GEO.de RSS-Feed - Nachhaltigkeit https://www.geo.de/?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard de-DE Tue, 20 Aug 2024 11:41:02 GMT Tue, 20 Aug 2024 11:41:02 GMT geo.de GEO.de RSS-Feed - Nachhaltigkeit https://image.geo.de/30499998/t/rQ/v2/w120/r1.5/-/geo.png https://www.geo.de/?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Klima Update Spezial: Schlüsselfaktor im Klimawandel: Wie lassen sich Methan-Emissionen reduzieren? https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/methan-emissionen-entstehen-durch-lecks-und-die-landwirtschaft-34980616.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Die Klimawirkung von Methan ist etwa 30 Mal stärker als die des Treibhausgases Kohlendioxid. Soll der Klimawandel ausgebremst werden, müssen die Methanemissionen also dringend reduziert werden. Das Problem: Lecks bleiben oft unerkannt  Kohlendioxid Klimawandel Energie Landwirtschaft Video Drohne Thu, 15 Aug 2024 07:00:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/methan-emissionen-entstehen-durch-lecks-und-die-landwirtschaft-34980616.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-08-15T07:00:00Z

Die Klimawirkung von Methan ist etwa 30 Mal stärker als die des Treibhausgases Kohlendioxid. Soll der Klimawandel ausgebremst werden, müssen die Methanemissionen also dringend reduziert werden. Das Problem: Lecks bleiben oft unerkannt 

Die Klimawirkung von Methan ist etwa 30 Mal stärker als die des Treibhausgases Kohlendioxid. Soll der Klimawandel ausgebremst werden, müssen die Methanemissionen also dringend reduziert werden. Das Problem: Lecks bleiben oft unerkannt 

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Stadtentwicklung: Trend mit Vor- und Nachteilen: Städte wachsen weltweit vor allem in die Höhe https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/studie--staedte-wachsen-weltweit-vor-allem-in-die-hoehe-34959092.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Satellitendaten zeigen: Städte auf dem ganzen Globus wachsen seit einigen Jahren nicht mehr nur in die Breite – sondern vor allem in die Höhe. Das entlastet die Umwelt, macht die Ballungsräume aber in den Sommermonaten heißer Städte Bevölkerung Wed, 07 Aug 2024 12:29:55 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/studie--staedte-wachsen-weltweit-vor-allem-in-die-hoehe-34959092.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-08-07T12:29:55Z

Satellitendaten zeigen: Städte auf dem ganzen Globus wachsen seit einigen Jahren nicht mehr nur in die Breite – sondern vor allem in die Höhe. Das entlastet die Umwelt, macht die Ballungsräume aber in den Sommermonaten heißer

Jahrzehntelang wuchsen die Städte der Welt mit atemraubenden Tempo in die Breite: Dörfer wurden erst zu Vororten, dann zu Stadtteilen. Doch nun scheint sich dieser Trend abzuschwächen. Statt immer mehr Fläche einzunehmen, wachsen Städte nun in die Höhe, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Das Forschungsteam der University of New Hampshire in Durham, USA, nutzte Daten verschiedener Erdbeobachtungssatelliten, die bis in die 1990er-Jahre zurückreichten. Und machte sich dabei zunutze, dass die Menge der elektromagnetischen Strahlung, die die Erdoberfläche reflektiert, Rückschlüsse auf die Höhe der Bebauung zulässt. Für mehr als 1550 Städte konnte das Team bestimmen, wie sich die Bebauung in den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelt hat.Grüne Stadtbewohner

Das Ergebnis: Während es noch in den 90er-Jahren durchschnittlich nur auf sieben Prozent der Stadtflächen ein Höhenwachstum gab – vor allem in Metropolen wie New York, Tokio oder Schanghai –, waren es nach der Jahrtausendwende schon neun Prozent. In den Jahren nach 2010 steigt das Höhenwachstum dann sprunghaft an – auf 28 Prozent. Dabei sind die Zuwachsraten global nicht gleich verteilt. In Afrika etwa ist der Trend zur Breite im weltweiten Vergleich nur schwach rückläufig. In Russland hat sich das Breitenwachstum seit den 1990er-Jahren sogar vervierfacht.

Kombiniertes Wachstum in die Breite und in die Höhe

Doch auch mit neuen Hochhäusern können viele Metropolen den Bedarf an neuem Wohnraum nicht decken – und wachsen darum in beide Richtungen: in die Breite und in die Höhe. Weltweit registrierten die Forschenden knapp 67.000 Quadratkilometer kombiniertes Breiten- und Höhenwachstum, bei 100.000 Quadratkilometern reinem Höhenwachstum. Besonders deutlich zeigt sich der Trend etwa in Europa. Seit 1990 wuchsen die Metropolregionen hier auf "nur" 100 Quadratkilometern in beide Richtungen. Und auf 1700 Quadratkilometern ausschließlich in die Höhe.

Überwiegend positive Effekte des Höhenwachstums

Den Forschenden zufolge hat der Trend zur Höhe mehrere positive Nebeneffekte: Dort, wo Menschen auf relativ wenig Raum zusammenleben (und arbeiten), wird der Verkehr entlastet; Transportwege sind kurz, und viele Strecken lassen sich im Idealfall zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Personennahverkehr bewältigen. Zudem entlastet der Höhenwuchs knapper werdende Natur-, Weide- oder Ackerflächen. Und wo Flächen nicht versiegelt oder bebaut werden, verringert sich die Gefahr von Überschwemmungen oder eines Absinkens des Grundwasserspiegels.

Auf der anderen Seite heizen sich in den Sommermonaten besonders die baumlosen Häuserschluchten der Megacitys durch Sonnenstrahlung auf. Für hitzeempfindliche oder gesundheitlich geschwächte Menschen wird das in den Sommermonaten zur einer Gefahr. Zudem verschlingt die Konstruktion besonders hoher Wolkenkratzer nach wie vor Ressourcen und Energie – was seinerseits den Klimawandel befeuert.

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Peter Carstens
Farbstoff: Ein Blau für die Umwelt: Wird die Jeans bald weniger giftig? https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/ein-blau-fuer-die-umwelt--wird-die-jeans-bald-weniger-giftig--34910506.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Jeans werden meist mit synthetischem Indigo gefärbt – unter Einsatz vieler Gifte. Dänische Forscherinnen haben nun eine Alternative entwickelt Nachhaltigkeit Forschung Textilien Kleidung Fri, 02 Aug 2024 11:00:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/ein-blau-fuer-die-umwelt--wird-die-jeans-bald-weniger-giftig--34910506.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-08-02T11:00:00Z

Jeans werden meist mit synthetischem Indigo gefärbt – unter Einsatz vieler Gifte. Dänische Forscherinnen haben nun eine Alternative entwickelt

Es wirkt wie Zauberei: Eben haben die Wissenschaftlerinnen eine klare Flüssigkeit auf das weiße Stück Stoff in einer Petrischale gesprüht, da verfärbt es sich schon unter dem Laborlicht – erst hellblau, schließlich denimfarben. Was hier im Kleinstmaßstab produziert wird, ist blauer Jeansstoff. Einem Team an Dänemarks Technischer Universität (DTU) in Kopenhagen ist es gelungen, eine Methode zum Färben von Bluejeans zu entwickeln, die die Umwelt schont und die Gesundheit der Textilarbeiterinnen und -arbeiter weniger belastet.

3 Mrd. Jeans mindestens werden Schätzungen zufolge weltweit jährlich hergestellt

Denn bislang erhalten die Hosen die typische tiefblaue Farbe zumeist durch synthetisch hergestelltes Indigo. Die Färber tauchen den Jeansstoff dafür in ätzende Laugen, deren Giftstoffe nicht nur ihnen selbst schaden, sondern auch Flüsse, Böden und das Grundwasser verschmutzen. Die gesetzlichen Auflagen der Länder, in denen Jeanssstoffe häufig produziert werden, liegen oftmals weit unter dem, was hierzulande praktiziert wird.

Das Team um die Forscherin Ditte Welner nutzt für das Färben nun eine natürliche Vorstufe von Indigo: Indikan. Dass diese pflanzliche Substanz sich annähernd ungiftig in den blauen Farbstoff umwandeln lässt, war theoretisch lange bekannt – nur dauerte dieser Prozess extrem lange. Das für die Färbung nötige Enzym Indoxyl-Glycosyltransferase war bislang zu instabil, und Indikan ließ sich kaum in großen Mengen herstellen. 

Eine neue Methode zum Jeansfärben wird erstmals konkurrenzfähig

Ditte Welner aber ist jetzt ein Durchbruch gelungen: Sie entwickelte eine neue Variante des Enzyms. Mit ihr lässt sich Indikan in großem Maßstab gewinnen. Auch das Färben selbst vereinfachte Welners Team entscheidend: durch den Einsatz von Licht, so wie in der Petrischale im Labor.

Damit wird die neue Methode erstmals konkurrenzfähig. Und die Menge an Giften, die beim Färben anfallen, ist laut Welner um bis zu 90 Prozent geringer als auf herkömmlichem Wege.

Färbereien und Modefirmen loben das schonende Färben zwar – halten sich mit Investitionen bislang aber zurück. Daher will das Team selbst eine Firma gründen, um umweltfreundliche Jeansstoffe auf den Markt zu bringen.

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Jenny Niederstadt
Erdüberlastungstag: Die ökologische ist auch eine politische Krise https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/erdueberlastungstag--die-oekologische-ist-auch-eine-politische-krise-34934716.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Schon am 1. August hat die Menschheit – rechnerisch – die Ressourcen verbraucht, die ihr für das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Es ist kein Zufall, dass im Zeitalter von Überkonsum, Klima- und Artenkrise auch Demokratie und Menschenrechte unter Druck geraten Nachhaltigkeit Erde Rohstoff Politik Gesellschaft Grüner Bereich Thu, 01 Aug 2024 08:25:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/erdueberlastungstag--die-oekologische-ist-auch-eine-politische-krise-34934716.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-08-01T08:25:00Z

Schon am 1. August hat die Menschheit – rechnerisch – die Ressourcen verbraucht, die ihr für das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Es ist kein Zufall, dass im Zeitalter von Überkonsum, Klima- und Artenkrise auch Demokratie und Menschenrechte unter Druck geraten

Am 1. August ist Erdüberlastungstag. Klingt nicht nach einem Grund zum Feiern. Ist es auch nicht. Es ist der Tag, an dem die Menschheit alle Ressourcen aufgebraucht hat, die die Erde im Lauf eines Jahres bereitstellen kann. Darunter fruchtbares Ackerland, Holz, Fische, aber auch die Aufnahmefähigkeit für Müll und Emissionen. So hat es das Global Footprint Network (GFN) errechnet. Anders ausgedrückt: Wir bräuchten 1,7 Erden, um nachhaltig über die Runden zu kommen. Man braucht nicht viel Fachwissen, um zu verstehen: Ab heute leben wir auf Pump. Oder: Irgendjemand, irgendwo, zahlt die Schulden, die wir jetzt anhäufen. Vor allem Menschen, die noch gar nicht geboren sind.

Aber was heißt eigentlich "wir"? Der Überkonsum ist global nicht gleich verteilt; wir Deutschen haben unsere Ressourcen für dieses Jahr nach GFN-Angaben sogar schon am 2. Mai verbraucht. Wenn alle so wirtschafteten wie wir, bräuchte die Menschheit also drei Erden. Das sah übrigens im Jahr 1961 – weiter reichen die UN-Datensätze nicht zurück – schon genauso aus. Wann Deutschland das letzte Mal nachhaltig gewirtschaftet hat, weiß niemand. Vielleicht in den 20er- oder den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts.

Nun sind die Berechnungen des GFN kein Selbstzweck. Sie sollen zeigen, dass und wie sehr die Menschen in den Ländern der Erde über ihre Verhältnisse leben – und damit auf Kosten anderer. Sie sollen moralischen Handlungsdruck aufbauen. Was also tun? Weniger Fleisch essen und Auto fahren? Auf das Fliegen verzichten? Kalt duschen? Klar ist, dass es klug wäre, von allem weniger zu verbrauchen. Aber wie Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn des Ökologischen Fußabdrucks gelingen soll – das ist eine politische Frage.GEO+ Selbstversuch Lebensmittel retten

Dass faktenbasierte Appelle ins Leere laufen, zeigt sich exemplarisch beim Klimawandel, einer Folge unseres Überkonsums von vielen: Lange dachten wir, die Zahlen sprächen für sich. "Nicht mehr als 1,5 Grad" ist doch eine klare Ansage, oder? "Listen to the science!" – es lässt sich leicht berechnen, wie viel CO2 jedes Land der Welt noch bis wann emittieren darf, damit die "Rettung des Klimas" gelingt. Heute müssen wir ernüchtert feststellen: Das 1,5-Grad-Limit ist nicht zu halten. Und die Wissenschaft ist im Konzert der öffentlichen Stimmen nur eine unter vielen. Am lautesten ist gerade eine, die die Wissenschaft anzweifelt, den menschengemachten Klimawandel sogar leugnet. Ob und wie das Klima zu schützen ist, wer verantwortlich ist und welche Kosten übernehmen muss: Das sind nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt Fragen, die gesellschaftlich ausgehandelt werden. Nie war das deutlicher zu sehen als heute, in den Zeiten eines fast globalen Rechtsrucks.

Der Soziologe Harald Welzer sagte einmal im GEO-Interview: "Wir haben einen historisch unvergleichlich hohen zivilisatorischen Standard, mit Errungenschaften wie Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Bildung, Gesundheits- und Sozialversorgung. All das verdanken wir der kapitalistischen Wachstumswirtschaft." Wachstum, so Welzer, sei aber nicht unendlich. "Die Frage ist: Wie können wir unseren Standard halten mit einem Fünftel oder einem Zehntel des heutigen Material- und Energieverbrauchs?" Das klang gut: Bewahren, was wirklich wichtig ist – und bei allem anderen Abstriche machen. Also beim materiellen Wohlstand. Und am besten freiwillig.

Womit wir nicht gerechnet haben: Ängste vor einem sozialen Abstieg, vor einer "Deindustrialisierung" Deutschlands, vor einem Leben "wie in der Steinzeit" lassen sich leicht aktivieren. Die Attraktivität von Wachstum und materiellem Wohlstand ist demgegenüber ungebrochen – und in weiten Teilen der Gesellschaft (die Medien eingeschlossen) immer noch unhinterfragt. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, politische Krisen und Kriege befeuern die Sehnsucht nach dem vermeintlich Bewährten zusätzlich. Mit dem Ergebnis, dass immer mehr Menschen bereit sind, hohe zivilisatorische Standards auf dem Altar des materiellen Status quo zu opfern: "Weiter so" statt Demokratie.

Die ökologische Krise ist auch eine Krise der globalen Gerechtigkeit und der Menschenrechte. Das ist keine gute Nachricht. Wer in den kommenden Jahren für die Demokratie eintritt, sollte wissen, dass es um mehr geht.

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Peter Carstens
Klimaanpassung: Kilometerlange Tunnel sollen Kopenhagen vor Überschwemmungen schützen. So funktioniert das System | GEOplus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/kilometerlange-tunnel-sollen-kopenhagen-vor-starkregen-schuetzen--so-funktioniert-das-system-34865068.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Wie verhindern wir Überschwemmungen? Metropolen drohen große Schäden durch Starkregen. In Kopenhagen sollen Parkanlagen und Tunnelsysteme das Schlimmste verhindern Regen Kopenhagen Klimawandel Tue, 16 Jul 2024 11:23:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/kilometerlange-tunnel-sollen-kopenhagen-vor-starkregen-schuetzen--so-funktioniert-das-system-34865068.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-07-16T11:23:00Z Joshua Kocher Klimaanpassung: Invasion der Tigermücken: Wie Franzosen ihre Gärten schützen – und was wir davon lernen können | GEOplus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/invasion-der-tigermuecke--wie-koennen-wir-uns-schuetzen--34864950.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Was tun gegen Stechmücken? Im Süden Europas vermehrt sich die Asiatische Tigermücke. Im französischen Montpellier soll die Bevölkerung mithelfen, Brutstätten zu vernichten Klimawandel Insekten Tropen Tue, 30 Jul 2024 07:20:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/invasion-der-tigermuecke--wie-koennen-wir-uns-schuetzen--34864950.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-07-30T07:20:00Z Joshua Kocher Klimaanpassung: Welcher Baum kann uns vor der Hitze retten? Forschende suchen den perfekten Schattenspender | GEOplus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/stadtbaeume--forschende-suchen-den-perfekten-schattenspender-34862458.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Wie wappnen wir uns gegen Hitze? Tausende sterben jedes Jahr in Europa an den Folgen hoher Temperaturen. Nun sucht die Wissenschaft nach Stadtbäumen mit dem größten Kühleffekt Klimaschutz Klimawandel Forschung Tue, 09 Jul 2024 10:04:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/stadtbaeume--forschende-suchen-den-perfekten-schattenspender-34862458.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-07-09T10:04:00Z Joshua Kocher Landwirtschaft: Schweine, Schulden, Subventionen: Ein Hof stellt um auf "Bio" | GEOplus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/ein-hof-stellt-auf--bio--um--schweine--schulden--subventionen-34814442.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Vor zehn Jahren zieht unsere Autorin mit ihrer Familie zurück auf den Bauernhof ihrer Kindheit. Sie beschließen, ihn auf "Bio" umzustellen. Es ist ein Neuanfang. Und ein Abschied Landwirtschaft Nachhaltigkeit Wed, 26 Jun 2024 11:52:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/ein-hof-stellt-auf--bio--um--schweine--schulden--subventionen-34814442.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-06-26T11:52:00Z Katharina von Ruschkowski Zum Tod von Klaus Töpfer: Die Umweltpolitik verliert eine starke Stimme. Und die CDU ihr "grünes Gewissen" https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/klaus-toepfer-ist-tot--was-das-fuer-die-umweltpolitik-bedeutet-34788500.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Wie heute bekannt wurde, ist der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) im Alter von 85 Jahren gestorben. Politiker wie er, die sich über Parteigrenzen hinweg für den Schutz der Lebensgrundlagen einsetzten, fehlen  Umweltpolitik Umweltschutz Grüner Bereich Tue, 11 Jun 2024 11:57:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/klaus-toepfer-ist-tot--was-das-fuer-die-umweltpolitik-bedeutet-34788500.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-06-11T11:57:00Z

Wie heute bekannt wurde, ist der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) im Alter von 85 Jahren gestorben. Politiker wie er, die sich über Parteigrenzen hinweg für den Schutz der Lebensgrundlagen einsetzten, fehlen 

Klaus Töpfer gehörte zu einer Spezies von Politikern, die auszusterben droht: Er war seit 1987 nicht nur der erste Bundesumweltminister, der das Amt nachhaltig prägte. Er forderte nicht nur nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl als erster CDU-Minster eine Zukunft ohne Atomenergie und mit immer weniger fossilen Energien, er sprang nicht nur 1988 medienwirksam in den Rhein, nachdem der Fluss der Deutschen durch eine Chemiekatastrophe erst verseucht und dann für Wasserorganismen wieder bewohnbar gemacht worden war. Er war nicht nur einer der Mitinitiatoren des Gelben Sacks: Töpfer trieb die Bemühungen um ein nachhaltigeres Wirtschaften auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bundesministers voran.

