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Erschöpfung Wenn der Körper immer müde ist

Erschöpfung
Es ist wichtig denkbare körperliche Ursachen für eine dauerhafte Erschöpfung abzuklären. Mitunter lassen sich schwere Erkrankungen so überhaupt erst aufdecken
© hui-buh / photocase
Anhaltende Erschöpfung muss nicht immer auf ein Burnout hinweisen. Auch körperliche Ursachen können zu dauerhafter Ermattung führen - und sollten in jedem Fall abgeklärt werden

Nicht immer sind die typischen Symptome des Burnout-Syndroms – vor allem die dauerhafte körperliche und seelische Ermattung – tatsächlich die Folge von Überlastung. Auch körperliche Faktoren können sie hervorrufen. „Vor der Diagnosestellung sind daher ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, eine körperliche Untersuchung sowie Labortests etwa der Blutwerte unerlässlich“, so Professor Martin Keck, Direktor der Klinik des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. „Burnout ist letztlich eine Ausschluss-Diagnostik.“

Anhaltende Erschöpfung kann viele Ursachen haben

So kann sich hinter einer anhaltenden Erschöpfung und Niedergeschlagenheit eine Hashimoto-Thyreoiditis verbergen – eine Entzündungsreaktion der Schilddrüse, bei der das Immunsystem sich gegen die eigenen Zellen richtet und versucht, sie zu zerstören. Dadurch kann die Schilddrüse nicht mehr genügend Hormone ausschütten, was zu Burnout-ähnlichen Krankheitsanzeichen führt.

Ähnliches gilt für eine Unterfunktion der Schilddrüse durch Jodmangel, für Infektionen wie die mit dem HI-Virus oder bakterielle Krankheiten wie Tuberkulose und die von Zecken übertragene Borreliose. Manchmal wird das Gefühl des Ausgebranntseins auch durch Multiple Sklerose, durch Leukämie oder ein anderes Krebsleiden verursacht. In all diesen Fällen kann es zu einer dauerhaften Erschöpfung kommen, die in ihren Symptomen denen eines Burnouts ähnelt und von der sich der Organismus nicht von allein zu erholen vermag.

Dazu tragen mitunter auch scheinbar banale Ursachen bei: etwa starkes Schnarchen mit nächtlichen Atemaussetzern. Oder Eisenmangel, der bewirkt, dass zu wenig roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) gebildet und der Körper nicht mit genügend Sauerstoff versorgt wird. Und selbst Nebenwirkungen von Medikamenten – etwa von Blutdrucksenkern – rufen bisweilen Burnout-ähnliche Symptome hervor.

Es ist wichtig, bei ständiger Erschöpfung auch denkbare körperliche Ursachen abzuklären

Noch komplexer wird es, wenn Ärzte das Chronische Fatigue-Syndrom vermuten: Die rätselhafte Erkrankung führt zu geistiger und körperlicher Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Leistungsminderung – und ähnelt damit frappierend einem Burnout. Manche Ärzte gehen davon aus, dass eine Regulationsstörung des Immunsystems die Hauptursache des Syndroms ist, ausgelöst womöglich durch eine Infektion.

In jedem Fall ist es wichtig, denkbare körperliche Ursachen für Erschöpfungssymptome abzuklären. Mitunter lassen sich so schwere, behandlungsbedürftige Erkrankungen überhaupt erst aufdecken. Unter Umständen zeigt sich aber auch, dass die Auslöser vergleichsweise einfach mit Medikamenten therapiert werden können.

Wenn sich jedoch durch Ausschluss anderer Ursachen herausstellt, dass tatsächlich das Burnout-Syndrom vorliegt, sollten Sie mit einem Psychotherapeuten besprechen, wie sich Auswege aus dem Seelentief finden lassen.

GEO WISSEN Nr. 63 - Strategien gegen Burnout

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