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Essbares Ökosystem Mit der Natur arbeiten statt gegen sie – Permakulturgärten regulieren sich selbst

Gajané Loose vom Permakulturgarten Alt Rosenthal steht an einer vertrockneten Pflanze der Art Wilde Karde
Etwas Unordnung, dafür gesunde Vielfalt: Permakultur lädt zu einem gelasseneren Umgang mit der Natur ein
© dpa / picture alliance
Der Begriff "Permakultur" setzt sich aus den englischen Wörtern "permanent" und "agriculture" zusammen, was so viel bedeutet wie "dauerhafte Landwirtschaft". Wer nach diesem Prinzip gärtnert, schafft essbare Ökosysteme, die sich selbst erneuern

Ein Garten, der wenig Arbeit macht, aber viel Ernte einbringt – davon träumen wohl alle (angehenden) Selbstversorgerinnen und Selbstversorger. Viele stoßen dabei früher oder später auf den Begriff "Permakultur", welcher in den siebziger Jahren von Bill Mollison geprägt wurde. Mollison, der mit dem Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) ausgezeichnet wurde, gilt auch als Erfinder der Permakultur. Allerdings handelt es sich weniger um eine Erfindung als um einen ressourcenschonenden und regenerativen Umgang mit der Natur, den indigene Völker schon vor Jahrhunderten betrieben.

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Permakultur ist nicht bloß Chaos

Auf den ersten Blick mag sie chaotisch erscheinen, die Permakultur folgt aber ganz bestimmten Grundprinzipien, die sich an einer natürlichen Dynamik orientieren. Abgewandt von Monokulturen und Ziergärten werden im Permakulturgarten hohe Erträge bei geringem Eingriff durch den Menschen angestrebt. Vieles wächst kreuz und quer, ein bisschen Willkür ist sicherlich dabei, grundsätzlich sollen sich Pflanzen und Nützlinge aber gegenseitig unterstützen. Dazu braucht es geeignete Standorte, gute Böden, natürliche Schädlingsabwehr und vielfältige Mischkulturen. Gärtnerinnen und Gärtner nehmen dabei eine beobachtende Rolle ein, um von der Natur zu lernen und mit ihr zu arbeiten, nicht gegen sie. 

Mehr als nur ein Biogarten

Nachhaltig, friedlich, gemeinschaftlich - so ließe sich ein Permakulturgarten beschreiben. Denn anders als ein Biogarten, in dem zum Beispiel keine chemischen Pflanzenschutzmittel und Dünger verwendet werden, berücksichtigt der Permakulturgarten auch ethische Grundsätze wie den achtsamen Umgang sowohl mit der Erde als auch mit den Menschen, der über den eigenen Kosmos hinausgeht. Wer sich also um das eigene Fleckchen Erde in Form eines Permakulturgartens kümmert, tut dies auch mit Blick auf den ganzen Planeten. Die Bereitschaft, zu teilen, erstreckt sich nicht nur auf Mitmenschen, sondern auch auf tierische Gartenbewohner. 

Was wächst im Permakulturgarten - und wo?

Ein Permakulturgarten lebt von mehrjährigen Obst-, Gemüse- und Kräuterpflanzen sowie von einjährigen Sorten, die sich zuverlässig aussamen. Auf diese Weise erhält sich die Kultur weitgehend selbst und sichert eine fortlaufende Ernte. 

Permakulturgärten werden darüber hinaus gern in Zonen eingeteilt. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch, denn die Aufteilung sollte zu den vorhandenen Gegebenheiten passen - ganz nach dem Permakultur-Motto: Nutzen, was da ist. Die Zonen orientieren sich am Menschen, je näher sie am Wohnhaus oder an der Hütte im Schrebergarten liegen, desto pflegeintensiver sind sie. Konkret kann eine Aufteilung und Bepflanzung der Zonen zum Beispiel wie folgt aussehen:

Zone 1: Kräuter- und Salatgarten

Hier wachsen mehrjährige Kräuter wie Rosmarin, Schnittlauch, Estragon oder Lavendel. Ebenfalls länger als eine Saison verfügbar und zuverlässig in der Selbstaussaat sind Mangold, Feldsalat, Rucola (Wilde Rauke) und Minze. Dill und Kamille sind einjährig, säen sich aber nach der Blüte selbst aus.