Im Jahr 1988 sprang Klaus Töpfer im Neoprenanzug in den Rhein. Allerdings nicht nur, um auf die Sauberkeit des Flusses nach einem Chemieunfall hinzuweisen. Sondern auch, um eine Wette einzulösen
Im Jahr 1988 sprang Klaus Töpfer im Neoprenanzug in den Rhein. Allerdings nicht nur, um auf die Sauberkeit des Flusses nach einem Chemieunfall hinzuweisen. Sondern auch, um eine Wette einzulösen
© Roland Witschel

Er vertrat 1996 Deutschland bei der UN-Habitat-Konferenz in Istanbul, auf der es um die Lebensqualität in den Städten – und damit auch um die Themen Armut und Umwelt – ging. Er stand von 1998 bis 2006 dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen als Direktor vor.

Und er fasste auch global wichtige, aber unpopuläre Themen an. Etwa den Schutz der Böden. In seiner Funktion als Direktor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam eröffnete er 2013 eine internationale Konferenz zum Bodenschutz, indem er mitten in Berlin ein Stück Gehweg aufbrach und gemeinsam mit der Umweltaktivistin Vandana Shiva Gemüse hineinpflanzte. Und im GEO-Interview darauf hinwies, dass Böden die am meisten übersehene natürliche Ressource seien.

Töpfer war Vizepräsident der Welthungerhilfe, Professor für nachhaltige Entwicklung in Shanghai, Vorsitzender der deutschen Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung, er war zusammen mit dem heutigen Präsidenten des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, war Töpfer Vorsitzender des deutschen UN Sustainable Development Solutions Network. Und vieles mehr.

Die deutsche Umweltpolitik verliert mit Klaus Töpfer einen weitsichtigen, engagierten Streiter für die Umwelt und für ein nachhaltigeres Wirtschaften. Einen, der auf Menschen hörte, der Menschen verband und dabei immer auch auf internationale Zusammenarbeit setzte.

Und die Christdemokraten? Die konservative Partei, gerade erst als Siegerin aus den deutschen Wahlen zum EU-Parlament hervorgegangen, hat nur einen Tag vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses ihr "grünes Gewissen" verloren, wie Töpfer auch genannt wurde.

Natürlich ist das Zufall. Hoffentlich ist es kein Omen.

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Peter Carstens
Energiewende : Schwimmende Solarzellen könnten den Strombedarf ganzer Länder decken https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/schwimmende-solarzellen-koennten-den-strombedarf-ganzer-laender-decken-34774248.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Schwimmende Solarpaneele gelten als sinnvolle Ergänzung für Solarparks. Doch wie viel Potenzial steckt in ihnen? Welchen Energiebedarf könnten sie decken, wenn sie auf vielen Süßwasserseen schwimmen? Forschende haben nachgerechnet Bolivien Karibik Südamerika Nachhaltigkeit Energie Energiewende Solarkraft Solarenergie Klimawandel Thu, 06 Jun 2024 09:15:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/schwimmende-solarzellen-koennten-den-strombedarf-ganzer-laender-decken-34774248.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-06-06T09:15:00Z

Schwimmende Solarpaneele gelten als sinnvolle Ergänzung für Solarparks. Doch wie viel Potenzial steckt in ihnen? Welchen Energiebedarf könnten sie decken, wenn sie auf vielen Süßwasserseen schwimmen? Forschende haben nachgerechnet

Einer theoretischen Berechnung zufolge könnten manche Länder nahezu ihren gesamten Strombedarf mit schwimmenden Solarzellen auf Seen decken. Dazu zählten Papua-Neuguinea, Äthiopien und Ruanda, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal "Nature Water". Weitgehend unklar seien allerdings die möglichen Auswirkungen schwimmender Anlagen auf Süßwasserökosysteme, geben die Forschenden zu bedenken. Gerade auf natürlichen Seen seien daher vorab Umweltverträglichkeitsprüfungen nötig.

Der Einsatz schwimmender Photovoltaikanlagen biete Vorteile vor allem in Ländern mit niedrigem Einkommen und viel Sonnenschein, aber durchaus auch in europäischen Ländern, heißt es in der Analyse. Der Berechnung zufolge könnte auch in Bolivien (87 Prozent) und Tonga (92 Prozent) ein Großteil des Strombedarfs auf diese Weise gedeckt werden, in vielen Ländern Afrikas, der Karibik, Südamerika und Zentralasiens seien es zwischen 40 und 70 Prozent. Im Norden Europa liegen die Werte niedriger: für Finnland zum Beispiel bei 17 Prozent, für Dänemark bei 7 Prozent. 

Im Modell der Forschenden wird ein Zehntel der Seefläche mit Solaranlagen bedeckt 

Das Team um Iestyn Woolway von der Bangor University im walisischen Menai Bridge berechnete die potenzielle Leistung schwimmender Photovoltaikanlagen unter Einbeziehung regionaler Klimadaten für fast 68.000 natürliche Seen und künstlich angelegte Gewässer weltweit. Berücksichtigt wurden nur Gewässer, die nicht mehr als zehn Kilometer von einem Bevölkerungszentrum entfernt und nicht in einem Schutzgebiet lagen, nicht austrockneten und nicht länger als sechs Monate im Jahr zufroren. Berechnet wurde jeweils die theoretisch mögliche Leistung, wenn 10 Prozent der Seefläche mit Solarzellen bedeckt würden, maximal aber 30 Quadratkilometer.
Die Leistung schwankte je nach Höhenlage, Breitengrad und Jahreszeit, insgesamt summiert sie sich der Berechnung zufolge für die berücksichtigten Gewässer auf rund 1300 Terawattstunden (TWh) pro Jahr: etwa das Vierfache des jährlichen Strombedarfs Großbritanniens.

GEO+ Klimaneutral bis 2050: Alles auf Null

Schwimmende Photovoltaikanlagen hätten eine Reihe von Vorteilen gegenüber Solaranlagen an Land, erläutern die Forschenden. So bleibe Land für andere Nutzungen frei und die Module würden vom Wasser gekühlt, was sie effizienter mache. Ein möglicher Vorteil sei auch, dass weniger Wasser aus den Seen verdunste. Die Auswirkungen auf Umwelt und Natur müssten noch detailliert untersucht werden, wahrscheinlich seien kaskadenartige Folgen für das gesamte Ökosystem. Die Richtung dieser Änderungen sei aber ebenso wie das zu erwartende Ausmaß bisher unklar.

"Wir wissen immer noch nicht genau, wie schwimmende Paneele das Ökosystem eines natürlichen Sees unter verschiedenen Bedingungen und an verschiedenen Orten beeinflussen könnten", sagte Woolway. "Aber der potenzielle Gewinn an Energieerzeugung durch schwimmende Photovoltaikanlagen ist klar, also müssen wir diese Forschung in Gang setzen, damit diese Technologie sicher eingesetzt werden kann."

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Klimaprotest: Der Hungerstreik für das Klima schwächt das Vertrauen in die Demokratie https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/meinung--der-hungerstreik-fuer-das-klima-schwaecht-das-vertrauen-in-die-demokratie-34710618.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard In Berlin wollen fünf Männer so lange hungern, bis Kanzler Olaf Scholz eine Regierungserklärung zur Klimakrise abgibt – und umsteuert. Die Forderung ist in der Sache richtig. Nicht aber in der Wahl des Mittels Klimaschutz Klimawandel Klima Grüner Bereich Tue, 14 May 2024 14:38:36 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/meinung--der-hungerstreik-fuer-das-klima-schwaecht-das-vertrauen-in-die-demokratie-34710618.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-05-14T14:38:36Z

In Berlin wollen fünf Männer so lange hungern, bis Kanzler Olaf Scholz eine Regierungserklärung zur Klimakrise abgibt – und umsteuert. Die Forderung ist in der Sache richtig. Nicht aber in der Wahl des Mittels

Mit einem "Schulstreik für das Klima" fing es an. Es folgten Massendemonstrationen von Fridays for Future, dann blockierten Menschen der "Letzten Generation" Flughäfen, klebten sich an Straßen und Bilderrahmen. Zur Bundestagswahl 2021 dann der erste Hungerstreik. Den die Demonstranten nach mehreren Wochen abbrachen. Und nun ein weiterer. Nach dem Willen der fünf Männer soll Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Regierungserklärung den Ernst der Lage in puncto Klima anerkennen. Und endlich Ernst machen mit einer entschlossenen Klimapolitik. Zwei der Demonstranten befinden sich schon in einem kritischen Zustand. Offenbar sind sie bereit, für ihr Anliegen bis zum Äußersten zu gehen: sich selbst zu töten.

Dass die fünf für den Klimaschutz ihre Gesundheit und ihr Leben riskieren, verdient zunächst einmal Respekt. Während viele Menschen in diesem Land nicht einmal bereit sind, mit ein paar Euro ihren Urlaubsflug zu kompensieren, machen sich diese Menschen daran, buchstäblich alles zu opfern, was sie haben und was sie sind.

Dass das Anliegen der Männer tatsächlich todernst ist, unterstreichen auch die Forschenden von Scientists for Future in einer Stellungnahme: Die 1,5-Grad-Celsius-Schwelle, jenseits derer die Klimakrise vollends unkontrollierbar zu werden droht, ist fast überschritten. Das Haus brennt schon. Politiker aber – darunter auch Kanzler Olaf Scholz – vermitteln nicht den Eindruck, dass in ihrem Denken und Handeln die Klimakrise die Priorität hat, die sie nach einer nüchternen, wissenschaftlichen Bestandsaufnahme haben müsste.

Doch Unzufriedenheit und Ungeduld sind keine Alleinstellungsmerkmale der Klimaprotestierenden. Der Frust in der Bevölkerung ist groß. Und so steht in den Zeiten der Multikrise ein anderes Thema ganz oben auf der Agenda: der Fortbestand der Demokratie, wie wir sie kennen.

Gewalt als Notwehr gegen "die da oben"

Ob Migration oder Energieversorgung: Die Feinde der Demokratie propagieren schnelle Lösungen für komplexe Probleme; die oft mühsame Aushandlung eines Interessenausgleichs verunglimpfen sie als Handlungsunfähigkeit oder Ignoranz, sie diffamieren rechtsstaatliche Prozesse und Institutionen als Geld verschlingende, ineffektive Bürokratiemonster. Sie sehen nationale Interessen von korrupten Eliten verraten – und fantasieren ein homogenes Volk mit einem homogenen Interesse herbei: "Deutschland zuerst!". Eine zunehmende Verrohung des Diskurses bis hin zu Einschüchterung und offener Gewalt gegen politisch Aktive scheinen da nur die logische Konsequenz: Politik als Notwehr.Interview Rechtsruck und Natur Artikel

Nun liegt das, was die Klima-Hungernden anstreben, ziemlich genau auf dem entgegengesetzten Ende des politischen Spektrums. Klimagerechtigkeit zum Beispiel, also die Idee, dass die Industrienationen nicht nur Verantwortung dafür tragen, ihre Emissionen radikal zu reduzieren, sondern auch für Klimaschäden in armen Ländern aufkommen sollten – und sie dabei unterstützen, ihrerseits eine klimaneutrale Wirtschaft aufzubauen. 

Doch auch die Aktivisten von "Hungern, bis ihr ehrlich seid" sehen Gewalt – in diesem Fall: Gewalt gegen sich selbst – offenbar als legitimes, letztes Mittel der politischen Auseinandersetzung an. Dass ein radikales Umsteuern angesichts der Klimakrise notwendig ist, muss aus ihrer Sicht nicht mehr diskutiert werden. Fatalerweise ist diese Botschaft der von ganz rechts nicht unähnlich: "Die da oben kriegen es einfach nicht hin. Wir müssen sie zum Handeln (oder zum Abdanken) zwingen." Sie wertet demokratische Prozesse und Institutionen ab. In der gegenwärtigen aufgeheizten Stimmung ist das wenig hilfreich.

Olaf Scholz ist sicher nicht der Klimakanzler, als den er sich selbst einmal bezeichnet hat. Es ist allerdings ein Irrglaube, er könne mit ein bisschen mehr Ehrlichkeit die Klimakrise gerade noch abwenden. Ebenso ist es ein Irrtum, dass die deutsche Öffentlichkeit sich nicht ausreichend über die Dimensionen der Klimakrise informieren könne.

Das Klimaproblem ist ein Menschheitsproblem, seine Folgen sind ebenso bedrohlich wie seine Ursachen komplex. Ja, es ist wahrscheinlich, dass die menschengemachte, globale Erhitzung mehr Ungleichheit und Gewalt innerhalb von Gesellschaften und zwischen Staaten mit sich bringen wird. Doch Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung – ob nun gegen andere oder gegen sich selbst – ist keine Lösung. Weil sie im Kern undemokratisch ist.

Wie ernst wir in Deutschland die Klimakrise nehmen, welche Lösungswege innerhalb einer freiheitlichen Grundordnung beschritten werden können, ob und wie die Transformation der Gesellschaft hin zu einem Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen vorankommt, welchen Beitrag Deutschland im Rahmen des internationalen Klimaschutzes leisten kann und will, wie wir mit den Klimafolgen umgehen und Lasten verteilen – das entscheiden wir Bürgerinnen und Bürger. Indem wir uns zivilgesellschaftlich und politisch engagieren. Und wählen gehen.

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Peter Carstens
Nachhaltigkeit: Vom guten Gewissen in der Vase: "Wir sollten Schnittblumen wie Bio-Lebensmittel sehen" | GEOplus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/wir-sollten-schnittblumen-wie-bio-lebensmittel-sehen-34694826.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Ob als Mitbringsel oder als Blumenschmuck für das eigene Heim: Die Deutschen lieben Schnittblumen. Aber ist die Farbenpracht auch nachhaltig? Blumen Pflanzen Nachhaltigkeit Fri, 10 May 2024 06:20:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/wir-sollten-schnittblumen-wie-bio-lebensmittel-sehen-34694826.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-05-10T06:20:00Z Helmut Stapel Zukunft: Nachhaltigkeit in der Krise: Warum brauchen wir eine "spirituelle Revolution", Herr Reheis? https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit--warum-brauchen-wir-eine-spirituelle-revolution--34659378.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard In der Multikrise scheint Wirtschaftswachstum wichtiger zu sein als Nachhaltigkeit. Ein Gespräch mit einem ihrer Vordenker, dem Soziologen und Erziehungswissenschaftler Fritz Reheis, über Brandschutz, Sachzwänge, Schule und den Wert des Scheiterns Nachhaltigkeit Green Living Klimaschutz Klimaausreden Lebensstil Thu, 02 May 2024 09:18:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit--warum-brauchen-wir-eine-spirituelle-revolution--34659378.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-05-02T09:18:00Z

In der Multikrise scheint Wirtschaftswachstum wichtiger zu sein als Nachhaltigkeit. Ein Gespräch mit einem ihrer Vordenker, dem Soziologen und Erziehungswissenschaftler Fritz Reheis, über Brandschutz, Sachzwänge, Schule und den Wert des Scheiterns

GEO: Herr Reheis, Deutschland hat die Ressourcen, die die Erde jedes Jahr bereitstellt, schon am 2. Mai aufgebraucht, und jedes Jahr rückt der "Overshoot Day" etwas weiter nach vorn. Dabei gibt es die Idee der Nachhaltigkeit schon seit über 300 Jahren. Was läuft schief?

Fritz Reheis: Wir haben ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Thema Nachhaltigkeit. Der Begriff ist zwar im Lauf der vergangenen 10, 15 Jahre in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Allerdings sagen viele: "Eigentlich sollten wir …", um dann das große "Aber" hinterherzuschieben. Dann heißt es oft: "Was soll ich denn machen, ich kann mich sehr oft einfach nicht so verhalten, wie ich es eigentlich müsste." Dass viele Menschen diesen Widerspruch empfinden, das ist gewissermaßen das Positive. Das Negative ist, dass der Begriff zu einer Worthülse geworden ist, zu einem Marketing-Werkzeug, das mittlerweile für nahezu jedes Produkt verwendet wird.

Sie spielen auf den "ethischen" oder "nachhaltigen" Konsum an, der in der Praxis unserer Wirtschaft immer noch eine viel zu geringe Bedeutung hat ...

