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Redewendung Wie der Schneider von Ulm sein

Schneider von Ulm
Postkarte um 1900: Darstellung von Albrecht Berblingers Flugversuch über die Donau zu Ulm 1811
© Stadtarchiv Ulm
Die deutsche Redewendung über den Schneider von Ulm geht zurück auf Albrecht Ludwig Berblinger, der im Mai 1811 mit einem selbstgebauten Flugapparat einen Flugversuch über der Donau startete. Wir erzählen euch die Geschichte

Wenn man sagt, jemand sei "wie der Schneider von Ulm", dann geht damit Spott einher. Es bedeutet nämlich, dass jemand gescheitert ist und sich dabei lächerlich gemacht hat. Die deutsche Redewendung hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert.

Albrecht Ludwig Berblinger war der "Schneider von Ulm"

Die Redewendung geht zurück auf Albrecht Ludwig Berblinger, einen Schneider aus Ulm im 19. Jahrhundert, der als der berühmte "Schneider von Ulm" in die Geschichte einging. Denn Albrecht Ludwig Berblinger (1770-1829) war nicht nur ein talentierter Schneider, sondern auch begeisterter Erfinder.

So baute er im 19. Jahrhundert eine Maschine, mit der er sich den Traum vom Fliegen verwirklichen wollte. Die Geschichte über seine Erfindung machte im ganzen Land die Runde und so stattete im Mai 1811 sogar der König persönlich der Stadt Ulm einen Besuch ab, um sich vom dem sagenumwobenen Flugapparat Berblingers zu überzeugen.

Der Druck auf Albrecht Ludwig Berblinger wuchs und so unternahm er mit seinem selbst gebauten Flugapparat am 31. Mai 1811 vor den Augen des Königs Friedrich von Württemberg einen spektakulären Flugversuch von der Adlerbastei in Ulm. Der Versuch missglückte jedoch und Berblinger ging unsanft in der Donau baden.

Der Schneider von Ulm: Witzfigur oder genialer Kopf?

Für seine Zeitgenossen war Albrecht Ludwig Berblinger fortan eine Witzfigur - ein Mann, der nicht glauben will, dass der Mensch eben nicht fliegen kann. Auch die Medien seinerzeit verspotteten den "Schneider von Ulm" für seinen missglückten Flugversuch.

Deutschlandweit wurde Albrecht Ludwig Berblinger lächerlich gemacht und sprichwörtlich als "Schneider von Ulm" zu einem Begriff für Leute, die den Mund zu voll nehmen und scheitern.

Beinprothesen, Entwurf von Albrecht Berblinger
Originalzeichnung von Albrecht Ludwig Berblinger, 1809: Die "Künstliche Fußmaschine" war ein Vorläufer der heutigen Prothesen - sie bewegte sich in den Gelenken wie ein echtes Bein
© Stadtarchiv Ulm

Die Reaktion seiner Mitmenschen war jedoch äußerst ungerecht. Denn sein Flugapparat selbst war gar nicht Schuld an der Misere, wie spätere Versuche zeigten, sondern eher die schlechten Windverhältnisse an diesem Tag.

Zudem war Albrecht Ludwig Berblinger tatsächlich ein begabter Erfinder - so erfand er zum Beispiel eine funktionstüchtige Beinprothese für Menschen. Seine Konstruktion der "künstlichen Fußmaschine" gilt noch heute als Vorbild.

Doch wie viele geniale Menschen, war Albrecht Ludwig Berblinger seiner damaligen Zeit voraus. Die Menschen seinerzeit hatten für die Ideen und Erfindungen des Mannes kein Verständnis. Unglücklich und verarmt starb er im Alter von 58 Jahren schließlich in einem Hospital.

Bis heute halten Filme, Romane und Karikaturen die Figur des Schneiders von Ulm bekannt und auch die Redewendung "Wie der Schneider von Ulm sein" hat im Deutschen überlebt. Ein Nachbau seines Flugapparats kann heute im Rathaus von Ulm besichtigt werden.

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