Artikelinhalt
- Kinderkrippe - ein neuer Lebensabschnitt
- Wie läuft die Eingewöhnung in der Kinderkrippe ab?
- Wie geht es nach dem Eingewöhnungsgespräch weiter?
- Wann kommt es zum ersten Abschied?
- Und wenn sich das Kind gut von der Mutter trennen kann?
- Wie lange dauert die Eingewöhnung normalerweise?
- Das größte Problem für die Eltern ist die Trennung an der Gruppentür. Wie schafft man es am besten, dass keine Tränen fließen?
- Gibt es bei der Eingewöhnung unterschiedliche Konzepte?
- Gibt es ein Alter, indem die Kleinen sich am besten eingewöhnen?
- Was ist, wenn Babys noch gestillt werden?
- Was ist von Seiten der Kinderkrippe bei der Eingewöhnung zu beachten?
- Wie glückt eine Eingewöhnung am besten?
- Wie werden die Eltern bei der Eingewöhnung begleitet?
- Welchen Kindern fällt die Eingewöhnung besonders leicht?
- Helfen Rituale?
- Gibt es Kinder, denen es besonders schwer fällt?
Kinderkrippe - ein neuer Lebensabschnitt
Wenn Kinder in die Krippe kommen, sind sie mit vielen neuen Situationen konfrontiert. Es gibt neue Bezugspersonen, neue Räumlichkeiten und viele unbekannte Kinder. Klar, dass sich die Kleinen gerade am Anfang schwer tun, sich an die fremde Situation zu gewöhnen. Aber auch das Alter spielt eine entscheidende Rolle: Krippenkinder sind zwischen zwei Monaten und drei Jahren alt. Da gibt es natürlich große Unterschiede. Eltern online sprach mit Sabine Kowatsch, Erzieherin und Diplompsychologin. Sie kennt die Ängste und Sorgen der Eltern nur zu gut und weiß, wie eine Eingewöhnung gelingt.
Wie läuft die Eingewöhnung in der Kinderkrippe ab?
Unsere Eingewöhnung verläuft nach der Idee des Berliner Modells: Hier wird Schritt für Schritt versucht, das Kind an die neue Situation und vor allem zunächst an eine neue Bezugsperson zu gewöhnen. Man spricht auch von einer gestaffelten Eingewöhnung. Dabei starten Neulinge mindestens 14 Tage versetzt voneinander in den Krippenalltag. Der erste Kontakt zwischen Kinderkrippe und Eltern ist dabei das Eingewöhnungsgespräch am ersten Tag. Hier steht das Kind mit seinen Bedürfnissen im Vordergrund: Wir versuchen, so viel wie möglich über das Kind und seine Interessen, Vorlieben und Gewohnheiten zu erfahren. Dabei ist es für die Eingewöhnung umso besser, je mehr wir von dem Kind wissen. Gibt es Schlafprobleme? Hat es Geschwister? Wie verlief die Schwangerschaft? Wenn während der Eingewöhnungsphase Probleme entstehen, kann man diese am besten lösen, wenn man das Kind gut kennt und versteht.
Wie geht es nach dem Eingewöhnungsgespräch weiter?
In den ersten drei bis vier Tagen kommt ein Elternteil mit dem Kind in die Einrichtung. Beide bleiben für circa eine halbe bis ganze Stunde dort. Ganz wichtig ist, dass in dieser Zeit kein Trennungsversuch stattfindet. Die Kinder sollen sich langsam an die neue Umgebung gewöhnen. Die Anwesenheit des Elternteils gibt ihnen dabei Vertrauen. Die Eltern sollten sich dabei möglichst unauffällig verhalten und ihrem Kind die Möglichkeit geben, die neue Situation auf eigene Faust zu erkunden. Kommt das Kind zur Mama, ist es aber wichtig, dass diese signalisiert: Ich bin für dich da. In jeder Gruppe gibt es für die Kinder eine gezielte Bezugsperson, die sich während der Eingewöhnungsphase intensiv mit den jeweiligen Schützlingen beschäftigt. Geht das Kind von selbst auf diese Bezugsperson zu, nimmt diese den Kontaktversuch an und bietet dem Kind eine Spielmöglichkeit. Die Erzieherin beobachtet die Interaktion zwischen Eltern und Kind, geht aber nicht aktiv auf das Kind zu. Es ist wichtig, die Reaktion von Mutter und Kind abzuwarten: Wir wollen den Eltern auf gar keinen Fall das Gefühl geben, dass wir ihnen ihr Kind wegnehmen, sondern warten, bis die Eltern ihr Kind an uns übergeben.