Ja, aber es muss differenziert werden: Wenn von der Wirtschaft die Rede ist, wird meist die Konsumentenperspektive beleuchtet. Aber es gibt eben auch noch die Perspektive der Investoren und derjenigen, die die Produktionsbedingungen gestalten. Die Vorstellung, der Konsument sitze am Manual der Wirtschaftsorgel und ziehe nach Belieben die Register, ist irreführend. Als bemühten sich Investoren und die Produzenten lediglich darum, den Wünschen der Konsumenten nachzukommen. Als hätten wir bereits das demokratischte Wirtschaftssystem, das man sich vorstellen kann. Mit der Fixierung auf die Rolle der Konsumenten bedient man genau diese Ideologie. Ich plädiere stattdessen dafür, "Nachhaltigkeit" in einem zeitökologischen Sinn zu verwenden ...

Das müssen Sie erklären.

Mir geht es darum, die implizite Dimension der Zeit, die in dem Wort "nachhaltig" angesprochen ist, explizit zu machen. In der Forstwirtschaft, aus der der Begriff stammt, ging es ja darum, dem Wald nicht mehr Holz zu entnehmen, als innerhalb einer bestimmten Zeit, also etwa innerhalb eines Jahres, nachwachsen kann. Wenn man diese Zeitdimension konsequent ernst nimmt, dann könnte der Begriff der Nachhaltigkeit absolut fruchtbar sein für die Transformationsdiskurse, die in Politik und Wissenschaft derzeit überall geführt werden.

Fritz Reheis gilt als einer der geistigen Väter des Konzepts der Entschleunigung. Der promovierte Soziologe und habilitierte Erziehungswissenschaftler ist Autor viel beachteter Bücher wie "Entschleunigung: Abschied vom Turbokapitalismus", "Die Kreativität der Langsamkeit" und "Erhalten und Erneuern"
Fritz Reheis gilt als einer der geistigen Väter des Konzepts der Entschleunigung. Der promovierte Soziologe und habilitierte Erziehungswissenschaftler ist Autor viel beachteter Bücher wie "Entschleunigung: Abschied vom Turbokapitalismus", "Die Kreativität der Langsamkeit" und "Erhalten und Erneuern"
© Weissbach

In diesen Diskursen plädieren Sie dafür, das Leitbild der Nachhaltigkeit durch Begriffe wie "Entschleunigung", "Resonanz", "Suffizienz" und andere Begriffe, die auf die Zeitdimension des Lebens verweisen, zu konkretisieren. Doch nach den Jahren der Pandemie und des Krieges in der Ukraine scheinen sich viele Menschen vor allem danach zu sehnen, dass alles so wird, wie es einmal war ...

Ja, das nehme ich auch in meinem Umfeld so wahr. Da höre ich schon mal Sätze wie: "Wir haben doch jetzt ganz andere Probleme." Ich vergleiche das gerne mit der Feuerwehr: Wenn das Haus brennt, kümmert sich niemand um den Brandschutz, der nötig ist, um die Gefahr, dass Brände entstehen, möglichst gering zu halten. In der Notlage schaut man weder räumlich noch zeitlich sehr weit, sondern man konzentriert sich auf das Hier und Jetzt. Und in einer solchen Situation blendet man – manchmal sogar aggressiv – alles aus, was diesen engen Blick gefährden könnte. Dann rechtfertigt man ein Verhalten, von dem man weiß, dass es falsch ist, indem man auf die momentane Dringlichkeit der Situation verweist und darauf, dass jetzt der falsche Zeitpunkt sei, Grundsatzfragen zu stellen.»UnserLeben kann so vielbesserwerden«

Wenn man aber analytisch herangeht, und das müssen wir, dann besteht ein guter Umgang mit der Institution Feuerwehr darin, dass Brände schnell gelöscht werden, dass aber gleichzeitig, mit derselben Intensität und demselben Einsatz von Ressourcen, präventiver Brandschutz betrieben wird. Wenn diese Gleichzeitigkeit, diese Balance, nicht gelingt, kann es passieren, dass schneller neue Brände entstehen als alte gelöscht werden. Leider neigt die Politik dazu, und die Bürger in demokratischen Staaten unterstützen sie dabei, sich zu sehr auf das Löschen zu konzentrieren, die lange Sicht der Prävention zu gering zu gewichten – und dabei die Kontrolle zu verlieren.

Viele Menschen sorgen sich vor einem sozialen Abstieg. Ist es nicht verständlich, dass sie sich in der Krise an das Bekannte, an Wachstum und materiellen Wohlstand klammern?

Ja, das ist naheliegend. Aber es bringt uns nicht weiter. Unsere Aufgabe als Journalisten, als Wissenschaftler oder Lehrer ist, möglichst transparent werden zu lassen, wohin das Wachstumsdogma und die einseitige Mehrung des materiellen Wohlstands führen – und kritische Impulse zu setzen. 

Welche Rolle spielen Schule und Bildungspolitik? In Bayern sollen in den Grundschulen Kunst und Musik zugunsten der Pisa-Fächer Mathe und Deutsch zurückgefahren werden ...

Ja, das zeigt, wie aus falschen Diagnosen falsche Schlüsse gezogen werden. Ich halte an der Uni Bamberg seit Jahrzehnten Seminare zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Es ist ein Skandal, dass in den Schulen von dieser zentralen pädagogischen Aufgabe so wenig ankommt. Ein Problem ist, dass Schulen Lernprozesse überwiegend als Fachunterricht organisieren. Fächerübergreifende Themen, und dazu gehört ja auch die Nachhaltigkeit, kommen systematisch zu kurz – schon in der Lehre und erst recht bei den Lernenden. Das ist ein Grund, warum die BNE in so einem schlechten Zustand ist. Mehr noch: Unser Schulsystem bringt Schüler hervor, die sich bereitwillig zum Homo oeconomicus sozialisieren lassen, indem sie in den einzelnen Fächern mit möglichst geringem Zeiteinsatz möglichst gute Noten zu bekommen versuchen. Mit einem solchen Lernverhalten wird es schwierig, die Welt als Ganzes zu erfassen, ebenso wie die eigene Verantwortung für den Zustand der Welt zu erkennen und  Freude zu entwickeln, in sie einzugreifen und eingreifen zu können.

Was müsste sich denn ändern?

Ich war lange Zeit Gymnasiallehrer und habe versucht, möglichst viel in Projekten zu arbeiten. Projekte ermöglichen Schülern, möglichst stark am Lernprozess teilzuhaben. Als ich als Lehrer anfing, war gerade das Thema Waldsterben relevant. Wir haben ein jahrgangs- und fächerübergreifendes Projekt zum Thema gemacht. Wir haben Förster einbezogen und die Fächer, Biologie, Geschichte, Wirtschaft, Geografie und Sozialkunde zusammengelegt. Entscheidend war: Die Schüler haben das Thema selbst gewählt, es war ihr Thema, und alle haben nach ihren Interessen und Neigungen Akzente gesetzt. Eine Bildungspolitik, die den Fächerunterricht reduziert und die Lehrpläne verschlankt, würde Räume schaffen für ein solches fächerübergreifendes und selbstbestimmtes Lernen. Damit wäre für das Ziel der nachhaltigen Entwicklung einiges erreicht. Leider spielen solche Projekte im regulären Schulalltag eine völlig untergeordnete Rolle.

Andererseits ist es nachvollziehbar, dass Eltern wollen, dass ihre Kinder einmal auf mindestens demselben Wohlstandsniveau leben wie sie selbst. Und das scheint am ehesten mit einem gut bezahlten Job, mit Mathematik und Informatik zu gehen. Was sagen Sie denen?

Man müsste in ein intensives Gespräch mit ihnen treten – darüber, was eigentlich Wohlstand, was Fortschritt ist. Warum verengte Begriffe davon problematisch sind, warum es problematisch ist, wenn wir eine ganze Generation in dieser Verengung aufwachsen lassen. Dass diese Strategie, angesichts des Tempos, mit dem sich Dinge heute entwickeln, hochgradig riskant ist. Noch einmal zurück zum Feuerwehr-Beispiel: Nur Brände löschen und individuelle Karrieren optimieren, das bringt uns nicht wirklich weiter. Es schafft vielleicht gute Wachstumsraten und gute Pisa-Ergebnisse, blendet aber die daraus resultierenden aktuellen Krisen und existenziellen Bedrohungen aus, die für die Zukunft prognostiziert sind.

Eine Zukunft, die ja auch die Rechte zukünftiger Generationen miteinschließt, wie das Bundesverfassungsgericht 2021 festgestellt hat.

Das Urteil ist historisch, weil das Gericht feststellt, dass man die Freiheitsräume, die Menschen haben, auch in diachroner, zeitlicher Folge sehen muss und nicht nur zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt.

Bislang hat das Urteil allerdings nur dazu geführt, dass die Bundesregierung bei den Plänen zur Emissionsreduktion nachschärfen musste.

Was jetzt notwendig wäre, wäre etwas, was linke SPDler in den 70er-Jahren eine Doppelstrategie nannten. Gemeint war damit eine Politik, die die Bedürfnisse der Menschen im Hier und Heute ernst nimmt, zugleich aber auch, und zwar mit jedem Schritt, bedenkt, dass es darum geht, Strukturen zu überwinden, die zu diesen Problemen geführt, sich also nicht bewährt haben. 

Steht der Transformation der Gesellschaft, hin zu einem Wirtschaften innerhalb von planetaren Grenzen, ein erstarkender rückwärtsgewandter Konservatismus entgegen?

Eine konservative Grundeinstellung finde ich gar nicht abwegig. Die Bürger sollten sich – wohlgemerkt, in einer Demokratie – fragen, was sie eigentlich erhalten möchten, was sich bewährt hat. Was für ihr Leben unverzichtbar ist. Das zu bewahren und zu schützen, ist im Wortsinn konservativ. Gleichzeitig gilt es aber auch, herauszufinden, welche Kräfte sich als zerstörerisch herausgestellt haben, und sie zu überwinden. Das wäre meine Formel für die Verbindung von Konservatismus und Progressivität. Die Politik müsste sich, so wie es selbstbestimmte Individuen tun, diesen beiden Aufgaben, dem Erhalten und dem Erneuern, stellen und dafür belohnt werden, wenn sie es ernsthaft und glaubwürdig tut.

Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung hat errechnet, dass wir bis 2050 mit Einkommensverlusten von 19 Prozent durch die Klimakrise rechnen müssen. Bekommen wir Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften doch eher by disaster als by design?

Das weiß ich nicht. Ich hoffe, dass beide zusammenwirken, sich vielleicht sogar synergetisch ergänzen. Und dass das Desaster nicht so groß ist, dass es irreversible Zerstörungen anrichtet. Um die Gefahr eines nicht mehr kontrollierbaren Desasters einzudämmen, wäre es auch hier wieder wichtig, dass wir uns klar machen, was wir erhalten wollen – zum Beispiel die Demokratie, den Rechts- und den Sozialstaat –, und gleichzeitig eine Zukunftsperspektive zu entwickeln, die die neuen Herausforderungen mit den schon erprobten und bewährten Mitteln zu bewältigen versucht. Wir müssen uns immer wieder die Zeitlichkeit der Gegenwart bewusst machen: Die Gegenwart ist etwas Gewordenes, und sie ist etwas, das weiter werden soll. In dieser Temporalität stecken wir drin. Wir müssen die Zeit zum Fließen bringen. 

Wie meinen Sie das?

Wir sind oft konfrontiert mit einer geronnenen Zeit. Der so genannte Sachzwang ist für mich der Begriff, der das am deutlichsten macht. Wir können angesichts von Sachzwängen aus unserer Haut nicht heraus. Wenn wir alternative Wege einschlagen, drohen sofort riesige Konsequenzen, die niemand wollen kann. Diese Sachzwanghaftigkeit kann man mental und dann auch praktisch auflösen, indem man sich bewusst macht, dass Sachzwänge letztlich menschengemacht sind, dass sie über lange Zeiträume und durch kollektives Handeln entstanden und genau deshalb veränderbar sind.

Sie schreiben in Ihrem Buch "Erhalten und Erneuern", Nachhaltigkeit sei ohne eine "spirituelle Revolution" nicht möglich. Können Sie das erklären?

Wir nutzen technischen Fortschritt heute vor allem dafür, neue Produkte, neue Produktionsverfahren zu ersinnen, unsere "Weltreichweite" zu erhöhen, wie der Soziologe Hartmut Rosa sagt. Das Tempo des technischen Fortschritts nimmt ständig zu. Wir greifen immer schneller und immer weiter in die Welt ein. Deshalb kommt es immer mehr darauf an, dieses Eingreifen auch begreifen zu können, wenn wir die Kontrolle nicht verlieren wollen.

"Begreifen" im Sinne von "verstehen und die Konsequenzen absehen"?

Genau. Verstehen und fühlen. Begreifen ist hier keine rein kognitive Aktivität, sondern es geht auch um das leibliche Begreifen. Voraussetzung dafür ist, dass wir ein ganz bestimmtes Verhältnis zum eigenen Körper ebenso wie zur Natur entwickeln. "Achtsamkeit" ist so ein Begriff, der in diesem Zusammenhang oft verwendet wird. Wir sollten unser Wirtschaften und unser Leben so umgestalten, dass Raum und Zeit für das Begreifen in diesem ganzheitlichen Sinn bleibt – und unsere Zeit, unsere Energien und Potenziale nicht auf die ständige Schaffung künstlicher Bedürfnisse, das zwanghafte Ersinnen neuer Produkte und das ziellose Ausgreifen in die Welt fokussieren. Mehrere Flugreisen im Jahr – das muss und kann kein Fortschrittsmodell sein. Wir sollten den technischen Fortschritt vermehrt in Zeit ausbezahlt bekommen, die wir für die menschliche Entwicklung, seine geistige "Veredelung", wie es im 18. Jahrhundert genannt wurde, verwenden. Das meine ich, wenn ich von spiritueller Revolution spreche. 

Woher soll denn der Anstoß für diese Revolution kommen?

Aus eigenen Erfahrungen. Zum einen aus Erfahrungen des Scheiterns. Dass bisherige Bemühungen um ein gutes Leben aus verschiedenen Gründen nicht erfolgreich waren, und der Einsicht, dass auch unsere Kinder und Enkel damit nicht erfolgreich sein werden. Und auf der anderen Seite Erfahrungen der Alternative. Es geht darum, Freiräume zu schaffen, in denen Menschen etwas Neues ausprobieren können. Von dem Zukunftsforscher Robert Jungk gibt es die Idee der Zukunftswerkstätten. Wenn wir im großen Stil nicht nur Geschichtswerkstätten, sondern auch Zukunftswerkstätten hätten, die Menschen Gelegenheit geben, sich an ihrem Arbeitsplatz, an ihrem Wohnort, in den Gruppen, in denen sie tätig sind, spielerisch mit Alternativen vertraut zu machen, dann wäre das eine starke Motivation, ein positiver Anstoß für eine andere, bessere Art des Umgangs mit Zeit, mit Ressourcen und Energie.

Wir könnten uns fragen, welches die Momente in unserem Leben oder in unserem Alltag sind, in denen wir uns wirklich lebendig fühlen. Beim Sport, in der Natur, beim Musikmachen oder in einem guten Gespräch kann mehr Energie entstehen, als wir einsetzen. Das ist für mich die andere Seite der energetischen Wende, an der wir gerade arbeiten. Es geht darum, auch in unserem Inneren die nicht-erneuerbaren Energiequellen durch Erneuerbare zu ersetzen.

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Peter Carstens
Ungleichheit: Krankheit, Flucht, Gewalt: Warum Frauen stärker als Männer unter der Klimakrise leiden | GEOplus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/krankheit--flucht--gewalt--warum-frauen-staerker-als-maenner-unter-der-klimakrise-leiden-34564686.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Frauen und Mädchen sterben häufiger bei Naturkatastrophen, leiden gesundheitlich stärker unter der Klimakrise, werden bei Dürren aus der Schule genommen oder verheiratet: Weltweit verstärkt der Klimawandel die Geschlechterungleichheit und führt zu mehr sexueller Gewalt gegen Frauen. Dabei sind gerade sie es, die vielerorts einen Wandel herbeiführen Frauen Klimawandel Gesundheit Tue, 30 Apr 2024 07:42:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/krankheit--flucht--gewalt--warum-frauen-staerker-als-maenner-unter-der-klimakrise-leiden-34564686.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-04-30T07:42:00Z Franziska Türk Umwelt: Greenpeace wirft Ikea Zerstörung von Wäldern in Rumänien vor https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/umwelt--greenpeace-wirft-ikea-zerstoerung-von-waeldern-in-rumaenien-vor-34615844.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Nach einer Greenpeace-Recherche soll das Holz für beliebte Ikea-Möbel aus geschützten Urwäldern in den Karpaten stammen. Das schwedische Einrichtungshaus will den Vorwürfen nachgehen Abholzung CO2 Wald Nachhaltigkeit Klima Wed, 10 Apr 2024 15:15:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/umwelt--greenpeace-wirft-ikea-zerstoerung-von-waeldern-in-rumaenien-vor-34615844.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-04-10T15:15:00Z

Nach einer Greenpeace-Recherche soll das Holz für beliebte Ikea-Möbel aus geschützten Urwäldern in den Karpaten stammen. Das schwedische Einrichtungshaus will den Vorwürfen nachgehen

Die Umweltorganisation Greenpeace wirft Ikea vor, an der Abholzung von Urwäldern in Rumänien für die Möbelproduktion beteiligt zu sein. Laut einer aktuellen Greenpeace-Recherche wird für das schwedische Unternehmen Holz aus alten Wäldern, darunter Urwälder in den Karpaten, für die Möbel-Herstellung gefällt. Mehrere externe Hersteller, die für Ikea arbeiten, sollen Holz aus den wertvollen Wäldern für Einrichtungsstücke wie Ingolf-Stühle, den Bekväm-Tritthocker oder Sniglar-Babybetten nutzen.

