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"Hart aber fair" zu Mikroplastik Grünen-Chef Habeck regt Verzicht auf Autoreifen an: Das steckt dahinter

Robert Habeck, Autoreifen
Fahrverbote für alle? Grünen-Chef Robert Habeck regte bei Frank Plasberg einen "Verzicht" auf Autoreifen an
© mauritius images / Westend61 / Tom Chance
In der TV-Runde "Hart aber fair" plädierte der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck für einen Verzicht auf Autoreifen. Wir erklären, warum das Problem wirklich drängt

Was tun gegen Plastik im Meer? Darüber stritten in der TV-Runde „Hart aber fair“ die Experten. Während Grünen-Chef Robert Habeck dafür plädierte, Mikroplastik in Kosmetika zu verbieten, hielt TV-Moderator Dirk Steffens dagegen: Das seien nur ein paar Hundert Tonnen in Deutschland. Eine Kleinigkeit im Vergleich zu Mikroplastik aus Autoreifen. Von 100.000 Tonnen sprach Steffens.

Tatsächlich ist der Abrieb von Autoreifen mengenmäßig das größere Problem. So kalkulierte das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung für das Jahr 2005 eine Menge von 111.000 Tonnen Abrieb von Autoreifen aus synthetischem Kautschuk. Hinzu kamen 12.000 Tonnen Abrieb von Bremsbelägen. Allein auf deutschen Straßen.

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Zwar veranschlagt der Wirtschaftsverband der Deutschen Kautschukindustrie (WDK) eine geringere Menge, nämlich 60.000 für dasselbe Jahr. Doch an der Größenordnung des Problems ändert das nichts.

Die mikroskopisch kleinen Kunststoff-Partikel, die vor allem beim Beschleunigen und beim Abbremsen auf dem rauen Asphalt bleiben, gelangen ungehindert in die Umwelt. Und mit jedem Regen wird ein Teil von ihnen von der Fahrbahn in Gräben gespült und gelangt von dort in Flüsse und schließlich in die Ozeane. Experten des Umweltbundesamts gehen davon aus, dass allein aus der EU jährlich fast 694.000 Tonnen Kunststoffpartikel in die angrenzenden Meere gelangen.

Massenweise unsichtbarer Autoreifen-Abrieb im Meer

Im Jahr 2015 hatte die norwegische Umweltbehörde untersucht, woher das Mikroplastik in der Ostsee – also Kunststoffteile, die kleiner sind als fünf Millimeter – stammt. Das verblüffende Ergebnis: Die rund 8000 Tonnen Mikroplastik, die in Norwegen jedes Jahr anfallen, stammen überwiegend nicht aus Fleece-Pullovern, aus Peelings oder Zahnpasta – sondern von Autoreifen. 4500 Tonnen pulverisierter synthetischer Kautschuk, so schätzt die Behörde, gelangen jährlich in die norwegische Umwelt. Und die Hälfte davon landet schließlich im Meer.

Ein weiterer Grund, weniger Auto zu fahren? Robert Habeck jedenfalls ließ bei Frank Plasberg offen, was genau er meinte, als er Dirk Steffens‘ Einwand konterte: "Wir können auch darüber reden, wie wir auf Autoreifen verzichten irgendwann."

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