Wann kommt es zum ersten Abschied?
Am vierten oder fünften Tag versuchen wir, die Kinder das erste Mal von ihrem Elternteil zu trennen. Ganz wichtig dabei ist, dass sich die Eltern direkt bei ihrem Kind verabschieden - auch wenn die ersten Trennungen meistens nur ein paar Minuten dauern. Viele würden sich gerne in einem unbemerkten Moment davon schleichen - und damit selbst den Abschied umgehen. Aber für das Kind ist es wichtig zu sagen: "Ich gehe jetzt und hole dich später ab!". Außerdem sollten die Eltern mit ihrem Kind die Krippe direkt verlassen, wenn sie es nach der Trennung wiedersehen. Somit versteht das Kind, dass das Erscheinen des Elternteils bedeutet, dass es jetzt abgeholt und nach Hause gebracht wird. Klappt das gut, wird der Trennungszeitraum immer etwas verlängert. Die Reaktion des Kindes ist dabei maßgebend für den weiteren Verlauf der Eingewöhnung: Wenn das Kind so viel Vertrauen zu seiner Bezugserzieherin in der Gruppe gefasst hat, dass es sich von ihr trösten lässt, kann man die Trennungszeit weiter ausdehnen. Dann kann Mama oder Papa auch mal für 30 Minuten weg bleiben, im Nebenraum einen Kaffee trinken oder einen kurzen Spaziergang in der Umgebung machen. Die Betreuungszeit wird, wenn es gut klappt, immer weiter verlängert: Bis zum Mittagessen, bis nach dem Mittagsschläfchen, bis zur Nachmittagsbrotzeit und am Ende - meist nach etwa zwei Wochen - bis zur tatsächlich gebuchten Betreuungszeit.
Und wenn sich das Kind gut von der Mutter trennen kann?
In der Stabilisierungsphase versucht die Erzieherin immer mehr, die Fürsorge für das Kind zu übernehmen: Füttern, Wickeln und Spielen. Auch wenn sich das Kind gut von der Mutter trennen kann, sollte die Mutter in der Krippe bleiben, um im Notfall dazu geholt werden zu können. Am Ende der Eingewöhnung ist dies nicht mehr nötig, dennoch sollte ein Elternteil jederzeit telefonisch erreichbar sein, falls die Beziehung zur Erzieherin doch noch nicht ausreicht um das Kind zu beruhigen.
Wie lange dauert die Eingewöhnung normalerweise?
Eltern sollten sich auf jeden Fall zwei bis vier Wochen Zeit nehmen, um ihr Kind während der Eingewöhnung zu begleiten. Dabei ist es wichtig, dass sie für ihr Kind in dieser Zeit auch wirklich zur Verfügung stehen und im Zweifelsfall auch in die Kinderkrippe kommen können. Bei 80 Prozent der Kinder dauert die Eingewöhnung circa 14 Tage. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese dann komplett abgeschlossen ist. Trennen sich die Kinder einigermaßen gut von ihren Eltern, geht die Eingewöhnung in der Gruppe weiter. Am Anfang konzentrieren sich die Krippenneulinge nur auf ihre Bezugsbetreuerinnen, sollen im Laufe der ersten drei Monate aber auch Vertrauen zu den anderen Erzieherinnen aufbauen. Die Kita ist oft von acht bis achtzehn Uhr geöffnet, jedoch arbeiten die Erzieherinnen in unterschiedlichen Schichten. Das bedeutet, dass die Bezugserzieherin zwar während der Eingewöhnung immer anwesend ist, im Verlauf des Krippenalltags aber nicht immer da sein kann. Eine Übergabe der Kinder muss zu allen drei Erzieherinnen möglich sein. Außerdem nehmen Kleinkinder Veränderungen nur langsam an: Die Eingewöhnung in der Krippe ist ein riesiger Schritt für sie. Deswegen versuchen wir mit unseren Neuankömmlingen erst einmal in den Gruppenräumen zu bleiben. Eine räumliche Veränderung ist am Anfang für die Neulinge noch zu viel. Bis sich ein Kind an den Ablauf und die Rituale in der Krippe gewöhnt hat, vergehen in der Regel drei Monate. Erst dann ist das Kind richtig eingewöhnt.
Das größte Problem für die Eltern ist die Trennung an der Gruppentür. Wie schafft man es am besten, dass keine Tränen fließen?