Nach Greenpeace-Angaben wurden 30 Produkte dieser Lieferanten in Möbelhäusern in 13 Ländern, darunter Deutschland, gefunden. "Ikea darf nicht die letzten Urwälder Europas für Möbel zerstören", sagte Greenpeace-Waldexpertin Gesche Jürgens. „Alte Wälder sind für die Gesundheit des Planeten unverzichtbar und müssen sofort geschützt werden. Ohne sie werden wir die Arten- und Klimakrise nicht in den Griff bekommen. Ikea muss gegen diesen Raubbau vorgehen.“

Für die Recherche haben Greenpeace-Teams nach eigenen Angaben den Weg des Holzes anhand von Abholz-Genehmigungen, Satellitenbildern und Holzlagern aus den Wäldern Rumäniens bis in die Regale von Ikea-Filialen verfolgt. Die Teams besuchten Wälder, in denen das durchschnittliche Baumalter 120 bis 180 Jahre betrug und stellten eine systematische Zerstörung des alten Baumbestands fest. Greenpeace-Aktivisten wollten am Mittwoch die Rechercheergebnisse an die Ikea-Verwaltung in Hofheim am Taunus übergeben.

Still fällt der Wald

Ikea teilte mit, man nehme die Vorwürfe sehr ernst. "Illegales Holz und verantwortungslose Forstwirtschaftspraktiken haben in der Ikea-Wertschöpfungskette keinen Platz", erklärte der Konzern auf Anfrage. "Jedem Hinweis darauf gehen wir sofort nach. Wenn wir Unregelmäßigkeiten entdecken, ergreifen wir sofort Maßnahmen, einschließlich der Beendigung von Geschäftsbeziehungen." 

Greenpeace: Ikea muss eigener Verantwortung gerecht werden

Die Karpaten beheimateten bedeutende Populationen von Braunbären, Wölfen, Gämsen, Luchsen und viele schützenswerte Pflanzen, so Greenpeace. Nur etwa 2,4 Prozent der rumänischen Karpatenwälder seien derzeit vor Abholzung geschützt, hieß es. Rumänien habe in den vergangenen 20 Jahren geschätzt die Hälfte seiner Urwälder durch Holzeinschlag verloren. Die europäische Biodiversitätsstrategie sehe vor, insbesondere alte, naturnahe Wälder und Urwälder zu schützen. 

Aufforsten_Klingholz

Greenpeace zufolge ist es Aufgabe der EU, Abholzung in alten Wäldern zu verbieten. Aber auch Unternehmen hätten eine Verantwortung. "Ikea behauptet, nachhaltig zu sein, profitiert aber im Moment immens vom schwachen Naturschutz in den Karpaten", sagte Jürgens. Ikea müsse seinen Nachhaltigkeitsversprechen gerecht werden.

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Klimaschutz: Erste Klimaklage vor Menschenrechtshof erfolgreich – Was das bedeutet https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/erste-klimaklage-vor-menschenrechtshof-erfolgreich---was-das-bedeutet-34614548.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Der Gerichtshof für Menschenrechte stellt sich in einem deutlichen Urteil hinter eine Klage älterer Frauen, die von der Schweiz mehr Klimaschutz verlangen. Das eröffnet Klimaschützern neue Möglichkeiten – nicht nur in der Schweiz Klimaschutz Klima Wed, 10 Apr 2024 07:05:02 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/erste-klimaklage-vor-menschenrechtshof-erfolgreich---was-das-bedeutet-34614548.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-04-10T07:05:02Z

Der Gerichtshof für Menschenrechte stellt sich in einem deutlichen Urteil hinter eine Klage älterer Frauen, die von der Schweiz mehr Klimaschutz verlangen. Das eröffnet Klimaschützern neue Möglichkeiten – nicht nur in der Schweiz

Als die "Klimaseniorinnen" aus dem Gerichtssaal kamen, war der Jubel groß. Der Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte gerade entschieden, dass Staaten für Menschenrechtsverletzungen belangt werden können, wenn sie nicht genug für den Klimaschutz tun. Die Richterinnen und Richter verurteilten am Dienstag im französischen Straßburg die Schweiz, weil sie durch mangelnden Klimaschutz das Recht auf Familien- und Privatleben der Klägerinnen verletzt habe. Damit sprach der Gerichtshof erstmals ein Urteil in einer Klage, die für mehr Klimaschutz eintrat.

Die Menschenrechtskonvention gewähre eine Verpflichtung der Staaten, die Bevölkerung vor den schwerwiegenden nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels auf Leben und Gesundheit zu schützen, so die Richter. Die Klägerinnen hatten argumentiert, dass sie durch ihr Alter durch den Klimawandel besonders gefährdet seien, beispielsweise wegen extremer Hitzewellen.  Die "Klimaseniorinnen" sind ein von Greenpeace unterstützter und initiierter Verein mit mehr als 2000 Mitgliedern in der Schweiz. Ihr Durchschnittsalter beträgt 73 Jahre.Saúl VER SUs RWE

Die Co-Präsidentin des Vereins, Anne Mahrer, bezeichnete die Entscheidung als Genugtuung: "Seit neun Jahren kämpfen wir mit Unterstützung von Greenpeace für Klimagerechtigkeit. Nachdem uns die Schweizer Gerichte nicht angehört haben, bestätigt nun der EGMR: Klimaschutz ist ein Menschenrecht." Grünen-Bundestagsfraktionschefin Katharina Dröge sprach von einem historischen Erfolg. 

Präzedenzfall für künftige Klagen

Für Deutschland hat die Entscheidung Folgen, auch wenn ein Urteil des EGMR grundsätzlich nur das Land bindet, das verurteilt wurde. Denn die Menschenrechtskonvention, auf die sich der EGMR bezieht, ist für alle Länder des Europarats verpflichtend. Dazu zählen 46 europäische Staaten, neben den EU-Mitgliedern auch andere große Länder wie die Türkei oder Großbritannien. Dass der EGMR nun so deutlich eine Verpflichtung der Länder für Klimaschutz aus der Menschenrechtskonvention ableitet, ist ein starkes Zeichen und könnte Türen für weitere Klagen öffnen – sowohl vor dem EGMR als auch vor nationalen Gerichten.

"Die Bedeutung dieses Entscheids ist nicht zu überschätzen. Er wird weltweit für weitere Klimaklagen gegen Staaten wie auch gegen Unternehmen von großer Bedeutung sein und deren Erfolgsaussichten erhöhen", sagte die leitende Rechtsanwältin der "Klimaseniorinnen", Cordelia Bähr.  Die "Klimaseniorinnen" hatten unter anderem gerügt, dass die Schweiz keine geeignete Gesetze erlassen habe, um den Klimawandel zu bekämpfen. Der Gerichtshof bemängelte unter anderem, das Land habe seine Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in der Vergangenheit nicht erreicht. Die schweizerischen Behörden hätten nicht rechtzeitig und angemessen gehandelt, um entsprechende Gesetze auszuarbeiten.

Wie es nun in der Schweiz weiter geht, ist offen. Die Alpenrepublik muss dem Urteil unbedingt Folge leisten, bei der Umsetzung gibt es aber Entscheidungsspielraum. Denkbar ist, dass die Klägerinnen erneut in ihrem Heimatland vor Gericht ziehen, nachdem der EGMR auch entschieden hat, dass ihr Recht auf ein faires Verfahren in der Schweiz verletzt wurde. In jedem Fall muss die Schweiz den Klimaseniorinnen ihre Kosten in Höhe von 80.000 Euro erstatten. Schadenersatz für die erlittenen Menschenrechtsverletzungen hatten die Frauen nicht gefordert. 

Andere Klagen weniger erfolgreich: "Ein Sieg für uns alle"

Zwei andere Klimaklagen aus Frankreich und Portugal wurden vom Gerichtshof am Dienstag abgewiesen. Ein ehemaliger französischer Bürgermeister hatte geklagt, weil sein Heimatort am Ärmelkanal vom steigenden Meeresspiegel bedroht sei. Die Richterinnen und Richter erklärten seine Klage jedoch für unzulässig. Er wohne nicht mehr in dem Küstenort. Daher fehle ihm die sogenannte Opfereigenschaft, weil er nicht direkt oder indirekt von einer potenziellen Menschenrechtsverletzung betroffen sei. 

Besonderes Augenmerk lag auch auf der Klage von sechs portugiesischen Jugendlichen. Sie hatten sich nach den verheerenden Waldbränden in ihrer Heimat 2017 entschlossen, nicht nur ihr Heimatland, sondern mehr als 30 andere europäische Staaten zu verklagen – darunter Deutschland. Auch hier entschieden die Richter aber auf Unzulässigkeit: Die Teenager hätten sich zuerst in Portugal durch die Instanzen klagen müssen, bevor sie den Gerichtshof anrufen. Außerdem gebe es in der Menschenrechtskonvention keine Grundlage dafür, dass Staaten außerhalb ihres Hoheitsgebiets derart weitreichend haftbar gemacht werden können. 

Die 19-jährige Klägerin Sofia Oliveira sagte, sie sei "natürlich enttäuscht". "Aber das Wichtigste ist, dass der Gerichtshof im Fall der Schweizer Frauen gesagt hat, dass die Regierungen ihre Emissionen stärker reduzieren müssen, um die Menschenrechte zu schützen. Ihr Sieg ist also auch ein Sieg für uns und ein Sieg für alle!" 

Eines der größten Verfahren, die Straßburg je gesehen hat

Straßburg hat wohl selten ein so großes Interesse an einem Verfahren gesehen. Welch große Bedeutung die Richter den Prozessen zuwiesen, zeigte sich bereits daran, dass alle drei Verfahren vor der Großen Kammer mit einer besonderen Priorität entschieden wurden. Schon am Morgen gab es Solidaritätsbekundungen vor dem Gebäude von Jung und Alt. Zur Urteilsverkündung reisten mehrere Hundert Menschen an, auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg war vor Ort. 

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Folge der Energiewende: Wegen der Suche nach seltenen Erden: Jeder dritte Menschenaffe in Afrika ist bedroht https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/wegen-seltener-erden--jeder-dritte-menschenaffe-in-afrika-ist-bedroht-34612456.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Für eine saubere Energieversorgung werden immense Mengen seltener Erden benötigt. Doch Bergbauprojekte in Afrika setzen Menschenaffen zunehmend unter Druck Affen Menschenaffen Rohstoff Afrika Tue, 09 Apr 2024 13:39:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/wegen-seltener-erden--jeder-dritte-menschenaffe-in-afrika-ist-bedroht-34612456.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-04-09T13:39:00Z

Für eine saubere Energieversorgung werden immense Mengen seltener Erden benötigt. Doch Bergbauprojekte in Afrika setzen Menschenaffen zunehmend unter Druck

Um den Anstieg der Erderwärmung zu begrenzen, ist ein schneller Umstieg auf erneuerbare, saubere Energien unabdingbar. Doch für Windkraft und Elektroautos werden Kupfer, Lithium, Kobalt und andere seltene Erden gebraucht. Regionen mit großen Vorkommen werden daher für Bergbauunternehmen immer interessanter. Besonders im Fokus: Afrika. 

Forschende des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Naturschutzorganisation Re:wild haben jetzt untersucht, welche Auswirkungen neue Bergbauprojekte in 17 afrikanischen Ländern auf den Regenwald haben – vor allem auf Menschenaffen, unsere nächsten Verwandten.

Schätzungen zufolge leben in Afrika annähernd 180.000 Gorillas, Bonobos und Schimpansen. Das Ergebnis der Studie, die jetzt im Fachblatt "Science Advances" erschien: Mehr als ein Drittel der Menschenaffen könnte durch geplante Bergbauaktivitäten bedroht sein. Da die Unternehmen Daten über die Biodiversität in den Erschließungsgebieten nicht offenlegen müssen, könnte das tatsächliche Ausmaß der Bedrohung sogar noch größer sein.

Mehr als 80 Prozent der Schimpansen in Guinea in Gefahr

Für die Studie nutzte das Forschungsteam die Koordinaten von Abbaustätten, die schon in Betrieb genommen wurden oder derzeit erschlossen werden – zuzüglich einer "Pufferzone" mit einem Radius von zehn Kilometern, in der Lichtverschmutzung und Lärm die Lebensräume beeinträchtigen, und einer 50-Kilometer-Zone, in der sie mit indirekten Auswirkungen der Bergbauaktivitäten rechnen. Dazu zählen sie den Bau von Infrastruktur wie Straßen und Siedlungen für Arbeitskräfte. Beides könne, so die Forschenden, dazu führen, dass der Druck auf die Menschenaffen sich weiter erhöht – etwa durch direkte Bejagung, durch die Zerstörung ihres Lebensraums oder durch die Übertragung von Krankheiten, so genannte Zoonosen.

GEO+ Lihtium aus GeothermieDie Überlappung der Abbaugebiete einschließlich ihrer Pufferzonen mit den Lebensräumen von Menschenaffen zeigte, dass etwa jeder dritte Menschenaffe in Gefahr ist – vor allem in Liberia, Sierra Leone, Mali und Guinea. Besonders kritisch ist demnach die Situation für die Schimpansen in Guinea: Der Studie zufolge könnten 23.000 Tiere – das entspricht 83 Prozent der Affenpopulation des Landes – vom bestehenden und geplanten Bergbau betroffen sein.

Allein in Guinea könnten mehr als 23.000 Schimpansen direkt oder indirekt von Bergbauaktivitäten betroffen sein
Allein in Guinea könnten mehr als 23.000 Schimpansen direkt oder indirekt von Bergbauaktivitäten betroffen sein
© Jane Rix

Und nicht nur das: Viele Regionen Afrikas gelten aus Naturschutzsicht als "kritische Lebensräume" mit herausragender Bedeutung für die lokale Biodiversität. Von diesen Regionen liegen etwa ein Fünftel im Einflussgebiet von Bergbauprojekten.

"Abkehr von fossilen Brennstoffen darf die Biodiversität nicht aufs Spiel setzen"

Die Autorinnen und Autoren kritisieren zudem, dass Ausgleichsmaßnahmen, zu denen die Unternehmen verpflichtet werden, nicht ausreichen. Denn zum einen lassen sie unberücksichtigt, dass die Schädigungen der Ökosysteme weit über den 20-Jahres-Horizont hinausreichen, der ihrer Ermittlung zugrunde gelegt wird. Zum anderen wird die ursprüngliche Artenvielfalt oft nicht korrekt erfasst – sondern erst viele Jahre nach der Explorationsphase. "Diese Daten spiegeln den ursprünglichen Zustand der Menschenaffenpopulationen vor Ort also gar nicht korrekt wider", sagt die an der Studie beteiligte Genevieve Campbell von der Naturschutzorganisation Re:wild in einer Presseerklärung.

"Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist für das Klima richtig und wichtig. Sie muss aber in einer Art und Weise erfolgen, die die Biodiversität nicht aufs Spiel setzt", sagt die Erstautorin der Studie, Jessica Junker. Unternehmen, Kreditgeber und Staaten müssten anerkennen, dass es manchmal für die Eindämmung des Klimawandels und die Vermeidung zukünftiger Epidemien von größerem Nutzen sein könne, einige Gebiete unangetastet zu lassen.PMM2305 Magnete  Die Bausteine der Energiewende

In den Ländern der Europäischen Union könnte sich die Nachfrage nach seltenen Erden, die für Elektrofahrzeuge, digitale Technologien oder Windgeneratoren benötigt werden, bis zur Jahrhundertmitte verzehnfachen. Allein in der Demokratischen Republik Kongo liegen Schätzungen zufolge knapp die Hälfte der weltweiten Vorkommen. Verbaut wird das Metall in fast jeder Batterie und fast jedem Akku.

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Peter Carstens
Verkehrspolitik: Die Leute wollen das Tempolimit nicht? Stimmt nicht, Herr Wissing! https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/die-leute-wollen-das-tempolimit-nicht--stimmt-nicht--herr-wissing--34592466.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat Forderungen nach einem generellen Tempolimit auf Autobahnen erneut eine Absage erteilt. Und beruft sich dabei auf mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung. Zu Unrecht Verkehr Auto Verkehrsmittel Klimaschutz Grüner Bereich Tue, 02 Apr 2024 12:35:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/die-leute-wollen-das-tempolimit-nicht--stimmt-nicht--herr-wissing--34592466.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-04-02T12:35:00Z

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat Forderungen nach einem generellen Tempolimit auf Autobahnen erneut eine Absage erteilt. Und beruft sich dabei auf mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung. Zu Unrecht

Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe. Bundesverkehrsminister Volker Wissing ist ziemlich gut darin, Gründe zu finden. Zum Beispiel Gründe gegen ein generelles Tempolimit. Zur Faktenlage erklärte er jüngst in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe: "Es geistern so viele Zahlen rum". Was wohl so viel heißen soll wie: Der eine sagt dies, der andere das, und was nun stimmt, weiß niemand – Expert*innen des Umweltbundesamtes eingeschlossen. Ob der Bundesverkehrsminister es auch für strittig hält, ob ein Auto, das langsamer fährt, weniger Sprit verbraucht?Verbote

Auf Forderungen nach einem generellen Tempolimit angesprochen, antwortet Wissing mit einer schlauen Unterstellung: Wenn flächendeckend auf Autobahnen ein Tempolimit von 120, auf Landstraßen von 80 und innerorts von 30 gelte, habe das in Deutschland keine Akzeptanz. "Das wollen die Leute nicht."

Wissing unterstellt pauschale Ablehnung mit einem fingierten Szenario

Nun hatte allerdings niemand nach genau diesem Szenario gefragt, das Wissing vorschiebt, um den Deutschen eine allgemeine Ablehnung zu unterstellen. Zumindest Tempo 30 in geschlossenen Ortschaften ist eine Forderung, vor allem aus Umweltverbänden, die eine weitaus geringere Akzeptanz hat als ein generelles Tempolimit auf Autobahnen – das befürwortet laut zahlreichen Umfragen eine Mehrheit der Deutschen. Bei einer Befragung unter den Mitgliedern des ADAC aus dem Jahr 2023 stimmten 54 Prozent der Teilnehmenden für ein generelles Limit. Und die Zustimmung wächst nach ADAC-Angaben von Jahr zu Jahr. In einer Umfrage im Auftrag der "Bild"-Zeitung aus dem vergangenen Jahr sprachen sich sogar 57 Prozent der Befragten für ein Limit von 130 Kilometern pro Stunde aus.Geo+ Auto Essay

Wenn Wissing von "den Leuten" spricht, meint er wohl vor allem die Anhängerschaft der Anti-Verbotspartei: Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2021 finden sich mit 57 Prozent in den Reihen der FDP, gefolgt von der AfD, die weitaus meisten Menschen, die "voll und ganz" gegen ein generelles Tempolimit sind.