Kräuterspirale
Eine Kräuterspirale ist nicht nur ein gestalterisches Element, hier finden auch kleine Lebewesen einen Unterschlupf. Bepflanzt wird sie zum Beispiel mit Schnittlauch, Rosmarin und Estragon
© terezqua / Adobe Stock

Beeteinfassungen und Blumenkästen lassen sich mit essbaren Bodendeckern oder genießbaren Blüten sinnvoll bepflanzen. In Pflasterfugen auf Gehwegen oder der Terrasse gedeiht sogar Thymian.

Zone 2: Gemüsegarten

In den meisten Gärten wachsen bevorzugt einjährige Gemüse wie Zucchini, Tomaten oder Gurken. Ergänzend gibt es einige Pflanzen, von denen man länger etwas hat: Rhabarber, Spargel, Artischocken und Portulak sind mehrjährig, vom Löwenzahn sind nicht nur Blüten und Blätter verwertbar, auch die Wurzel kann man essen.

Rhabarber im Garten
Rhabarber erreicht unter guten Bedingungen eine beachtliche Größe
© vbress / Adobe Stock

Ein- und zweijährige Gemüse wie Möhren, Rote Bete und Spinat können sich, wenn sie zur Blüte kommen, gegebenenfalls selbst aussäen. Gleiches gilt für Zwiebeln - vor dem Winter kann man die selbst ausgesäten, haselnussgroßen Zwiebeln ernten, trocken lagern und im nächsten Frühjahr als Steckzwiebeln verwenden. Knoblauch lässt sich einfach vermehren, indem man einzelne Zehen in die Erde steckt.

Gute Beetnachbarn für Knoblauch sind zum Beispiel Erdbeeren, die mehrjährig sind und sich über Ausläufer eigenständig im Garten verbreiten. Die richtige Mischkultur ist ohnehin wichtig, damit die Pflanzen voneinander profitieren können. Zwiebeln und Möhren halten sich zum Beispiel gegenseitig Schädlinge vom Hals. Auch das sogenannte Milpa-Beet, in dem Mais, Kürbis und Bohnen gemeinsam wachsen, kann ein Bestandteil der Permakultur sein.

Blüten der Wilden Möhre
Die Blüte der Wilden Möhre (Daucus carota) lockt Insekten an. Später bilden sich Samen, sodass die Pflanze sich selbst aussäen kann
© Katarzyna / Adobe Stock

Zone 3: Landwirtschaft

Wer ausreichend Platz hat, pflanzt in einer dritten Zone Sträucher an, die jedes Jahr leckere Früchte liefern: Himbeeren, Johannisbeeren oder Stachelbeeren sind empfehlenswert. Auch Holunder bietet sich an, denn von ihm können Sie sowohl die Blüten als auch die Früchte verarbeiten. Ein Haselnussstrauch oder eine Esskastanie bereichern das Angebot im Permakulturgarten zusätzlich. Der Standort sollte so gewählt sein, dass die Sträucher Wind- und Sonnenschutz bieten und das Mirkoklima des Gartens verbessern.

Zone 4: Streuobstwiese / Weideland

Eine vierte Zone dient als Streuobstwiese, hier gedeihen Äpfel, Birnen, Kirschen oder Pflaumen. Hin und wieder sollte die Fläche gemäht oder ausgedünnt werden, damit sie nicht verbuscht. Wer im Permakulturgarten Tiere halten möchte, nutzt die vierte Zone als Weide.

Obst- und Nussbäume sowie Sträucher für die dritte und vierte Zone können Sie zum Beispiel bei einer Baumschule erwerben und sogar online vorbestellen, denn die beste Pflanzzeit ist im Herbst.