Wir legen es gar nicht darauf an, dass die Kinder nicht weinen. Viele sind noch klein und können sich nicht anders ausdrücken. Wenn der Elternteil geht, reagieren viele Kinder mit Tränen, weil das für sie ungewohnt ist. Weinen bedeutet nichts anderes als "Ich mag das nicht!". Vielen Eltern blutet das Herz, wenn ihre Kinder anfangen zu weinen - verständlich, denn sie vertrauen uns das Wertvollste an, was sie besitzen. Doch Tränen bedeuten nicht, dass eine Eingewöhnung nicht erfolgreich war. Wenn ein Kind gegen den Abschied vom Elternteil protestiert - egal ob mit Tränen oder ohne - ist das vollkommen okay, denn es zeigt Bindungsverhalten. Das Vertrauen zur Erzieherin sollte jedoch so groß sein, dass sich das Kind von ihr danach trösten lässt und das Spielangebot in der Gruppe annehmen kann.
Gibt es bei der Eingewöhnung unterschiedliche Konzepte?
Neben dem Berliner Modell gibt es noch das Münchener Modell. Beide Konzepte sind meiner Ansicht nach sehr ähnlich. Das Münchner Modell plädiert für mehr Zeit und nicht nur den ausschließlichen Fokus auf das Verhältnis von Kind und Bezugsbetreuer. Im Grunde finde ich aber, dass beide Konzepte völlig in Ordnung sind und es keine Rolle spielt, für welche Variante sich eine Krippe entscheidet. Hauptsache ist, die Krippe arbeitet bei der Eingewöhnung wirklich nach einem festen Plan.
Gibt es ein Alter, indem die Kleinen sich am besten eingewöhnen?
Die meisten Kinder kommen im Alter zwischen neun Monaten und zwanzig Monaten in die Krippe. Das ist genau das Alter, in dem Kleinkinder ein Bindungsgefühl entwickeln. Jetzt fangen sie an, auf Trennungen von Bezugspersonen emotional zu reagieren. Dementsprechend ist natürlich die Eingewöhnung von Babys unproblematischer, weil sie noch keine Trennungsangst haben. Hier fällt es aber oft den Müttern schwerer, ihre Kinder erstmals in fremde Hände abzugeben. Viele sind am Ende aber erstaunt, wie leicht sich ihr Baby an die neue Situation gewöhnt. Das kann manchmal so weit gehen, dass es eine gewisse Frustration der Mütter über die so emotionslose Übergabe in die Krippenbetreuung gibt. Bei Kindern, die sehr früh eingewöhnt werden, kommt es im Ausgleich dazu manchmal Monate später zu einer verzögerten Fremdelphase. Die Kinder reagieren dann wie ganz neu eingewöhnte Kinder, obwohl sie schon seit Monaten bei uns sind: Erst jetzt haben sie realisiert, dass die Eltern nicht in der Krippe bleiben. Diese Phase ist jedoch erfahrungsgemäß schnell wieder vorbei. Gewöhnen wir dagegen ältere Kinder ab zwei Jahren in die Krippe ein, sieht die Sache wiederum ganz anders aus. In diesem Alter haben die Kleinen gerade einen großen geistigen Entwicklungssprung gemacht: Sie können nun zwischen "Ich" und "Du" unterscheiden und Folgereaktionen von Handlungen abschätzen und einkalkulieren. Sie wissen also: Wenn ich ganz doll weine, kommt die Mama zurück! Sie versuchen also, die Interaktion mitzusteuern und weinen bewusst, manchmal theatralisch, weil sie möchten, dass die Eltern wieder kommen. In diesem Alter ist es besonders wichtig, das Trennungsverhalten des Kindes gut zu beobachten und einzuschätzen, in welcher Entwicklungsphase das Kind tatsächlich ist. Hier kann es für eine gelungene Eingewöhnung nämlich manchmal auch wichtig sein, den Kindern zu zeigen, dass Tränen die Eltern nicht zurückholen. Die richtige Einschätzung des Kindes in dieser Altersgruppe ist nicht immer ganz einfach und braucht Erfahrung. Da komme ich als Krippenpsychologin dann gelegentlich mit ins Spiel und tausche meine Einschätzung mit dem Team aus.
Was ist, wenn Babys noch gestillt werden?