Nun weiß auch Bundesminister Volker Wissing, dass die Emissionen in dem Sektor, den er verantwortet, notorisch zu hoch sind. Doch wie er sie senken will, bleibt außer ziemlich pauschalen Verweisen auf die Digitalisierung und technologische Innovationen nebulös.

Jedes Jahr fahren auf deutschen Straßen mehr Autos, der Trend geht zum Drittwagen, die durchschnittlichen Emissionen pro Fahrzeug steigen, auch weil immer mehr SUV unterwegs sind. Das ist ein Problem, das mit einem Tempolimit allein nicht gelöst werden kann. Aber keinen Anfang zu machen, ist Realitätsverweigerung.

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Peter Carstens
Bundesregierung: CO2-Speicherung im Nordsee-Boden soll erlaubt werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/faq--co2-speicherung-im-nordsee-boden-soll-erlaubt-werden-34497042.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard CO2-Emissionen zu senken gehört zu den wichtigsten Zielen der Bundesregierung. Künftig soll ein umstrittenes Verfahren dabei helfen. Umweltschützer befürchten nun "CO2-Mülldeponien" unter dem Meer Kohlendioxid Klima Klimaschutz Tue, 27 Feb 2024 13:31:55 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/faq--co2-speicherung-im-nordsee-boden-soll-erlaubt-werden-34497042.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-02-27T13:31:55Z

CO2-Emissionen zu senken gehört zu den wichtigsten Zielen der Bundesregierung. Künftig soll ein umstrittenes Verfahren dabei helfen. Umweltschützer befürchten nun "CO2-Mülldeponien" unter dem Meer

Um die Klimaziele zu erreichen, soll schädliches CO2 in Deutschland künftig auch im Boden gespeichert werden – zumindest in der Nordsee. Es gehe vorrangig darum, Emissionen aus Branchen abzufangen, die nach aktuellem Stand nur schwer oder gar nicht klimaneutral werden könnten, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag. Dazu gehören zum Beispiel die Zement- und die Kalkindustrie. Doch die sogenannte CCS-Technik soll auch für die Energieproduktion in Gaskraftwerken erlaubt werden, was Umweltschützer stark kritisieren. Das gefährde den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, warnen sie. 

Was ist CCS?

CCS steht als englische Abkürzung für "Carbon Dioxide Capture and Storage". Gemeint ist die Abscheidung und unterirdische Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2), das beispielsweise in Industrieanlagen und bei der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle entsteht. Mit energieintensiven Verfahren wird das Treibhausgas eingefangen, verflüssigt und dann etwa in den Meeresgrund gepresst und eingelagert. Das soll verhindern, dass das CO2 in die Atmosphäre gelangt und die Erderwärmung beschleunigt.CCS

Gibt es Risiken und wird CCS international schon eingesetzt?

Habeck betonte: "Diese Technologie ist sicher. Risiken sind – wie die im Bergbau oder in der Chemieindustrie – managebar." Schon seit 1996 wird CCS nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) im industriellen Maßstab etwa in der Nordsee vor der Küste Norwegens eingesetzt. Als problematisch sieht das Umweltbundesamt vor allem den enormen zusätzlichen Energieaufwand. Im Normalbetrieb seien in aller Regel keine gesundheitlichen Auswirkungen für den Menschen zu erwarten. Risiken gebe es jedoch durch Unfälle, bei denen CO2 schlagartig entweiche, oder durch eine allmähliche Freisetzung. Durch Leckagen könnten auch Risiken für das Grundwasser und für den Boden entstehen. 

Wo soll die Speicherung in Deutschland erlaubt werden?

Vorerst ist das nur offshore in der sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) vorgesehen. Das ist ein Teil der Nordsee, bis zu 200 Seemeilen von der Küstenlinie entfernt. Meeresschutzgebiete werden ausgenommen. Eine Speicherung an Land, zum Beispiel in ehemaligen Gas- und Erdöllagerstätten, soll vorerst ausgeschlossen bleiben. Sollten die Bundesländer darum bitten, könne man darüber aber diskutieren, sagte Habeck. Das CO2 soll über ein noch aufzubauendes Netz an Pipelines zum Speicherort gebracht werden.

Was soll das bringen mit Blick auf den Klimaschutz – und welche Befürchtungen gibt es?

Fachleute sind sich weitgehend einig, dass CCS als Ergänzung nötig ist, um manche Industrien klimaneutral zu machen. Das deutsche Klimaziel - Klimaneutralität bis 2045 - sei nur mit CO2-Speicherung zu erreichen, sagte der deutsche Klimaforscher Ottmar Edenhofer. Habeck betonte: "Wir sind nicht mehr in einer Welt, in der wir Rosinen picken können, sondern in der wir nutzen müssen, was verfügbar ist." Die Zeit sei abgelaufen. 

Umstritten ist jedoch, ob die Technik auch dort ermöglicht werden soll, wo sich CO2-Emissionen grundsätzlich vermeiden lassen. Umweltverbände warnen, dass es dadurch mit dem Klimaschutz noch langsamer vorangehen könnte. Wenn CO2 wieder eingefangen werden könne, werde man sich weniger um vorherige Vermeidung bemühen.

Wie geht die Bundesregierung auf die Befürchtungen ein?

Habeck betonte: "Im Zentrum unserer Anstrengungen steht immer, Emissionen erst gar nicht entstehen zu lassen." Der strategische Fokus der CCS-Strategie liege auf schwer oder nicht vermeidbaren Emissionen, die zum Beispiel bei der Abfallverbrennung oder in der Zementindustrie anfallen, auch wenn man erneuerbare Energien einsetzt. In solchen Branchen will die Bundesregierung die effizientesten Projekte auch finanziell fördern. 

Bei der Energieproduktion, wo Emissionen vermeidbar sind, soll es keine Förderung geben. Kohlekraftwerke sollen außerdem keinen Zugang zum Pipeline-Netz bekommen, weil es beim Kohleausstieg bleiben soll. 

Bei Gaskraftwerken sieht das zum Missfallen von Umweltschützern anders aus. NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller bezeichnete es als falsches Signal, auch die Emissionen fossiler Kraftwerke einzubeziehen. "Der Fokus muss weiter klar auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem vollständigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen liegen", mahnte er. BUND-Chef Olaf Bandt warnte, Habeck setze den Ausstieg aus den fossilen Energien aufs Spiel. "CO2-Mülldeponien unter dem Meer" könnten schon bald Realität werden - trotz gefährlicher Risiken für menschliche Gesundheit und marines Leben. Im Grunde gebe Habeck einen Freifahrtschein und mache das Geschäft der Gaskonzerne noch profitabler.

Ist die Bundesregierung schon einig? Und wie geht es weiter?

Bisher hat Habeck die geplante Reform mit dem Kanzleramt und dem Finanzministerium vorbesprochen. Es gebe damit eine grundsätzliche Einigkeit der Koalitionspartner, sagte er. Doch die offizielle Abstimmung mit allen Bundesministerien läuft noch. Das Umweltministerium kündigte am Montag an, seine Position einzubringen. Ein Sprecher hob die Funktion des natürlichen Klimaschutzes der Meere hervor. Daher begrüße man, dass Meeresschutzgebiete ausgeschlossen würden. 

Heftigere Diskussionen dürfte es im Bundestag geben – auch in Habecks eigener Grünen-Fraktion. "CCS bei Gaskraftwerken lehnt die grüne Bundestagsfraktion ab", sagte die Grünen-Abgeordnete Lisa Badum dem Nachrichtenportal t-online. Der FDP-Abgeordnete Lukas Köhler dagegen bezeichnete die Pläne als historischen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Letztlich sollten in der Industrie und auch in Gaskraftwerken die Kosten darüber entscheiden, ob man CCS oder andere Technologien zur Vermeidung von CO2-Emissionen einsetze. 

Die oppositionelle Union befürchtet, dass die Pläne noch scheitern könnten. "Nichts spricht dafür, dass die Fundis bei den Grünen und die Linken in der SPD ihre Blockadehaltung gegen jeden Fortschritt bei der CO2-Abscheidung aufgegeben haben", sagte CDU-Klimapolitiker Andreas Jung. Unklar sei Art, Umfang und Sicherung der Förderung. 

In der Industrie kommen die ersten Pläne dennoch gut an. Der BDI sieht darin einen wichtigen Schritt für die wettbewerbsfähige Transformation der Industrie hin zur Klimaneutralität. Die Strategie sei "ein Signal der Solidarität an Europa, dass wir auch bereit sind, vor der eigenen Tür zu kehren und abgeschiedenes CO2 nicht nur an unsere Nachbarn exportieren wollen", erklärte der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), Michael Vassiliadis.

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Klima-Update: Gletscherschmelze in der Antarktis: Dirk Steffens über den Wettlauf gegen die Zeit https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/gletscherschmelze--dirk-steffens-ueber-den-wettlauf-gegen-die-zeit-34478868.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Mit rasender Geschwindigkeit nähern wir uns der 1,5-Grad-Marke. Schmölze allein die Westantarktis weg, würde der Meeresspiegel um etwa drei Meter ansteigen. Ist die Katastrophe noch abzuwenden? GEO-Experte Dirk Steffens geht der Frage im "Klima Update" nach Klimawandel Video Antarktis Thu, 22 Feb 2024 09:16:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/gletscherschmelze--dirk-steffens-ueber-den-wettlauf-gegen-die-zeit-34478868.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-02-22T09:16:00Z

Mit rasender Geschwindigkeit nähern wir uns der 1,5-Grad-Marke. Schmölze allein die Westantarktis weg, würde der Meeresspiegel um etwa drei Meter ansteigen. Ist die Katastrophe noch abzuwenden? GEO-Experte Dirk Steffens geht der Frage im "Klima Update" nach

Mit rasender Geschwindigkeit nähern wir uns der 1,5-Grad-Marke. Schmölze allein die Westantarktis weg, würde der Meeresspiegel um etwa drei Meter ansteigen. Ist die Katastrophe noch abzuwenden? GEO-Experte Dirk Steffens geht der Frage im "Klima Update" nach

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Mundhygiene: Bambus, Miswak und Co: Wie nachhaltiges Zähneputzen gelingt https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/nachhaltiges-zaehneputzen--tipps-und-tricks--wie-es-gelingt-34457292.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Durch Zahnbürsten aus Kunststoff entsteht jede Menge Müll, doch es geht auch anders. Wie nachhaltiges Zähneputzen gelingt und welche Produkte sinnvoll sind Nachhaltigkeit Umwelt Müll Thu, 15 Feb 2024 08:37:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/nachhaltiges-zaehneputzen--tipps-und-tricks--wie-es-gelingt-34457292.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-02-15T08:37:00Z

Durch Zahnbürsten aus Kunststoff entsteht jede Menge Müll, doch es geht auch anders. Wie nachhaltiges Zähneputzen gelingt und welche Produkte sinnvoll sind

Wer seine Zahnbürste wie empfohlen spätestens alle drei Monate wechselt, der erzeugt im Laufe seines Lebens einiges an Plastikmüll. Hinzukommen unzählige Zahnpastatuben, die weggeworfen werden. Und auch deren Inhalt ist in puncto Ökobilanz oftmals problematisch, denn viele Zahnpasten enthalten Mikroplastik, das wiederum in Kläranlagen nicht aus dem Wasser herausgefiltert werden kann und so oft im Meer landet. 

Wer seine Mundhygiene auch im Hinblick auf die Natur und Tierwelt sauberer gestalten möchte, der hat zum Glück einige Alternativen. Wie Sie nachhaltiges Zähneputzen gelingt, erfahren Sie im Folgenden. 

Woran erkenne ich Produkte mit Mikroplastik?

Wer sichergehen möchte, dass gekaufte Produkte kein Mikroplastik enthalten, schaut am besten auf die Inhaltsstoffe. Finden Sie dort Beschreibungen wie Polyethylen (PE), Polyamid (PA), Polypropylen (PP) oder Polyethylenterephthalat (PET), dann ist Mikroplastik enthalten. Eine ausführlichere Liste mit Kunststoffen, die in Kosmetik enthalten sein können, finden Sie beispielsweise bei der Krankenkasse AOK. Noch einfacher geht es mit Produktcheck-Apps. Scannen Sie einfach den Barcode des Produkts und lassen Sie sich anzeigen, welche schädlichen Stoffe es enthält. Beliebte Apps sind beispielsweise ToxFox oder Bead the Microbead. Sie haben zudem immer die Möglichkeit, auf Naturkosmetik zurückzugreifen, denn dort darf kein Mikroplastik enthalten sein. Siegel wie Ecocert, Demeter, Naturland, Natrue oder BDIH weisen auf Naturkosmetik-Produkte hin.

Welche Produkte eignen sich für nachhaltiges Zähneputzen?

Wer beim Zähneputzen auf Nachhaltigkeit setzen möchte, sollte zuerst seine Produkte überprüfen. Besonders schlecht für das Klima sind laut einer britischen Studie aus dem Jahr 2020 vor allem elektrische Zahnbürsten. Untersucht wurde unter anderem der Einfluss verschiedener Zahnbürstenarten auf das Klima, die Biodiversität sowie die Gesundheit von Gewässern, aber auch das Krebsrisiko von Menschen. Am besten schnitten dabei Bambus-Zahnbürsten sowie Modelle mit einem Wechselkopf ab. 

Folgende Zahnbürsten-Arten sind als Alternativen auf dem Markt erhältlich: 

Bambus-Zahnbürsten

Bambus Zahnbürste

Im Vergleich zu Zahnbürsten aus Plastik sind Modelle aus Bambus biologisch abbaubar. Lediglich für die Borsten, die oft aus Nylon bestehen, gilt das nicht. Sie müssen somit separat entsorgt werden. Allerdings wird Bambus häufig in China angebaut und hat somit einen langen Transportweg. Noch besser sind daher Zahnbürsten aus heimischen Hölzern. 

Holz-Zahnbürsten

Holzbürste neu

Bei Holz-Zahnbürsten gilt das gleiche Prinzip wie bei Bambus-Zahnbürsten: Auch hier müssen die Borsten separat entsorgt werden. Wer sich für eine Zahnbürste aus Holz entscheidet, sollte schauen, dass diese ein FSC-Siegel hat. Damit wird überprüft, dass das Holz kurze Transportwege hat und außerdem nachhaltig erwirtschaftet wird. 

Wechsel-Zahnbürsten

Wechselzahnbürsten

Wie bereits in der britischen Studie bestätigt wurde, sollen auch Wechsel-Zahnbürsten nachhaltiger sein, da hier lediglich der Kopf ausgewechselt wird, statt des ganzen Produktes. Dadurch kann der Stiel sehr lange genutzt werden, was den Abfallanteil reduziert. Wechsel-Aufsätze gibt es nicht nur aus Kunststoff, sondern mittlerweile auch aus Holz oder Bambus. 

Zahnputzhölzer

Zahnputzholz

Zähneputzen mit einem Baum? Klingt verrückt, aber das ist tatsächlich möglich. Zahnputzhölzer sollen auf eine natürliche Art und Weise die Zähne reinigen. Verwendet wird dafür das Holz des Miswak, auch Zahnbürstenbaum genannt. Ein Baum, der vor allem in Vorderasien, im Nahen Osten und in Afrika wächst. Laut Studien hat Miswak unter anderem entzündungshemmende, antioxidative und antimikrobielle Effekte und kann so eine Alternative zur Zahnbürste sein. Sogar Zahnpasta soll bei der Nutzung dieses Holzes nicht mehr notwendig sein. Vor der Nutzung müssen Sie vorne am Zweig ein kleines Stück Rinde entfernen – das geht sowohl mit den Zähnen als auch einem Messer. Dann kommt das faserige Innere zum Vorschein, mit dem Sie über Ihre Zähne fahren können – ähnlich wie mit einer Zahnbürste. Eine Einschätzung einer Zahnärztin zu Miswak, finden Sie hier:

Zahnpasta ohne Mikroplastik: umweltschonende Alternativen

Neben der Zahnbürste ist auch die Zahnpasta ein Faktor, der für ein nachhaltiges Zähneputzen entscheidend sein kann. Hier setzen Sie am besten auf Produkte ohne Mikroplastik. Immer beliebter werden zum Beispiel Zahnputztabletten. Diese haben zudem den Vorteil, dass sie in einer Papier-Verpackung statt einer Kunststofftube daherkommen. Eine Tüte mit 125 Stück soll dabei so lange halten wie zwei Zahnpastatuben. 

Zahnpasta

Doch nicht jeder findet es angenehm, vor dem Zähneputzen eine Tablette zu kauen. Eine Alternative für nachhaltiges Zähneputzen ist in einem solchen Fall eine Naturkosmetik-Zahnpasta. Diese sind sowohl ohne Mikroplastik als auch häufig Bio, vegan und ohne Tierversuche. 

Die Zahnputzroutine nachhaltiger gestalten

Zahnseide

Neben dem ausgiebigen Zähneputzen gehört für viele Menschen auch Zahnseide oder ein Mundwasser zum täglichen Gebrauch dazu. Wer auch hier auf Nachhaltigkeit setzen möchte, kann zu plastikfreier Zahnseide greifen oder einem Naturkosmetik-Mundwasser. Um zudem Plastikverpackungen einzusparen, kann auch ein Mundwasser-Konzentrat sinnvoll sein, denn dieses kommt in einer wesentlich kleineren Verpackung daher und reicht durch seine konzentrierte Formel für viel mehr Anwendungen. 

