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Glasgow Ungewöhnliches Energiesystem: Veranstaltungsort speichert die Körperwärme seiner Gäste

Konzert im SWG3 in Glasgow
Die Veranstaltungsstätte SWG3 in Glasgow nutzt die Körperwärme ihrer Gäste, um daraus Energie zu erzeugen
© Photo: Michael Hunter / Electric Shores / SWG3
Die Kultur- und Veranstaltungsstätte SWG3 in der schottischen Musikmetropole Glasgow erzeugt die für ihren Betrieb benötigte Energie selbst – mithilfe der Körperwärme ihrer tanzenden Konzertbesucher. Pro Jahr sollen so bis zu 70 Tonnen CO2 eingespart werden

Bei lauter Musik tanzen und dabei nicht nur Energie verbrauchen, sondern auch gleichzeitig welche erzeugen: Wer Unterhaltung mit Nachhaltigkeit verknüpfen und dabei Gutes für die Umwelt und das Klima tun möchte, ist in der Veranstaltungsstätte SWG3 in Glasgow genau richtig.

Die schottische Eventlocation hat sich ein eigenes innovatives Kraftwerk gebaut. Seine Energiequelle: die Gäste. Ohne, dass es das Publikum wirklich bemerken dürfte, nutzt SWG3 die freigesetzte Körperwärme seiner Besucherinnen und Besucher, um daraus Energie zu gewinnen. "BodyHeat" nennt sich dieses System, das seit Ende 2022 im Einsatz ist.

Das "BodyHeat"-System regelt den Heiz- und Kühlbedarf

Das Konzept dahinter: Bei diversen Veranstaltungen wie Konzerten, Workshops oder Kunstausstellungen erzeugt das Publikum automatisch Wärme. Diese Wärme steigt in den Räumlichkeiten nach oben, wird durch Rohre weit oben an der Decke aufgefangen und mithilfe einer Trägerflüssigkeit in einem geschlossenen Rohrnetz nach außen geleitet.

Dort wird die Wärme mithilfe von erdgekoppelten Wärmepumpen in zwölf unterirdische Bohrlöcher gepumpt, die sich tief im Boden unter dem neu angelegten Gemeinschaftsgarten von SWG3 befinden.

Gemeinschaftsgarten von SWG3
Wer durch den Gemeinschaftsgarten von SWG3 spaziert, würde es zunächst nicht vermuten – doch hier wird tief unter der Erde die Körperwärme der Gäste gespeichert
© Solvejg Hoffmann / GEO.de

In 200 Metern Tiefe wird die Abwärme in dort vorhandenen Gesteinsschichten monatelang gespeichert. Ist es im Gebäudekomplex zu kalt, wird die warme Luft später einfach wieder nach oben gepumpt. Andersherum kann das System auch zum Kühlen benutzt werden, das macht eine Klimaanlage überflüssig.

"Wenn es im Gebäude zu warm wird, leiten wir kaltes Wasser aus den Bohrlöchern ins Innere und die Wärme wird absorbiert. Die Wärme wird über die Trägerflüssigkeit aufgefangen und danach wieder zurück in die Bohrlöcher geleitet und dort gespeichert", erklärt Bob Javaheri, Betriebsleiter bei SWG3, bei einem Rundgang durch den riesigen Gebäudekomplex.

Aktuell sei das neuartige Energiesystem in drei separaten Räumen aktiv – in zwei Veranstaltungsräumen für je 1250 und 1000 Personen sowie dem Eingang zum Hauptfoyer.

Steuerung des "BodyHeat"-Models
Durch ein Netz aus Rohren wird die im Veranstaltungsort gesammelte Wärme des Publikums transportiert und dann in Bohrlöchern tief unter der Erde gespeichert
© Solvejg Hoffmann / GEO.de

Das Ziel von SWG3 lautet "Net Zero"

Mithilfe des "BodyHeat"-Systems senkt die Veranstaltungsstätte ihren Verbrauch fossiler Brennstoffe drastisch und kann eigenen Aussagen zufolge bis zu 70 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.

Andrew Fleming-Brown, Clubbetreiber von SWG3, meint: "Das BodyHeat-System ist nicht nur ein großer Schritt in Richtung unseres Ziels, klimaneutral zu werden – also unseren CO2-Fußabdruck auszugleichen –, sondern wird hoffentlich auch andere aus unserer Branche und darüber hinaus dazu bewegen, diesem Beispiel zu folgen und gemeinsam gegen den Klimawandel vorzugehen."

Mit umgerechnet fast 700.000 Euro war der Bau des Energiesystems allerdings nicht ganz billig. Bis sich das Bauprojekt rechnet, werden noch einige Jahre vergehen – vorausgesetzt, es kommen genug Menschen zum Tanzen zusammen.

Die Reise wurde unterstützt von Visit Scotland. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.

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