Zone 5: Naturzone

Gänzlich unbearbeitet bleibt die fünfte und letzte Zone, die als besonderer Rückzugsort für Wildtiere und Pflanzen dient. Für einen Tee aus dem eigenen Garten darf man sich hier auch einmal an Wildkräutern bedienen oder eine Erholungspause nutzen, um die Natur genau zu beobachten und Rückschlüsse für die weitere Gartenplanung zu ziehen.

Übrigens lässt sich das Prinzip der Permakultur auf kleinste Räume übertragen. So muss nicht der ganze Garten in Zonen eingeteilt werden, auch ein einzelnes Permakultur-Beet ist denkbar, ebenso wie Permakultur auf dem Balkon.

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Unkraut und Abfall gibt es nicht

Damit an Ernte überhaupt zu denken ist, brauchen die ersten beiden Zonen vor allem zu Beginn ein wenig Pflege. Dabei geht man schonend vor, legt neue Beete nicht etwa durch Umgraben an, sondern mit der sogenannten "No-Dig-Methode". Eine dicke Mulchschicht wird dazu auf dem Boden ausgebracht, sodass Gras darunter abstirbt und sich nährstoffreiche Erde entwickelt. Auf die gleiche Weise hält man Beikräuter in Schach.

So entsteht eine Kreislaufwirtschaft, denn Gartenabfälle werden nicht in der Biotonne entsorgt, sondern dem Garten wieder zugeführt. Die Permakultur orientiert sich damit an einem Ablauf, der auch im Wald stattfindet: Laub und Totholz nähren den Boden, aus dem Neues wächst. Im Garten kann natürliches Material zum Beispiel kompostiert werden. Alternativ nutzt man es zur Füllung eines Hochbeets oder um ein Hügelbeet anzulegen. Damit bewegt man sich ganz im Sinne der Permakultur, denn Elemente sollen nach Möglichkeit mehrere Funktionen erfüllen. In diesem Fall: Kompostierung, Nahrung für Mikroorganismen, Lebensraum für kleine Tiere und die Nahrungserzeugung für den Menschen.

Ein Mann mulcht ein Beet im Permakulturgarten
Eine Mulchschicht unterdrückt Beikräuter, speichert Feuchtigkeit und liefert Nährstoffe
© Christin Klose / dpa-tmn / picture alliance

Sogenanntes "Unkraut" gibt es im Permakulturgarten nicht, denn alles hat eine Berechtigung. Darüber hinaus sind viele Wildkräuter echte Insektenmagneten - einige sind sogar essbar oder lassen sich zu Dünger verarbeiten. Aus Brennnesseln kann man zum Beispiel Tee, Pesto, Spinatersatz oder eine nährstoffhaltige Jauche für Starkzehrer herstellen. Hier finden Sie eine Anleitung und weitere Tipps rund um pflanzliche Aufgüsse.

Noch ein ungebliebter Arbeitsschritt fällt im Permakulturgarten weg: das Gießen können Sie sich, dank feuchtigkeitsspendender Bodenbearbeitung, weitgehend sparen. Dabei helfen auch sogenannte Kraterbeete und natürliche Wasserstellen. Für Dürreperioden fangen Sie Regenwasser im Garten oder Leitungswasser im Haushalt auf. 

Nur ernten, was man kennt - und braucht 

Wo Vieles durcheinander wächst und man stets auf der Suche nach der nächsten Ernte durch den Garten streift, ist die Verwechslungsgefahr von Essbarem und Giftigem oft groß. Deshalb gilt: Was man nicht eindeutig identifizieren kann, bleibt lieber in der Erde. 

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"Fair share", ein ethischer Grundsatz der Permakultur, weist außerdem darauf hin, dass Ressourcen begrenzt sind. Überschüssiges soll deshalb geteilt, unnötiger Konsum vermieden werden. Das heißt auch: Vögel nicht vom Kirschbaum vertreiben und den Schnecken ruhig eine Portion Salat gönnen. Schließlich ist ein Permakulturgarten nicht nur ein spannendes Selbstversorgungs-Projekt, sondern auch Lebensraum und Erholungsort - für Mensch und Tier zugleich.

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