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Maike Frye
Prognose: Schlechte Ernten, hohe Preise: Wie der Klimawandel das Einkaufen verändert https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/prognose--so-veraendert-der-klimawandel-das-einkaufen-34436498.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Experten erwarten nicht, dass einzelne Lebensmittel wegen des Klimawandels aus den Supermarktregalen verschwinden. Die Verbraucher müssen beim Wocheneinkauf dennoch mit Einschränkungen rechnen - vor allem bei bestimmten Produkten Klimawandel Lebensmittel Klima Wed, 07 Feb 2024 12:32:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/prognose--so-veraendert-der-klimawandel-das-einkaufen-34436498.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-02-07T12:32:00Z

Experten erwarten nicht, dass einzelne Lebensmittel wegen des Klimawandels aus den Supermarktregalen verschwinden. Die Verbraucher müssen beim Wocheneinkauf dennoch mit Einschränkungen rechnen - vor allem bei bestimmten Produkten

Wissenschaftler der britischen Durham University machten kürzlich einen aufsehenerregenden Vorstoß. Um auf die negativen Auswirkungen auf das Klima aufmerksam zu machen und den Fleischkonsum zu reduzieren, sei es sinnvoll die Verpackungen wie bei Zigaretten mit Schockbildern und Warnhinweisen zu versehen. Bisher sind solche Labels in deutschen Supermärkten nicht zu finden. Der Klimawandel ist dennoch präsent beim Wocheneinkauf und nimmt – gewollt oder nicht – längst Einfluss darauf, was im Einkaufswagen landet und was es kostet. Die Verbraucher müssen damit rechnen, die Folgen des Klimawandels beim Wocheneinkauf künftig stärker zu spüren bekommen. GEO+ Selbstversuch Lebensmittel retten

"Bei einigen Lebensmitteln wird es zu größeren Schwankungen bei Preisen und Verfügbarkeit kommen. Es wird Jahre geben, in denen bestimmte Produkte wie Avocado, Kakao, Kaffee, Mango, Kokos, Papaya und Bananen knapper werden können", sagt Agrarexperte Michael Berger von der Umweltschutzorganisation WWF. Bei vielen Produkten gebe es weltweit nur einen schmalen geografischen Gürtel, wo die nötigen klimatischen Bedingungen für den Anbau gegeben seien. Durch häufigere Extremwetterlagen steige das Risiko von Ernteausfällen. "Für Handelsunternehmen wird es dadurch schwieriger zu kalkulieren. Die Unsicherheit und Verknappung führen zu höheren Preisen", so Berger.

Schlechte Ernten: Orangen, Kaffee, Olivenöl, Kakao

Besonders anfällig sind Experten zufolge Monokulturen – also Flächen, auf denen über Jahre dieselben Pflanzen angebaut werden. Wetterextreme, Infektionen und Schädlinge haben dort leichtes Spiel und können große Teile der Ernten zerstören. Berger verweist auf Kakao-Anbaugebiete in Bolivien und Kolumbien, wo es in den vergangenen Jahren Ertragsausfälle von 30 Prozent gegeben habe. Auf einigen Plantagen gab es Totalausfälle.

Wegen schlechter Ernten, einer grassierenden Pflanzenkrankheit und Hurrikans wurde zuletzt auch Orangensaft knapp und teurer. Auch Kaffeebauern litten weltweit unter heftigen Einbußen und den Folgen des Klimawandels. Studien zufolge könnte bis 2050 die Hälfte der weltweiten Anbauflächen für Kaffee bedroht sein. Kaffeeröster Tchibo rechnet deshalb mit steigenden Preisen. Knapper und teurer wurde zuletzt auch Olivenöl. In Spanien sank der Jahresertrag, der in den vergangenen Jahren im Schnitt bei rund 1,5 Millionen Tonnen lag, in der Saison 2022/2023 auf weniger als die Hälfte. Grund war das zu trockene Wetter.

"Es wird Verschiebungen in den Herkunftsländern geben"

Auch Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), sieht einen großen Einfluss des Klimas auf die Erzeugung von Lebensmitteln und die Produktionsgrundlagen. Dies betreffe nicht mehr nur Schwellenländer, auch der heimische Anbau sei sehr beeinträchtigt. "Es wird Verschiebungen in den Herkunftsländern geben, aber ich bin überzeugt, dass es dennoch gelingt, die Breite des Lebensmittelangebotes zur Verfügung zu stellen." 

GEO+ Sizilien: Wie die Zukunft wachsen kannBei einigen Anbaugebieten werde es klimabedingt schwieriger, dafür könnten anderswo neue erschlossen werden. "Vor ein paar Jahren hätte niemand gedacht, dass wir an der Donau Soja oder in Deutschland Melonen anbauen können. Heute geht es." Milderes Klima und längere Vegetationsphasen erlaubten häufigere Ernten. 

Was Sabet auch Hoffnung macht, sind neue, hitzeresilientere Sorten, die schneller durch neue Züchtungstechnologien entstehen, die zielgerichtet in das Pflanzenerbgut eingreifen. Bewässerungssysteme für Dürreperioden und bessere Prognosen würden helfen, sich auf das Klima und zunehmende Extremwettereignisse einzustellen. "Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten, aber wir haben einige Möglichkeiten, uns an die Folgen anzupassen." 

Umfrage: Jeder Zweite sorgt sich um Verfügbarkeit

Experten rechnen nicht damit, dass einzelne Produkte komplett aus den Supermarktregalen verschwinden. Die Verbraucher sind dennoch beunruhigt. Einer Yougov-Umfrage zufolge ist jeder Zweite entweder "voll und ganz" oder "eher besorgt", dass Lebensmittel wie beispielsweise Kakao, Kaffee oder bestimmte Gemüsesorten nicht mehr oder nur noch eingeschränkt verfügbar sein könnten. 

Der Lebensmitteleinzelhandel bemüht sich, die Auswirkungen für die Kunden so gering wie möglich zu halten. Bei Obst und Gemüse schaue man, ob und welche Alternative es bei im Hinblick auf das jeweilige Anbauland gebe und strebe eine Risikostreuung an, sagt ein Rewe-Sprecher. So beschaffe man etwa Steinobst aus Italien und Spanien. Mithilfe neuer Techniken sei es möglich gewesen, den Erdbeer-Anbau in Spanien zu optimieren und die Einflüsse des Klimas zu minimieren. Mit Griechenland ist ein weiteres Ursprungsland erschlossen worden. 

Um die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren, setzt Rewe seit einigen Jahren verstärkt auf den Ausbau seiner regionalen Produkte. Je nach Region umfasst die saisonale Produktpalette 50 bis 190 verschiedene regionale Artikel. Auch Kaufland setzt nach eigenen Angaben immer mehr auf heimische Produktion und Regionalität. 

Klima treibt die Inflation

IWF-Experte Berger sieht die Zukunft im Anbau vor allem in diversifizierenden Systemen wie dem Bio-Landbau. Dieser sei zwar aufwendiger zu betreiben und brächte weniger Ertrag auf derselben Fläche, aber dafür anpassungs- und widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel. Die Auswirkungen des Klimawandels würden reduziert. Lebensmittel würden dadurch verfügbarer, aber teurer, "um die höheren Kosten der Produktion abzudecken".

Verbraucher in Deutschland mussten sich zuletzt bereits an höhere Lebensmittelpreise gewöhnen. Die Inflation trübte sich zuletzt zwar etwas ein. Verbraucher müssen jedoch damit rechnen, dass die Preise weiter steigen – auch wegen des Klimawandels. Experten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung rechneten das im vergangenen Jahr genauer aus. Das Ergebnis: Erhöhte Durchschnittstemperaturen könnten die jährliche Inflation bei Lebensmitteln und die Kerninflation bis 2035 um bis zu 1,18 Prozent ansteigen lassen.

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Statt Streusalz: Der Münchner Flughafen setzt nun Gurkensole gegen Glatteis ein https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/muenchner-flughafen-setzt-auf-gurkensole-gegen-glatteis-34375184.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Der Flughafen München verwendet in dieser Saison zum ersten Mal Gurkensole gegen Glatteis – ein Streusalzersatz, der sich bereits seit einigen Jahren in Teilen Bayerns bewährt hat Umweltschutz Winter Nachhaltigkeit Thu, 18 Jan 2024 11:20:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/muenchner-flughafen-setzt-auf-gurkensole-gegen-glatteis-34375184.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-01-18T11:20:00Z

Der Flughafen München verwendet in dieser Saison zum ersten Mal Gurkensole gegen Glatteis – ein Streusalzersatz, der sich bereits seit einigen Jahren in Teilen Bayerns bewährt hat

Mit Gurkenwasser statt Streusalz im Kampf gegen die Glätte: Der Münchner Flughafen setzt in diesem Winter erstmals Gurkensole für seinen Winterdienst ein. Das Recyceln des Salzwassers soll die Gesamtmenge an Streusalz – das seit Jahren in der Kritik steht, schlecht für Pflanzen und Grundwasser zu sein – verringern und damit eine umweltfreundlichere Alternative für die Streufahrzeuge bieten. Zudem werden große Mengen Wasser eingespart, die sonst bei der Herstellung von herkömmlicher Salzlösung verbraucht werden.

Bereits seit 2019 wird aufbereitetes Gurkenwasser in einigen Regionen Bayerns anstelle von Streusalz eingesetzt, um die Fahrbahnen von Glatteis zu befreien. Was als Pilotversuch startete, hat sich mittlerweile als erfolgreiches Projekt bewährt.

Salzlake aus der Gurkenproduktion spart 180 Tonnen Streusalz

Das Salzwasser stammt von dem in Dingolfing ansässigen Gurkenproduzenten Develey. Jedes Jahr verarbeitet das Unternehmen rund 17.000 Tonnen Gurken. Die dabei anfallende Salzlake reinigt der Hersteller von pflanzlichen Bestandteilen, reichert den NaCl-Gehalt bis auf 21 Prozent an – den für den Winterdienst passenden Salzgehalt – und gibt die Flüssigkeit dann gebrauchsfertig ab.

CoCo-Text Streusalz-Alternativen

Nach Berechnungen von Develey wurden in der Wintersaison 2022/2023 durch den Einsatz der Sole etwa 180 Tonnen Streusalz und 1,5 Millionen Liter Wasser eingespart. Mehr als noch vor drei Jahren: damals konnten 100 Tonnen Salz und 800.000 Liter Wasser gespart werden. Regionale Abnehmer sind neben dem Münchner Flughafen zahlreiche Straßenmeistereien sowie das örtlich ansässige BMW-Werk.

Der Airport München hat in diesem Winter mehrere Tanks auf dem Flughafengelände errichtet sowie eine Pumpanlage, an der die Streufahrzeuge befüllt werden. Die Zubringerwege und öffentlichen Straßen des Flughafens hält die Gurkensole nun frei von Glatteis. Auf Rollbahnen findet die sie dagegen keine Verwendung – für Flugzeuge ist Salz im Winterdienst tabu. 

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Solvejg Hoffmann
Bauernproteste: "Der Frust hat auch mit Angst und Perspektivlosigkeit zu tun" https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/landwirt-ueber-die-bauernproteste---ich-verstehe-den-frust--34357558.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Treckerkolonnen und wütende Parolen: Über die aktuellen Bauernproteste sprachen wir mit dem Landwirt Martin Schulz, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Und fragten ihn, was jetzt passieren muss Landwirtschaft Politik Gesellschaft Interview Fri, 12 Jan 2024 09:01:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/landwirt-ueber-die-bauernproteste---ich-verstehe-den-frust--34357558.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-01-12T09:01:00Z

Treckerkolonnen und wütende Parolen: Über die aktuellen Bauernproteste sprachen wir mit dem Landwirt Martin Schulz, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Und fragten ihn, was jetzt passieren muss

GEO: Herr Schulz, die aktuellen Proteste richten sich gegen Maßnahmen, die inzwischen teilweise schon wieder kassiert wurden. Demonstriert wird trotzdem, teils mit wütenden Parolen. Verstehen Sie das?

Martin Schulz: Ja, ich verstehe den Frust. Und der hat nicht nur mit dem Agrardiesel, sondern auch mit einer Angst und einer Perspektivlosigkeit der Landwirte zu tun. Im Moment ist für viele einfach unklar, wohin die Reise gehen soll. Viele wissen nicht, wie sie ihre Betriebe entwickeln sollen – es sei denn, sie sind schon Mitte 50 und wollen den Betrieb ohnehin auslaufen lassen. 

Kürzlich wurde Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Urlaub von Landwirten bedrängt, weite Teile des Straßenverkehrs in Deutschland wurden lahmgelegt. Ist das noch zu rechtfertigen?

Nein, es gibt schon Protestformen, die aus meiner Sicht völlig überzogen sind. Eine Ampel am Galgen ist unangebracht. Politiker und Politikerinnen zu bedrängen genauso. In meinem Landkreis in Niedersachsen wurde kürzlich der Hof der Landwirtschaftsministerin blockiert. So was ist inakzeptabel, und es dient der Sache auch nicht. Wir haben Politiker und Politikerinnen auf unserer Seite, die unsere Anliegen unterstützen. Mit solchen Aktionen verlieren wir sie.

Soziale Netzwerke und Demonstrationen der Landwirt*innen werden offenbar von Rechtsaußen unterwandert oder für eigene Zwecke instrumentalisiert. Gibt es eine ausreichende Abgrenzung?

Es gibt vermutlich in jeder Berufsgruppe Menschen, die rechtes Gedankengut pflegen, aber ich habe mittlerweile den Eindruck, dass die Bauern und Bäuerinnen sich von Rechtsaußen abgrenzen. Ich kenne viele, die in sozialen Medien ein Banner mit dem Text "Widerstand ist bunt und nicht braun" gepostet haben. Die Junge AbL hat ein Video gemacht, in dem sie sich von rechts ganz klar abgrenzt. Das ist total durch die Decke gegangen. Bei uns in der Gegend haben sich kürzlich AfD-Leute in eine Treckerkolonne gemischt und ihre Banner ausgerollt. Aber die Bauern haben das unterbunden. Sie wollen nicht für parteipolitische Interessen benutzt werden.

Die AbL vertritt die Interessen der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe. Mit welchen Problemen haben die aktuell zu kämpfen?

Die kleinen Betriebe kämpfen schon seit Jahren damit, dass sie weniger Subventionen bekommen, weil die an die Fläche gebunden sind. Aber auch die Dieselbeihilfen sind für kleine Betriebe einkommenswirksam. Bei einem Gewinn von, sagen wir, 30.000 Euro entsprechen 2000 Euro mehr als sechs Prozent. Darum haben wir als AbL gesagt, wenn man nicht umhinkommt, beim Agrardiesel zu kürzen, dann bitte nicht linear, sondern degressiv. Also so, dass zum Beispiel Beihilfen nur noch für die ersten 10.000 Liter bezahlt werden. So etwas gab es schon einmal, unter einer rot-grünen Bundesregierung.

Die AbL fordert in einem Sechs-Punkte-Plan zuerst faire Preise für Milcherzeuger. Können Sie das mal erklären?

Der Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation der Europäischen Union gibt der Bundesregierung die Möglichkeit, Verträge zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Molkereien verpflichtend einzuführen. Milchviehhalterinnen und -halter könnten dann zum Beispiel am Anfang des Jahres festlegen, welchen Milchpreis sie bei ihrer Kostenstruktur brauchen, und die Molkerei verpflichtet sich, für einen gewissen Zeitraum diesen Preis zu zahlen. Wenn ich als Milchviehhalter Preise bekomme, die die Erzeugungskosten decken, dann brauche ich vielleicht gar keine Subventionen. Aus meiner Sicht muss es da eine politische Intervention geben, aber ich bin mittlerweile pessimistisch, dass die Politik das überhaupt will. Wenn Lebensmittelpreise steigen, wirkt sich das sofort auf die Inflation aus.

Dass immer mehr Betriebe aufgeben müssen, ist nicht nur der aktuellen Regierung anzulasten. Warum wehren sich Bäuerinnen und Bauern nicht schon seit Jahrzehnten gegen eine Agrarpolitik, die für das Höfesterben mitverantwortlich ist?

Der Bauernverband hat es immer geschafft, das "Wachsen oder weichen"-Denken auch bei kleineren Betrieben zu verankern. Und viele haben gesagt, wir hören sowieso irgendwann auf. Es wurde als gegeben hingenommen.

Hat es denn niemanden gestört, dass Arbeitsplätze in der Landwirtschaft verloren gehen?

Die landwirtschaftlichen Betriebe haben immer versucht, steigende Kosten bei stagnierenden Preisen durch eine Steigerung der Produktivität zu kompensieren. Indem zum Beispiel eine Person immer mehr Kühe gemolken oder Schweine gefüttert hat. Als ich vor 30 Jahren Landwirtschaft gelernt habe, war das ein gegebenes System: Wer in der Landwirtschaft überleben will, muss die Produktivität steigern. Und wer da nicht mithalten kann, muss aussteigen.

Aber wir kommen jetzt an die Grenzen dieser Steigerung, weil die Gesellschaft sagt: Wie ihr eure Tiere haltet, ist nicht akzeptabel. Und durch immer größere Flächen und immer rationellere Bewirtschaftung ist auch die Artenvielfalt auf dem Acker geschwunden.

An Ideen zur Finanzierung von mehr Platz im Stall fehlt es nicht. Die Borchert-Kommission, die sich inzwischen aufgelöst hat, schlug eine Tierwohl-Abgabe vor. Es gibt auch den Vorschlag, die Verringerung des Mehrwertsteuersatzes von 19 auf 7 Prozent für tierische Produkte abzuschaffen.