Das ist kein Problem! Wir haben einige Mütter, die bei Unternehmen in der unmittelbaren Umgebung arbeiten. Die kommen dann zum Stillen einfach in die Krippe. Aber auch Mütter, die Milch abpumpen, unterstützen wir. Grundsätzlich dürfen die Eltern gerade bei den Kindern unter einem Jahr selbst entscheiden, was die Kinder essen sollen. Aufgrund von möglichen Allergien bevorzugen Eltern unterschiedliche Lebensmittel. Wer seine eigenen Gläschen mitbringen möchte, kann das natürlich gerne tun. Kinder, die älter als ein Jahr sind, sollten jedoch mit der Gruppe gemeinsam essen - und wollen das meistens auch. Wenn etwas auf dem Tisch steht, ist das interessanter als das, was Mama mitgegeben hat. Das versuchen wir den Eltern dann auch zu erklären. Übrigens ist das Essen in der Kinderkrippe eine der letzten Tätigkeiten, die die Kinder anfangen. Viele Krippenbeginner essen erst sehr spät mit den anderen Kindern: Für viele ist Essen etwas sehr Persönliches. Dementsprechend fangen die Neuankömmlinge damit erst an, wenn sie sich richtig wohl fühlen.
Was ist von Seiten der Kinderkrippe bei der Eingewöhnung zu beachten?
Da die Kinder unterschiedliche Bezugspersonen in der Gruppe haben, muss das im Dienstplan beachtet werden. Auch die Erzieherinnen innerhalb eines Teams müssen sich gut absprechen. Wenn ein neues Kind zu uns kommt, muss der Bezugsbetreuer anwesend sein und Zeit haben, sich um den Neuankömmling zu kümmern. Aber auch für die Übergabegespräche am Morgen von den Eltern an die Krippe und am Nachmittag von der Krippe an die Eltern sollte genug Zeit sein: Wie hat das Kind über Nacht geschlafen? Gab es Probleme in der Krippe? Was hat es gegessen? Je mehr die Erzieherinnen über die aktuelle Gefühlslage der Kinder Bescheid wissen, desto besser können sie auf das Kind eingehen. Und auch für die Eltern ist es wichtig zu erfahren, was ihr Kind über den Tag gemacht hat. Für die Kinder, die schon etwas länger bei uns sind, bedeutet eine Eingewöhnung eines neuen Kindes auch, dass wir nicht spontan nach draußen gehen können oder der Spaziergang in der ersten Zeit auf nachmittags verlegt werden muss. Denn jede weitere Veränderung verunsichert die Kinder und sollte deswegen vorerst vermieden werden.
Wie glückt eine Eingewöhnung am besten?
Die Gefühlslage der Eltern während der Eingewöhnung ist sehr ausschlaggebend. Denn diese überträgt sich automatisch und auch unbewusst auf das Kind. Sind die Eltern unsicher oder mit etwas nicht zufrieden, fühlen sich die Kinder auch nicht wohl. Deswegen ist es sehr wichtig, dass die Eltern genau wissen, wie die Eingewöhnung abläuft, was wir planen und was ihre Aufgabe ist. Dringend nötig ist auch, dass sich die Eltern die vier Wochen komplett frei halten und sich auf die Eingewöhnung konzentrieren können. Denn eine Krippeneingewöhnung kann man nicht erzwingen und vor allem nicht unter Zeitdruck bewältigen. Wenn die Eltern gestresst sind, merken das die Kinder sofort. Zudem sollten Eltern ihren Kindern in dieser Zeit keine weiteren Veränderungen wie einen Umzug zumuten. Auch ist es nicht wirklich förderlich, wenn das Kind vier Wochen zu uns in die Krippe kommt, die Familie dann aber für zwei Wochen in den Urlaub fährt. Außerdem sollte der Krippenneuling konstant von einer Bezugsperson begleitet werden. Wenn mal der Papa, mal die Mama oder auch die Oma zur Eingewöhnung kommen, ist es für das Kind jedes Mal wieder eine neue und ungewohnte Situation.
Wie werden die Eltern bei der Eingewöhnung begleitet?
