Denken Sie, Thomas Edison war der Erfinder der Glühbirne? Ja? Sicher? Auch wenn Sie hören, dass ein britischer Erfinder schon Jahrzehnte früher eine luftdichte Glaskapsel für elektrisches Licht patentieren ließ? Oder dass Edisons erster Patententwurf vom Patentamt abgelehnt wurde, weil er ihm abgekupfert zu sein schien? Oder dass Francis Upton, ein Assistent Edisons, die Glühbirne in ihrer endgültigen Form seinem Chef vorstellte?
Vielleicht überdenken Sie Ihre Meinung und sind sich nun nicht mehr so sicher. Denn auch wenn man es in postfaktischen Zeiten kaum glauben mag: Menschen können ihre festgefahrene Meinung ändern, wenn sie ausreichend neue Informationen bekommen.
Die schlechte Nachricht ist jedoch: Das scheint nur für unpolitische Sachthemen zu gelten.
Genau das kam heraus, als man untersuchte, welche Hirnregionen daran beteiligt sind, wenn Menschen ihre Meinung ändern. Dazu präsentierte man kalifornischen Testpersonen zum einen unpolitische Behauptungen wie die zu Thomas Edison. Im anderen Fall konfrontierte man sie mit politischen Aussagen, zum Beispiel, dass die Waffengesetze in den USA restriktiver sein sollten. Auf einer Skala von 1 bis 7 gaben die Probanden an, wie sehr sie der Behauptung zustimmten, bevor ihnen fünf Gegenargumente zur ursprünglichen Behauptung präsentiert wurden.
Währenddessen wurde im Hirnscanner die Hirnaktivität vermessen und festgestellt: Von ihren politischen Ansichten rückten die Testteilnehmer kaum ab. Wenn sie einmal überzeugt waren, dass Abtreibung verboten gehört, die Todesstrafe hingegen eine gute Sache sei, dann blieben sie auch dabei.
Je politischer, desto starrköpfiger sind wir also. Und nun wissen wir auch, welcher Teil des Kopfes dabei besonders stur ist: die Amygdala und die Inselrinde, die beide aktiv sind, wenn wir an unserer Ansicht festhalten. Gemeinsam erkennen diese Areale Bedrohungen und leiten eine Abwehrhaltung ein – auch wenn es sich nur um eine argumentative „Bedrohung“ handelt. Und ganz besonders stark ist diese Reaktion bei politischen Behauptungen.
Vermutlich, weil wir uns über politische Meinungen auch selbst definieren. Ob wir für oder gegen die Ehe von Homosexuellen sind, sagt schließlich viel über uns aus. Ob Thomas Edison dagegen tatsächlich die Glühbirne erfand – geschenkt.
Immerhin, es gibt Hoffnung für alle Freunde des weltoffenen Denkens. Denn gleichzeitig wurde auch deutlich, dass es durchaus Hirnregionen gibt, mit denen wir über uns selbst nachdenken können. Dieses sogenannte Grundeinstellungsnetzwerk wird immer dann aktiv, wenn wir uns in andere Situationen hineinversetzen oder unsere Ansichten auf den Prüfstand stellen.
Das zeigt zumindest, dass wir andere Sichtweisen durchaus berücksichtigen und auch politische Ansichten überdenken können. Ein Hoffnungsschimmer.
Literatur: Kaplan J.T. et al. (2016): Neural correlates of maintaining one’s political beliefs in the face of counterevidence. Sci Rep, 6:39589