Das würde ungefähr die Summe einspielen, die für den Umbau der Tierhaltung nötig ist. Aber Steuererhöhungen sind mit der FDP nicht zu machen. Stattdessen gibt es aus dieser Partei Forderungen, auch noch die für die Stallumbauten eingeplante Milliarde im Bundeshaushalt einzusparen. Daran kann man ermessen, wie wichtig dieser Partei der Umbau der Tierhaltung ist.

Am 20. Januar wollen Sie in Berlin selber demonstrieren, als Teil eines großen Bündnisses. Um was geht es?

Es geht dem Bündnis "Wir haben es satt!" seit 2011 darum, eine Transformation der Landwirtschaft voranzutreiben, die aus unserer Sicht nötig ist. Ethische oder ökologische Probleme wie Tierschutz, Bodenverarmung und Biodiversitätsverlust bekommen wir nicht mit Ordnungsrecht in den Griff. Landwirtschaftliche Betriebe erbringen über die Erzeugung von Lebensmitteln hinaus gesellschaftliche Leistungen, die honoriert werden müssen. Aus unserer Sicht muss die Politik hier endlich umsteuern. Die jetzige Agrarpolitik ist nicht zukunftsfähig.

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Peter Carstens
Veganuary: 8 Tipps, mit denen der vegane Lebensstil Spaß macht und schmeckt https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/vegan-leben--8-tipps-und-tricks-fuer-die-umstellung-34347036.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Sie möchten vegan leben, wissen aber nicht, wie Sie anfangen sollen? Hier kommen acht Tipps und Tricks, mit denen vegan kochen Spaß macht und schmeckt Vegan Nachhaltigkeit Gesundheit Thu, 11 Jan 2024 07:59:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/vegan-leben--8-tipps-und-tricks-fuer-die-umstellung-34347036.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-01-11T07:59:00Z

Sie möchten vegan leben, wissen aber nicht, wie Sie anfangen sollen? Hier kommen acht Tipps und Tricks, mit denen vegan kochen Spaß macht und schmeckt

Rund 1,52 Millionen Menschen haben 2023 in Deutschland vegan gelebt. Dieser Art der Ernährung wird zunehmend leichter, da es mehr Anbieter veganer Produkte gibt und außerdem immer mehr Rezepte in den sozialen Medien geteilt werden. Events wie der Veganuary verstärken den Effekt noch. Ob Sie nur temporär vegan leben möchten oder langfristig – hier kommen hilfreiche Tipps für den Einstieg:

1. Soziale Medien und Kochbücher als Inspiration für vegane Rezepte

Vegan & easy

Dass vegan leben und essen nicht mit einer großen Umstellung verbunden sein muss, zeigen diverse Content Creator, die bereits seit Jahren auf Instagram und TikTok vegane Rezepte vorstellen. Eine davon ist Maya Leinenbach, die in den Sozialen Netzwerken unter "fitgreenmind" zu finden ist. Ob vegane One-Pot-Lasagne, veganes Gulasch oder ein leckeres asiatisches Curry – Maya zeigt, wie einfach vegan leben sein kann. In ihrem Kochbuch "Ach, das ist vegan?" stellt sie 50 Rezepte vor. 

Ein weiterer spannender Kanal ist der von Luke Jaque-Rodney (Instagram: "lukejaquerodney"). Der Ernährungsexperte und Influencer informiert auf seinem Kanal über einen gesunden Lebensstil und hat außerdem das Kochbuch "100 werden – Gesünder, jünger und leistungsfähiger" mit veganen und glutenfreien Rezepten herausgebracht. 

Zu guter Letzt darf auch Bianca Zapatka (Instagram: "biancazapatka") in dieser Aufzählung nicht fehlen. Auf ihrem Foodblog stellt sie regelmäßig spannende Rezepte vor. Beispielsweise vegane Braten- oder Pasta-Rezepte sowie Kuchen und mehr. In ihrem Buch "Vegan & Easy: 70 genial einfache und leckere Rezepte" findet sich viel Inspiration für die vegane Küche. 

2. Tofu: der Allrounder für die vegane Küche

Tofupresse

Tofu ist langweilig? Auf keinen Fall! Denn Tofu können Sie wunderbar räuchern, marinieren, panieren, grillen oder frittieren. Wer vegan leben möchte, sollte sich an dieses Produkt also unbedingt heranwagen. Mit Gewürzen wie Pfeffer, Curry, Muskat, Senf, Paprika oder Ingwer, lässt sich der Geschmack variieren. Was viele Menschen nicht wissen: Tofu sollte vor der Zubereitung ausgespresst werden, denn das Wasser aus der Verpackung dient lediglich dazu, ihn frischzuhalten. Um das vom Tofu aufgesaugte Wasser wieder hinauszubefördern, kann eine Tofupresse sinnvoll sein. 

3. Eier ersetzen: so einfach geht’s

Kala Namak

Vegan leben bedeutet Schluss mit dem Frühstücksei. Auf dessen Geschmack müssen Sie aber dennoch nicht verzichten. Veganes Rührei lässt sich beispielsweise wunderbar mit Tofu herstellen. Ein Rezept dazu finden Sie hier. Ein leckerer Ei-Geschmack entsteht mithilfe des Gewürzes Kala Namak. Dieses Salz kommt ursprünglich aus Indien und ist bekannt für seine leichte Schwefelnote, die geschmacklich gut als Ei-Ersatz funktioniert. 

Apropos Ei-Ersatz: Wer beim Backen früher viel Ei benutzt hat, kann dieses jetzt ganz einfach mit veganen Alternativen ersetzen. Geeignete Lebensmittel sind Apfelmus, Bananen und Chia- oder Leinsamen, die in Wasser aufquellen. Für veganen Eischnee eignet sich Aquafaba, die Dosenflüssigkeit von Hülsenfrüchten wie Kichererbsen. 

4. Vegane Käsealternativen: durchprobieren lohnt sich

Buch veganer Käse

Was wäre das Leben nur ohne Käse? Wer jedoch denkt, er müsse aufgrund des veganen Lebensstils auf den typischen Käsegeschmack verzichten, der täuscht. Mittlerweile gibt es diverse Anbieter, die Käse aus Cashews oder anderen Nüssen, pflanzlichen Ölen, Fetten oder anderen Inhaltsstoffen anbieten. Geschmacklich lohnt es sich, sich einfach mal durchzuprobieren. So gibt es beispielsweise veganen Emmentaler oder veganen Hirtenkäse. Alternativ gibt es auch diverse Bücher, in denen Sie erfahren, wie Sie veganen Käse selbst herstellen können. 

5. Vegan leben: Gewürze machen den Unterschied

Liquid Smoke

Menschen, die den veganen Lebensstil gerade erst für sich entdeckt haben, vermissen häufig den rauchigen Geschmack von Fleisch. Zum Glück lässt sich dieser ganz einfach und ohne tierische Zutaten imitieren. Beliebte Produkte sind Bacon-Gewürz, zum Beispiel für Bacon aus Reispapier, oder Liquid Smoke für Fleisch nachahmende Gerichte mit Jackfruit. Bei Liquid Smoke handelt es sich um Raucharoma in flüssiger Form, das den Geschmack nachbildet, der beim traditionellen Räuchern von Fleisch entsteht. 

6. Pflanzliche Milch: am besten einfach selbermachen

Pflanzenmilchbereiter

Um Kuhmilch zu ersetzen, bietet die vegane Küche eine große Auswahl. Ob Reismilch, Erbsenmilch, Soja-, Mandel- oder Hafermilch – die Geschmäcker sind dabei verschieden. Wer neben dem Geschmack auch auf Nachhaltigkeit setzen möchte, greift im besten Fall zu Hafermilch. Denn der Hafer dafür kann aus regionalem Anbau stammen, es gibt auch viel Hafer aus Bio-Anbau. Alternativ lässt sich pflanzliche Milch aber auch ganz einfach selbst herstellen, zum Beispiel mit einem Pflanzenmilchbereiter. Für GEO haben wir dafür vier Modelle einem Praxistest unterzogen. Diesen finden Sie hier. Empfehlenswert war dabei zum Beispiel der Vegan Milker mit dem sich in kürzester Zeit ein Liter vegane Milch herstellen lässt. 

7. Lust auf Süßes: vegane Snacks für zwischendurch

Energy Balls

Damit Sie auch unterwegs immer gut versorgt sind, lohnt es sich, vegane Snacks zur Hand zu haben. Beliebt sind unter anderem Energy Balls, die gibt es in diversen Geschmacksrichtungen, wie beispielsweise Cashew-Kakao. Gesüßt werden diese mit Datteln. Perfekt für einen Tag im Büro oder auf Reisen sind auch Frucht- und Nussriegel. Wenn der Heißhunger kommt, helfen bei einigen Menschen nur noch Schokolade oder Gummibärchen. Vegane Schokolade gibt es längst auch von bekannten Marken wie Ritter Sport oder Lindt. Vegane Gummibärchen findet man unter anderem von Katjes oder Buck Naked Bears

8. Küchenhelfer für alle, die vegan leben möchten

Spiralschneider

Neben der Tofupresse oder dem Milchbereiter gibt es noch weitere hilfreiche Produkte, die (nicht nur) den veganen Lebensstil vereinfachen. Mit einem Standmixer lassen sich beispielsweise nicht nur leckere Smoothies und Proteinshakes zubereiten, sondern auch Soßen, mit denen Sie Ihre veganen Gerichte verfeinern können. Wer gerne Pasta isst und Lust auf Abwechslung hat, kann einen Spiralschneider zu Hilfe nehmen und mit Karotten und Zucchini leckere Gemüsenudeln herstellen. 

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Maike Frye
Wasserkreislauf: Weshalb Hochwasserschutz im Wald anfängt https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/warum-hochwasserschutz-im-wald-anfaengt-34337220.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Wo Wald wächst, bildet sich eine einzigartige Form von Erdreich: ein Labyrinth aus feinsten Gängen und Poren, das unzähligen Lebewesen eine Heimstatt gibt. Dieser Boden vermag wie ein Schwamm Wasser zu speichern und kann so helfen, Hochwasser zu verhindern Wald Wasser Klimawandel Fri, 05 Jan 2024 08:26:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/warum-hochwasserschutz-im-wald-anfaengt-34337220.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-01-05T08:26:00Z

Wo Wald wächst, bildet sich eine einzigartige Form von Erdreich: ein Labyrinth aus feinsten Gängen und Poren, das unzähligen Lebewesen eine Heimstatt gibt. Dieser Boden vermag wie ein Schwamm Wasser zu speichern und kann so helfen, Hochwasser zu verhindern

Wir treten ihn buchstäblich mit Füßen und schenken ihm meist wenig Beachtung. Erst wenn auf ihm das Wasser steht oder sich in Fluten durch die Täler wälzt, fragen wir uns, warum das Nass nicht rechtzeitig in ihm versickert: im Boden. Während in Städten offensichtlich ist, wie großflächig wir den Untergrund im Laufe der Urbanisierung versiegelt haben, wie wenig Chance wir dem Niederschlag geben, in den Boden einzudringen, mag dies im ländlichen Raum weniger ins Auge fallen. 

Doch auch hier wurde in der Vergangenheit vielfach gegen das Wasser gearbeitet, wurden wichtige Rückhaltebecken beseitigt. 95 Prozent der hiesigen Moore: trockengelegt. Fast alle Fließgewässer: ausgebaut, eingedeicht. Und allzu viele Böden: verdichtet und damit nicht mehr imstande, rasch genug Wasser aufzunehmen. 

Nicht zufällig ist der Waldboden zum Boden des Jahres 2024 gekürt worden

Wie wichtig das Erdreich ist – auch weit über seine Fähigkeit hinaus, Feuchtigkeit zu halten –, zeigt sich besonders an jenem Untergrund, auf dem Baum neben Baum gedeiht und der nicht zufällig zum Boden des Jahres 2024 gekürt wurde: dem Waldboden. Schließlich gehen fast alle Böden in Deutschland auf ihn zurück: Einst überzogen dichte Buchenurwälder großflächig unsere Breiten. Und ohne menschliches Zutun würden mehr als 80 Prozent der Landesfläche von Bäumen durchwurzelt. Doch heute beschatten Fichten, Buchen und Co. nur rund ein Drittel der deutschen Böden. 

Überall dort, wo gesunder Wald wächst, offenbart sich seine Eigenschaft als Wasserspeicher: Das fängt schon in den Wipfeln an, wo Blätter und Nadeln einen Teil des Regens auffangen. Ohne je zum Boden zu gelangen, verdunstet dieser Niederschlag wieder. Und jene Tropfen, die wiederum ihren Weg bis zum Waldboden finden, treffen im wahrsten Wortsinn auf einen Schwamm. Denn unter dem Laub und all den abgefallenen Ästen findet sich eine lockere, humusreiche Schicht aus zersetztem organischem Material und mineralischen Bestandteilen. Zahllose Gänge und endlos viele Poren durchlöchern diese dunkle, nährstoffreiche Erde. 

Bergwälder bieten nicht nur Schutz vor Steinschlägen und Lawinen. Sie halten immense Mengen an Regenwasser zurück und reduzieren so das Risiko für Hochwasser  
Bergwälder bieten nicht nur Schutz vor Steinschlägen und Lawinen. Sie halten immense Mengen an Regenwasser zurück und reduzieren so das Risiko für Hochwasser
© Andreas Föll

Es ist das Werk all der Wurzeln, die sich da unten vieltausendfach verzweigen, sowie eines wahren Untertagezoos: Scharen von Regen- und Fadenwürmern wühlen sich durch die Finsternis, Maden und Larven krabbeln umher, Asseln, Milben, Springschwänze – um nur einige zu nennen. Allein diese Kleinstlebewesen wuchten pro Hektar so viel wie 20 Kühe auf die Waage. 

Und das komplexe Labyrinth aus Hohlräumen ist imstande, erstaunliche Mengen an Wasser aufzusaugen. So zeigen Messungen, dass ein Hektar Waldboden bis zu drei Millionen Liter Feuchtigkeit zu speichern vermag – das sind anderthalb Badewannen pro Quadratmeter. Eine gigantische Schwammwirkung, die Unmengen an Regenwasser davon abhält, sich allzu rasch auf den Weg in Richtung Niederungen zu machen. Nicht umsonst heißt es in der Nationalen Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt des BMUV (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz), ein gesunder Boden schütze vor Hochwasser. Die Betonung hierbei liegt jedoch auf "gesund". Und dieses Attribut trifft leider auf immer weniger Böden zu, auch auf immer weniger Waldböden. 

Die Verdichtung der Böden mindert deren Fähigkeit, Wasser aufzunehmen

Allein in den vergangenen Jahren haben Dürre und Borkenkäfer mehr als 400.000 Hektar Fichtenwald dahingerafft. Gefällt und abtransportiert werden die Millionen Baumleichen – ebenso wie das Gros der gesunden Bäume, die zu Holz verarbeitet werden sollen – überwiegend durch tonnenschweres Gerät: Harvester und andere Großmaschinen, die den natürlichen Schwamm unter ihnen zusammenpressen. 

Bloß: Einmal verdichtet, dehnt sich der Waldboden nicht wieder aus wie ein Badeschwamm. Er bleibt kompakt und das empfindliche Porengefüge zerquetscht – die Spuren der massiven Eingriffe sind oft noch Jahrzehnte später zu sehen. Der teils katastrophale Effekt ist hinlänglich bekannt und doch werden die monströs schweren Forstfahrzeuge nach wie vor in großem Stil eingesetzt. Dabei gibt es längst schonendere, naturnähere Konzepte der Waldbewirtschaftung. 

GEOplus Moore

Hinzukommt: Vielerorts geschaffene Abflussrinnen weisen dem Wasser den Weg aus dem Wald. Die Feuchtigkeit fehlt nicht nur den Bäumen, die sie im Sommer so dringend brauchen. Bei kräftigem Regen reißt das Nass zudem wertvollen Boden mit sich in die Bäche, das Erdreich erodiert. Ein Teufelskreis.

Der Waldboden hat weitere Vorzüge: Er ist ein Wasserreiniger

Dabei hat ein fluffiger Schwamm am Fuße der Bäume noch einen weiteren Vorteil: Er reinigt Niederschlag von allen möglichen Verunreinigungen – mechanisch, chemisch und biologisch. Mit seiner riesigen Oberfläche filtert der Humus grobe Abfälle heraus, auch Schwermetalle binden sich dort vielfach. Baumwurzeln, Pilze und die unzähligen Organismen nehmen obendrein Nährstoffe und Düngerrückstände wie Nitrat auf, die das Grundwasser belasten. Zudem reagiert der einsickernde Regen chemisch mit Humus und Bodenmineralen: Hierdurch spalten sich bestimmte organische Schadstoffe auf. Das Grundwasser unter einem Wald ist daher besonders sauber. Nicht zufällig werden rund 70 Prozent des deutschen Trinkwassers in Wäldern gewonnen. Eine Leistung, die dem Boden zufällt.

Dieses dunkle Reich aus Humus und Poren, das so vielen von uns unbekannt ist: Es schützt vor Fluten. Es reinigt unser Wasser. Und es ist ein erstaunlicher Lebensraum. Das wird klar, wenn wir einmal eine Handvoll Waldboden aufnehmen. Darin leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde. Es ist an der Zeit, dass wir pfleglicher mit diesem Wunderwerk umgehen.