In den ersten Tagen der Eingewöhnung sitzen die Eltern der neuen Krippenkinder oft im Nebenraum. Wir bieten ihnen dann einen Kaffee an, quatschen mit ihnen und versuchen, sie abzulenken. Vielen Eltern hilft es schon, wenn sie am Elternabend erfahren, wie die Eingewöhnung abläuft. Auch das Eingewöhnungsgespräch hilft, sich gegenseitig besser kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen. Um weitere Ängste und Sorgen zu vertreiben, dürfen die Eltern bei uns für ihre Kinder ein Ich-Buch basteln. Da können Fotos von Oma und Opa, Mama und Papa und Geschwistern eingeklebt werden. Andere Eltern schreiben Erinnerungen oder liebe Verse auf, manchmal gibt es auch Steckbriefe von den Kindern oder ein selbstgemaltes Bild vom Lieblingsteddy wird gezeichnet. Wir laminieren die Seiten und stellen für jedes Kind ein kleines Buch zusammen, was dann für sie in der Gruppe ausliegt. Das hilft ganz oft, wenn ein wenig Heimweh aufkommt - und die Eltern haben das Gefühl, ihren Kindern für den Krippenalltag etwas Persönliches mitzugeben. Wir sehen uns mit den Eltern in einer Erziehungspartnerschaft - der gegenseitige Austausch ist für unsere Arbeit das Wichtigste.
Welchen Kindern fällt die Eingewöhnung besonders leicht?
Das sind vor allem Kinder von Eltern, die ganz ruhig und optimistisch die Eingewöhnung angehen. Aber auch Kinder, die vor dem Krippenstart öfters von den Großeltern oder dem Babysitter betreut wurden, nehmen die neue Situation besser auf. Oder anders gesagt: Die Eltern kennen die Trennungssituation schon und sind dementsprechend gelassener. Auch Kinder, die große Geschwister haben, gewöhnen sich mitunter schneller an die Krippe. Sie haben die großen Geschwister dort schon einmal abgeholt, sehen, dass sich Bruder oder Schwester dort wohl fühlt, und auch die Eltern wissen, dass ihre Kinder in der Krippe gut aufgehoben sind.
Helfen Rituale?
Der ganze Krippenalltag ist ein einziges Ritual. Am Morgen starten wir mit dem Morgenkreis, dann gibt es Frühstück, dann wird gespielt, irgendwann am Vormittag geht's auch mal mit der ganzen Gruppe in den Wickelraum, dann wird aufgeräumt, dann gibt es Mittagessen und so weiter. Dabei wird alles immer begleitet von ganz bestimmten Liedern oder Versen. Nach dem Mittagessen, Wickeln und Zähneputzen legen sich die Kinder zum Mittagsschläfchen in den Schlafraum. Und sie wissen: "Wenn ich aufwache, dann gibt's noch Brotzeit und dann holt mich Mama wieder ab". Klare Abläufe sind für die Kinder wichtig und helfen ihnen, durch den Tag zu kommen. Der Morgenkreis ist bei uns besonders beliebt: Um neun Uhr setzten wir uns in den Gruppen zusammen und starten gemeinsam in den Tag. Wir haben schon erlebt, dass Kinder ganz wütend und traurig waren, wenn sie dieses Ritual verpasst haben. Deswegen wünschen wir uns von den Eltern, dass alle ihre Kinder bis kurz vor neun Uhr bei uns abgeben.
Gibt es Kinder, denen es besonders schwer fällt?
Meiner Meinung nach ist jedes Kind für die Betreuung in einer Kinderkrippe geeignet. Wenn es nicht so richtig klappt, dann stehen wahrscheinlich die Eltern nicht so ganz dahinter. Ein Gespräch hilft dann oft zu klären, was genau den Eltern so schwer fällt und wir kommen eigentlich immer gemeinsam zu einer Lösung. Kinder spielen gerne in Gruppen, sind neugierig und bereit, selbstständig zu handeln. All das wird in einer Kinderkrippe unterstützt und gefördert.
Sabine Kowatsch von familiengesundheit
Sabine Kowatsch von familiengesundheit
Sabine Kowatsch, selbst Mutter von zwei Kindern, ist Erzieherin und Diplompsychologin. Sie berät Krippen und unterstützt diese in ihrer täglichen Arbeit mit Kindern. Seit 2009 ist sie zudem als nebenberufliche Dozentin an der Städtischen Fachakademie für Sozialpädagogik in München im Bereich Kleinstkindpädagogik tätig. Unter anderem arbeitet sie in München in der Zukunft Kinderkrippe (ZuKi) Berg am Laim als Krippenpsychologin und betreut die Eltern in der Zeit der Eingewöhnung. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Marianne Kowatsch hat sich die Diplompsychologin 2005 selbstständig gemacht und berät im Rahmen ihrer eigenen Praxis Familien in Bezug auf Erziehung und Beziehung. Weitere Informationen zu der familienpsychologischen Praxisgemeinschaft familiengesundheit findest du unter www.familiengesundheit.de.