, es ihm gleichzutun. Zu den Bewerbern um die Lizenzen zum Töten gehören auch die berühmte Verhaltensforscherin Jane Goodall und die Elefantenschützerin Cynthia Moss.
Zehn Tage hat jeder Jäger Zeit, „seinen“ Bären zu erlegen. Gelingt es ihm (oder ihr) nicht, kommt der nächste an die Reihe. Binnen zweier Monate sollen die 22 Tiere getötet sein.
Rolle Rückwärts im US-Artenschutz
Natur- und Artenschützer in den USA sind alarmiert über die Bemühungen der Trump-Administration, Nationale Schutzgesetze auszuhebeln oder zu lockern - und Natur- und Umweltschutzangelegenheiten wieder weitgehend den Bundesstaaten zu überlassen.
Befürworter der Jagd argumentieren, der Abschuss werde die Population nicht gefährden. Zudem würden die Tiere sich auch in Gegenden außerhalb der Naturparks ausbreiten – wo es zunehmend zu Unfällen im Straßenverkehr und Konflikten mit Viehhaltern komme.
Die Aktion von Thomas Mangelsen wird die Bären nicht retten. Doch weltweite Aufmerksamkeit hat er damit jetzt schon erreicht.