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Rainer Harf
Konsumgesellschaft: Ein Historiker erklärt, warum Müllvermeidung unser Leben teurer, langsamer, unbequemer macht | GEOplus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/ein-historiker-erklaert--warum-muellvermeidung-unser-leben-teurer--langsamer--unbequemer-macht-34303486.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Trotz Mülltrennung und Recycling werfen private Haushalte immer mehr weg: Bis zur Jahrhundertmitte könnten die globalen Müllmengen um 75 Prozent anwachsen. Der Historiker Roman Köster legt die Ursachen dieser Entwicklung offen – und kommt zu einem ernüchternden Befund Müll Müllvermeidung Plastik im Meer Thu, 21 Dec 2023 10:41:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/ein-historiker-erklaert--warum-muellvermeidung-unser-leben-teurer--langsamer--unbequemer-macht-34303486.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2023-12-21T10:41:00Z Peter Carstens Streit um Agrardiesel: Faire Preise statt Prämien! Warum ich als Landwirtin den Bauernaufstand für falsch halte https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/agrardiesel-streit--warum-die-bauern-die-falschen-forderungen-stellen-34303400.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Unsere Autorin Katharina von Ruschkowski und ihre Familie führen in Ostwestfalen-Lippe einen Bauernhof. Der Protest der Bauern gegen die Abschaffung der Agrardiesel-Subventionen stellt die falschen Forderungen, findet sie Wed, 20 Dec 2023 09:14:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/agrardiesel-streit--warum-die-bauern-die-falschen-forderungen-stellen-34303400.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2023-12-20T09:14:00Z

Unsere Autorin Katharina von Ruschkowski und ihre Familie führen in Ostwestfalen-Lippe einen Bauernhof. Der Protest der Bauern gegen die Abschaffung der Agrardiesel-Subventionen stellt die falschen Forderungen, findet sie

Keine Ahnung, wie viel Geld uns dadurch am Ende fehlen wird. Wir haben einen kleinen und zwei große Schlepper, mit denen wir unsere knapp 100 Hektar Land hier im Ostwestfälischen bestellen, einen Hoflader, ohne den in unseren Bio-Schweineställen fast nichts ginge. Allesamt schlürfen die im Jahr um die 12.000 Liter Diesel. Vom Kaufpreis bekam ein Betrieb wie unserer bislang 21,48 Cent je Liter zurückerstattet. Fällt das weg, wie es die Bundesregierung vorsieht, um ihr Milliarden-Haushaltsloch wenigstens ein bisschen zu stopfen, müssen wir dazu künftig auch – wie alle – KFZ-Steuer für die Fahrzeuge zahlen, summiert sich das zusammengenommen sicher auf 4000 bis 5000 Euro im Jahr. Nach allem, was ich bislang gelesen habe, liegen wir damit im Durchschnitt. 

5000 Euro – das ist verdammt viel Geld, für das man nicht mehr tun muss als einen Antrag auf der Internetseite des Zolls auszufüllen. Ein Betriebsleiter wie mein Mann arbeitet mehr als einen Monat dafür, Wochenend- und Feiertage inbegriffen – würde er sich seinen Lohn tatsächlich auszahlen. Der fiktive Lohnansatz liegt bei um die 20 Euro. Klar, ärgert man sich da, wenn solche "Mitnehmsel", von denen es in der Landwirtschaft durchaus ein paar gibt, ohne jede Übergangsfrist wegfallen.

Auch andere Gruppen müssen Kürzungen hinnehmen

Wir sind trotzdem am Wochenende nicht mit unserem Traktor nach Berlin getuckert, um das Brandenburger Tor zu blockieren und hupend für eine Rücknahme der Pläne zu protestieren. Wir werden es ziemlich sicher auch "im sehr heißen Januar", mit dem Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied der Politik droht, nicht tun. Ist ein bisschen weit von hier aus. Vor allem aber mag ich den Ton nicht, der während solcher Aufstände angeschlagen wird, die teils zu hochgegriffenen Zahlen, die dann von Bauernseite in Umlauf gehen, diese Erzählung, ein Bauernopfer der Politik zu sein. Das ist mir zu schlicht und übersieht, dass auch andere gesellschaftliche Gruppen Kürzungen hinnehmen müssen.

Zugleich kann ich den Frust vieler Kolleginnen und -kollegen, ihre Sorge, wie es mit der Landwirtschaft und ihren Höfen weitergeht, total verstehen. Bloß diese Frage wird nicht im Geschrei um die Agrardiesel-Rückvergütung beantwortet werden. Im Gegenteil: Was jetzt passiert, verhärtet nur alte Verhältnisse und kränkende Abhängigkeiten. Darüber sollte man sprechen!

Als ich ein Mädchen war, Anfang der 1980er Jahre, gab es in unserem 500-Seelendorf sicher 30 Bauernhöfe, heute sind es noch drei. Deutschlandweit haben seitdem fast 300.000 Betriebe dichtgemacht. Und den Prognosen nach wird die Entwicklung weitergehen. Höfesterben nennen das die einen, Strukturwandel die anderen. 

Ich gehöre nicht zu denen, die der alten Zeit hinterhertrauern. Ganz ehrlich: Vielen Tieren ging es damals nicht besser, wenn sie da in dunklen, niedrigen Ställen oder Verschlägen vegetierten. Und für Bauern war die Arbeit noch vor 40, 50 Jahren Plackerei. Sie misteten ihre Ställe mit Gabel und Schubkarre aus und nicht – wie wir heute – mit dem Lader. Viel Geld verdienten wenige. Das Gros kam gut durch, bei überdurchschnittlich viel Arbeit. So ist es im Grunde bis heute. 

Was sich im vergangenen halben Jahrhundert allerdings grundsätzlich verändert hat, ist die Wertschätzung bäuerlicher Arbeit. Die hat gehörig gelitten. Ich meine damit nicht die Kritik, die Häme, die Bauersleute regelmäßig abkriegen: von radikalen Tierschützern, die dich als Mörder beschimpfen, von Umweltbewegten, die dich als Naturzerstörer verunglimpfen – oft gerechtfertigt, oft aber auch nicht. Ich meine damit vor allem die Preise, die wir Bauern und Bäuerinnen für die Früchte unserer Arbeit bekommen.

Agrarsubventionen mit der Gießkanne

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat vor kurzem vorgerechnet: Ein standardisierter Warenkorb unter anderem mit Brot, Eiern, Gemüse und Fleisch darin, für den man im Jahr 1991 60 Minuten arbeiten musste, ist heute schon nach 47 Minuten erarbeitet - weil Lebensmittel, relativ betrachtet, immer günstiger geworden sind. Die hohen Nahrungsmittelpreise der vergangenen beiden Jahre waren da eine Ausnahme, die die Landwirte freuten – ich glaube, gar nicht mal nur des Geldes wegen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher schockten sie; sie sind einfach nicht dran gewöhnt. Denn die deutsche Politik – und der Bauernverband! – haben irgendwann schon in den frühen 1960ern entschieden, dass Lebensmittel in Deutschland günstig bleiben sollen, um auf dem Weltmarkt mithalten zu können.

Weil Bauern in Europa aber einfach nicht so günstig produzieren können wie ihre Konkurrenz in Osteuropa oder Südamerika, führte man die Agrarsubventionen ein – bekanntlich mit der Gießkanne über die Fläche gekippt. Als das Geld auf den Höfen weiter knapp blieb, Deutschlands Landwirte aber gleichzeitig neue, strengere Umwelt- und Tierwohlauflagen erfüllen sollten, stiegen nicht die Preise wie in der Auto- oder Energiebranche. Stattdessen kamen immer neue Programme, Privilegien, Dieselrückerstattung oder der Erlass der Kfz-Steuer hinzu. Übrigens begründet damit, dass Bauersleute öffentliche Straßen ja nur nutzten, um vom Hof zum Feld zu fahren. In Zeiten, wo Höfe, Felder und Distanzen dorthin immer größer werden, dazu Hunderttausende Tonnen Gülle teils über Ländergrenzen kutschiert werden, ist das Argument doch längst perdu. 

Auf den allermeisten Höfen, auch auf unserem, machen solche Zahlungen zwischen 40 bis 60 Prozent des Gewinns aus. Und, ja: Komisch ist es schon, manchmal sogar kränkend, ganz wesentlich Subventionsempfänger zu sein und damit abhängig von einer unsteten Politik. 

Interview Celikates

Der Wegfall dieser Dieselprämie ist doof, aber für die meisten Betriebe irgendwie verschmerzbar – auch wenn manche Bauern in Berlin gerade anderes behaupten. Was viele wütend macht, ist die Sorge: Was kommt als nächstes? Und überhaupt? Müssen wir am Ende allein die Kosten für die ökologischen Tierwohl-Standards tragen, die eine Gesellschaft zurecht fordert – die zugleich aber günstige Lebensmittel kauft? Die meisten wissen doch, dass Bio-Produkte die Umwelt weniger belasten. Aber dann sind sie ihnen im Supermarkt doch zu teuer. 

Statt über die Agrardiesel-Prämie lieber über faire Preise reden

Ganz ehrlich: Wir haben, wie viele Bauern und Bäuerinnen, geahnt, dass die Dieselsubventionen irgendwann überfällig sind – nicht unbedingt aus Spar-, eher Klimaschutzgründen. Die Landwirtschaft ist von den Klima- und Naturveränderungen doch unmittelbar betroffen. Nach Dürren und Regensommern ist vielen klar, dass es so wie bisher einfach nicht weitergehen kann. Aber wie genau, da fehlt vielen – teils auch aus Bockig- und Bequemlichkeit – die persönliche Perspektive. Vor allem aber fehlt ein politischer Plan. Berlin und Brüssel lassen seit Jahren offen: Wie soll denn nun so eine Landwirtschaft aussehen, in der alle ein Leben haben – Pflanzen, Tiere, Bauersleute? Welchen Preis hat das für Bauern und Bäuerinnen, Politik, Verbraucherinnen und Verbraucher?

Statt über diese vermaledeite Agrardiesel-Prämie sollte man in Berlin lieber über faire Preise reden und diese Preise dann auf die Produkte kleben. Oder ganz konkrete Naturschutzleistungen von den Bauersleuten einfordern, die dann gesellschaftlich entlohnt werden. Ich glaube, es wäre für alle Seiten erschwinglich und die Bauern und Bäuerinnen würden liefern, wenn es der Zukunft der Natur und ihrer Höfe wirklich dient. Das behaupte ich, aus eigener Erfahrung. 

Wir haben unseren Hof vor zwei Jahren auf ökologischen Landbau umgestellt. Zur Wahrheit gehört: Ohne Förderung und Umstellungsprämien hätten wir das wirtschaftlich nicht gepackt. Ob sich das alles rechnet, wird sich zeigen; wir sind optimistisch. Eins aber ist schon jetzt sicher: Es fühlt sich gut an, für die Mehrarbeit des Öko-Landbaus, der Umwelt und Tieren etwas bringt, bezahlt zu werden. Man bekommt einfach lieber Geld – und damit Wertschätzung – für gute Produkte und sinnvolle Leistungen als für Diesel.

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Katharina von Ruschkowski
Welttag der Feuchtgebiete: Das Verschwinden der Moore: Eine Katastrophe, die sich stoppen ließe | GEOplus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/das-verschwinden-der-moore--eine-katastrophe--die-sich-stoppen-liesse-34277194.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard Moore bergen jahrtausendealte Geheimnisse, in ihnen leben fleischfressende Pflanzen und säureliebende Tiere, sie speichern mehr Kohlenstoff als alle Wälder zusammen. Doch diese faszinierenden Ökosysteme sind rar geworden. Greifswalder Forschende entwickeln vielversprechende Konzepte, unsere Moore zu retten    Moor Naturschutz Artenvielfalt Fri, 02 Feb 2024 08:20:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/das-verschwinden-der-moore--eine-katastrophe--die-sich-stoppen-liesse-34277194.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2024-02-02T08:20:00Z Rainer Harf COP28: Die Konferenz von Dubai geht mit einem faulen Kompromiss zu Ende. Drei Lehren daraus https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/die-konferenz-von-dubai-geht-mit-einem-faulen-kompromiss-zu-ende--3-lehren-daraus-34283762.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard In Dubai herrscht Erleichterung darüber, dass im Abschlussdokument der Konferenz nun doch noch das Ende der fossilen Ära angedeutet wird. Doch reicht das? Drei Lehren aus einer Mega-Konferenz, die der Größe des Problems nicht gerecht wurde Klimakonferenz Klima Klimaschutz Grüner Bereich Wed, 13 Dec 2023 14:55:00 GMT https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/die-konferenz-von-dubai-geht-mit-einem-faulen-kompromiss-zu-ende--3-lehren-daraus-34283762.html?utm_campaign=alle&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard 2023-12-13T14:55:00Z

In Dubai herrscht Erleichterung darüber, dass im Abschlussdokument der Konferenz nun doch noch das Ende der fossilen Ära angedeutet wird. Doch reicht das? Drei Lehren aus einer Mega-Konferenz, die der Größe des Problems nicht gerecht wurde

Es gab im Vorfeld der Mega-Konferenz von Dubai ein Pro und Contra um den Vorsitz: Ist es eine gute Idee, dass der Präsident einer der größten Ölfirmen der Welt eine Klimakonferenz leitet? In einem Land, das mit Öl steinreich geworden ist? Spätestens seit heute müssen auch die Befürworter einer Versöhnung von Ökologie und Ökonomie das Offensichtliche anerkennen: Dubai ist nicht gescheitert – aber auch kein Durchbruch für den internationalen Klimaschutz.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die erdölfördernden Länder wollen noch möglichst lange Geld verdienen. Dafür haben sie zäh verhandelt – ebenso wie mehr als 100 Länder, darunter Deutschland und die EU, die den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern bis zur Mitte des Jahrhunderts gefordert hatten.

Das Ergebnis ist ein klassischer Kompromiss, zum Nachteil für das Klima: Die Nutzung von Kohle, Erdöl und Gas soll zwar schrittweise reduziert werden – aber bis 2050 eben nicht beendet werden. Statt von einer "Abkehr" ist nun von einem "Übergang", weg von fossilen Energien, die Rede. Offenbar ist die Formulierung für die Erdöl-Nationen schwammig genug, um sie nicht für geschäftsschädigend halten zu müssen. "Historisch" ist dieses Ergebnis einzig und allein, weil hier zum ersten Mal die Abkehr von der Nutzung der fossilen Energieträger angedeutet ist. Das Signal ist allerdings in einem Jahr der klimabedingten Naturkatastrophen und Wetterrekorde zu schwach. Die COP28 wird kaum dazu beitragen, das 1,5-Grad-Limit von Paris einzuhalten.

Welche Lehren können wir daraus ziehen?

1. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen

Deutschland hat sich zwar in Dubai auf die Seite der Fortschrittlichen gestellt, hat gleich zu Beginn der Konferenz mit dem Gastgeberland einen Katastrophen-Fonds aufgelegt, Ambition angemahnt und sich in die Riege der Ausstiegs-Befürworter eingereiht. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch das einstige Musterland der Energiewende beim Klimaschutz hinterherhinkt. Stand heute wird Deutschland das selbst gesteckte Ziel der Klimagasneutralität bis zum Jahr 2045 verfehlen. Im Gebäude- und im Verkehrssektor ist der Klimaschutz noch gar nicht richtig angekommen, und während Wirtschaftsminister Robert Habeck mit einem ambitionierten Gebäudeenergiegesetz auf erbitterten Widerstand stieß, ist Volker Wissing, sein Kollege aus dem Verkehrsressort, noch nicht einmal bereit, Autofahrenden ein Tempolimit zuzumuten. Es braucht einen gesellschaftlichen und politischen common sense, eine breite Mehrheit für eine gesellschaftliche Transformation. Und ein Bewusstsein dafür, dass alle gesellschaftlichen Gruppen dazu einen Beitrag leisten müssen.

2. Wir brauchen eine Allianz der Willigen

Die UN-Klimakonferenzen gelten vielen Klimaforschenden und Politiker*innen als alternativlos. Tatsächlich sind sie eine beispiellose Erfolgsgeschichte: Sie bringen angesichts eines der drängendsten Menschheitsprobleme auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse alle Nationen der Erde zusammen. Doch die Krise ist schon da, und sie nimmt gerade Fahrt auf. Reicht das, was auf den UN-Konferenzen beschlossen wird, aus? Rechtfertigt das Ergebnis den gigantischen Aufwand mit zuletzt weit über 70.000 eingeflogenen Teilnehmenden? Zwischen den Zielen von Paris einerseits und den Förderplänen der Länder, den Rekord-Emissionen und CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre andererseits klafft eine Lücke, die nur mit einem rigorosen globalen Ausstieg hätte geschlossen werden können.

Wenn die mehr als 100 Ausstiegswilligen es ernst meinen mit ihrem Anliegen, sollten sie nach alternativen oder ergänzenden Formaten zu den Megakonferenzen der Vereinten Nationen suchen. Statt den verwässerten Kompromiss zu bedauern, könnten sie eine Allianz der Willigen schmieden – um mit eigenen, strengeren Vorgaben und Verpflichtungen vorangehen. Nicht nur um des Klimas willen. Strom aus Erneuerbaren ist schon heute günstiger als fossil erzeugter. Und der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat gezeigt, wie kostbar es ist, unabhängig von internationalen Gas- und Erdöllieferanten zu sein.

3. Klimaschutz fängt im Kopf an

Was auf Klimakonferenzen beschlossen wird, hängt zu einem guten Teil von nationalen, Lobby- und Unternehmensinteressen, aber auch von den Einstellungen jedes einzelnen Menschen ab. Wenn wir nicht von der Notwendigkeit rigoroser und schneller Emissionsreduktionen überzeugt sind, werden es unsere politischen Vertreter*innen auf den Konferenzen auch nicht sein. Wenn wir nicht bereit sind, für den Klimaschutz Veränderungen in unserem Leben zu akzeptieren, wird es auch auf politischer Ebene keine Veränderungen geben. Dass das Wort "Verzicht" für die Politik zu einem Tabuwort avanciert ist, spricht Bände. Zudem gibt es in Deutschland nicht wenige Menschen, die die Notwendigkeit eines Umsteuerns rundheraus abstreiten. Klimaleugner und -skeptiker*innen versuchen nicht nur vom rechten Rand, sondern auch aus der mittlerweile fragilen politischen Mitte heraus, Menschen zu verunsichern. Wir müssen ihnen widersprechen.

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Peter Carstens