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Three Minutes - A Lengthening | bpb.de

Three Minutes - A Lengthening Drei Minuten jüdisches Leben in Polen 1938

von: Bianca Stigter

Drei Minuten Film. Aufgenommen 1938 in einer polnischen Kleinstadt. Ein Blick in eine Welt, die es nicht mehr gibt. Dieses beeindruckende filmische Essay geht auf die Suche nach dem Schicksal der abgebildeten Personen.

Inhalt

Der Dokumentarfilm „3 Minutes – A Lengthening“ basiert auf 3 Minuten privaten Filmmaterials, welches der Amerikaner David Kurtz 1938 in einer jüdischen Stadt in Polen gedreht hat. Die Filmemacherin Bianca Stigter hat diese Aufnahmen in ihrem filmischen Essay eindringlich verlängert, verdichtet und zusammen mit dem Enkel von Kurtz das Schicksal der abgebildeten Menschen recherchiert. Von den 3.000 jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern wurden nahezu alle in Treblinka ermordet.

Im Jahr 2009 entdeckte Glenn Kurtz, der Enkel von David Kurtz, die fast verrottete Filmrolle im Haus seiner Eltern in Florida. Die Aufschrift lautete: „Our Trip To Holland, Belgium, Poland, Switzerland, France and England 1938“. Die ausgeblichenen 16-Millimeter-Kodak-Farbaufnahmen zeigten u.a. Straßenszenen aus dem Städtchen Nasielsk nördlich von Warschau. Gedreht hatte sie sein Großvater David Kurtz, ein amerikanischer Jude, Anfang August 1938 auf einer Europareise in die Heimat seiner Vorfahren. Die Bedeutung des Filmfundes war evident: In Nasielsk lebten 3.000 Jüdinnen und Juden als die Deutschen Polen überfielen, und weniger als hundert überlebten den Holocaust. Daher beschloss Glenn Kurtz, möglichst viele der abgebildeten Menschen zu finden und ihnen ihre Namen zurück zu geben. Hilfe bei der Identifizierung erhoffte er sich u.a. vom Externer Link: United States Holocaust Museum in Washington. Auf dessen Webseite sah Bianca Stigter das Material und setzte sich mit Glenn Kurtz in Verbindung.

Bianca Stigter, niederländische Filmautorin und -produzentin, seziert die einzelnen Sequenzen des Filmmaterials Stück für Stück auf beeindruckende Weise, zeigt immer wieder andere Ausschnitte und Perspektiven. Mal läuft das Bewegtbild vorwärts, mal rückwärts, mal in Zeitlupe, mal in Einzelbildern. Manchmal fokussiert der Film auf einzelne Personen, mal auf bestimmte Details der Straßenszenerie. Die wertvollen Minuten werden Moment für Moment akribisch nach Hinweisen untersucht, um die im Zelluloid verborgenen menschlichen Geschichten zu enträtseln. Am Ende gelingt es Kurtz und Stigter, sieben der etwa 150 Menschen im Film Namen und zum Teil Geschichten zuzuordnen. So machen sie z.B. den heute über 90-jährigen Holocaust-Überlebenden Externer Link: Maurice Chandler ausfindig, der in den Aufnahmen als kleiner Junge zu sehen ist. Seine Stimme und die von Glenn Kurtz bereichern die Bilder. Die Schauspielerin Helena Bonham Carter spricht den Text aus dem Off.

Der Film ist eine beeindruckende Abhandlung über Geschichte und Erinnerung. Solange wir zuschauen und Fragen stellen, ist die Geschichte noch nicht zu Ende, die Erinnerung noch nicht abgeschlossen. Die 3 Minuten Filmmaterial, meist in Farbe, sind die einzigen bewegten Bilder, die von den jüdischen Einwohnern von Nasielsk vor dem Holocaust übriggeblieben sind. Der Film macht eine Welt wieder lebendig, die es nicht mehr gibt, die vernichtet wurde. Er schafft es auf besondere Art und Weise, den Zuschauenden die abgebildeten Menschen nahe zu bringen, gerade dadurch, dass er auf die sonst in solchen Filmen üblichen Mittel der Dramatisierung verzichtet. Dabei läuft die Recherche oft ins Leere. Trotzdem tastet sich der Film auf der Suche nach Hinweisen und Antworten, die im Filmmaterial eingefangen sind, beharrlich voran. Ästhetisch bleibt er strikt auf einer Linie und zeigt fast ausschließlich die Aufnahmen aus dem Amateurfilm – bis auf eine Sequenz mit einem 3-D-Modell des damaligen Marktplatzes und eine Szene, bei der das historische Material vom Marktplatz mit den Geräuschen des heutigen Nasielsk unterlegt ist. Die Filmemacherin nimmt sich die Zeit, ganz genau hinzuschauen. Sie macht deutlich, dass dieser Prozess weitergehen kann und hofft, dass noch mehr der dargestellten Personen identifiziert und erinnert werden können.

Die bpb empfiehlt den Film ab einem Alter von 14 Jahren.

Mehr Informationen

  • Regie: Bianca Stigter

  • Produzentin: Floor Onrust

  • Ko-Produzent: Steve McQueen

  • Kamera: David Kurz

  • Text: Bianca Stigter

  • Schnitt: Katharina Wartena

  • Musik: Wilko Sterke

  • Ton: Mark Glynne

  • Produktion: 08.2021

  • Spieldauer: 69 Min.

  • hrsg. von: Family Affair Films

  • Verfügbar bis: 01.03.2033

Lizenzhinweise

© 2021 Family Affair Films

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