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Große Pandas Bitte mehr davon!

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© GEOlino
Süß sind sie – und selten, die Großen Pandas. Immerhin machten die Menschen lange Zeit Jagd auf sie und zerstörten ihren Lebensraum. Und das ist nicht das einzige Problem der schwarz-weißen Bären: Sie vermehren sich auch zu langsam. In Aufzuchtstationen in ihrem Heimatland China hilft man daher nach

Zu Besuch bei den Großen Pandas

Schon von Weitem erkennt man sie zwischen Bambussträuchern und hochgewachsenen Farnen: die strahlend weißen Gesichter, die großen schwarzen Flecken um die Augen, die kleinen abstehenden Ohren.

Rückt man näher heran, zieht bald schon ein strenger Geruch in die Nase. Kein Wunder, immerhin haben die Männer ihre Kostüme extra mit Panda-Pipi eingesprüht. Dieses "Parfum" gehört für die Mitarbeiter des Hetaoping-Pandazentrums ebenso zu ihrer Arbeitskleidung wie der schwarz-weiße Anzug und die Bärenmaske.

Die Pandas im Wolong-Reservat in der chinesischen Sichuan-Provinz sollen nun mal glauben, die Männer seien Artgenossen. Nur so können diese die Bären beobachten, ohne dass sich die Tiere an Menschen gewöhnen. Und nur dann lassen sich die Großen Pandas, wissenschaftlich Ailuropoda melanoleuca, eines Tages auswildern. Genau das ist das Ziel des Schutzzentrums.

Panda-Nachwuchs ist ein Glückfall

Schon immer nämlich haben Menschen die Tiere wegen ihres schönen, dichten Fells gejagt. Seit dem Jahr 1939 ist die Jagd auf die Pandas in China jedoch offiziell verboten, seit 1998 sind zahlreiche Schutzgebiete eingerichtet. Seitdem wächst der Bestand. Allerdings sehr langsam, weil sich Große Pandas nur selten paaren.

Mal abgesehen davon, dass die Bäten ohnehin lieber als Einzelgänger durch die Gegend streifen, ist das Gebiet, in dem sie leben, zerstückelt wie ein Flickenteppich. Nicht allzu oft treffen Pandamännchen also auf Pandaweibchen. Und da Letztere nur an bis zu drei Tagen im Jahr trächtig werden können, gilt es in China als Glücksfall, wenn eine Pandadame in freier Wildbahn Nachwuchs bekommt. Das passiert nur alle zwei bis drei Jahre.

Die Aufzucht kleiner Pandabären

Daher helfen die Menschen nach und züchten die Tiere in speziellen Aufzuchtstationen gezielt - etwa in der Pandastation Bifengxia. Dort springen Mitarbeiter sogar als Ersatzeltern ein, wenn eine Pandamutter Zwillinge bekommt und nach der Geburt eines ihrer Jungen verstößt.

Die Tierpfleger betreuen die Bärenbabys rund um die Uhr, füttern sie mit Spezialmilch aus der Flasche, waschen und wiegen sie. Sie massieren ihnen die Bäuche, wenn die Bärenbabys rülpsen oder pupsen müssen, wiegen sie in den Armen, schmusen mit ihnen und päppeln so eines nach dem anderen auf.

Mit Erfolg! Immerhin gilt der Große Panda mit rund 2000 lebenden Exemplaren mittlerweile nur noch als "gefährdet" und nicht mehr als "vom Aussterben bedroht". Während einige der Bären ihr ganzes Leben in den Wildgehegen solcher Aufzuchtstationen verbringen, werden andere an Zoos in der ganzen Welt verliehen.

Zurück im Hetaoping-Pandazentrum

Die Aufgabe der Mitarbeiter dort: Sie sollen die Tiere auf die freie Wildbahn vorbereiten. Die Menschen spielen dabei im besten Fall nur eine Nebenrolle: Wie in der Natur übernehmen die Bärenmütter im Zentrum die Ausbildung des Nachwuchses.

Sie bringen den Pandababys bei, misstrauisch zu sein. Überall könnte schließlich Gefahr lauern, ein Fressfeind zum Beispiel. Außerdem üben die Pandas Klettern, Hangeln und Bambuspflücken. Bambus ist nämlich die Haupt- und Leibspeise der Großen Pandas.

Bevor sie ihre Schützlinge auswildern, stellen die Mitarbeiter des Pandazentrums diese immer wieder auf die Probe – und plazieren etwa einen ausgestopften Leoparden auf einer Lichtung im eingezäunten Waldgebiet. Dazu spielen sie Tonaufnahmen von knurrenden oder fauchenden Raubkatzen ab. Jeder Panda in freier Wildbahn sollte bei einer solchen Begegnung möglichst schnell das Weite suchen…

Hua Jiao macht das bereits. Die zwei Jahre alte Pandadame hat das mütterliche Trainingslager abgeschlossen und alle Tests der Mitarbeiter bestanden. Jetzt soll ihr Leben in Freiheit beginnen. 300 Kilometer Reise von Hetaoping in das Liziping-Reservat liegen hinter ihr, auf der Ladefläche eines Lastwagens.

Doch als sich die Tür ihres Käfigs öffnet, bleibt Hua Jiao erst einmal unbeeindruckt sitzen und kaut seelenruhig auf einem Stück Bambus herum. Nur langsam tapst sie hinaus in den Wald. Die Fotografen und Zuschauer, die sich hinter den Barrieren aus Bambus versammelt haben, bemerkt sie gar nicht. Ebenso wenig die Bären, die neben dem leeren Käfig stehen, ihr hinterherschauen… und wenig später ihre Masken absetzen.

GEOLINO Nr. 01/2017 - Faulpelz

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