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Mikroplastik Wasserwerke schlagen Alarm: So gefährlich ist Mikroplastik

Peeling
Enthalten oft unverrottbare Kunststoffpartikel: Peelings und andere Kosmetika
© yanadjan / Fotolia
In den Brunnen der Trinkwasser-Unternehmen finden sich immer mehr Schadstoffe. Jetzt fordert Hamburg Wasser, der zweitgrößte Versorger der Republik ein Verbot

Trinkwasser in Deutschland ist eine sichere Sache. Zu Recht werben die Versorger damit, kostengünstig eines der am besten kontrollierten Lebensmittel zu liefern. Und das auch noch frei Haus. Doch das könnte sich ändern.

Denn in dem Wasser, das deutsche Brunnen fördern, sind immer mehr unerwünschte Stoffe nachweisbar, darunter Arzneimittelrückstände, Süßstoffe, Nitrat und Mikroplastik.

Erst vor kurzem rechnete der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft vor, dass die Preise für Trinkwasser in einzelnen Regionen Deutschlands mehr als 60 Prozent steigen könnten. Und dieser Preisanstieg spiegelt nur die Kosten für die Beseitigung von Nitrat aus der Landwirtschaft.

Jetzt legt der Versorger Hamburg Wasser, mit 114 Millionen Kubikmeter aufbereitetem Trinkwasser im Jahr 2017 der zweitgrößte Versorger Deutschlands, nach: "Wir fordern strengere Regeln für den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln", sagte die Geschäftsführerin Nathalie Leroy. "Vor allem wünschen wir uns aber ein Verbot von Stoffen, die nicht biologisch abbaubar sind und keinen gesellschaftlichen Nutzen haben." Gemeint ist damit Mikroplastik, das mit Kosmetika ins Abwasser gelangt.

Klärwerke können Mikroplastik nicht zurückhalten

Duschgels, Shampoos, Peelings und Zahnpasta enthalten oft so genannte Füll- oder Schleifstoffe – mikroskopische Partikel aus Kunststoff, die die Produkteigenschaften verbessern sollen. Das Problem: Sie können das Klärwerk ungehindert passieren. In Hamburg etwa halten die feinsten Siebe nur Partikel auf, die drei Millimeter und größer sind – immerhin noch eine Menge von 450 Tonnen Kunststoff im Jahr. Doch alles Übrige wandert ungehindert in die Elbe – und von dort in die Nordsee.

Und schließlich auf unsere Teller. Denn es ist bekannt, dass sich an mikroskopisch kleinen Kunststoffpartikeln Schadstoffe anlagern, die in die Nahrungskette gelangen und sich zum Beispiel in Speisefischen anreichern können.

Auch im Trinkwasser können sich die Partikel wiederfinden. Zwar sei im Hamburger Grundwasser kein Mikroplastik nachweisbar, wie Pressesprecher Ole Braukmann erklärt. Doch er will auch nicht ausschließen, dass die winzigen Partikel über Oberflächengewässer ihren Weg ins Grundwasser finden.

Ein Grund für die schwedische Regierung, ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika zu beschließen – das am 1. Juli 2018 in Kraft tritt. Für Nathalie Leroy ist das ein Vorbild.

"Wasserwerke und Kläranlagen sind kein Reparaturbetrieb für gesellschaftliches und wirtschaftliches Fehlverhalten. Damit Spurenstoffe nicht zu einem ernsthaften Problem werden, müssen strengere Gesetze zum Schutz des Wassers her. Gleichzeitig müssen die Verursacher stärker in die Pflicht genommen werden", wird die Sprecherin der Geschäftsführung in einer Pressemitteilung zitiert.

Kooperationen mit Landwirten zeigen: Es geht auch anders

Beim Thema Nitrat im Grundwasser lassen es manche Wasserversorger nicht bei Appellen bewenden. So haben es die Wasserwerke Bocholt innerhalb von 25 Jahren geschafft, gemeinsam mit Landwirten in einem besonders hoch belasteten Gebiet die Nitratwerte um mehr als die Hälfte unter den gesetzlichen Grenzwert zu senken. Möglich wurde das durch eine intensive Dünge-Beratung der rund 100 Bauern - mit dem Ziel, nur so viel Dünger wie unbedingt nötig auszubringen, aber auch durch Maßnahmen wie einen düngerlosen Zwischenfruchtanbau.

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